Liebe Telliefreunde,
"gut Ding braucht Weile." Wenn an dieser Weißheit wirklich etwas dran sein sollte, wird diese Tele wohl etwas ganz Besonderes. Da ich noch bis nächste Woche in München bin, hat meine Frau den Korpus fotografiert und wie Frauen nun einmal so sind, hat sie nur die nach ihrem Empfinden "schönere" Vorderseite abgelichtet, das aber gleich 10 mal. "Ich wußte ja nicht, daß Du sie auch von hinten sehen wolltest". Das sind dann diese kurzen Momente, in unserer ansonsten sehr glücklichen 16jährigen Ehe, wo ich mein Frau ebenfalls, zumindest für kurze Zeit, am liebsten ebenfalls von hinten sehen würde. Aber welcher Ehemann kennt diese kleinen "non magic moments" nicht?
Zurück zur Gitarre. Wir haben also einen massiven Body aus sehr leichtem Khaya Mahagoni mit einem zweiteiligen, etwa 5 mm starken bookmatched Top aus Ahorn und einem Doppelbinding. Nachdem der Body zuerst gebeizt wurde, wurden nun in mehreren Schichten Nitrocellulose Lacquer dünn aufgetragen, ich bin mir nicht 100%ig sicher, aber ich glaube Nick sprach von vier oder fünf unterschiedlich getönten Schichten. Das war allerdings noch nicht das Ende, denn in verschiedenen Arbeitsgängen bekommt der Body im Finish das gut gepflegte, aber dennoch speckige Aussehen einer 40 Jahre alten Telecaster.
Ich kenne die wirklich sehr authentischen Ergebnisse seiner Arbeit, weiß aber nicht wie er das genau macht und er läßt sich dabei auch nicht auf die Finger schauen. Wir sprechen hier nicht von fetten und tiefer Kratzern und Rissen, als sei ein wildgewordener Rasenmäher darüber weggesaust, sondern die Gitarre bekommt eine Optik als hätte man sie 40 jahre lang täglich gespielt, aber dabei so behandelt, wie man eben so ein wertvolles Instrument handled, ein wenig abgegriffen, vielleicht auch mit dem ein oder anderen kleinen Ding und Dong der sich auch bei größer Vorsicht nicht verhindern läßt, selbst wenn man noch sosehr aufpasst, aber immer gepflegt und nach Gebrauch zurück in das Case. Ich bin da wirklich kein Spezialist, aber ich denke das ist ungleich schwerer als 25 mal den Schlüsselbund an den Korpus zu donnern oder ähnliche Brachialtechniken. Ich habe Nick das Bild einer sehr coolen älteren Gitarre in Tobacco Burst gezeigt und gesagt: So soll sie sein und Nick sagte: Okay, dann wird sie das auch.
Das ist auch in etwa meine Vorstellung von Custom Order. Falls ihr euch nicht mehr erinnern könnt was noch, wen würde es nach einem halben Jahr wundern: Ich habe die Wahl zwischen einem Pickguard aus echtem 50er Jahre Celluloid, oder eines von Toni´s geätzten Aluminium bzw. Messing Pickguards. Ich schwanke noch, tendiere aber ganz leicht in Richtung Celluloid. An den hals kommt nun entweder ein SD Antiquity 60s HB oder ein Amber Spirit of 59 und ans Heck der altbewerte Fender 51 Nocaster. Keef läßt grüßen. Zudem bekommt die Tele ein Duesenberg Tremola, das vorher aber noch etwas behandelt wird. Der Hals ist auch schon weit fortgeschritten, bosnischer Ahorn und ein ausgesuchtes Palisander Fretbord, der Halsstab wurde in letzter Sekunde noch gegen ein KTS Titanium Truss Rod ausgetauscht. Ich denke das war´s für heute. Wenn ich nächste Woche wieder Berliner Boden unter den Füßen haben, geht es in den Endspurt, ich werde berichten. Der Korpus wiegt übrigens knapp 1,7 kg und wir werden am Ende wohl irgendwo zwischen 2,8 und 2,9 kg ankommen.
Armin H.