Diese Frage begleitet uns doch durch durch das ganze Musikerdasein.
Man kann sich entweder als Dienstleister verstehen und genau das machen, von dem man glaubt dass möglichst viele es zu schätzen wissen. Oder man macht, was man selber gut findet und hofft darauf, ausreichend Zuhörer zu finden.
Also YMMV, aber für mich enden die "Dienstleister" nur extrem selten bei einer guten Performance, die ich wirklich hören will.
Weil sie zu verkopft spielen, weil sie eben nicht authentisch wirken oder weil sie das, was sie nachmachen, meist gar nicht verstanden
haben oder auch weil sie es jedem recht zu machen versuchen - und dabei niemandes Geschmack treffen.
Ist wie beim Essen. Du kannst natürlich auf den Massengeschmack setzen. Dann landest Du beim immer gleichen Geschmackskanon,
den die Systemgastronomie rauf und runterkocht, den auch jeder irgendwie eßbar findet aber keiner so wirklich überzeugend.
Am Ende wundert man sich dann, daß die ganzen Hochzeitsgesellschaften gar keine Coverband mehr buchen, sondern einfach
einen DJ. Der am Ende genau das gleiche liefert, nur noch näher am Original. Und der spielt auch seltenst Tracks von Imitator-Bands
ab. Wozu auch, er hat ja die Originale zur Verfügung und die sind von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen einfach in jeder Hinsicht besser.
Deshalb:
Imitieren kann helfen, Handwerk zu lernen. Das ist immer sinnvoll, denn Musik ist zu 80% Handwerk und zu 20% Kunst.
Aber man sollte niemals mit einem Imitat coram publico gehen, sondern immer mit einer authentischen Performance.
Denn Authentizität ist das Einzige Positive, was Dich als Live-Künstler schlußendlich von einer Konserve unterscheiden kann.
Du hast auf der Bühne sonst einfach nichts. Wenn Du Dich da auf die Stufe der Konserve stellst, dann nimmt der "Dienstleistungsorientierte"
Kunde im Zweifelsfall eben die (billigere, zuverlässigere und für ihn auch mit weniger Aufwand verbundene) Konserve.
Authentizität jedoch kann ja nur von einem selbst kommen, nicht von jemand anderem. Sonst wäre es per Definition Transizität.
Das muß nicht heißen, daß man nicht mal einen Sound weitgehend auf der Bühne weitgehend kopierren könnte - aber bitte nicht weil das "im Orignial so ist",
sondern weil man von diesem Sound für die eigene Performance überzeugt ist.
Übrigens: mit Imitaten kriegt man auch keinen Namen. Nimm mal das wahrscheinlich meistimitierte Genie der Musikgeschichte - Elvis Presley. Da gibts
ganze Imitator-Clubs, und die verdienen damit auch durchaus erklecklich Geld. Aber kannst Du aus dem Stegreif auch nur einen einzigen
mit Namen benennen? Meist kriegt das nichtmal das Publikum hin, wenn es aus dem Saal kommt. Auch in den Top-100 findest Du zwar hin und
wieder Coverversionen bekannter Songs, aber unter Garantie kein einziges auch nur annäherndes ("legales") Imitat.