Warum wird nun ausgerechnet der Keyboarder am häufigsten durch einen Backing Track ersetzt, und nicht etwa der Bassist, oder der Gitarrist, oder der Schlagzeuger? Jede Rock-Band hat diese Besetzung, manche sogar gleich zwei Gitarristen, aber das Keyboard kommt vom Band?
Weil Keyboards uncool sind. Kein richtiger Rocker spielt Keyboard.
Zumindest ist das die Rockmusik-ab-Ende-80er/Anfang-90er-Denke, die heute noch vielfach vorherrscht.
Jetzt wäre doch schon mal interessant zu wissen, woran das liegt, und ob Keyboards vielleicht wirklich so ein "Alleinunterhalter-Image" haben, sodass das gerne ein bisschen unter den Teppich gekehrt oder kaschiert wird.
Ich glaub, das liegt vielfach an Billo-Setups, wie man sie häufig im Amateurbereich vorfindet. Da steht dann eine einzige poplige 61-Tasten-Japan-Rompler-Hupe auf einem X-beliebigen X-Ständer. So sehen auch Alleinunterhalter-Setups aus.
Das ist vom Coolness-Faktor quasi das genaue Gegenteil dessen, was Kraftwerk in den 1970ern oder Daft Punk in den 2000ern auffuhren.
Das hier find ich jetzt z.B. ein gutes Beispiel: An sich ja eine nette Idee mit den Burgzinnen usw, aber gerade dieses "V-Synth GT" sieht doch einfach zum davonlaufen aus. Auch das "Roland X8". Und ich finde auch dieses helle Silber extrem unästhetisch, sieht immer so sehr nach Plastik aus. Sogar der Moog sieht von hinten leider nicht besonders ansehnlich aus.
Liegt vermutlich daran, daß es ein Minimoog Reissue ist und weder ein 1970er R.A. Moog Minimoog noch ein 1972er Musonics/Moog Music Minimoog. Die hatten nämlich den großen schwarzen Moog-Aufkleber nicht.
Beim Minimoog von hinten ist der Vintage-Liebhaber zu sehr geeicht auf Rick Wakeman in den 70ern, Rick Wright in den 70ern, Joe Zawinul in den 70ern, Chick Corea in den 70ern, Manfred Mann in den 70ern...
Und wer wirklich auf den Classic Rock der 60er geeicht ist, kann eh nur die Hammond B3 + abmikrofoniertem Leslie 122 und das Rhodes Mk II + abmikrofoniertem Fender Twin Reverb durchgehen lassen. Das muß aussehen, als hätte es so auch in Woodstock stehen können. Vielleicht noch ein Steinway D. Erlaubt sind quasi nur Holz- und Tolex-Oberflächen. Schon lackiertes Stahlblech ist böse. (Bei klassischen, diskret aufgebauten Analogsynthesizern war Stahlblech ja schon deshalb notwendig, weil Holz die Abwärme der Elektronik nicht so gut nach außen leitet.)
Heutzutage ist Kunststoff mehr oder weniger Pflicht, weil viele Keyboarder nichts mehr haben wollen, was mehr als 10 Kilo wiegt. Außerdem ist es billiger.
Die schwarzen Kisten zum Gitarren laut machen finde auch nicht schöner, nur weil Marshall drauf steht und die Masse sich dran gewöhnt hat.
Das Keyboard-Pendant dazu ist das nachgebaute (oder leergeräumte echte) Hammond-B3-Gehäuse mit Nord und/oder Workstation drin. Leergeräumte Flügelgehäuse sind zum Touren meistens zu schwer und zu unhandlich.
Es gibt ja auch noch die Masche, einen Moog IIIc oder 55 aufzustellen, Strom anzuschließen und ihn lustig rumblinken zu lassen, ihn aber weder an die PA zu hängen noch wirklich zu spielen. Der steht dann nur da für Blinki-Blinki und Tangerine-Dream-Faktor. Aber selbst wenn man sich was Vergleichbares aus COTK- oder Dotcom-Modulen zusammenbauen würde, weil man sagt, ab der vierten Reihe sieht das eh keiner, daß da keine Moog-Logos auf den Modulen sind, wird's wahrscheinlich teurer, als wenn man echte Marshall-Röhrenfullstacks als Deko aufstellen würde.
Als Keyboarder in einer Hochzeits- oder Partyband wohl eher nicht. Als Keyboarder in einer Schulband oder Kirchenband etc. auch nicht.
Als Keyboarder in einer Rock- oder Metalband würde ich mir durchaus Gedanken machen, wie ich das Instrument auf der Bühne präsentiere, sofern die Band wert auf einen Bühnenlook legen würde. Würde die Musik mehr in Richtung Industrial oder sowas gehen, dürfte das Keyboard auch etwas neuzeitlicher wirken. Würde es mehr in Richtung klassischen Rock gehen, würde ich vielleicht überlegen, auch eher etwas klassischeres einzusetzen, bis hin zur Holzkiste. Generell würde ich persönlich aber wahrscheinlich einen klassischen Synthesizer spielen, und keinen "Roland V-Synth GT", und der Vorteil bei klassischeren Synthesizern ist, dass diese oftmals auch neu noch recht klassisch daherkommen, also nicht wie 90er-Tischhupen aussehen, sondern durchaus ein bisschen Holz mitbringen und Co.
Würde ich in einer Synthpop-Band spielen, würde das nochmal anders aussehen, da spielen Synthesizer eine größere Rolle, und da dürfen diese auch ein bisschen moderner aussehen. Aber auch hier würde ich logischerweise kein Entertainer-Keyboard einsetzen. Gut möglich, dass die verwendeten Synthesizer sich also ebenfalls gut ins Band- und Bühnenbild einfügen würden.
Also ja, je nachdem wie "ernst" ich es meine mit der Musik und der Bühnenshow, würde ich mir da vermutlich schon Gedanken machen. Und das finde ich ist beileibe nichts ungewöhnliches!
Ein Vintage-Keyboard-Look ergibt natürlich nur dann einen Sinn, wenn es auch entsprechend vintage klingt. Wenn es aussieht wie eine 70er-Jahre-Stringmachine, aber klingt wie das Studio von David Guetta, dann stimmt da was nicht.
Wenn man jetzt aber auf Vintage-Look-Vintage-Sound setzt, sollte man sich fragen, ob es dann nicht immer noch vermessen wäre, alles, was man auf einer mindestens zweistündigen Liveshow abbrennt, nur aus einem oder zwei Instrumenten zu holen (die dann jeweils auch wirklich nach maximal 70ern aussehen). Technisch wär's möglich, optisch aber unglaubwürdig. Dann kann man auch gleich das MacBook offen mit draufstellen.
Wär man da wirklich konsequent, müßte man eine Burg à la Wakeman oder Jarre aufbauen.
Bei Keyboards gibt es aber im Gegensatz zu anderen Instrumenten kaum ästhetischen Spielraum von der Stange.
Warum spielt das bei den anderen Instrumenten eine so große Rolle, beim Keyboard aber nicht?
Zunächst mal wird bei einem Keyboard im Gegensatz zu einer Gitarre oder einer Trommel das Gehäuse nicht fast oder ganz komplett aus Holz gemacht. Das wär sagenhaft teuer, das wär sagenhaft schwer, und je nach Technik drunter würde die Kiste sagenhaft warm werden. Damit entfällt allerdings auch der Zwang, das Ding zu lackieren, und somit eine Individualisierungsmöglichkeit.
Dann kommen die Stückzahlen dazu. Tele, Strat, Paula, Explorer, Flying V, sie alle werden seit Jahrzehnten kaum verändert gebaut. Und es gibt weit mehr Gitarristen als Keyboarder. Bei elektronischen Instrumenten hat man dagegen Bauzeiten von teilweise nur drei Jahren, dann kommt der gründlich redesignte Nachfolger, oder die ganze Kiste wird ersatzlos eingestellt. 180.000 Yamaha DX7, 250.000 Korg M1 und aktuell über 300.000 Korg MicroKorg sind gewaltige Größenordnungen; jetzt frag dich mal, wieviele Fender Stratocaster (inklusive Squier) über die Jahrzehnte gebaut wurden.
Da lohnt sich ganz einfach die Individualisierung nicht.
Außerdem: Wenn man schon individualisieren will, reichen bunte Sondermodelle wie ab und an bei Korg auch nicht aus. Da kommen dann konstruktive Sonderwünsche. Der erste will ein zweites Manual und ein Holzgehäuse à la Hammond. Der nächste will ein Aufstellgehäuse à la Minimoog, vorne schwarz, hinten silbern. Holzseitenteile wollen auch viele, aber eben nicht alle, was sich auch mal auf die Konstruktion auswirken kann. Und so weiter.
Last but not least: Herstellerseitiges Customizing von elektronischen Instrumenten hat es so, wie man das bei Gitarren gibt, noch nie gegeben. Selbst einen 1967er Moog IIIc gab es nie in Cherry Sunburst (und die Dinger wurden nur auf Bestellung gebaut, nicht in Serie). Bei Orgeln, E-Pianos, Synthesizern usw. waren Gehäusefarbe und Paneeldekor fast immer vorgegeben. Allenfalls (z. B. bei ARP) wurde mal im Laufe der Zeit umdesignt. Aber während ein Musikladen ein Dutzend Strats in unterschiedlichsten Finishes hatte, hatte er ein Dutzend absolut identische Minimoogs, weil es den eben nur in diesem Look gab.
Wahlmöglichkeiten gab's im 20. Jahrhundert kaum. Das Oberheim SEM (und alle Synths, die darauf basierten) gab's wahlweise statt in Cremeweiß auch in Schwarz (wollte aber kaum einer). Den Roland SH-101 gab's in Grau, Rot und Blau. Den Yamaha DX7II gab's mal als limitierte Sonderedition in Champagner statt wie sonst in Dunkelbraun. Das Roland AX-1, normalerweise rot, gab's als Sonderserie in Schwarz (vielleicht, weil Jarre sich eins hat schwarz lackieren lassen). Meines Wissens kamen Farben zum Auswählen dann erst wieder in den 2000ern von Korg.
Das ist also kein Phänomen der 90er Jahre. Das haben Leute wie Friedrich Trautwein und Laurens Hammond schon in den 30ern verbockt.
- Schlagzeuge haben oftmals das Hersteller-Logo auf der Bass-Drum. Aber noch nicht den genauen Modellnamen. Wenigstens NUR das Hersteller-Logo. Becken haben das Logo auch oft drauf, aber das kann man aus dem Publikum meist nicht erkennen. Und: Viele Bands überkleben das Bass-Drum-Logo mit dem Bandlogo! Das kann man schon bei Fotos von den Beatles sehen.
- Gitarren haben das Logo und das Modell auf dem Headstock, aber das ist so klein, dass man das aus dem Publikum oftmals nicht wahrnimmt.
- Selbst auf einem Kontrabass, wo wirklich viel Platz auf dem Korpus wäre, ist normalerweise kein Hersteller-Schriftzug zu finden. Warum ist das dann bei Keyboards so wichtig?
Marken- und Modellpräsenz. Besonders wichtig bei Endorsern, aber auch immer gern genommen bei Leuten, die sich ihre Instrumente selber kaufen.
Beim Schlagzeug ist es ziemlich Wumpe, wer welches Teil gebaut hat. Wer sich für E-Gitarren interessiert, erkennt die Kultmodelle ohnehin an der Form. Das ist fast schon Allgemeinbildung. Da braucht es gar keine Logos und Schriftzüge. Eine Tele, eine Strat, eine Paula erkennt man auf hunderte Meter Distanz sofort als solche (bzw. als Klon). Und wenn man selbst Gitarrist ist oder werden will, sieht man das und will auch so eine haben. Man sieht also eine Paula, geht in den Laden und kauft sich eine Paula, weil man bei $BAND eine im Einsatz gesehen hat und die cool fand.
Bei Keyboards geht das nicht so leicht. Um so schwieriger wurde es in den 70ern, als es eben nicht mehr nur Moog gab und vielleicht noch das dazugestellte Oberheim SEM. Da kamen immer mehr Hersteller auf, gerade aus Japan kamen immer mehr Synths. Und die Hersteller wollten natürlich für sich Werbung machen, zumal man inzwischen begriffen hatte, daß Synthesizer nicht wie Klaviere mit dem Rücken gegen eine Wand aufgestellt werden, sondern mit dem Rücken zum Publikum (außer die Kiste sieht von hinten ästhetlos aus und/oder mauert den Blick aufs Publikum zu, vor allem semi- oder vollmodulare Synths).
Einen Minimoog erkennt man leicht. Das ist die Strat unter den Synths. Aber sonst? Schon einen ARP Odyssey erkennen viele, wenn sie sowas aus dem Publikumsraum heraus sehen, doch nur, wenn's hinten draufsteht. Also steht's bei dem hinten drauf. Und der ARP Odyssey ist von 1971! Ich wette, von
dem hier (Halloween-Design von 1975; so wurde er bis 1981 gebaut) kriegst du auch die Krise. Die vorherigen Designs (Black & Gold, Whiteface) hatten zwar ein dezenteres Logo hinten, aber sie hatten eins, und es war groß genug, um zumindest von den ersten Reihen im Publikum aus lesbar zu sein.
Und 1971 gab's noch nicht soviel Konkurrenz. Frag mal, was Ende der 70er los war, als die Hersteller und Modelle (gerade die Modellschwemme von Korg) immer mehr und mehr wurden. Wie sollte man da als Zuschauer die vielen Synthesizer von hinten oder von der Seite identifizieren können, wenn man nicht gerade der Übernerd war? Das ging nur, indem Marken- und Modellname draufgedruckt wurden.
Stell dir
den Sequential Circuits Prophet-5 (1979) hier in Rick Wakemans damaliger Burg vor. Ist da natürlich fett gefeaturet, und dürfte so manch einen in den Laden getrieben haben zwecks Nachfragen (die meisten sind gleich wieder raus, nachdem sie hörten, was das Ding kostete, aber trotzdem). So, und jetzt denk dir mal den fetten "Sequential Circuits"-Papper und den fetten "Prophet 5"-Papper weg. Woher soll man dann noch wissen, daß das ein Sequential Circuits Prophet-5 ist, wenn man, wie gesagt, nicht gerade der Übernerd ist, der sowas an der Gehäuseform oder dem Anschlußlayout erkennt? Soll man dem Verkäufer im Laden sagen, ja, man interessiert sich für den Synth, den Wakeman rechts oben stehen hatte? Woher soll der Verkäufer wissen, was Wakeman rechts oben stehen hatte?
Warum das ganz früher noch nicht so war? Ganz einfach: Eine Hammond erkennt man ohne Logo. Ein Rhodes oder Wurly, gut, da ist es etwas schwieriger, aber das ginge auch noch. Ein Mellotron, okay, das erkennen nur Nerds, aber da waren eh nur Nerds die Zielgruppe. Und das Aussehen des Minimoog ist ebenso Allgemeinbildung wie das Aussehen der Strat. Da braucht es keine Logos.
Will sagen: Im Grunde fiel das Kind 1971 in den Brunnen, als die ersten Keyboards aufkamen, die auf den Massenmarkt strebten, aber nicht mehr von Hans und Franz an der Gehäuseform zu identifizieren waren.
Das heißt, vielleicht stört bei Roland und Korg auch, daß es diese Marken erst seit den 70ern gibt und die Markenlogo-Ästhetik etwas zu sehr 70er ist. Vielleicht könnte man Roland-Instrumente dadurch optisch vervintagen, indem man sie umpflanzt in ein Holzgehäuse mit einzelnen Stahlblech-Paneelen, auf dem statt dem Roland-Logo das von Ace Tone prangt. Das ist nämlich aus den 60ern.
Deshalb glaubte ich auch, erwähnen zu müssen, was man unter "Keyboards" (Plural!) versteht.
Die verbreitete Vorstellung, unter "einem Keyboard" eine Alleinunterhalter-Tischhupe mit Begleitautomatik und MIDI-Abspielfunktion zu verstehen, verkompliziert die Lage zusätzlich.
In den Achtzigern hat ein Musikreferendar mit rein klassischer Ausbildung (und einer der besten Pianisten, die ich je gekannt habe) wirklich geglaubt, mein Yamaha DX7 spiele alles automatisch "auf Knopfduck"! Und war dann sehr erstaunt, zu sehen, dass ich tatsächlich alles selbst und live spiele.
Gerade unter älteren Semestern und/oder in der Provinz kennt man ja keine Synthesizer. Da ist jedes elektronische Keyboard eine Alleinunterhalter-Hupe, weil man da eben nur das kennt. Und die, die wirklich vor Publikum eingesetzt werden, spielen in der Tat mehr oder weniger alles automatisch. Außerdem kann man es sich in solchen Kreisen eh nicht vorstellen, was mit solchen Instrumenten tatsächlich in der Praxis geht und gemacht wird.
Mir fällt spontan keine keyboardlastige Band ein, bei der kein fester Keyboarder beteiligt ist.
Wirklich keyboardlastig nicht, aber: Ab Ende der 70er, Anfang der 80er gab's das doch massenhaft. Eine Rockband nach der anderen hatte auf einmal Synthesizersounds dabei. KISS. ZZ Top. Sogar Queen kippten irgendwann um (oder hat Freddie die Prophet-Flächen in "Who Wants To Live Forever" selber gespielt?). Hatten die feste Synthesizerleute? Van Halen waren ein Sonderfall, Eddie hat den Oberheim selber unter den Händen gehabt, aber das ging nur im Studio per Overdub.
Mal noch eine weitere Frage, vor allem an die Skeptiker: Warum glaubt ihr, werden bei vielen Konzerten, Shows, etc echte Flügel auf die Bühne gerollt? Teilweise auch nur für 1 Song? Denkt ihr der Flügel klingt einfach besser, oder denkt ihr da geht es ums AUSSEHEN?
Teils der Klang (doch, wirklich), großen Teils die Optik, und vor allem hat man dann auch das Budget, und es steht im Rider.
Wenn du das lächerlich findest: Um 2010 hatte Jean-Michel Jarre in seinem Live-Park unter anderem einen Yamaha CS-80. Markteinführung 1978, vollanalog, 82 Kilo schwer (Holz, Stahlblech und Shitloads an Kupfer und Platinen drin), Gebrauchtpreis war damals schon fünfstellig, Ersatzteile gab's damals schon seit Jahren nur noch aus Schlachtgeräten, und selbst wenn, ist das Ding irre schwer zu reparieren. Aber er ist damit getourt. Und hat ihn nur für ein paar Minuten während eines Zwei-Stunden-Konzerts benutzt. Und das Ding war nicht mal das seltenste Stück in seinem Fuhrpark.
Warum sehen die meisten E-Gitarren so aus wie vor 70 Jahren?
Weil eine E-Gitarre nicht nach ein paar Jahren technisch veraltet.
Selbst der Minimoog von 1970 war von gestern, als Yamaha 1978 den CS-80 vom Stapel ließ. Erst recht, als 1979 der Sequential Circuits Prophet-5 und kurz darauf der Oberheim OB-X rauskamen, die im Grunde wieder den CS-80 veralten ließen.
Und als 1983 der Yamaha DX7 rauskam, hat er so ziemlich alles veralten lassen von sämtlichen Analogsynthesizern bis hin zum Rhodes. Von da an war "E-Piano" nämlich definiert als das DX7-Full-Tines-Gebimmel.
Warum also soll eine moderne Workstation heutzutage aussehen wie das ganz frühe Studio von Karlheinz Stockhausen?
Professioneller Synthesizer von 1983 mit nicht unbedingt kurzer Profi-Referenzliste; in den 90ern im Techno sehr populär; einer der ersten zwei Synthesizer überhaupt mit serienmäßigem MIDI.
Und das war schon ein Budget-Instrument. Google mal "Roland Jupiter-8".
Anfängerhupe für zu Hause zum kleinen dreistelligen Preis. Wird in keiner ernstzunehmenden Band gespielt, von Profis schon mal erst recht nicht.
Wenn sowas in ein Holz/Stahlblechgehäuse wie ein 4000-€-Analogsynthesizer oder gar ein Vollholzgehäuse eingebaut würde, könnte man es nicht mehr für 150 € oder so verkaufen. Dann hätte man einen derart hohen Kaufpreis, daß im Vergleich zur Technik unter der Haube das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr stimmen würde und das ganze Instrument für die Zielgruppe zu teuer wär. Abgesehen davon wäre das ganze Instrument um ein Vielfaches schwerer und damit unhandlicher.
Falls Du Dich hier auf die integrierten Lautsprecher beziehst, es gibt auch etliche Keyboards ohne integrierte Lautsprecher, die ebenfalls eine ähnliche Designsprache haben wie das gezeigte Beispiel, ich verstehe nicht warum Deiner Meinung nach die "unterschiedlichen funktionalen Vorgaben" so massiv groß sind, dass man manche Keyboards nur im Look eines 90er-Plastikbombers bauen kann, und manche wie ein edles Instrument?
Das habe ich gerade erklärt.
Wir könnten ja auch mal über kreative Ansätze, sein Keyboard auf die Bühne zu bringen, diskutieren:
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Falls sich das jetzt nicht nur auf Rockbands beziehen sollte:
Lag Le Meuble, gebaut 1988 in 500 Arbeitsstunden für Jean-Michel Jarre,
für eigentlich ein einziges Konzert. Ja, Lag, der französische Gitarrenhersteller.
Enthalten unter anderem: drei Masterkeyboards, ein Roland D-550, ein Fairlight CMI IIx, ein E-mu Emulator I, zwei EMS Synthi AKS, ein Dynacord ADD-One und ein Atari 520 ST. Unter anderem.
Ich hätte jetzt auch noch die Daft-Punk-Pyramide erwähnt, aber die hat mit Keyboards fast nichts mehr zu tun.
Martman