Charvelniklas
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Ich hoffe schon seit Längerm, dass das wird der nächste große Schritt im Modeling sein wird: Impulsantworten mit, sagen wir mal, drei Sekunden Länge zu laden. DSP-technisch ist das natürlich eine VÖLLIG andere Hausnummer als nahmikrofonierte Gitarrenboxen, aber eben weil sich so viele Gitarristen inzwischen hauptsächlich auf Kopfhörern hören, wäre das ein Weg, ENDLICH das ersehnte "amp in a room"-Gefühl zurückzubekommen. Gleichzeitig würde das ganz neue Möglichkeiten für Livesounds bieten. Wortwörtlich zum ersten Mal in der Geschichte hätte man damit die Möglichkeit, dass sowohl Gitarrist auf der Bühne als auch das Publikum diesen Klang hören könnten. (Ich finde das ironisch, weil "amp in a room" ja das Ursprünglichste E-Gitarren-Erlebnis ist, das es gibt; Liveverstärkung und Studioaufnahmen haben dann ja erst die Nahmikrofonierung nötig gemacht und damit als Ästhetik etabliert.)Das Dumme bei Kopfhörern ist nunmal, dass die Raumakustik fehlt.
Das Problem (und die Lösung) sind die IRs. Bei Aufnehmen von IRs will man ja genau die Reflexionen vermeiden, aber mittlerweile gibt es "Full-Res-IRs", die den Raum mit einfangen. Das ist für Kopfhörer ein kleiner Gamechanger. Allerdings verbrauchen diese IRs auch eine immense DSP-Leistung.
Das finde ich wirklich faszinierend. Meine Erfahrung ist: Dadurch, dass ich seit Jahren über vernünftiges Equipment höre (DT770 mit in Software korrigiertem Frequenzgang, 64 Audio A3e, eingemessene Adam Audio T7V) und ich mein Gehör immer weider verbessere, kann ich inzwischen Gitarrensounds alleine erstellen, an denen ich nicht mehr viel machen muss, damit sie im Bandkontext tun, was ich möchte. Ausnahmen gibts immer wieder, aber eben immer seltener. Für den Live-Kontext verlasse ich mich auf unseren Mischer und spreche mit ihm immer wieder darüber, wie an zeitlichen und Stereo-Effekten sinnvoll sind, sodass meine Live-Sounds möglichst in jedem Raum funktionieren. Ich bin davon ausgegangen, dass es eine reine Übungssache ist, dass man irgendwann zuverlässig mit Kopfhörern Sounds erstellen kann, die überall funktionieren – so wie es inzwischen genügend Produzenten gibt, die Top-Hits auf Kopfhörern mischen. Ich denke nach wie vor, dass es so sein muss, aber es ist schon interessant, dass der besagte Produzent diese Beobachtung gemacht hat. Mit dem Klang der verwendeten In-Ears oder Kopfhörer kann es ja nicht zusammenhängen, wenn das ein Problem unterschiedlicher Gitarristen ist, die sicher nicht alle die gleichen Hörer verwenden. Die Frage, die sich mir hier stellt, ist: Was verleitet einen dazu, über Kopfhörer einen zu höhenlastigen Sound zu erstellen? Mir fallen folgende Möglichkeiten ein:Diese Erkenntnis wurde mir auch diesen Sommer, wo wir uns im Studio befanden bestätigt. Selbst im Sommer hatte ich immer noch laut Produzent zu viel Höhen & Presence im Sound. Er hat auch gemeint, dieses Problem kann er regelmäßig bei Leuten feststellen, die überwiegend mit Kopfhörer spielen.
– Das Offensichtliche, aber hier eigentlich schon Ausgeschlossene: unpassender Frequenzgang der Kopfhörer.
– Fehlende Lautheit: um sein Gehör zu schonen, dreht man nicht zu laut, aber dann fehlt einem das "Auf-die-Fresse-Gefühl" –> man überhöht "schrille" Frequenzen)
– Fokussierung auf sich selbst: selbst wenn man mit Backing Tracks spielt oder zu eigenen Aufnahmen, wo der Rest der Band zu hören ist, spielt man ja für sich selbst und mischt seinen Gitarrensound vielleicht zu vordergründig
– Abgestumpfte Ohren: zu lange zu laut auf Kopfhörern gespielt bedeutet, dass man Hochmitten und höhere Frequenzen irgendwann leiser hört. Im Laufe einer längeren Session zum Sounds-Erstellen denkt man vielleicht, man wäre endlich beim richtigen Ergebnis gelandet, hat in Wirklichkeit aber vor allem sein ermüdetes Gehör kompensiert. Das wäre dann ein Gegenkonzept zur ersten Hypothese.
Was denkt ihr darüber? Würde mich wirklich mal interessieren! =) Vielleicht fallen euch ja auch noch andere mögliche Gründe ein. Interessant fände ich auch, ob ihr die gleichen Erfahrungen gemacht habt.
Im Übrigen ist meine Reise genau umgekehrt: Ich habe lange Zeit meine Sounds zu höhenlastig abgestimmt, und erst im Laufe der Zeit gelernt, sie besser vorzubereiten, dass sie sich im jeweiligen Mix einbetten. Den Hang zur Höhenlastigkeit habe ich aber immer noch. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich als ursprünglicher Schlagzeuger unbewusst das Knallige fühlen möchte, das mir das Schlagzeug bietet.