Ein Autodidakt lehrt sich Geige - MollParallels Fortschrittsthread

  • Ersteller MollParallel
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So ist das natürlich kein autodidaktes Lernen mehr.

Warum nicht? Ich kümmere mich doch weiterhin selbst darum Quellen für mich zu beurteilen. Klar - in so 'nem Video kann man Dinge zeigen, die sich in Worten nicht ausdrücken lassen. Aber mir geht es ja nicht darum Geige allein aus textlichen Quellen, sondern einfach ohne (bzw. mit allen auf youtube verfügbaren) Geigen-Lehrer zu lernen, um allen, die hier immer die Frage nach "Lernen ohne Lehrer" stellen zu sagen: Nimm diese oder jene youtube-Video-Reihe/n, die ist/sind gut, oder taugen halt nix. Naja - und vielleicht auch um irgendwann zu zeigen: "Der MollParallel hier wurschtet schon seid 2 Jahren damit 'rum und ist (immer noch) auf dem Niveau eines Stümpers/Anfängers/Schülers im 2. Jahr/beeindruckend weit..., oder was halt auch immer dann zutrifft". Ist doch auch 'ne Chance, daß es youtube gibt.

Gruß,
MollParallel

---------- Post hinzugefügt um 15:27:40 ---------- Letzter Beitrag war um 15:17:56 ----------

Krass, wie du meine Kritik ignorierst

Tu ich doch gar nicht. Ich habe Deine Frage beantwortet und keinerlei Kritik darin erkannt. Schick' mir mal die Doktorarbeit, oder poste hier mal nen Link dahin. Meinen Versuch hier unternehme ich tatsächlich ergebnisoffen. Aber ich kann schon jetzt sagen, daß es mir nicht die Freude daran nimmt.

Ansonsten: Was Du hier jetzt schreibst, ist durchaus etwas ganz anderes, als Dein:

Wenn möglich, nimm dir wenigstens einmal im Monat eine Doppelstunde Unterricht, tu es einfach.

Du kannst es wegen mir ja für einen Irrweg halten. Vielleicht merke ich das ja auch bzw. vielleicht bekommst Du mich ja auch noch rechtzeitig davon überzeugt, aber so weit bin ich halt noch nicht.

Gruß,
MollParallel

---------- Post hinzugefügt um 15:36:37 ---------- Letzter Beitrag war um 15:27:40 ----------

Wie genau kannst du eigentlich hören?

Weiß ich nicht. Für das Ergebnis mag dies entscheidend sein, nicht aber für den Spaß dabei (um bei Deinem ersten Einwand zu bleiben).

Kannst du leere A-saite, H, leere A-saite, H, abwechselnd und dann H, C, H, C üben und aufnehmen...

Ich tue sehr viel ähnliches und ich meine dabei eine Entwicklung zu erkennen. Aber darüber können wir gerne streiten. Ach ja, ich habe auch keine Angst davor, nochmal Schritte zurücktun zu müssen, in gewisser Weise muß ich ständig alles Mögliche modifizieren. Mal 'ne Stunde oder mehr zu nehmen habe ich auch (wie vorher im Thread erwähnt) auch gar nicht ausgeschlossen. Ich bin da nur noch nicht überzeugt von.

Gruß,
MollParallel
 
Hi Moll,

ich hab garnix gegen dein Experiment. Ich finds sehr interessant! Und für mich ist ein youtube-video wie von diesem
professorV eine super Quelle. Ob der nun leibhaftig vor dir steht, oder auf der Mattscheibe, ist zu weiten Strecken
fast egal. Für mich ist das so kein autodidaktes Lernen mehr. Jimmy Hendrix hätte niemals so eine abstruse, wie
geniale Technik entwickelt, wenns damals Internet gegeben hätte + er sich das reingezogen hätte..

Wenn man Talent hat und Bewegungsabläufe sofort erkennt und nachvollziehen kann, dann kann man damit sehr gut lernen.
Manche Menschen sind da sehr begabt, andere brauchen fürs Geradeaus-Laufen einen Lehrer, der jeden Schritt kommentiert.

Deine Quellen sind top. Ich glaube, du bekommst einen anständigen Ton hin.


cheers, fiddle
 
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Hi Fiddle,

herzlichen Dank für Deine ermutigenden Anmerkungen. Zu:

Für mich ist das so kein autodidaktes Lernen mehr.

Kann ich nur anmerken: Für mich kann autodidaktisches Lernen soetwas (auch viel davon) enthalten, aber es muß in der Tat mehr sein. Vieles schaue ich mir direkt von echten Aufführungen (Profis und Laien) ab, vieles probiere ich auch einfach nur so aus. Ich schaue auch in andere Lernreihen und versuche für mich herauszufinden was mich weiterbringt. ProfessorV ist dabei mitnichten meine einzige, allerdings ist sie die bisher beste Quelle, die ich gefunden habe. Ob's nun autodidaktisch im eigentlichen Sinn ist oder nicht ist mir dabei fast sogar egal :D. Sie (die Quelle) ist immerhin für jeden verfügbar.

Danke nochmal,
Gruß,
MollParallel
 
Hi Moll,

erst mal finde ich es nett, dass du hier etwas über deine Fortschritte mit dem Instrument berichtet hast. Ich habe vor ca. einem Jahr angefangen Geige zu lernen und habe es erst mal autodidaktisch versucht und muss im Nachhinein sagen, dass ich zwar durch die Videos und Tutorials es geschafft habe mir auch was beizubringen, aber davon auch einiges falsch. - Insbesondere bei der Bogenführung. - Seit April diesen Jahres habe ich nun wöchentlich ca. 30 Min Unterricht, kostet auch nicht viel und hat sich auch gelohnt. Das Problem ist a) man weiß in erster Linie nicht worauf man achten muss im Video und b) auch wenn man es weiß, heißt es noch lange nicht das man die Bewegung oder etc. auch so macht; die Kontrolle fehlt und hier sollte der Lehrer helfen. Z.b. bei mir ist die rechte Schulter so ein Kandidat sich gern mal anzuspannen und da ich es nun weiß, kann ich dem bewusster begegnen.

Hier etwas zu meiner Vorgehensweise...

Ich habe zu den Markern auch eine Software (http://www.aptuner.com) am Laptop im Einsatz die mir in Echtzeit die Tonhöhe anzeigt die ich spiele und die Abweichung in Cent. Dann habe ich noch im Arbeitszimmer / Proberaum ein Spiegel stehen vor dem ich ab und zu übe, um einfach die Strichführung und Haltung zu kontrollieren. Mittlerweile greife ich nach etwas Warmup auch ohne Software auf der ersten Lage und kann auch selber korrigieren, so dass ich im Endeffekt vielleicht eine Abweichung von +/- 0 bis 25 Cent habe (100 Cent ist ein Halbtonschirtt). Was auch recht wichtig sein soll, ist ein festen Referenzpunkt (laut Lehrer auf Höhe des A-E-B-Fis, in der ersten Lage) mit dem Daumen zu haben. Hmm, ahja hab mir auch ne App. fürs Gehörtraining programmiert, vieleicht veröffentliche ich die im Google App. Store.^^

Eine Übungseinheit liegt bei mir i.d.R. zwischen 60min und max. 90min/Tag und besteht aus Warmup z.B. Tonleiter auf u. ab spielen (ca. 5+ min), dann kommt ein Workbook durch das ich mich durcharbeite (ca. 25+ min) und anschließend eigenes Zeug oder Songs fürs Repertoir (ca. 30+ min). Manchmal fällt auch das Workbook oder Repertoir zugunsten des anderen weg, um einfach mal sich besser auf eine Sache davon zu fokusieren. Als Workbook nehme ich die Suzuki Violin Häftchen und fürs Repertoir habe ich verschiedene Songs denen ich ne extra Violin Spur verpasst habe.

Was ansonsten auch nicht vernachlässigt werden sollte, ist das spielen nach Metronom. Alternativ kannst du auch auf einem anderen Instrument (oder du nimmst z.B. Fruity Loops) die gleiche Melodie oder das gleiche Stück einspielen und anschließend auf der Geige einfach mitspielen; so finde ich es zumindest nicht eintönig^^

Wie schauts bei dir aus, woran übst du z.Z.?


Viele Grüße,
Andrey
 
Hi,

Wie schauts bei dir aus, woran übst du z.Z.?

Hab' in letzter Zeit so für mein Gefühl "Oh Haupt voll Blut und Wunden" aus BWV244 für mich zufriedenstellend in den Griff bekommen. (Vielleicht muß ich noch sagen, daß ich alles auf 1. Lage, 1. Griffart transponiere.) Beiße mir aber z.Z. bei Greensleeves ein wenig die Zähne aus, weil die Modulation einen Wechsel in Lage oder Griffart erfordert. Das ist so nicht weiter ein Problem, der neue Halbton abwärts klingt nur mal besser mal falscher. Ich hab' auf CD nur eine Lautenfassung und die ist wohltemperiert (klar), bringt also nicht soviel um den Höreindruck zu korrigieren. Aber es wird besser.

Kleine Frage an Dich auch: Die Software, die Du verwendest, unterscheidet die zwischen großen und kleinen Halbtönen? Und wie funktioniert das, gibst Du die Tonart vor, so daß die Software weiß, wo die Halbtöne 112, 92 oder gar nur 71 Cent auseinanderliegen? Oder macht die Stur 100Cent durch die ganze Tonleiter durch? Das fände ich dann weniger interessant.

Gruß,
MollParallel
 
Hi Moll,

ist zwar schon eine Weile her aber ich habe erst gerade deine Frage gelesen^^ Nun die Software "ap tuner" ist eigentlich für das Stimmen von Gitarren gedacht, aber ich benutze sie um zu schauen ob ich ein Ton richtig erwischt habe oder nicht. Wenn man einen Ton erwischt zeigt sie diesen an z.B. A4 und dann wie viel Cent man davon abweicht - das gute eben in Echtzeit, also ohne Merkbare Verzögerung. Die Töne liegen in 100 Cent Abständen und ich muss/kann daran nichts einstellen. Wenn ich eine Tonleiter oder Arpeggios spiele muss ich selber wissen welche Töne darin vorkommen. Ich finde es aber auch besser so.

Gruß,
Andrey
 
Sehr lange her, dass hier was geschrieben wurde. Falls MollParallel noch an seinem Projekt arbeitet kann ich ihm www.violinlab.com empfehlen. Dort bekommt man gute Unterstützung. Die Lehrvideos sind richtig gut. Einziges Manko - alles auf englisch...
 
Hi Copley,

(bezugnehmend auf den https://www.musiker-board.de/instru...840-steg-tonabnehmer-problem.html#post6435344 thread schreib ich´s mal hierhin, da thematisch passender).

Ich gehörte bis letzten Dienstag auch zu diesen "schrecklichen Selbstlernern", mit ca. 1,5 Jahren Unterricht in der Jugend. Damals mit einer halben Stunde pro Woche und vielen Ferienunterbrechungen. Kam also noch nicht soviel zusammen. Ich möchte schon behaupten, daß ich während der letzten (auch mehrfach unterbrochenen) ca. drei Jahre auch für mich selbst spürbar und durchgängig mit viel Freud´ und ja, auch Leid, dazugelernt habe. Da ich aber jetzt ein bisschen Gas geben will beim Lernen, weil ich grad´ wieder in meine alte Combo einsteige, habe ich mir einen Lehrer gesucht: Und zwar einen `Autodidakten´ !!! Gut, er hatte wie Du, wenn ich´s richtig lese, auch bereits andere geschulte Instrumentenerfahrungen, und hat zu einem späteren Zeitpunkt noch unterrichtsmäßig abgerundet, aber Geige ist, wie Du ja auch feststellst, gerade am Anfang erstmal fordernder als andere Instrumente.

Zwar hatte ich erst eine Stunde, aber ich kann schonmal sagen, daß dieser Autodidakt im Gegensatz zu meinem damaligen Lehrer sauberer intoniert , mir geigenbezogene Körper/Atemübungen gezeigt hat, wach und motiviert bei der Sache ist, direkt in der ersten Stunde in theoretisch-praktischer Weise auf das "freie Spiel" hinzielte, die verschiedenen technischen Angänge mit Benennung der jeweiligen Vor und Nachteile darlegt, die Wahl aber mir überlässt, und für Unterricht auch nie verkehrt: Der kann lachen.

Fazit: Da Du von "Taugen" sprachst, dieser Autodidakt "taugt" - für mich zumindest - sogar als Lehrer auf jeden Fall eher als der damals amtlich Ausgebildete.
Dies auch als Ermutigung an alle Selbstlerner, wo es hingehen kann, auch wenn ich persönlich mich wieder `demutsvoll´ ;) in die Unterweisung begebe (n) (kann)….. bei einem Autodidakten.:D

Copley, Dir noch weiterhin viel Freude und Erfolg beim Selbstlernen und beim Basteln!

Und stimmt, `fertig´ ist man mit seinem Instrument ja Gott sei Dank nie!

Grüße
Kylwalda
 
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Hallo Kylwalda,

ich habe deine Nachricht gerade zufällig beim Stöbern entdeckt und nicht schlecht gestaunt :)

Als absoluter Frischling, der ich, als ich mit der Geige anfing war (ich wusste nicht mal was ein Feinstimmer ist), hat mich der Umgang mit diesem Instrument (in diversen Foren) schon irritiert. Man begegnet den seltsamsten Meinungen und Dogmen. Manchmal fragt man sich da schon, ob es wirklich noch um das Instrument an sich geht oder nur darum einen Mythos aufrecht zu erhalten oder das elitäre Flair der Geige zu bewahren.
Ich finde es schon seltsam, wenn jemand anfängt ein Instrument zu spielen und sich gar nicht erst traut, einfach mal wild drauf los zu probieren, ohne fachkundige Aufsicht, auch Angst irgendetwas falsch zu machen. Kreativität entspringt doch aus der Fähigkeit sich mit Problem auseinandersetzen und sie eigenständig lösen zu können.

Ich bin nicht contra Lehrer. Überhaupt nicht. Ich halte nur nichts davon dieses Wort "Lehrer" wie ein Allheilmittel zu gebrauchen. Du scheinst ja selbst auch die Erfahrung gemacht zu haben, dass nicht überall wo "Lehrer" drauf steht, auch ein geeigneter Lehrer drin steckt.
Vielleicht ist das auch eine Altersfrage. Erwachsene stehen der Neugier meistens kritischer gegenüber. Vielleicht, weil sie Fehler eher als Versagen oder Zeitverschwendung deuten und nicht als Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Da geht man dann lieber auf Nummer sicher: Frag erst mal nach, bevor du was falsch machst.
Ich sehe das anders. Lieber eine schlechte Haltung, als gar keine Haltung ;) Haltung anzunehmen ist immer gefährlich, das fängt schon beim Bürostuhl an.
Kurz gesagt, ich bezweifle, dass das Geigespielen gefährlicher ist, als der der Rest des Lebens. Seinen gesunden Menschenverstand sollte man natürlich benutzen können. Aber wenn man das kann, ist das alles viel. gar nicht so dramatisch, wie oft gesagt wird.

Ich habe schon einiges ausprobiert: Akkordeon, Klavier, Gitarre, Schlagzeug, Bass, Mundharmonika usw. Das eine mehr, das andere weniger. Von dem Stand, auf dem ich mich jetzt befinde, ausgehend, finde ich die Geige nicht schwerer als z.B. das Akkordeon. Ich würde sagen, in der Zeit gesehen, ist die Geige wegen so Sachen wie der Intonation zwar schwieriger zu beherrschen, aber im Raum betrachtet nimmt sie sich nichts mit anderen Instrumenten.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass so viele Autodidakten nur deshalb scheitern, weil ihnen die Geduld fehlt. Ich hatte diesen Punkt, an dem ich glaubte, allein nicht mehr weiterzukommen, auch schon mal erreicht (nach 6 Monaten ungefähr).
Als es mir dann gelungen war, ehrlich mit mir zu sein, musste ich einsehen, dass es nicht so war, dass ich allein nicht mehr weiter wusste, sondern dass es mir in dem Moment einfach nur zu mühsam geworden war, mich ständig meiner eigenen Nachlässigkeit stellen zu müssen.
Klar, es schleichen sich viele Fehler ein, auf die mich ein Lehrer schon viel früher aufmerksam gemacht hätte. Das sehe ich realistisch. Ich sehe nie das Ganze, muss mich einem nach dem anderen widmen. Andererseits hat es aber auch seine ganz eigene Qualität, wenn es einem gelingt Fehler selbst aufzuspüren. Das macht mehr Spaß, als man glaubt.

Ich bin auch dafür, alle Lernwilligen zu ermutigen, anstatt gleich zu sagen: Das wird sowieso nichts. Und wenn es dann wirklich nichts wird, ist das auch keine Schande. Die Welt wird sich weiter drehen.
Vom ersten möglichen Ton an zu fürchten, dass man eines möglichen Tages, von einem möglichen Lehrer für mögliche Fehler kritisiert wird, finde ich schon sehr pessimistisch gedacht. Wer das mit auf den Weg bekommt, wird von vornherein jedes kleine Straucheln als Versagen werten und den Mut verlieren.


Danke für deinen Beitrag, Kylwalda. Schön, wenn man auch mal etwas Positives aus der Autodidaktenecke hört! Das Unmögliche ist anscheinend doch möglich, wenn auch nur selten.
Mich würde interessieren, ob sich bei dir im Laufe der Jahre tatsächlich Haltungsfehler eingeschlichen haben, die dein Lehrer nun wieder ausbügeln muss und wenn ja, welche das waren. Nicht, dass ich Profit aus den Fehlern anderer schlagen will.... oder, na ja, vielleicht doch :)

Ich wünsche dir auch noch viel Spaß mit deiner Combo!


Grüße
Copley
 
Hi Copley,

Oh, darfst gerne von meinen Fehlern profitieren, dafür sind Foren ja da. Z.B. habe ich erst vor wenigen Monaten bemerkt, wie sehr ich mit der linken Handhaltung schlampe. Die Finger viel zu flach aufgesetzt. Da fällt es mir trotz der Erkenntnis noch oft schwer, immer daran zu denken, und zu korrigieren. Das Ganze fand´ ich schon manchmal ärgerlich, weil beim Umgewöhnen sich auch die ohnehin wackelige Intonation wieder änderte. Eine Mühe, die, wäre es mir eher aufgefallen, nicht hätte sein müssen. Das wäre einem mit Lehrer wohl erspart geblieben, weshalb ich mein Selbstlernen aber keinesfalls bereue. Ich hatte trotzdem viele, viele schöne Momente, die all die Mühe auch oft vergessen ließen. Wenn man nach einigen Stunden üben (manchmal hab´ich´s auch übertrieben, weil ich einfach nicht mehr aufhören konnte, das Biest hatte mich) plötzlich in der Situation ist, daß man den Fingern einfach nur noch zusieht, wie sie "ihren Job" machen, und man davon losgelöst zuhören kann und staunt: Sind das jetzt echt meine Hände…. Aber diese Momente liebe ich sowieso bei allen Instrumenten. Lecker!

Hier mal ein Clip zur linken Hand, der sich allerdings schwerpunktmäßig mit dem kleinen Finger beschäftigt. Dieser Prof. V wurde in diesem thread bereits auch erwähnt. Von dem gibt´s ne Menge, schau Dir die ruhig mal durch.

http://www.youtube.com/watch?v=YitFtB36yRU

Außerdem habe ich lange Zeit die Geige in einem etwas ungünstigen Winkel gehalten, sodaß ich bei meinen eher kleinen Händen und Fingern Mühe hatte, z.B. das Gis auf der G-Saite zu greifen. Da hatte fiddle irgendwo mal was zu geschrieben (anderer Zusammenhang), was dann auch geholfen hatte. Hätte ich auch selbst drauf kommen können, aber wie das manchmal so ist…..also, lies mal fleißig hier im Forum, da gibt´s schon so allerhand Brauchbares an Informationen.

Mein Lehrer hat bis jetzt noch nix ausgebügelt, war ja auch erst eine Stunde. Aber er hat zu Bedenken gegeben, ob ich aus griffökonomischen Gründen für die Art Musik ("Bluegrass" im weiteren Sinne), auf die ich mich vorbereite, nicht besser den Hals mehr in der Handspanne aufliegen lasse, statt das klassische "Vogelnest" zu bilden. Lasse ich mir gerade noch durch den Kopf gehen. Wenn es mit dem Ausbügeln losgeht, kann ich ja hier berichten.

Aber vielleicht hast Du ja Lust, zu erzählen, wie Du es angegangen bist, - die allerersten Anfänge? Welche Mittel Du so nutzt…? Denn Du hast , wenn ich´s richtig verstanden habe, ja überhaupt keinen Unterricht gehabt. Das find´ ich jetzt viel interessanter.

Grüße
Kylwalda
 
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Also ich hab Geige autodidaktisch gelernt. Damals gab es noch kein Internet. Später habe ich mir ein paar Stunden genommen. Da war schnell klar, dass meine beschissene Technik nicht mehr auszumerzen ist. Deshalb kann ich keine Lagen spielen, meine Haltung (der linken Hand) ist krampfhaft. Für Folk hat´s gereicht. Aber ich ärgere mich, dass ich keinen Lehrer am Anfang hatte, der mich sofort berichtigt hat. Einer, der da steht und mich sieht. Meine Haltung, mein Spiel beurteilen kann.
Ich habe alles autodidaktisch gelernt. Und bei allen Instrumenten ist es ok. Nur bei der Geige kann ich es nicht empfehlen.
Lg Hauke
 
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Copley, Du stolperst , ebenso, wie ich übrigens, über dieses "elitäre Flair", das der Geige anhängt. Und der Tonfall so manches Rat-Schlagenden (good vibrations, Dich meine ich jetzt nicht!!! ) legt in letzter Konsequenz gedacht nahe, daß beispielsweise, jemand, der sich den Unterricht schlichtweg nicht leisten kann, die Finger von der Geige lassen sollte. "Du hast das Geld nicht dafür, Pech, aber laß es". Ich glaube da nicht jedem, der behauptet, er wolle den allzu kühnen Geigenträumer nur vor einer schlimmen Frustration bewahren. Dafür waren so manche Kommentare, die ich gelesen habe, einfach zu aggressiv. Tatsächlich glaube ich in manchen Fällen eher an irgendetwas "sozio-kulturell" Aufgeladenes, das im gesellschaftlichen Bewusstsein,- zumindest hier in Deutschland -, verankert ist. Der Hype um die Geige als Wertinstrument begann ja auch schon recht früh innerhalb ihrer Geschichte. Und so stelle ich mir vor, daß dieser Geist der "Wertüberladung" vielleicht in der ausübenden Praxis quasi mitgeatmet wurde. Wo käme man denn auch hin, wenn jeder Popanz von der Straße eins DER Instrumente, das man im "guten Hause" erlernte, spielen lernte. Womöglich noch im Alleingang besser, als der mit Geigenstunden `gefolterte´ eigene Sprößling. Daß da eventuell die Geige in der damals viel offenkundigeren Ständegesellschaft als ein Abgrenzungsmerkmal gedient hat, und sogar heute noch so mancher unbewußt dieses Abgrenzungsmerkmal anerkennt, sei er `Bildungsbürger´ oder auch eben nicht. Ja, und somit gibt es sogar Menschen, die die Geige aus lauter Ehrfurcht nicht erlernen, weil sie etwas "Feineres" damit verbinden, obwohl sie es wahnsinnig gerne wollten. Habe ich wörtlich schon so von Menschen gehört. Hierin beziehe ich mich lediglich auf akustische Geigen. Was E-Geigen betrifft, könnte ich mir vorstellen, daß da die Dinge nochmal ganz anders liegen.

Trotzdem würde ich z.T. Dir, good vibration, durchaus darin zustimmen, daß es im Alleingang die Gefahr birgt, sich bei Aneignung hinderlicher Technik den Weg weiter selbst zu blockieren. Und es ist sehr mühsam, eine einmal festgebackene Technik wieder aufzudröseln, und in eine geschmeidigere Technik zu überführen. Aber meinst Du nicht, wenn Du Dich in Ausschließlichkeit eine Weile nur noch der Geige gewidmet hättest, daß irgendwann doch noch das Lagenspiel für Dich möglich gewesen wäre? Du schreibst ja auch was von mehreren Instrumenten, und da ist nunmal die Versuchung und Verführung groß, an bestimmten Punkten , wenn´s naturgemäß kurz mal stagniert, auf ein anderes Instrument auszuweichen. Ich habe mir, solche Momente gedanklich vorwegnehmend, damals, als ich mit der Geige wieder anfing, auferlegt, die nächsten Jahre ausschließlich der Geige zu widmen. Klar gibt´s da mal "Übersprungsaktionen" am Klavier oder an der Gitarre, aber das sind nur kurze Ausbüchser.

Grüße
Kylwalda

P.S. Stéphane Grappelli bestand übrigens als Autodidakt die Aufnahmeprüfung für das Pariser Konservatorium.
 
Trotzdem würde ich z.T. Dir, good vibration, durchaus darin zustimmen, daß es im Alleingang die Gefahr birgt, sich bei Aneignung hinderlicher Technik den Weg weiter selbst zu blockieren. Und es ist sehr mühsam, eine einmal festgebackene Technik wieder aufzudröseln, und in eine geschmeidigere Technik zu überführen. Aber meinst Du nicht, wenn Du Dich in Ausschließlichkeit eine Weile nur noch der Geige gewidmet hättest, daß irgendwann doch noch das Lagenspiel für Dich möglich gewesen wäre? Du schreibst ja auch was von mehreren Instrumenten, und da ist nunmal die Versuchung und Verführung groß, an bestimmten Punkten , wenn´s naturgemäß kurz mal stagniert, auf ein anderes Instrument auszuweichen.

Es stimmt. Ich möchte niemanden abhalten, das Instrument zu lernen, auch nicht autodidaktisch.
Bei mir war es damals ein Konzert von Trio Farfarello. Das war Ende der 80er. Mani Neumann hat mich verzaubert. Von da an wollte ich genauso spielen können und hab mir kurzerhand eine günstige Fiedel besorgt. Auf einem anderen Konzert vor einigen Jahren hab ich ihm gesagt, dass er daran Schuld ist, dass ich Geige spiele. Er hat mir aufrichtig sein Mitleid ausgesprochen. ;)
Zurück zum Thema. Wahrscheinlich hätte ich mir eine bessere Technik aneignen können, wenn ich dabei geblieben wäre. Aber dazu, wie du schon richtig sagst, war die Versuchung zu groß, andere Instrumente zu spielen. Und für Folk reichte mein Geigenspiel. Ich war zwar nicht immer sauber, aber schnell. Da gehen ein paar leicht daneben liegende Töne im Gesamtkontext unter. Und es hat riesigen Spaß gemacht und macht es immer noch. Ich habe mich damit abgefunden, das Instrument nicht wirklich zu beherrschen. Nur deshalb habe ich die Empfehlung ausgesprochen, Unterricht dem autodidaktischen Lernen vorzuziehen. Wozu später Fehler erkennen und das Spiel verändern müssen, wenn man die Basics gleich richtig lernen könnte.
Die Geige als solche hat für mich keine andere Wertigkeit als andere Instrumente. Statussymbol ist völliger Blödsinn, da gebe ich dir Recht. Eher - ist es MEIN Instrument? Kann ich mich darauf ausdrücken? Kann ich die Geige für mich sprechen lassen? Kann ich mit ihr EINS werden? Oder will ich nur Posen? Im letzteren Fall lieber die Finger davon lassen oder dazu stehen.
Lg Hauke
 
Hallo ihr Zwei!

Meinen Beitrag habe ich eben verfasst, als eure nächsten hereinkamen.
Kylwalda, so direkt wollte ich es nicht sagen ;), aber das waren meine Gedanken. Ich bin der Geige selbst mit Unbehagen begegnet, weil sie mir zu sagen schien: Du bist eigentlich nicht mein Klientel, mein Freund.
Mit dem Finanzieren des Unterrichts ist das so eine Sache. Nicht jeder hat eine Musikschule um die Ecke und die Anfahrtskosten sind dann auch noch ein Posten der mit einbezogen werden muss.
Wie ich unter dem Beitrag zu der Harley Benton schon schrieb: Oft geht es vielleicht gar nicht so sehr darum, dass man die 30 Euro für Unterricht nicht (mal) übrig hätte oder das man sich das Geld für ein besseres Instrument nicht zusammensparen könnte, sondern dass diese Ausgaben nicht im Verhältnis zur Lebenssituation stehen. Leider muss man ab und zu auch mal die Vernunft walten lassen. Ging mir gar nicht anders. Wenn man 2000 Euro verdient sind 100 Euro weniger, als wenn man nur 1000 verdient. So ist das nun mal.

Mich haben die Beiträge zum autodidaktischen Lernen zugegebenermaßen auch verunsichert. Ich komme eigentlich aus der Literatur/Schreiber Ecke und hätte nicht für möglich gehalten, dass diese Diskussionen rund um die Frage, wer mehr Chancen hat, der Handwerker der nach dem ff schreibt oder der Freidenker der sich was traut, noch absurdere Ausmaße annehmen kann. Bei der Geige scheint das der Fall zu sein, da hier schon der bloße Vorsatz genügt um zum Scheitern verurteilt zu werden.
Das wirkt auf einen Außenstehenden befremdlich und ziemlich hart. Ist für mich, allein vom Gedankengang her auch nicht bis ins Letzte nachvollziehbar.
Andererseits, um für jene Unbekannten, die das Lernen ohne Lehrer verteufeln, auch mal eine Lanze zu brechen, könnte ich mir gut vorstellen, dass manch einer vielleicht den Eindruck hat, der Verzicht auf einen Lehrer würde von einem Mangel an Respekt vor dem Instrument sprechen. Vielleicht ist das der eigentliche Stein des Anstoßes. Dass die Wertschätzung der Komplexität der Geige vermisst wird, wenn jemand daher kommt und schlicht erklärt: "Ich habe mir eine Geige für 16,95 gekauft und möchte mal eben dies eine Lied spielen können, ist das schwer?"
Dazu muss man aber sagen, dass sich die genannte Wertschätzung erst mal entwickeln muss. Es sollte mehr Verständnis dafür herrschen, dass ein Anfänger das Instrument und seine Möglichkeiten ganz anders wahrnimmt, als ein Profi.


Das also zu den letzten Beiträgen. Jetzt noch mal mein Kommentar zu den Ersten, ehe mein Beitrag epische Ausmaße annimmt:

Wahrscheinlich ist es nicht unwichtig, dass meine Vorraussetzungen etwas anders sind, als zum Beispiel bei dir Kywalda. Ich habe nicht vor, jemals mit anderen zusammenzuspielen. In dem Fall würde ich mir auch einen Lehrer suchen. Nicht nur, weil es schneller geht, sondern auch weil man ein besseres Fundament erhält und die Theorie nicht zu kurz kommt.
Gitarre habe ich in meiner Jugend rund 10 Jahre gespielt und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schwierig es war das Greifen und die Koordination der linken und rechten Hand zu lernen. Wenn ich all das erst jetzt an meiner Geige hätte lernen müssen, hätte das seine abschreckende Wirkung nicht verfehlt. Ich bewundere die Menschen, die bei komplett bei 0 anfangen. Das ist nicht ohne!
Bei der Bogenführung helfen einem Vorkenntnisse auf anderen Instrumenten m.E. übrigens kaum weiter. Vielleicht ist man geringfügig weniger unbeholfen, das wars dann aber auch schon.
Rückblickend war für mich wichtig, dass ich nie den konkreten Entschluss gefasst habe: Ich lerne jetzt das Geigespielen. Das hätte mich unter Druck gesetzt. Ich habe sogar nach einem halben Jahr noch gesagt: Ich gucke mir das nur mal an, probiere so 'n bisschen rum, Spielen will ich gar nicht, ist viel zu schwer.
Genaugenommen, sage ich das immer noch.

Ich stecke mir keine zu hohen Ziele, sonst würde ich verzweifeln. Mein erstes Ziel war es, einen einzigen Ton auf dem Griffbrett zu finden. Hat funktioniert. Dann 2-3 Töne. Klappte auch. Den ersten Takt einer Etüde. Funktioniert! Eine ganze Zeile. Kein Problem.
Und so ging das immer weiter. An den Feinheiten, wie der Intonation arbeitet man nebenher, die brauchen Zeit und viel Übung, das versteht sich von selbst.
Das alles klingt vielleicht blöd, aber wenn ich mit dem Vorsatz angefangen hätte, ich möchte irgendwann mal dieses oder jenes Lied virtuos spielen können, hätte ich die ersten Monate nicht überlebt, weil sich erst nach und nach ein Bewusstsein dafür entwickelt, wie weit in der Zukunft derartige Ziele liegen und wie mühsam der Weg dorthin ist. Da halte ich den Ball lieber flach. Das scheint der bessere Weg zu sein.

Ich habe wahrscheinlich alles gelesen und gesehen, was man im Internet über das Geigespielen finden kann. Ich kenne auch die Videos auf You Tube. Ob man sich noch Autodidakt nennen darf, wenn man so etwas mal gesehen hat, wie weiter oben diskutiert wurde, weiß ich nicht, ist vielleicht Wortklauberei.
Wichtig fand ich, sich alle möglichen Videos auf You Tube anzusehen. Besonders was die Bogenhaltung angeht, sind unterschiedlichen Perspektiven sehr hilfreich. Man geht viel zu schnell davon aus, etwas verstanden und richtig umgesetzt zu haben. Geht mir zumindest häufig so. Sieht man sich die Sache nach Wochen dann noch mal an, stellt man oft fest, das man Details völlig falsch im Gedächtnis abgespeichert hat.
Professor V finde ich auch nicht schlecht. Der hat eine schwermütige Art an sich, die recht unterhaltsam ist. Der Subtext bei seinen Lehrvideos scheint immer zu lauten "...es ist für uns alle nicht so einfach, das mit der Geige und dem ganzen Leben und so, aber wer weiß..." Sehr sympatisch.
Das Internet ist auf jeden Fall eine große Hilfe. Als ich mir damals mit 16 oder 17 Jahren die Discountergeige zulegte (Mitte/Ende der Neunziger), hatte ich schon meine liebe Not damit, überhaupt erst mal herauszufinden, wie man sie stimmt. Ans Spielen ohne Lehrer war da gar nicht zu denken.

Die linke Hand ist mein momentanes Lieblingsthema!
Ich bin heute dankbar dafür, dass ich unvernünftig genug war, fast vom ersten Tag an, das Vibrato zu üben. Auch wenn die meisten dazu raten, erst sehr viel später anzufangen, war es für mich genau richtig, sofort loszulegen.
Ich habe jede auffindbare Übung für das Vibrato ausfindig gemacht und ausprobiert.
Ich kam dann zwar schnell zu der sinnreichen Erkenntnis, dass es tatsächlich ein bisschen lächerlich war, das Vibrato lernen zu wollen, noch ehe man einen geraden Strich gemacht hat, aber ich gelangte durch diese Übungen auch zu der Einsicht, dass die linke Hand sehr viel lockerer sein muss, als ich mir je hätte träumen lassen.
Deshalb behielt ich die Übungen bei, wenn auch nicht mehr mit dem Ziel das Vibrato zu lernen.
Speziell waren das Übungen mit Shaker und Metronom und das schwingen lassen eines Tones in vierteln, achteln und sechszehnteln.
Beides hat mir ungemein geholfen und ganz nebenbei habe ich dadurch unplanmäßig, vor ein paar Wochen, den ersten Durchbruch beim Vibrato erzielt (nach 7 oder 8 Monaten Training wohlbemerkt).
Ich werde vermutlich noch 1-2 Jahre brauchen, ehe ich das Vibrato halbwegs richtig werde einsetzen können. Aber der entscheidende Punkt ist der, dass die Finger langsam anfangen von selbst zu vibrieren, wenn ich meine Etüden oder ähnliches spiele. Es automatisiert sich also schon zaghaft. Und das werte ich als Zeichen dafür, dass sich die linke Hand doch noch in ihr Schicksal fügen wird.

In diesem Fall war es für demnach richtig vorzugreifen und etwas auszuprobieren, was noch lange nicht an der Reihe ist, um besser planen zu können. Ich unternehme auch schon mal Sonntagsausflüge in die dritte Lage. Ich lerne sie nicht konkret, sehe mir aber schon mal an, wie es da oben aussieht und wie ich da hinkomme.
Ohne diese Experimente käme ich mir ein bisschen vor, als würde ich für eine Prüfung lernen, ohne zu wissen, in welchem Fach sie stattfinden wird.

Das richtige Aufsetzen der Finger trägt meines Erachtens auch dazu bei, weniger zu Klammern. Daran arbeite ich auch gerade, weil ich das F und das C in der ersten Lage nie sicher treffe. Beim Aufwärtsspielen fällt es mir nicht so schwer, die Finger gerade und dicht nebeneinander zu setzen, beim Abwärtsspielen ist es katastrophal, da würde noch ein Kleinwagen zwischen passen. Sehr ärgerlich.

Ein Problem ist für mich auch noch das Liegenlassen der Finger. Oder das in der Zeit richtig platzierte Aufsetzen der Finger (vor dem Strich nicht mit dem Strich). Es gelingt mir auch nicht, die Finger in Griffbrettnähe zu halten und nicht zu hoch zu nehmen. Auch so eine Sache, die ich von der Gitarre her nicht kenne.
Für dieses Problem habe ich noch keine Lösungsansätze gefunden, weil ich keinerlei Kontrolle darüber habe, wie weit oben über dem Griffbrett die Finger schweben. Die machen, was sie wollen und sind völlig immun gegen gute Ratschläge.
Das ich die Saiten generell zu stark runter drücke ist auch klar. Sich das abzugewöhnen erfordert sehr viel Konzentration und Zeit.


Das war die Linke Hand. Die Rechte Hand und alles was dazu gehört... o ha! Das ist das wirklich schwierige Thema für jemanden ohne Lehrer. Da sucht man Fehler auch schon mal bis zum St. Nimmerleinstag. Ist ja doch mehr an so einer Hand und einem Arm dran, als man bis dahin geahnt hat ; )
Ich habe das typische Problem, dass ich den kleinen Finger nicht dauerhaft auf den Bogen kriege. Es gelingt mir auch nicht, konstant ein bisschen Spannung in die rechte Hand zu bekommen, weil ich zu den Schluffis zähle, die den Bogen gerne mal fallen lassen. Ich habe zwar mal gehört, dass es so rum besser wäre, als andersherum, aber Probleme macht es mir trotzdem genug, besonders beim Thema Bogendruck. Der Bogen rutscht mir gerne über den Steg weg.
Ein bisschen peinlich finde ich, dass meine Bogenführung erst jetzt so langsam gerade wird, wenn es darum geht, den ganzen Bogen zu benutzen. Das zu Üben habe ich sträflich vernachlässigt, weil ich mich im seichten Gewässer der kurzen schnellen Striche relativ wohl gefühlt habe.
Saitenwechsel ist auch ein Fall für sich. Die blöde Angewohnheit, bei jedem Saitenwechsel die Strichrichtung zu ändern, macht mir zu schaffen. Wird aber auch schon besser.

Im Ganzen gesehen ist eines meiner Hauptprobleme, und das haben vielleicht viele Autodidakten, dass ich viel zu Bewegungsfaul bin, was die Ellenbogen beider Arme angeht, worauf man, meiner Meinung nach, auch viele Probleme zurückführen kann, wie das schlechte Aufsetzen der Finger, unsaubere Saitenwechsel, schiefe Striche usw.


Und das ist meine Leidensgeschichte! Mir fällt selbst grad auf, dass hier kaum etwas Positives steht. Aber wenn man realistisch bleiben möchte, gibt es nach einem dreiviertel Jahr auch noch nicht die Art von Fortschritt mit der man gerne hausieren geht. Was nicht heißt, es wäre kein Fortschritt erkenn- oder hörbar.

Ich will mit meinen Schilderungen auf keinen Fall jemanden in die falsche Richtung lenken. Gut möglich, dass ich totalen Quatsch erzähle und gut möglich, dass sich meine Methoden eines Tages auch noch als Fehlinvestition erweisen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, sondern reime mir alles nach gut dünken zusammen.
Am meisten sollte es einem zu denken geben, wenn man mit dem Geigespielen anfängt und das Gefühl hat, es wäre sehr einfach. Dann macht man nämlich garantiert irgendwo irgendetwas falsch. Das ist die Erfahrung, die ich gemacht habe.


Wäre schön, wenn du von den Veränderungen und Fortschritten berichten könntest, Kylwalda, die der Unterricht mit sich bringt. Ich hoffe, du lässt dich auch in Zukunft nicht davon entmutigen, falls sich der ein oder andere Fehler eingeschlichen hat. So etwas kann mit Lehrer genauso gut passieren. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom.


Grüße
Copley
 
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Copley, Du stolperst , ebenso, wie ich übrigens, über dieses "elitäre Flair", das der Geige anhängt. Und der Tonfall so manches Rat-Schlagenden (good vibrations, Dich meine ich jetzt nicht!!! ) legt in letzter Konsequenz gedacht nahe, daß beispielsweise, jemand, der sich den Unterricht schlichtweg nicht leisten kann, die Finger von der Geige lassen sollte. "Du hast das Geld nicht dafür, Pech, aber laß es".

Das ist doch nicht nur so, wenn man berichtet, dass man autodidaktisch Geige lernen will. Das ist auch so, wenn du zu dem Zeitpunkt älter als, ich sag mal 20 Jahre bist. Dann ist es völlig wurscht ob du mit oder ohne Lehrer lernen willst. Die Kommentare gehen immer in die Richtung 'Glaub ja nicht, dass du noch ein guter Geigenspieler wirst, da hättest du eher anfangen müssen.' So ein Käse! Nicht jeder will doch eine glänzende Solokarriere hinlegen. Wieso zählt immer nur 150%ig und nicht weniger?
Ich selbst spiele jetzt seit etwas über einem Jahr Geige, habe auch die ersten Wochen autodidaktisch begonnen und meine Lehrerin dann gleich damit überrumpelt, dass ich schon alle vier Finger benutze. Aber sie hat das akzeptiert und mich immer ermutigt.
Und nun spiele ich seit vier Wochen in einem kleinen Kammerorchester mit. Das ist einfach traumhaft, genau sowas wollte ich erreichen. Das heisst nun nicht, dass ich keine Ziele mehr hab, im Gegenteil mir wird manchmal schwindelig, wenn ich daran denke, was ich noch alles erlernen muss. Aber durch das Orchester hab ich auch einen gewaltigen Ansporn. Dafür alleine hat es sich schon gelohnt Geige zu lernen. Sollen doch die 'Profis' sagen, was sie wollen.
 
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Wow, nicht nur der Grapelli, auch Darol Anger (Turtles Island String Quartett) ist Autodidakt. Letzterer hat dabei eine excellente Technik entwickelt und selten habe ich jemanden gesehen, der eine so perfekte Haltung der Geige lebte.

@ Tahra: diese "hehre Anspruch" an die Kunst des Geigenspiels ist eher eine Generationsfrage. Klar gibt es auch heute noch eine Menge elitärer Klassiker, die sich diese Haltung zu eigen machen. Es gibt aber auch Menschen, für die Death Metal die Krönung der musikalischen Entwicklung darstellt. Hat alles seine Berechtigung. Und auch Deine Einstellung ist super. Die reflektierte Art über die eigene Technik zu schreiben zeigt doch schon, dass Du die richtige Richtung gehst.

Was die rechte Hand angeht - entspann Dich :) es ist viel einfacher vom Schluffi aus Druck aufzubauen, als ein verkrampftes Spiel zu lockern. Glaub ich. Das der kleine Finger nicht stets am Bogen bleibt ist völlig OK, physiologisch ist das im oberen Teil des Bogens gar nicht machbar.
Was den Druck angeht: schöpfe den aus dem Gewicht Deines Arms, nur ein kleiner Teil davon muss auf den Saiten ankommen. Lass den Arm mal über eine (seitlich sitzend) Stuhllehne baumeln, entspanne ihn komplett und hebe ihn dann mal mit dem anderen Arm an. Irre schwer so ein Teil, mehrere Kilos. Und mit diesem "Schweregefühl" geht es dann gleich wieder an die Geige. Sollte Dir nicht schwer fallen.

Übst Du vor einem Spiegel? Das hat nix mit Eitelkeit zu tun, ein Spiegel erlaubt viele Korrekturen, die ohne gar nicht gehen. Wenn Du dann noch darauf achtest, überflüssige Bewegungen zu reduzieren und auf Deinen Körper hörst, wie sich dermaßen blöde Bewegungabläufe noch mit halbgarer Entspannung meistern lassen, dann hast Du schon viele Hürden genommen, für die ein Lehrer sich den Mund fusselig redet und nichts erreicht, wenn er sich nicht verständlich macht.
 
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Ich bin ja auch schon älter und musste mir das Gleiche anhören. Mein Ziel war es, ende 2013 eine halbwegs gut klingende Melodie aus dem Instrument zu bekommen und nach 3 Stunden Unterricht ist mir das auch schon gelungen. Klar, Bratsche ist sehr schwer und komplex, aber ich habe es mir um Faktor 10 schwerer vorgestellt. Dennoch glaube ich als noch recht unerfahrener Schüler, dass ich das ohne Lehrer nicht so schnell hinbekommen hätte, denn meine Lehrerin korrigiert recht schnell und durch die Korrekturen habe ich meist direkte Erfolgserlebnisse. Dadurch komme ich Schritt für Schritt voran.

Ohne Lehrerin würde es wohl bei mir deutlich länger dauern und wahrscheinlich mehr Frust erzeugen.

PS: Von dem ganzen "elitären Gehabe" rund um Streichinstrumente halte ich auch nichts. Das sind ganz normale Musikinstrumente und ich habe eh nicht vor, eine Karriere als Orchestermusiker anzustreben.
 
Thara, Glückwunsch zum Orchesterbeitritt. Klasse!:great: Steht auf meiner Lebenszieleliste auch noch. Das mit den`Profis´ hast Du ja wahrscheinlich nicht umsonst gestrichelt, denn richtige Profis ermuntern in der Regel, und verweisen nicht auf das Alter. Dies kenne ich eigentlich eher von Nicht-Musikern, aber hat mich auch noch nie interessiert.
Copley, ich denke, Dein Beitrag wird hier reinschauenden Autodidakten eine große Hilfe sein. Besonnen, weit weg von jeder Illusion, bemüht und doch auch genießend kommt er für mich rüber. Gut finde ich auch, sich als völliger Autodidakt noch kein Zusammenspiel, in welcher Art auch immer als Druck in der Ferne zu setzten, und sich in Ruhe erstmal die "Intimität" mit dem Instrument zu gönnen. Ohne Lehrer als Dolmetscher ist´s nunmal ´ne andere Liga. Klingt sehr ehrlich für mich, denn ebenso wie Hauke finde ich auch, wichtig ist es, zunächst einmal mit dem Instrument "Eins zu werden". Und gerade die Geige dürfte sich elegant gekonnt jedem bloßen Posinggeliebäugel entziehen.
Kann ich machen, meine Ausbügeleien hier berichten. Hab´ wegen hüpfender Arbeitszeiten allerdings nur zwei Stunden im Monat (ist übrigens auch noch ´nen Aspekt; für manche ist Musikschule wegen sowas nicht drin, und nicht jeder unabhängige Lehrer läßt sich auf Individuallösungen ein, ich hatte also ein Riesenglück!!!) werde also nur selten etwas zu vermelden haben, und eigentlich ist das hier ja auch der Autodidaktenthread, und weitere Berichte von Dir fänd´ ich hier ehrlichgesagt sinnvoller und auch viel interessanter. :)

Grüße
Kylwalda
 
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Danke für die Tipps, Stollenfiddler! Die Details rund um den Bogen kommen bei mir noch ziemlich kurz. Kylwalda und Hauke haben Recht, es braucht seine Zeit, bis man ein Gefühl für eine Geige entwickelt. Komisches Ding, komische Haltung. Komische Handhabung. Ist alles ein bisschen schräg und widernatürlich.
Kontrolle über den Bogen zu erlangen, ist schwerer als man denkt, obwohl er so unscheinbar wirkt. Während der ersten Wochen fühlt er sich an, wie eine 5m lange Dachdeckerleiter.

@ Hauke: Man kann die Sache auch andersherum sehen. Selbst wenn du ein paar schlechte Angewohnheiten hast, scheinst du auf der anderen Seite auch etwas erreicht zu haben. Es bleibt die Frage, ob das Glas halb leer oder halbvoll ist.
Deine Empfehlung sich einen Lehrer zu suchen, halte ich für vernünftig. Das man mit Lehrer besser dran ist, lässt sich nicht von der Hand weisen.

@ Tahra: Das mit dem Alter ist Unsinn. Ich sehe das Problem der Erwachsenen darin, dass die meisten irgendwann aus dem Prozess des Lernens ausgestiegen sind und deshalb keine Übung mehr darin haben neue Fähigkeiten zu entwickeln. Geistige Flexibilität ist wie alles andere eine Frage des Trainings.

@Kylwalda:
Insgesamt gesehen ist das Bild sehr diffus, das man von möglichen Lernfortschritten angehender Geiger hat. Es scheint sich niemand zu trauen, mal was zum Besten zu geben. Kann ich auch gut nachvollziehen. Das kostet Selbstüberwindung und die Ansprüche die durch den Raum schweben, sind nicht gerade gering.
Ich werde mal sehen, ob ich die Tage eine Aufnahme zustande kriege, mit der ich halbwegs leben kann, um dem Sinn des Threads gerecht zu werden.
Ich bin eigentlich ein Meister im Umgang mit Kritik, die gerade im Bereich der Kunst viel wichtiger ist als jedes Lob, aber in diesem speziellen Fall braucht es fast schon Todesmut.

Mal schauen... !


Grüße
Copley
 
Diese "Elitediskussion" ist Quatsch, Streichinstrumente kann man sicher genauso autodidaktisch lernen wie jedes andere Instrument - Frage ist nur wozu.

Gitarre oder Keyboard für Lagerfeuer oder Band, das ist offenbar im Wesentlichen reines Akkordspiel, lernt man schnell. "Richtig" spielen kann keiner der mir bekannten zahlreichen Autodidakten. Brauchen sie auch nicht. Klassische Gitarre autodidaktisch ist richtig anspruchsvoll, steht der Geige in nichts nach und ist tolle Musik. Das ist aber in den seltensten Fällen das Ziel, wenn jemand "Gitarre spielen" will.

Auch auf Blasinstrumenten kann man das Niveau eines mittelmäßigen Musikvereins autodidaktisch durchaus in sinnvoller Zeit (1-2 Jahre?) erreichen, dort werden erfahrungsgemäß schwächere Spieler gut integriert und können weitere Tipps erhalten. Ob man diese Leute klassisch solistisch hören mag, ist die Frage, muss aber ja auch nicht Ziel sein, oder? Mit Sax oder Trompete in einer Band irgendeine Melodie "hinzurotzen" ist wohl machbar, da werden weder eine perfekte Intonation noch rasend schnelle Läufe gefordert, Lautstärke und Feeling sind wichtiger. Bei den Holzbläsern (Querflöte, Oboe, Klarinette) kommt man solistisch hingegen ohne ordentliche Grundlagen nicht weit. Also auch hier eine Frage des Zieles, Musikverein, Garagenband oder Familienbespaßung kein Problem, Sinfonieorchester oder Kammermusik eher nicht.

Geige für ein Folk-Projekt geht meiner Meinug genauso gut (vergleichbar dem Sax für die Jazz-Band), aber das ist eben doch nicht das übliche Ziel, oder? Ausnahmslos alle Geiger, die ich kenne, spielen klassische Kammermusik oder in Orchestern (oder gar nicht mehr), erstere ist faktisch empfindlichstes Solospiel auf hohem Niveau und letztere haben zumeist sehr anspruchsvolle Vorspielrunden. Glück, wenn man wie Tahra ein nettes Kammerorchester findet, aber die sind im Gegensatz zu den Blasorchester zumindest in meiner Region leider wirklich selten. Eine im Grundsatz ordentliche ausbaufähige Haltung und Intonation (bzw. Verweis auf den aktuellen Lehrer) verlangen auch die mit Sicherheit. Und ich vermute, so entsteht die allgemeine Abwehrhaltung, wenn es um autodidaktisches Geige-Lernen geht: Für den 08/15-Geiger ist das Ziel Orchester- oder Kammermusik klar, und er kann sich nicht vorstellen, dass man das in vertretbarer Zeit autodidaktisch hinkriegt, so man nicht ein musikalisches Wunderkind ist. Wer wie Copley von Anfang an klar als Ziel formuliert, dass er eigentlich (zumindest zunächst) nur für sich selbst Melodien auf dem Instrument spielen will, wird wohl auf wesentlich weniger Kritik stoßen, eher auf Unverständnis, wofür das gut sein soll bzw. Bewunderung, dass man sich dazu motivieren kann. Mir würde das auf Dauer nicht viel Spaß machen, aber jedem das seine!
Identisches gilt im Prinzip auch für das Thema ältere Anfänger mit Lehrer, da sie normalerweise nicht die Zeit haben, täglich stundenlang zu üben wie ein Schüler mit Halbtagsjob und Hotel Mama und deshalb lange brauchen sollten, das übliche Grundniveau zu erreichen. Wer jeden Tag 1-2h Geige übt braucht sich da nicht angesprochen fühlen, aber er hat als erwachsener Mensch entweder keinen Fulltime-Job oder keine Familie, Freunde und Hobbies oder ein immens gutes Zeitmanagement bzw. Dienstboten. Das nimmt aber nur selten jemand als Normalfall an, der skeptisch abrät...
 
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