Ein Autodidakt lehrt sich Geige - MollParallels Fortschrittsthread

  • Ersteller MollParallel
  • Erstellt am
Hi Copley,

Da Du mich ansprichst.: Ist für so manchen vielleicht auch eine Frage des technischen Fuhrparks. Ich für meinen Teil investiere mein "überschüssiges" Geld gerade lieber in die Geigenstunden und Werkmaterial , als in Aufnahmezubehör. Hinzu kommt in meinem Fall außerdem eine gewisse "digitale Distanzproblematik", :)der ich mich jetzt noch nicht stellen werde.
Aber nichtdestotrotz,…. wenn Dir der Sinn danach steht; es ist sicherlich sehr interessant, Deine Aufnahmen zu hören. Was ein totaler Autodidakt im völligen Allleingang so auf die Beine gestellt hat, ist doch in diesem Thread wunderbar aufgehoben. Aber wenn Du´s nicht machst, ist´s auch nicht schlimm, außerdem wolltest Du doch eigentlich Druck vermeiden, oder?!

Grüße, auch an Cala, von einer fürstlichst bezahlten Teilzeitkraft mit Dienstbotengeschwader:rofl: anscheinend ungwöhnlichen Musikfreunden, mit übrigens ! glücklich freistehender Geige, phasenweise Autodidaktin, mit noch einigen anderen Hobbies und nun auch noch mit Geigenunterricht, von dem mir trotz meines Alters niemand abgeraten hat. Ich hab´allerdings auch niemanden danach gefragt.:D

Kylwalda
 
Ich habe eher den Eindruck, dass die (professionellen) Geiger, die einem vom Geigen abraten (sei es nun aus Alters- oder sonstigen Gründen) irgendwie das Gefühl haben, man nimmt ihnen was weg. Ist schwer zu beschreiben. Aber da studiert jemand jahrelang und quält sich durch Vorspiele etc. um irgendwann gegen Bezahlung in einem Orchester zu spielen und dann kommt so eine Trulla wie ich, fängt mit 39 an Geige zu lernen und landet prompt in einem Kammerorchester :D. Bezahlt werd ich dafür zwar nicht, aber ich wette, ich hab fast mehr Spaß, als so mancher Berufsmusiker.
Irgendwie kann ich das sogar verstehen. Als ich gehört hab, auf welch relativ einfachen Wege heute Mütter zur Erzieherin umgeschult werden, musste ich, die sich durch vier Jahre Ausbildung gequält hat auch erst mal schlucken. Aber gut, dann ist das eben so.
Die Frage ist jetzt nur, warum ist das nur bei den Streichinstrumenten so? Wollte ich jetzt Flöte, Trompete oder sonstwas lernen würd keiner was sagen. Irgendwie muss die Geige doch mal ein ziemlich elitäres Instrument gewesen sein. Ich hab nichts dagegen, wenn sie sich davon weg bewegt, elitär war noch nie mein Ding.
 
Ich habe in einer Folkrockband Gitarre, Geige, Mandoline und Querflöte gespielt. Und gesungen. Und alles autodidaktisch. Es hat gereicht. Vielleicht war´s sogar ganz gut. Das kann und will ich nicht beurteilen. Aber es hat einfach Spaß gemacht. Wenn ich auch manchmal der vertanenen Chancen nachtrauere, ein Instrument "richtig" zu lernen.
Dies ist keine Verurteilung, keine Beurteilung, nur persönliches Erleben. Die meisten von uns sind hier wohl erwachsen und treffen ihre Entscheidungen aus ihrer Lebenssituation heraus, die immer individuell ist. Wenn ich von autodidaktischem Lernen abrate, dann wohl, weil ich es jetzt vermisse, "richtig" Geige spielen zu können. Aber das kann für jemand Anderen schon völlig anders aussehen. Also alles nicht so verbissen sehen. ;)
 
Ich würde auch jedem bei der Geige zu Unterricht raten, wenn es irgendwie eben geht. Aber bei manchen geht es ja eben irgendwie nicht. Und da finde ich es fairer, von den Gegebenheiten auszugehen, und zu schauen, wie man´s dann angehen kann, als es demjenigen engagiert auszureden, und dies z.T. noch abkanzelnd, wie ich es in manchen Foren (nicht hier) bereits gelesen habe. Selbstredend beziehe ich mich damit nicht auf die "Ach, heute ist mir mal nach einem Geigenliedchen"-Kandidaten. Und da ist Copley´s Beitragt wunderbar geeignet, angehenden Autodidakten zu zeigen, was sie erwartet und sie können sich überlegen, ob sie zu einer solchen Ausdauer und Bescheidenheit fähig sind. Und ich habe höchsten Respekt für solche Autodidakten, wie auch für die Userin Bea in einem anderen Forum, die, wenn ich´s richtig verstanden habe, Selbstlernerin ist. Sehr systematisch, unbeirrbar und die dabei sogar noch ihre Tochter und in gewisser Weise auch andere User mitnimmt. Hut ab!
 
Cala, dein Beitrag gefällt mir gut.
Mich haben besonders die Beiträge a la "lern doch lieber Gitarre oder Klavier" geärgert. Auch die Gitarre ist kein plumpes Instrument, das jeder Dorftrottel nach zwei Wochen beherrscht. Es gilt mittlerweile auch als erwiesen, dass das Klavierspielen das Gehirn wesentlich mehr fordert und prägt, als das Geigespielen, da es von der links-rechts Koordination her sehr viel anspruchsvoller ist.

Die Klassik an sich gilt ebenfalls längst nicht mehr als das einzig Gute und Wahre.
Ob ein Kind mit Mozart oder Pink Floyd aufwächst, macht keinen Unterschied, da nicht die Art der Musik sondern die Komplexität der Strukturen den Unterschied ausmacht.

Inwieweit es einem Spaß macht, nur für sich zu lernen, hängt vermutlich von der Mentalität der jeweiligen Person ab.
Wozu das alles gut sein soll, ist eine Frage, die man sich letztendlich immer stellen und bis auf die Grenzen des Universums ausweiten kann. Ich weiß nicht, ob es eine Sache besser oder sinnvoller macht, wenn man für sie bezahlt wird, in Form von Geld oder Anerkennung.
Ich persönlich, gelange, je älter ich werde, immer mehr zu der Erkenntnis, dass Profit (in welcher Form auch immer) für mich nicht als sinnstiftendes Element funktioniert. Hier und heute tue ich die Dinge um ihrer selbst Willen, was sie mir in jener Zukunft einbringen werden, von der ich nicht weiß, ob sie existieren wird, ist eine Frage, die naturgemäß immer mitschwingt, aber nicht im Zentrum meines Interesses steht.
In der Hinsicht bin ich vielleicht auch ein Freak ;) Ich mag den Prozess des Lernens, der einem, egal was man lernt, etwas über das Leben und dessen Zusammenhänge mitteilt, wenn man bereit ist ganz genau hinzuhören. Die Geige kann das, in meinem Fall, besonders gut, aufgrund ihrer Komplexi- und Sensibilität.
Aber ehe es zu abgehoben wird...

Kylwalda, es lag nicht in meiner Absicht, speziell dich in Sachen Aufnahme anzusprechen. So unhöflich bin ich nicht! Das war nur eine Beobachtung im Allgemeinen.

Es gibt Momente, in denen mir ein Feedback fehlt. Zweifel bleiben nicht aus. Ich kann nicht einschätzen, ob das was ich mache einigermaßen in Ordnung ist oder nicht vielleicht doch schlecht hoch zehn, hoch zwölf, mal dreizehn.
Ob das in letzter Konsequenz überhaupt eine Rolle spielt, weiß ich nicht. Das kann einem nur die Situation selbst sagen.
Momentan hadere ich noch mit mir. Druck ist allerdings ein gutes Stichwort, denn am meisten würde mich eine Meinung zum Bogendruck interessieren, der vom ersten Tag an ein Fragezeichen in meinem Kopf hat rotieren lassen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Optimum schon raushole. Ich war die meiste Zeit über zu zimperlich.

Ich hadere erst mal so weiter und versuche meine Intonation noch etwas gerader zu rücken. Das mir da die Präzision fehlt, ärgert mich maßlos.

Noch so ein Tipp für alle Autodidakten die gerade anfangen: Nicht so viel blöd rumdudeln, sondern lieber artig Tonleitern üben. Das zahlt sich aus! :)


Grüße
Copley
 
@Copley

Was den Bogendruck angeht, ist dies der "Dreh und Angelpunkt" was den eigentlichen Ton angeht. Um einen vollen lauten kräftigen Ton zu erzeugen braucht es eine schnelle Bewegung mit viel Druck. Eine tolle Übung dafür sind einzelne Bogenstriche mit Anheben des Bogens zum Ende hin, dabei den Bogen so schnell wie möglich und mit so viel Druck wie möglich bewegen. Hör mal genau hin, was dabei mit dem Ton passiert. Variiere die Lage des Bogens zwischen Steg und Griffbrett. Achte auf die Rechtwinkligkeit des Bogens zur Saite (Spiegel!). Kante den Bogen an. Probiere aus: was ist zu tun, damit der Ton ohne Nutzung der linken Hand ins Flageolett überspringt (für manche ist das einfach, andere bekommen das nicht hin).

Eine andere Übung ist das möglichst lange Halten des Tons auf einem Bogenstrich, im Idealfall bei gleichmäßiger Lautstärke und ohne "ruckeln". Gib dabei so viel Druck wie möglich, ohne das es kratzt. Und nochmal, aber so leise wie möglich.

Halte den Oberarm bei allem so ruhig wie möglich, die Hauptbewegung kommt aus dem Unterarm, welcher in etwas eine Linie mit dem Bogen bildet (also nicht durchhängen lassen), damit hast Du dann auch einen Anhaltspunkt, wohin der Ellenbogen gehört.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Achtung!
ABC-Schütze überquert die Straße. Bitte am Zebrastreifen halten, nicht einfach drüber brettern! Und nicht lachen, wenn es etwas unbeholfen wirkt, wenn ich pflichtbewusst den Arm ausstrecke. Ich tue es mit all der Gewissenhaftigkeit dieser Welt. In der stillen Hoffnung, eines fernen Tages ein braver, rechtschaffender Bürger zu werden, mit schnurgerader Haltung, schnurgeradem Bogen und einer akkurat gegossenen Intonation. :)

Das mit der Aufnahme hat leider überhaupt nicht funktioniert. Schlagartig wurde mir wieder bewusst, warum ich die Musik damals an den Nagel gehängt habe. Selbst wenn mein Publikum nur aus einem kleinen roten Record-Licht besteht, verliere ich schon die Nerven. Das Wort "Lampenfieber" hat für mich eine ganz neue Bedeutung gewonnen.

Ich finde das Beispiel ein bisschen peinlich, weil etliche Ausrutscher drin sind. Aber es bildet wahrscheinlich die Realität ab.
Ab und zu gelingt es mir inzwischen zwar auch mal ohne Bogenausrutscher durchzukommen, aber daraus die Regel zu machen, wäre auch nicht ganz aufrichtig. Astrein läuft die Sache eben noch nicht. Das muss ich akzeptieren... Tue ich auch. Zähneknirschend.
Ich war aber auch höllisch nervös! Das muss ich nochmal betonen. Wäre ich das nicht gewesen, hätte ich noch etwas besser hinbekommen.

Ich würde mich freuen, wenn man in Sachen Intonation etwas Nachsicht mit mir üben würde. Wie ich weiter oben schon erklärte, habe ich meine Mitte in Fragen der linken Hand noch nicht gefunden. Das pendelt sich erst so langsam ein.


Ich habe mir noch eine kleine Mogelpackung ausgedacht: Um meine Aufnahme von jetzt etwas aufzuwerten, stelle ich ihr eine Aufnahme gegenüber, die aus der Zeit stammt, in der ich die Etüde gerade auswendig lernte. Der Vergleich ist nicht ganz fair, weil ich bei der alten Aufnahme mit Dämpfer spielte, ich meine aber behaupten zu dürfen, das ich mich verbessert habe.
Ich habe mich in erster Linie darum bemüht mutiger im Umgang mit dem Bogen zu werden, um einen besseren Ton zu erzeugen.
Von Musikalität kann man bei mir nicht wirklich sprechen, ich finde das alles noch ziemlich klobig und holzhammermäßig. So'n bißchen nach dem Motto: Hauptsache ich komme irgendwie durch...
Genug lamentiert. Wenn man bedenkt, dass ich vergangenen Juni erst gelernt habe, wie man Violinäh buchstabiert, sollte es, denke ich und hoffe ich kein Totalausfall sein. Oder doch?




Also gut, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Es folgt: Der Alptraum eines jeden Fachmenschen, Autodidakt auf Geigenset!



Aufnahme Dezember 2012 - mit Dämpfer (muss man ertragen können)

http://www.file-upload.net/download-7514658/Wohlfahrtalt0.mp3.html




Aufnahme April 2013

http://www.file-upload.net/download-7514646/WohlfahrtNr3.mp3.html



Kritik ist erlaubt und erwünscht! Von nichts kommt nichts!



@ Stollenfiddler: Ich finde es sehr nett von dir, dass du dir die Mühe machst, mir Tipps zu geben! Ich gebe hiermit feierlich zu Protokoll dass ich sie mir zu Herzen nehmen werde. Derartige Übungen sind genau die Dinge, die ich bislang vernachlässigt habe, weil ich sie mir noch nicht zutraute.
Ich werde mal sehen. Ich knabbere seit geraumer Zeit an meinem ersten Menuett. Vielleicht gelingt es mir, dass in in einigen Wochen, mithilfe deiner Ratschläge, mit ein paar kleinen Akzenten zu spielen. Das wär schon was.



Grüße
Copley :redface:x4
 
Copley, da hast Du so eine schöne Conférencierei hingelegt, die direkt das Areal für Mamagefühle ansprach, die sich beim Hören der ersten Datei meiner dann auch restlos bemächtigten. Ich geb´s zu, beim Öffnen habe ich erst ein bisschen Angst gehabt, aber ich finde, für die kurze Zeit, die Du erst spielst, ist das echt schon verflixt nicht schlecht, finde ich. Daß die Intonation noch nicht in der Spur ist, hast Du ja selbst angemerkt. Aber nun, die braucht ja eh eigentlich Jahre, wie ich las. Na ja, und einigermaßen beherzt greifst Du ja auch schon rein. Leider, leider haut bei mir irgendwas beim Versuch die zweite Datei zu öffnen nicht hin. Das wäre ja der gemeinte Teil, zu dem Du Kommentare lesen möchtest. Die gewünschte Kritik kann ich dazu also nun nicht liefern.
Ich versuch das morgen nochmal zu öffnen, bin ja doch sehr gespannt.

Grüße
Kylwalda
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Kein schöner Gedanke, dass Aufnahme Nr. 2 nicht funktioniert. Bei mir klappt es. Wenns weiterhin nicht geht, lade ich es noch mal neu hoch.

Hm :), deinen Kommentar zu Aufnahme Nr. 1 Kylwalda, finde ich schon sehr... sehr gnädig! Ich habe die Aufnahme ausgewählt, weil sie so grottenschlecht ist.
Beherzt ist gut! Ich musste selbst lachen, als ich die Dezemberprobe hörte. Klingt schon fast nach tieferliegenden Problemen oder nach Verbissenheit, je nachdem ob man mir wohl oder weniger wohl gesonnen ist.
Ist schon irgendwie drollig sich selbst so unbeholfen zu hören!

Rückblickend muss ich sagen, dass die Intonation bei der zweiten Aufnahme doch nicht ganz so übel ist, für einen Anfänger. Das sehe ich vielleicht ein bisschen zu eng. Der ein oder andere Ton sitzt schon ganz passabel, Ausrutscher sollten erlaubt sein. Die 100% schaffe ich in der ersten Lage hoffentlich bis nächstes Jahr.

Stollenfiddlers Tipps haben schon geholfen! Ich habe tatsächlich festgestellt, dass ich den Druck vom Bogen automatisch wegnehme, je langsamer ich streiche. Beobachtet habe ich meine Willkür schon länger, aber verstanden erst jetzt.
Ich werde das die Tage noch weiter unter die Lupe nehmen.

Vielen Dank für dein Feedback, Kylwalda!


Grüße
Copley
 
Da Du in Deiner kleinen Vorrede um Welpenschutz gebeten hattest (schon vergessen?:)) mochte ich nicht uncharmant werden, und sagen, daß es vom Spielausdruck her noch etwas überbemüht, eilig und leblos klingt. Jedoch find ich es tatsächlich für einen autodidaktischen Anfänger erstaunlich wenig zaghaft und fiepsig. Aber hast Recht. Ich hätte das `beherzt´ stricheln sollen. Außerdem bestand ja die Möglichkeit, daß in Datei 2, an die ich,( wie auch inzwischen an Datei 1nicht mehr) nach wie vor nicht komme, bereits ein besonnenerer und vitalerer Atem schwingt.
 
Ich habe mir Datei zwei angehört und finde sie schon ziemlich gut. An der ein oder anderen Stelle rutscht die Intonation etwas weg, aber du fängst sie dann wieder ein. Laut meiner Geigenlehrerin ist das ein großer Fortschritt, wenn man das hören und korrigieren kann.
Ich finde es sehr erstaunlich, dass du ohne Lehrer in einem dreiviertel Jahr so weit gekommen bist. Ich würd sagen, mach weiter so, du bist auf einem guten Weg!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hi,

Ich kann einige Erfahrungen in Sachen Geige + autodidaktisches Lernen anmerken.

Ich selbst hatte das Glück, meinen eigenen Geigenunterricht finanziert zu
bekommen (Eltern) und privat + Musikschule zu besuchen. Ich habe alle möglichen
Arten von Musik gehört aber praktisch nie ein echtes Bedürfnis gehabt, mich mit
der Geige in der einfacheren Musik zu entfalten. Ich denke das hängt damit
zusammen, daß die klassische Literatur technisch häufig die größten Heraus-
forderungen bietet und man zu dieser - wegen ihres Alters - auch sehr preiswert
Zugang hat (und jede Menge Noten bereits im Hause waren).

Die Geige (bzw. Streicherfamilie) wird wie die Orgel gerne als Königin der
Instrumente bezeichnet. Daher ist das elitäre Denken bzgl. des Erlernens
natürlich kein Wunder.

Autodidaktisch als erstes habe ich die Blockflöte (vor dem Geigenspiel) erlernt,
v.a. um Notenlesen zu lernen. Einige Jahre nach dem Ende des Geigenunterrichts
kamen noch die Gitarre (6 Monate, danach weitesgehend aufgehört aus Zeitgründen)
und 2005 die Bratsche hinzu (nach 1 Jahr habe ich mich an das Orchester-
spiel gewagt - erst seit gut 2 Jahren fühle ich mich aber wirklich sicher mit
dem Schlüssel und dem Instrument - auch wenn es nie so gut wie die Geige werden
wird. Darüberhinaus habe ich sehr viel über Musikalität (Sprache, Ausdruck und
deren technischen Umsetzung) später autodidaktisch erlernt. Wenn ich meine
Freizeit rein in das Musizieren stecken würde, würde ich noch ein weiteres
Instrument lernen (Keyboard, Xaphoon oder Gitarre - keine leichte Wahl).

Schlußfolgerung ist für mich, daß es heutzutage dank Youtube (u.ä.) und sehr
guten Lehrbüchern wesentlich einfacher geworden ist, autodidaktisch Geige zu
lernen - dies war aber an sich seit den 1980ern bereits gegeben. Sehr wichtig
ist, daß man dabei sehr viel experimentiert und auf das Instrument hört und
mit ihm in einen Dialog tritt. Flexibilität bei der Geigenhaltung und der
gesamten Technik (es gibt viele unterschiedliche Geigenschulen!) halte ich
für enorm wichtig - dann hat man nämlich auch keine großen Schwierigkeiten
bei bestimmten (techn.) Problemen zusätzlich Geigenunterricht zu nehmen.

Ich persönlich würde aber immer als Basis den Geigenunterricht vorziehen bevor
ich dann selbstständig mich mit dem Instrument weiterentwickle. Es kann aber
sehr schwer sein, einen guten Lehrer zu finden. Zu den üblichen Tips, die
hier im Forum angepinnt sind sage ich immer wieder gerne, daß man sich in
Spezialforen wie bspw. dem fiddleforum (deutsch) nach Alternativunterricht
umschauen kann, wenn man eine bestimmte Stilrichtung im Hinterkopf hat.
Ich würde mich sicher auch nach einem anderen Lehrer umschauen, wenn er
sich gegenüber bestimmten Musikstilrichtungen sperrt, die ich gerne üben
bzw. studieren möchte.

Übrigens hat ein bekannter Dirigent einmal gesagt, daß er den Begriff
"Klassik" gar nicht mag. Es gibt unendlich viele Beispiele dazu, daß dieses
Schubladendenken unsinnig ist. Für mich ist wichtig, was die Musik mir erzählen
will. Ob dies nun im Kontext eines Konzerts, Spiels, Films oder etwas ganz
anderen ist, ist doch vollkommen unwichtig.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo Kylwalda, zunächst der neue Link zu der widerspenstigen Datei Nr. 2 ...

https://rapidshare.com/files/4229786732/WohlfahrtNr.3.wav

... jetzt sollte ein Download problemlos funktionieren.


Hoffentlich treiben sich hier nicht allzu viele aufgeklärte Hundebesitzer rum. Soweit ich weiß, ist das mit dem Welpenschutz ein genauso großer Mythos, wie diese Sache mit "die machen das unter sich aus".

Mit der typischen Zaghaftigkeit, hatte ich auf jeden Fall auch zu kämpfen, habe ich genau genommen bei langsameren Stücken immer noch.
Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist, bei mir scheint die Ursache dafür primär im Kopf zu liegen. Man denkt zu viel nach und traut sich zu wenig.



Tahra, ich habe mich riesig über dein Lob gefreut. Auf einem guten Weg zu sein, ist das Beste was ich mir wünschen kann.
Ich wollte das nicht so direkt sagen, ehe ich nicht eine positive Rückmeldung erhalten habe: Es steckt schon viel Arbeit dahinter. Mühe würde ich es nicht nennen, dazu macht mir das Üben zu viel Spaß, aber Fleiß und Ehrgeiz sind mit von der Partie.

Astrein ist meine Intonation wohl noch lange nicht. Meine Treffsicherheit hängt stark vom jeweiligen Stück ab (ich denke, das geht jedem Anfänger so) und ich bin besser beim Aufwärts als beim Abwärtsspielen.

Ob ich schon weit gekommen bin, kann ich selbst nicht beurteilen. Wirklich zufrieden bin ich nicht, das sollte man auch nie sein. Ich glaube, ich kann einige Defizite durch meine grenzenlose Begeisterung für die Geige wett machen.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, in die Aufnahme rein zu hören und sie zu kommentieren:)



Hi Suamor,

schön, dass du das mit dem Experimentieren noch mal unterstreichst. Mich hat es, bei meiner Suche nach Anleitungen, sehr erstaunt, dass jeder etwas anderes zur korrekten Haltung der Geige sagt bzw. es da mehr Spielraum zu geben scheint, als man als Außenstehender für möglich hält.
Obwohl das sehr logisch ist, schließlich ist jeder Mensch anders gebaut, kommt man auf diesen Gedanken zunächst gar nicht.

Es gibt natürlich Dinge auf dieser Welt, die anspruchsvoller sind als andere (das hoffe ich zumindest!) Meinetwegen darf man die auch in Schubladen packen. Das Problem sehe ich darin, dass nur eine bestimmte Auswahl an Menschen den Schlüssel zu diesen Schubladen erhält.
Das ist immer ein zweischneidiges Schwert, wer andere aussperrt, sperrt sich selbst ein.
Und das geht, meiner Meinung nach, am Sinn der Kunst vorbei, die immer danach strebt das Unmögliche möglich zu machen, nicht danach Möglichkeiten im Keim zu ersticken.

Wenn man es genau bedenkt, haben wir wahrscheinlich zu viel Elite und zu wenig Anspruch. Andersherum wäre es mir lieber. Aber das ist eine andere Geschichte ;)


Grüße
Copley
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Danke Copley, daß Du Dich nochmal ans Hochladen gemacht hast.

Ich stimme Tahra voll und ganz zu. Bist wacker auf dem Weg. So habe ich ihn damals mit Unterricht garantiert nicht gespielt. Die Intonation ist, klar, noch nicht sauber, aber für die kurze Zeit ungewöhnlich gut. Viele Kandidaten auf youtube, die offenbar schon länger spielen (was ich aufgrund der gespielten Stücken mal vermute) haben eine weit unterentwickeltere Intonation. Hast mich nebenbei noch dazu wieder an den "Wohlfahrt" gebracht, weil ich beim Nachsehen, ob das so gleichförmig gespielt sein muß (sorry für mein "klingt leblos"!), immer dachte, "was ist das da in Takt 6" (Flüchtigkeitsfehler), und dann mitgespielt habe. Mal sehen, vielleicht werde ich mir den neben dem Fiddlebuch auch nochmal genauer ansehen. Will die Tür für die Klassik ja auch aufhalten. Darf ich fragen, wieso Du als Autodidakt ausgerechnet den "Wohlfahrt" gewählt hast?

Bei dem Welpenschutz hatte ich auch eher den Katzenwelpen, der vorgestern in mein Leben geplumpst ist, vor der Nase,…… der übrigens meine Geigen"künste" gar fürchterbar findet.:eek:
 
Darf ich fragen, wieso Du als Autodidakt ausgerechnet den "Wohlfahrt" gewählt hast?

Ich bin zwar nicht Copley, aber ich hab mir automatisch auch den Wohlfahrt ausgesucht, um Etüden zu üben und bin damit zu meiner Geigenlehrerin maschiert. Ich finde diese Etüden grade für Anfänger sehr gut zu spielen, zumindest bei meinem Ausdruck ist das Notenblatt sehr gut lesbar gestaltet.
 
Ich stimme Tahra zu, die Intonation ist für die kurze Zeit wirklich bemerkenswert gut! Wenn ich mal selbst den Wohlfahrt-Doppelband durchfiddle :D dann folge ich nur noch mehr (dynamisch) den Melodiebögen, arbeite ein wenig Phrasierungen heraus und versuche noch etwas den Character (also Bogeneffekt) zu variieren.

Du siehst, der Wohlfahrt ist auch nach viele Jahren immer noch einer, den man hin und wieder aus dem Schrank ziehen darf :). Mir gefällt daran, daß es keine "stupiden Etüden" sondern kleine Stücke sind, an denen man immer mal wieder etwas ausprobieren kann - und sei es nur mit einer geänderten Strichart.
 
Danke an Euch. Die Lorbeeren haben den Adressaten erreicht!

Ich bin fast ein bisschen stolz :)

Aber, um Höhenflüge zu vermeiden: Bei der Intonation kommt mir wahrscheinlich zu Gute, dass ich früher schon Musik gemacht habe. Was auch eine Rolle gespielt haben dürfte, war die Tatsache, dass ich auf meiner Discountergeige (auf der habe ich die ersten Monate gespielt) keine Leersaiten spielen konnte. Die haben entsetzlich geklungen. Also musste ich notgedrungen erst mal die Intonation üben, bevor ich mich näher mit dem Bogen beschäftigen konnte. Ein schiefer Bogen auf einem schiefen Ton, wäre mir etwas zu viel des Schiefen gewesen.
Bei mir lag der Schwerpunkt also von Anfang an auf der Intonation, während ein Lehrer, soweit ich weiß, den Schwerpunkt vorerst auf den Bogen legt.
Die Anfänger auf You Tube sind in der Regel sehr viel besser, was die Einteilung des Bogens angeht. Daran scheitere ich zum Beispiel besonders bei Riedings h-moll Konzert. Und mit Metronom kann ich auch (noch) nicht spielen, wie man vielleicht hört.
Ich denke, da wäre noch mehr drin gewesen, wenn ich mit mehr System üben würde und nicht so viel "just for fun" machen würde. Manchmal ärgert mich das. Aber was soll's. Diese "hättest", "wärest" und "könntest" und "solltest", bleiben nie aus... ein bisschen schade ist es aber schon...

Ich unterschlage bei der Wohlfahrt Etüde tatsächlich irgendwo sogar eine Note. Irgendwo fehlt ein D. Das habe ich erst vor Kurzem bemerkt, als ich das Stück auf dem Piano nachspielte (sollte ich öfter mal tun, der Lerneffekt ist nicht zu verachten).

Die Wohlfahrt Etüden habe ich mir ausgesucht, als ich merkte, dass ich mit den typischen Anfängerstücken, wie Greensleeves etc. nicht weit komme und auch nichts daraus lernen kann.
Tahra hat Recht, Wohlfahrt kommt sehr geordnet und klar daher, ohne viel Schnickschnack. Die Töne reihen sich erst mal alle schön aneinander. Das hilft in Sachen Notenlesen und ist sehr gut für die Intonation.
Und, das hat Suamor schon hervorgehoben, neben dem einfachen rauf und runter der ersten Lage, hat Wohlfahrt immer sehr schöne dramatische Passagen eingebaut, die richtig was hermachen können.


Mein Hund mag meine "Künste" übrigens auch nicht. Sobald der den Geigenkoffer nur sieht, rollt er die Augen und macht sich schleunigst vom Acker. Rette sich wer kann! :D
 
Meine Katzen flüchten auch, sobald ich nur den Geigenkoffer hervorhole. :D

Copley, ich weiss gar nicht, ob du es irgendwo erwähnt hast, aber womit nimmst du dich eigentlich auf?
Ich frag deshalb, weil ich grad um ein Haar meine "Geigenkarriere" beendet hätte. Und das kam so:
Ich hab mich durch diesen Thread dran erinnert, dass ich mich anfangs auch immer aufgenommen habe, besonders um meine Haltung zu korrigieren. Da ich es aber kaum ertragen hab mich selbst beim Geigen anzuschauen und anzuhören, hab ich das Ganze schnell wieder eingestellt. O-Ton meiner Tochter "Mama du siehst beim Geigen bescheuert aus". Der Meinung war ich auch. :ugly:

Heute dachte ich nun, warum probierst du es nicht noch mal. Also i-Pod hervorgeholt, auf Aufnahme gestellt und losgelegt. Erst mal gehts mir ja wie dir Copley, sobald da das rote Licht blinkt fang ich an zu zittern und spiele dreimal schlechter als sonst. Trotzdem hab ich tapfer durchgehalten und mir dann die beiden Aufnahmen direkt am i-Pod angehört.
Was soll ich sagen, ich bin vor Entsetzen erstarrt. Das klang nicht nach Geige, das klang nach gequälter Katze. Ich war völlig konsterniert. Ich hör mich doch selbst beim Geigen und nie hatte ich den Eindruck, dass das so schlimm klingt. In Anfangszeiten okay, aber jetzt? Ich hab schon überlegt, ob die Geige oder der Bogen einen Schaden haben, oder ob ich echt so unfähig bin, dass ich ganz schnell die Geige an den Nagel hängen sollte.
Glücklicherweise kam mir dann noch die Idee, die Datei doch mal auf meinen Rechner zu überspielen und dort abzuhören. Und siehe da, es klang wieder nach Geige! Puh, da ist mir aber ein Stein vom Herzen gefallen.
Ein bischen wundert mich das aber doch, ist der Lautsprecher vom i-Pod echt so schrottig? Das Mikro scheint ja halbwegs zu taugen, wobei man da sicher auch noch was rausholen kann.
Nun überlege ich doch, ob ich mir mal einen Tonabnehmer zulege und deshalb frag ich, womit du aufnimmst.
 
Hi Tahra,

ich habe die Aufnahme mit meinem MP3 Player gemacht (Sony Walkman), den ich auf mein Notenpult gestellt habe. Einen iPod habe ich noch nie aus nächster Nähe gesehen, deshalb kann ich darüber überhaupt nichts sagen.

Gegen das Lampenfieber hilft bei mir nur eines: Ich lasse die Aufnahme einfach laufen, auch schon mal 30min, irgendwann achtet man nicht mehr auf das Blinklicht. Und meistens ist am Ende, neben dem Ganzen schiefen Gedudel, auch die ein oder andere Stelle dabei die aufmuntert.
Ich weiß nicht, ob es bei dir nur an der Aufnahmequalität lag, das ist ja dann halb so wild. Ich bin jedes mal schockiert darüber, wie schlecht ich "aus der Ferne" klinge, sehr abgehakt und kantig. Das hallt direkt am Ohr wesentlich besser.
Nach Geige klingt es bei mir selten, völlig unabhängig vom Wiedergabemedium. Den Schuh muss ich mir leider selbst anziehen
Es wird aber besser. Man muss sich nur erst mal an den Klang des eigenen Spiels gewöhnen. Das ist wohl ähnlich wie beim Singen.

Sich aufzunehmen finde ich sehr hilfreich. Ich höre oft erst durch die Aufnahme, wie schief manche Töne liegen. Man bekommt so natürlich auch einen Eindruck davon, was man seiner Außenwelt so zumutet ;)

Zuschauen würde ich mir auch nicht wollen. Wahrscheinlich wäre das Ergebnis einer solchen Aufnahme das einzige wirksame Argument, das mich dazu bewegen könnte, es sein zu lassen :D

Grüße
Copley
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Gegen das Lampenfieber hilft bei mir nur eines: Ich lasse die Aufnahme einfach laufen, auch schon mal 30min, irgendwann achtet man nicht mehr auf das Blinklicht. Und meistens ist am Ende, neben dem Ganzen schiefen Gedudel, auch die ein oder andere Stelle dabei die aufmuntert.

Genau so habe ich mir auch vorgenommen, das in Zukunft zu handhaben. Irgendwann vergisst man wahrscheinlich, dass da noch das Gerät mitläuft.

Ich weiß nicht, ob es bei dir nur an der Aufnahmequalität lag, das ist ja dann halb so wild. Ich bin jedes mal schockiert darüber, wie schlecht ich "aus der Ferne" klinge, sehr abgehakt und kantig. Das hallt direkt am Ohr wesentlich besser.

Also ich denke, die Aufnahmequalität ist halbwegs brauchbar. Nur die Lautsprecher im i-Pod sind wohl unter aller Sau. Das klang überhaupt nicht mehr nach Geige, was da raus kam. Man könnte das vergleichen damit, wenn man einem Anfänger eine Geige in die Hand drückt und sagt 'mach mal', dann kommt wohl ähnliches raus. :D
Aber zum Glück hab ichs mir ja noch auf dem PC angehört und da wars erträglich.
Ja abgehackt spiele ich auch oft noch. Am Samstag hab ich meine nächste Stunde und da werd ich meine Geigenlehrerin mal drauf ansprechen. Im Orchester sagte mir auch wer, ich solle den Bogen etwas schräg halten, so dass nicht alle Haare die Saite berühren, dann wär der Klang besser. Aber sowas teste ich erst dauerhaft (natürlich hab ichs mal kurz probiert :rolleyes: ) nach Rücksprache mit meiner Geigenlehrerin aus. Es wird ja Gründe haben, wieso sie bisher wollte, dass alle Haare die Saite berühren.

Nach Geige klingt es bei mir selten, völlig unabhängig vom Wiedergabemedium. Den Schuh muss ich mir leider selbst anziehen
Es wird aber besser. Man muss sich nur erst mal an den Klang des eigenen Spiels gewöhnen. Das ist wohl ähnlich wie beim Singen.

Ich finde deine Aufnahme klingt doch total nach Geige! Ich hab mich übrigens mal beim singen aufgenommen und war ganz baff. Das klang vieeeeeel besser, als erwartet. Vielleicht sollte ich lieber Gesang lernen? :D
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben