In den späten 70ern gab's ja schon zwei Arten zeitgenössischer tragbarer Orgeln.
Die einen waren die klassischen Comboorgeln. Farfisa Compact, Farfisa F.A.S.T., Vox Continental, Gibson G-101 etc. Das waren Bandinstrumente, die von Keyboardern gespielt wurden, die was Moderneres, Tragbareres, Wartungsärmeres und Bezahlbareres haben wollten als eine Hammond B3, was idealerweise auch noch das Mellotron mit ersetzen kann. Davon dürften inzwischen mehr gebrauchte als neue Exemplare kursiert sein. Spätestens 1979 trat der Ersatz an in Form von Multikeyboards, die mehr Synthesizer-Charakter hatten (ganz zu schweigen von speicherbaren Polysynths, die sich aber keine Sau leisten konnte).
Relativ jung waren "transportable Orgeln". Okay, der Begriff beschreibt auch Comboorgeln, aber gemeint sind transportable Ausführungen elektronischer Heimorgeln (z. B. Elka X-605 auf Basis Artist 606, Elka X-705 auf Basis Artist 707, Farfisa Professional 88 auf Basis Désirée, Farfisa Professional 110 auf Basis Maharani, Böhm CnT/L auf Basis CnT, Wersi Helios W2T auf Basis Helios W2S). Deren Zielgruppe waren Alleinunterhalter, die vor allem Tanzmusik spielten mit laufendem Rhythmusgerät. Das heißt, diese Instrumente waren damals sowas wie heute das Yamaha Genos. Bevor es diese fix und fertig transportablen Orgeln gab, zogen Alleinunterhalter los mit Akkordeon plus Rhythmusgerät, nur mit einem Rhythmusgerät, weil vor Ort schon ein Klavier stand, oder mit einer "gechoppten" Heimorgel, wo also der untere Teil mit Verstärkern und Lautsprechern abgesägt und durch abnehmbare Beine ersetzt worden ist. Relativ wenige spielten auch ungechoppte Heimorgeln (60 bis über 100 kg Lebendgewicht, von unhandlich ganz zu schweigen), noch seltener war Comboorgel + Rhythmusgerät, weil die Comboorgel überhaupt nicht für Solospiel vorgesehen und ausgestattet war.
Diese transportablen Orgeln fand man ab und an auch in Bands. Die machten einerseits optisch und andererseits klanglich mehr her als Comboorgeln, und einige hatten auch Zugriegel. Aber sie waren größer, sie waren schwerer, und sie waren teurer. Eine neue Elka X-705 dürfte 1979 fast in den gleichen Preisregionen gespielt haben wie ein polyphoner Synthesizer Sequential Circuits Prophet-5. Gebraucht war sie wohl kaum billiger, denn sie wurde bis Anfang/Mitte der 80er gebaut. Und eine nagelneue Wersi Helios W2T dürfte sogar im Bausatz noch teurer gewesen sein als ein Yamaha CS-80.
Combo Organ Heaven behandelt übrigens beide Arten, allerdings mit Fokus auf den späten 60ern und frühen 70ern.
Martman