Ich hatte inzwischen Zeit in diesem User Thread etwas quer zu lesen und finde darin eine Gemeinsamkeit zum Heritage User Thread. Auch dort geht es oft um den Vergleich zu Gibson und zu den qualitativen Unterschieden. In gewisser Weise finde ich solche Vergleiche schade weil sie verhindern dass ein Brand einfach für sich selbst steht. Andererseits ermöglicht solcher Vergleich Preis- und Leistung bestmöglich in Relation zu stellen.
Wenn ich sehe das wievielte Makeover eine ohnehin schon teure Gibson LP über sich ergehen lassen muss bis sie sich wieder in der Nähe einer 59 Burst befindet und welche Kosten dies erzeugt wird mir schwindelig. Auch deren "Modellpflege" finde ich insofern zweifelhaft als dass bei jeder neuen Charge der Top-Instrumente verkündet wird "diesmal" wirklich historisch absolut korrekt gefertigt zu haben...... Mal ehrlich, mehr als € 8000 für eine aktuelle Les Paul!? Das einzige Argument das für mich bei G zieht ist die Wertstabilität, die sogar inflationsbereinigt vorhält weil man es mit einem Mythos zu tun hat. Überzeugte Gibson Jünger ziehen für ihre Haltung zum Hersteller in Glaubenskriege, die von den Anhängern alternativer Produkte ebenso leidenschaftlich mitgefochten werden. Das ist maximal albern weil man sein Gegenüber kaum "bekehren" wird. Wozu auch?
Es gibt innerhalb von Projekten in meinem beruflichen Umfeld die 80:20 Formel: Ein Projekt gilt als eingetütet wenn 80% der Bedingungen erfüllt sind, beim Rest optimiert man sich dumm und dämlich bei einem sehr fragwürdigen Zeit- und Leistungsaufwand. In Musikerkreisen ist diese Praxis sehr häufig zu beobachten.
Insofern freue ich mich an meinen sehr sorgfältig, aber in gewisser Weise auch pragmatisch gefertigten Instrumenten. Von ihnen glaube ich, dass sie in bester Handwerkskunst und mit passenden Anbauteilen zu einem sinnvollen Ganzen zusammengefügt wurden. Dass diese Firmen dennoch auf eine Historie zurück blicken können und auch einen Ethos bzw. konstanten Qualitätsanspruch im Gepäck haben ist besonders erwähnenswert.
Ich hatte nun auch Zeit meine Masterfield P90 ausgiebiger zu testen. Ich glaube sagen zu können, dass sie von all meinen Gitarren die beste Bespielbarkeit bietet. Dies kann zwar auch damit zusammen hängen, dass sie am besten eingestellt ist, aber wenn dem so ist, ist eben dies einer Erwähnung wert!
Die PU's sind so beschaffen dass im Ton nicht nur Nuancen, sondern ein wirklich breites Spektrum abgerufen werden kann. Es ist beeindruckend, dass sie am Steg fast so ein Eierschneider wie die Telecaster sein kann, am Hals dann aber so seidenweich und holzig, dass man Schwierigkeiten hat all diese Attribute einem einzigen Instrument zuzugestehen. In der Mittelstellung ist es nicht anders: Die Qualitäten beider Seiten geraten so zu einer perligen Synthese. Damit gelingt der Spagat von R'n'R und Country zu Dub und New Wave über Pop und Soul bis hin zum Jazz mühelos und in jeder Disziplin so kultiviert bzw. unkultiviert wie ich es mir wünsche. Was mir an Single Coils grundsätzlich gefällt ist deren präzide Artikulation und der damit zusammenhängende perkussive Charakter. Das verleiht selbst dem in den Höhen bedämpften Handschuhton am Halspickup zu mehr Lebendigkeit als die meisten Humbucker Pendants abliefern, die auch gern mal ins Muffige abgleiten.
Manchmal sind mir am Steg, allem voran mittels der G-Saite die Mitten sehr präsent, aber wer P90's will erkauft sich natürlich auch diese dazugehörige Charkteristik, die sich sicherlich noch mit der Wahl der Saiten in die gewünschte Richtung bringen lässt. Wo wir gerade bei Saiten sind, muss ich noch erwähnen, dass den PU's deren Trennung in der Abbildung sehr gut und differenziert gelingt! Meine anfängliche Skepsis ob FGN auch eine glückliche Hand bei der Produktion dieses geschichtsträchtigen PU hat ist nun auch aus dem Weg geräumt.
Nur an Eines muss ich mich gewöhnen, nämlich den kleineren Body. Direkt neben meiner Heritage H535 wirkt sie schon ein wenig wie zu heiss gewaschen
. Aber vielleicht werde ich dies im Zusammenspiel mit dem moderaten Gewicht noch zu schätzen lernen. Das Handling empfinde ich schon jetzt als besonders gelungen.
Als einzig wirklichen Kritikpunkt konnte ich die Volume und Tone Regelung ausmachen. Diese sind recht schwergängig. Das ist grundsätzlich ein Hinweis darauf, dass gute Potis zum Einsatz kommen, krankt aber an der Verwendung der sehr glatten Oberfläche der Plastikregler. Ich glaube aber, dass sich dieses kleine Manko mit Gummiringen aus der Welt schaffen lässt. Die Gitarre ist wie eingangs von mir vermutet ein absolutes Universalinstrument.