Der Rückblick auf die Band und vor allem das Lebensgefühl in der Krautrockszene ist wichtiger Bestandteil meiner Geschichte. Dabei wächst natürlich der Anspruch und um realistisch schreiben zu können, müsste ich wissen, was sich ein Maurer, eine Schneiderin und zwei Studenten nach und nach anschaffen konnten.
na, das ist doch male eine gute Fragestellung...
Ich hatte mit 15 (1971) meine erste "Band".
Mein Schlagzeug fand sich über Hörensagen" im Keller eines älteren (Opa) Jazzmusiker, ein Sonor Swinger aus den 50ern, das ich ihm "abschwätzen" konnte.
Der Bassist spielte tatsächlich anfangs über Röhrenradio vom Sperrmüll. Seine E-Bass fand er auf dem Flohmarkt, wo wir als Musiker jeden Samstag auf Jagt nach Musikzeugs waren, fur 10 DM (es war ein roter Rickenbacker !!!) Der Gittenspieler kaufte sich (hatte mehr Taschengeld) eine Hertiecaster neu und den Amp fanden wir bei uns (Grossstadt) beim Pfandleiher.
Der war Übrigens eine gute Quelle, da er (auch An-Und Verkauf) auch Instrumente in Zahlung nahm, aber keine Ahnung davon hatte, da haben wir im Laufe der Jahre immer wieder "Schnäppchen" gemacht.
Ich war über Jahre jede Woche dort, um nichts zu verpassen.
Unser Wissen holten wir aus z.B. Riebes Fachblatt und plaudern mit älterem Musikern, die wir "aushorchten"
Mikrofone waren alte Tonbandmikros vom Sperrmüll, mit Try & Error umgelötet auf Klinkenstecker.
Die Gesangsanlage war eine Golden Echolette, die in der Kirche als Pfarrermikro stand und wir uns ab/aufbauen mussten.
Zischen 14 und zwanzig lief so die Beschaffung von Musikzeugs.
Als erste nennenswerte Einkommen kamen (Lehrgeld, Ferienjob, Praktikantengehalt) wurde besseres Zeugs von älteren Musikern gekauft (oft reingefallen) und auch mal ein Sonderangebot im Musikgeschäft (auch oft reingefallen).
Nach und nach in der Zeit:
Drums: bessere Ständer, bessere Becken, neue Felle, Sticks.
Gitten: Hertiecaster, was gebrauchtes Japanisches, irgendwann eine Strat vom Pfandleiher, Hertie Transitor Übungsamps mit 10 Watt, gebrauche Carlboro ? Amps ( 1 x 12, 50 Watt, woh).
Gesang: Ein Dynacord Eminent 1 (DIN Buchsen) gebraucht, PA Boxen selbstgebaut (15/3) aus Presspan.
Die Handwerker hatten alle früher Geld wie die Schüler/Studenten und waren fast immer besser ausgestattet.
Extra Geld von zu hause gabs nie ("nicht für die Negermusk") also Jobben...
Allein die notwendige Wissenbeschaffung (Boxenbau, Löten, Impedanzen, Stecker, Adapter) war schon ganz schön schwierig, gemessen an heute und es brauchte in der Band immer Jemanden der das tat und konnte, sonst ging nichts (ist wie heute auch noch...).
Lebensgefühl: grossartig, man war MUSIKER, die Mädels waren begeistert (kann ich mal zur Probe kommen...) die Mitschüler zumeist achtungsvoll bis leicht erfürchtig (ey, cool, Schlagzeug wollte ich auch immer mal spielen).
Sonstiges: (70er) Jeans, Amiparka, lange Haare, alte Enten und Käfer (einer hatte immer ein Ford Transit für Gigs), viel Alkohol und andere Rauschmittel, immer unterwegs zu Festivals (wer kennt noch Finkenbach?)...
Und natürlich, leicht verklärte, und idealisierte Darstellung eines "Musikopas".