Ich glaube, auf der CD zur Sikora-Harmonielehre hat sich da jemand verkünstelt und so etwas hingebastelt...
Hi,
ich habe mir das Stück auf Sikoras CD nun ein paar mal angehört. C# Lokrisch ist als Modus angegeben. Der Grundton C# wird von der Vamp-Figur des Basses immer auf schwere Taktzeiten gespielt, damit es nicht kippt. Das Beispiel beinnhaltet auch genau aus diesem Grunde keinen alternierenden/kadenzierenden Akkord.
Der Pianist spielt darüber offene Mixed-Pentatonic-Voicings, die ebenso C#-b5, als auch E-6/9, bzw. A13 darstellen. Hier stellt sich bei mir gehörmäßig E als eigentlicher Grundton ein, unterstützt durch das Bass-Vamp, dessen Tonmaterial sich auf die E Kumoi Pentatonik beschränkt.
In seinem Kapitel "Modale Kadenzen" (Seite 168 - 171) wird auch keine lokrische Kadenzform erwähnt. Darum schlußfolgere ich, dass das CD Beispiel lediglich eine lokrische Klangfarbe darstellen soll und keinesfalls ein Demonstrationsbeispiel für ein auf Lokrisch aufgebautes Stück sein soll.
Die alternierenden/kadenzierenden Akkorde, die in modalen Stücken für gewöhnlich auf der II oder VII Stufe stehen, wären in Lokrisch bIIMA7 und bVII-7. Beide Akkorde sind von Natur aus wesentlich stabiler als die lokrische I Stufe. Somit käme schwerlich ein lokrisches tonales Zentrum zustande.
Ist das nicht D-lydisch? Die Akkorde sind doch E D.
Das ist eine berechtigte Frage.
Zwei im Ganztonabstand sich alternierende Dur Triaden können sowohl dem Lydischen als auch dem Mixolydischen zugeordnet werden.
Lydische Kadenzform:
|| IMA7 | II ||
Mixolydische Kadenzform:
|| I7 | bVII ||
Demzufolge wäre Jacksons "Wanna Be Startin' Something" eigentlich dem Lydischen zuzuordnen. Ist es aber doch nicht, denn hier spielen die Hörgewohnheiten eine entscheidende Rolle.
Zum einen wird Mixolydisch im Zweifelsfall von unserem Ohr viel eher als Tonika akzeptiert als Lydisch. Auch der Blues, der ja auf der Tonika meist Mixolydisch gespielt wird trägt dazu bei. Zum anderen aber handelt es sich hier ja eigentlich um eine II-7 V7 Verbindung, bei der die II Stufe durch die IV ersetzt wurde. Auf Mixolydisch bezogen wäre das also:
|| bVII | I ||
Stell Dir das Stück mal mit dem Akkordwechsel B-7 E7 vor.
Es ist also nichts anderes als ein sich niemals auflösende IV V7, bzw. auf Mixolydisch bezogen eine bVII I Fortschreitung.
Versuche auch einmal das Stück mitten drin anzuhalten und Dir einen Schlussakkord vorzustellen. Was hörst Du eher als Schluß? D oder E?
Zu lokrisch:
http://www.youtube.com/watch?v=CoAtTi_u2u8
Ist das von 0:42 bis 0:48 Cis-lokrisch? Vorher is es ja B-äolisch.
Im Thema alterniert Zawinul B- mit C#-, was auf Dorisch schließt.
Von 0:42 bis 0:48 wird die Akkordfolge F# G A G über ein F# Pedal gespielt. Die Melodie an dieser Stelle holt ihren Tonvorrat aus F#HM5.
Über das Stück werden im weiteren Verlauf über den ursprünglich Dorischen Teil verschiedene Modi gespielt. Es entsteht dadurch ein Unitonal-Polymodales Verhältnis.