Also zuerst mal muss ich auch fĂĽr den Verleiher sprechen. Soweit ich mitbekommen haben haben wir ihm zu guter Letzt nur einen Kasten Bier bezahlt, und dieser Kasten ging von uns aus. Es gab also keine Rechnung fĂĽr das geliehene Zeug. Das hilft zwar nicht wenn man es beim Aufbau braucht, ist aber im nachhinein echtes "Fair Play"
Also ich denke das sich die Technik allgemein weiterentwickelt hat. Da denk ich auch an die ganzen Modeller (Kemper, Helix, Fractal Audio, etc) die ein half oder full Stack ĂĽberflĂĽssig machen. Dazu kommt natĂĽrlich das immer mehr kommende Inear bei Bands. Es gibt auch genug Bands die Monitortechnisch Hybrid fahren, also Wedge und Inear.
Klar ändert sich dabei das handling auf der Bühne, aber diese Veränderung geht ja nicht schlagartig. Oder nehmen wir mal das liebe Multicore. Klasiker ist ja das 16/8 Kabel das vom Pult zur Bühne geht. Also diese Teile sind ganz sicher nicht weniger Anfällig wie ein Netzwerkkabel das man bei einer digitalen Stagebox nimmt. Wenn man den Preis vergleicht dann ist da ein zweites Netzwerkkabel für die Redundanz immer noch günstiger wie ein 50 Meter langes 16/8 Multicore. Die vielen anderen Vorteile der digitalen Stagebox lass ich hier noch bewusst außen vor. Auch das Thema Routing (das gefühlt die meisten Probleme verursacht), gibt es nicht nur in der digitalen Welt. Analog hat man halt Kabel dafür benutzt, doch auch die mussten richtig eingesteckt werden.
Der Tontechniker sollte sein Material wenigstens bedienen können, so wie der Musiker sein Material soweit beherrschen muss, bis es an den Toni übergeben wird. Es gibt Musiker die spielen einfach schlecht auf Ihren Instrumenten, genauso wie es Tonis gibt die einfach keinen Gesamtsound hinbekommen. Schwachstellen sind also auf beiden Seiten durchaus möglich. Sollten die sich aber Addieren, dann wird es richtig übel. Ich hab das bis jetzt aber immer so erlebt, das die schwächen des einen, durch den anderen ausgeglichen werden konnten (im Rahmen des technisch Machbaren und der Kompromissbereitschaft).
Wie schon oft angesprochen ist Kommunikation der Schlüssel zur Lösung. Blockiert kann das nur noch von engstirnigen Menschen werden, egal auf welcher Seite der Bühne.
Und ganz egal welche Technik genutzt wird, Augen, Ohren und Mund wird es immer brauchen
Die Musiker, mit denen ich spiele, ticken da nicht viel anders. Gerade in Foren bekomme ich aber häufig den Eindruck, dass ziemlich viele gerade Amateurbands aufrüsten, ohne im Grunde die Basis zu beherrschen. Die bringen dann die fehlende musikalische Erfahrung UND die möglicherweise nicht so richtig liveerprobte Technik mit zum Gig. Am Ende erhält man dann suboptimale Qualität aus beiden Welten und braucht sich über gewisse Schwierigkeiten nicht wundern. Wenn dann noch ein kleiner örtlicher Verleiher mit "Freizeit-Tec's" aufläuft, war's das mit professionell.
Da wären wir bei der Fehlersummierung. Und ja, es gibt Bands die sich schlagartig technisch so Hochrüsten, das sie von der Technik beherrscht werden und selbige nicht mehr richtig bedienen können weil es zu schnell zu komplex geworden ist.
Ich kann da nur von meiner Erfahrung berichten.
Zum einstieg hab ich mir gleich mal ein X32 Compact Mischpult zugelegt. Das war mehr als nur eine kleine Herausforderung an mich. Zusätzlich kam dazu, das ich vom eigentlich Abmischen praktisch keine Erfahrung hatte. Das war dann auch viele Proben ein stetiger Begleiter im Proberaum. Nachmischen. Warum ist jetzt wieder alles so laut? Ich kann meinen Gesang nicht hören. etc...
Doch in diesem Fall hat Corona mir in die Karten gespielt, denn es wurde jedes mal besser, wenn auch sehr zäh.
Dann hab ich für mich ein Inear System gekauft, weil ich so viel gutes drüber gehört hatte. Lustiger weise hat das fast auf Anhieb gut geklappt. Spannend wurde es erst ab da wieder, als ich von Gitarrenverstärker auf einen Helix Floorboard umgestiegen bin. Natürlich hab da mit der Soundvielfalt herumgespielt und wirklich für jedes Lied einen eigenen Sound gebastelt. Das war zuviel des guten. Manchmal war meine Gitarre zu dominant und manchmal war sie kaum wahrnehmbar. Das hat sich erst gebessert, als ich das Floorboard so eingestellt habe, das ich nur einen Verstärker und eine Box mit der (fast immer) gleichen Klangeinstellung eingestellt habe. Für klangliche Veränderungen waren dann (wie auch zur analogen Zeit) die Effektgeräte zuständig.
Dann kam der Zeitpunkt an dem die gesamte Band auf Inear umgestiegen ist. Das hat, mit einer Ausnahme, hervorragend funktioniert. Die Ausnahme war unser Sänger/Bassist. Er hatte einen extrem ungewöhnliche Gehörgang, in dem kein Ohrstöpsel richtig positioniert werden konnte. Das führte dazu das sich bei dem geringsten Zug auf die Inear, sein Sound extrem veränderte und er nicht mehr richtig hören konnte. Als er dann aber seine Inears anpassen ließ war das Problem behoben. War auch ein echt langer und zäher Weg dahin, vor allem bis wir auf diese Fehlerquelle kamen. Wenn einer sagt, das er seinen Bass nicht hört, macht man den Bass eben lauter. Beim nächsten mal reißt er sich die Inears aus dem Kopf und sagt, das der Bas viel zu laut ist. Also macht man den Bass wieder leiser. Aber es hat ja zu guter Letzt alles geklappt.
Jetzt kann man wieder live spielen und wir haben zumindest unsere eigen Technik soweit im Griff das alles passt. Dabei ist es mir wichtig, das ein technischer Fortschritt dann gemacht wir, wenn er auch Verbesserungen und Erleichterungen ermöglicht.
Bei Technik von dritten (was ja meistens bei Veranstaltungen ist) versuch ich immer alles abzuklären. Bis auf einen aktuellen Fall hat das immer super funktioniert. Dabei ist ein aktueller Stagerider doch extrem hilfreich für beide Seiten.