Habe eben mal bei meiner Strat am 7 Bund ein Kapo aufgesetzt. Dann angeschlagen und die Kopfplatte an eine Tischplatte angedockt. Und siehe da, der Ton veränderte sich. Hat das keine Indizwirkung?
Klar hat es die. Nur mit dem Sattel hat es wenig zu tun. Wenn Du die Kopfplatte gegen einen harten, starren Gegenstand drückst, veränderst Du die die Eigenresonanzen des schwingenden Systems und versteifst die Konstruktion und unterdrückst dadurch die Eigenresonanzen, die vorher Schwingungsenergie aufzehren (und zB für Deadspots verantwortlich sind). Würdest Du beide Enden einer Gitarren jeweils in einen Schraubstock spannen, der wiederum starr auf dem Betonboden befestigt ist, wäre der Effekt noch deutlicher. Je biegesteifer
Doch, weil bei E-Gitarren nur die Saitenschwingung zählt, nur die ist es, was der Amp verstärkt.
Tja, und die Saitenschwingung ist natürlich völlig unabhängig davon, an welchem Material die Saite aufgehängt ist, sei es eine Eisenbahnschwelle oder ein Matratze...
Siehs endlich ein, Du begibst Dich mal wieder in Widerspruch zu den physikalischen Gesetzen. Eine wirklich starre Aufhängung existiert nur in idealisierten und dadurch vereinfachten Rechenmodellen fürs erste Jahr im Physikunterricht, in der Realität dagegen nicht.
Im Übrigen stimmt nicht einmal die Grundprämisse. Eine Gitarre ist ein relativ elastisches Teil, weil lang und dünn. Versetzt man die an sie gekoppelte Saite in Schwingung, ist es physikalisch absolut unvermeidlich, dass Hals und Korpus auch insgesamt mitschwingen. Und nein, auch Prof. Zoller behauptet das nicht, er ist nämlich Wissenschaftler und kennt die Gesetze der Physik. Er hält die Auswirkungen nur für zu gering und damit
vernachlässigbar, was eine ganz andere Aussage und im Übrigen durchaus subjektiv und anderen Ansichten zugänglich ist.
In jedem Fall folgt aus dieser Tatsachem dass sich nicht nur die Saite relativ zum PU bewegt, sondern gleichzeitig auch der PU relativ zur Saite. Deshalb klingt ein direkt ins Holz geschraubter und damit starr verbundener PU auch anders als der gleiche PU in der gleichen Gitarre in einem Plastikrahmen.
Aber zurück zum Thema Sattel: ich denke, dass die Relevanz des Materials für gespielte Leersaiten offensichtlich sein dürfte. Man kann sich der Frage am einfachsten vom Extremfall her nähern und überlegen, ob ein Messingsattel anders klingen wird als einer aus Gummi. Bejaht man das, ist die Schlussfolgerung unvermeidlich, dass er auch anders klingt als einer aus Knochen - auch wenn der Unterschied sicher geringer sein wird. Ist auch logisch, da an diesem Punkt a) die Hälfte der schwingungstechnischen Ankopplung ans Holz erfolgt und b) im Falle eines dämpfenden Materials Schwingungsenergie in Wärme verpufft. Bei der gegriffenen Saite kommt dagegen so gut wie keine Energie mehr am Sattel an. Soweit Schwingungsenergie bis zur Kopfplatte hin dringt (und das tut sie, wie man unschwer feststellen kann, indem man sich diese nach dem Anschlag unplugged an den Knochen hinter dem Ohr drückt), geschieht dies über den Umweg des Halses.
Natürlich schwingt dabei theoretisch auch der Sattel mit, aber er ist dabei im Gegensatz zur Leersaite nicht mehr das maßgebliche Medium der Ankopplung und als reiner "Mitschwinger" massemäßig zu vernachlässigen. Die Ankopplung wird dagegen überwiegend von der Bridge und natürlich vom Bundstäbchen übernommen. Auch hier kann man bei Veränderungen durchaus Unterschiede erwarten - bei meiner Les Paul Studio hat der Wechsel von Medium- zu fetten Jumbobünden hörbar mehr Tonsubstanz gebracht. Ja, auch über den Amp.
Gruß, bagotrix