Auch ich bevorzuge mehrere Keyboards.
Mein Bandsetup (Hobby-Coverband, Schwerpunkt 80-Jahre-Dance, tendenziell ziemlich funky, aber auch mit 70er- und 90er-Sprengseln plus ein bißchen Rock und Obskur-NDW) besteht aus einer Roland XP-80 und einem Kurzweil K2000, die von unten nach oben auf einem Ultimate Apex AX-48B stehen.
Die XP-80 ist, auch dank ihrer drei Expansion-Boards, das Hauptinstrument und bedient den Großteil der Stücke momentan allein. Der Einfachheit halber habe ich für jedes Stück mit XP-80-Beteiligung eine eigene Performance angelegt, und das Gerät erlaubt blitzschnelles Zu- und Wegschalten einzelner Parts lokal, sendender- und empfangenderweise. Falls mehrere Klänge gebraucht werden, wird eben gesplittet. Sounds schalte ich im laufenden Stück übrigens nie um, da verhaspelt man sich zu schnell, das nötige Abstimmen der Lautstärken verkompliziert die Sache nur, und bei einem Klangvorrat von über 1300 Patches ohne Kategoriefunktion (XP-80) dauert das auch zu lange.
Wozu also der Kurzweil, mal abgesehen vom Versuch, einen Ruf als Gearnerd zu manifestieren, indem man zwei Workstation-Ikonen der 90er Jahre mit ellenlangen Referenzlisten auf einem Ultimate stapelt? Na ja, auch beim wildesten Split-Exzeß gehen irgendwann mal 76 Tasten zur Neige; um so schneller, wenn man wilde Hammond-Glissandi spielen möchte oder denselben Klang anderweitig über mehr als drei, vier Oktaven braucht. Ich sag mal so: Bei Sunrise (Simply Red) muß ich an einer Stelle schon mit beiden Händen ineinander spielen, und die Streicher bei Fresh (Kool & the Gang) brauchen auch mehr Platz oben rum als sie jetzt haben. Abgesehen davon kann die XP-80 eine Menge, aber alles kann sie auch nicht. Sie kann keine Samples einlesen, was der Kurze sogar ohne seine Samplingoption könnte. Von selber sampeln ganz zu schweigen (eines Tages häng ich mir die Bandsumme in Stereo an den Kurzen). Sie hat nicht die ausgefuchsten Synthesemöglichkeiten, die V.A.S.T. bietet (Envelopes mit mehrphasigem Release oder VA-mäßige Oszillatoren seien hier als kleines Beispiel genannt), auch wenn sie ihre eigenen ausgefuchsten Synthesemöglichkeiten hat. Sie hat vielleicht FM-Samples an Bord, der Kurze kann aber richtig FM, und zwar auch schon mal mit sechs Operatoren, und in einer 80er-Jahre-Band wird man früher oder später ein DX7-Rhodes brauchen. Sogar der eine oder andere der nur 200 Werkssounds findet dankbare Verwendung, einer davon sogar in einem der bisher zwei Kurzweil-only-Stücke. Zu guter Letzt wird die Zahl der Kurzweil-only-Stücke noch ansteigen müssen, denn die XP-80 faßt nur 32 User-Performances, der Kurze nimmt dagegen auch ohne Überschreiben der Werkseinstellungen an die 900 User-Setups auf.
Allerdings ist der K2000 nur vorübergehend in der Band. Er ist der Stellvertreter eines normalerweise in meinem Rack verschraubten K2000RS, der aber wegen ein paar Defekten in Bälde in die Werft einrücken wird. Wenn dieser wieder da ist, kommt der Tasten-K2000 nach Hause, wo es warm und ruhig ist. Ist ja auch nicht mehr der Jüngste, er war 1991 einer der ersten. Seinen Platz auf dem Ultimate wird dann ein MicroKorg einnehmen, der auch als "anderthalbte" Tastatur im MIDI-Verbund eingesetzt werden wird (und den ihr mir nicht ausgeredet bekommt, no way).
A propos Rack: Latürnich sitzt da drin auch mein Submixer, der bei der Gelegenheit die Signale symmetriert. Besonders der K2000 bräuchte ansonsten eine DI-Box (&%#§$@ Schukoanschluß). Das reduziert meine Schnittstelle zur Band auf ein Schuko- und zwei symmetrische Audiokabel. Außerdem würden mir meine Bandkollegen in den Nacken springen, sollte ich mich nächstes Jahr erdreisten, geschätzte neun oder zehn Kanäle am FOH zu beanspruchen, von den Kosten für derartig viele und dann auch noch gute DI-Boxen ganz zu schweigen.
Martman