Ich denke, dass den meisten jungen Gitarristen einfach der Bezug fehlt, weil man heute eben andere Sachen hört. Heute hört man viele andere fähige Leute im Screamo, Emo, Metal und Wasweißich-Bereich. Sicherlich wird sich der eine oder andere Gitarrist in seiner Laufbahn noch mit Hendrix befassen und ihn für sich entdecken.
Ich bin jetzt 16 Jahre alt (spiel seit 10 Jahren Gitarre
) und geh auf ein Gymnasium. Bei mir in der Klasse (letztendlich aber auch in der Stufe) sind der Großteil meiner Mitschüler Leute, die Techno (elektrisches Zeug halt, kenn ich mich nicht aus, hör sowas auch nicht, ich find das schreklich)hören. Seltsamerweise sind das immer die Stupidesten
... Hab jetzt, aus Anlass dieser Umfrage, mal aus eigenem Interesse mal ein wenig rumgefragt.
Von den Techno Leuten (so nenn ich die jetzt einfach mal verächtlich) kannte die Hälfte der Leute den Namen Jimi Hendrix nicht mal. Das finde ich sehr traurig, aber auch nicht verständlich, da man doch IRGENTWIE schon mal in Berührung mit dem Namen kommt, sei es auch nur in irgenteiner Kaffewerbung...
("...und dann haben wir auf dem Rockkonzert im Matsch getanzt, das war soo schön, aber nachher waren unsere Klamotten total dreckig..."
Ältere Frau [vermutlich die Mutter der Frau grade]: " Ich war auch mal auf einem Rockkonzert, Hendrix, '68. Wir haben auch im Matsch getanzt, aber unsere Klamotten waren nicht dreckig..."
"Echt? Wieso das nicht?"
"Wir hatten keine an....")
Die andere Hälfte kannte immerhin den Namen, vereinzelte wussten sogar, dass er Gitarrist war. Viel mehr auch nicht.
Von den Metallern aus der Nachbarklasse kannten schon deutlich mehr den Namen Hendrix. Vielleicht, weil davon auch eher Leute ein Instrument spielen und dann irgentwie in Kontakt mit Hendrix kommen. Dennoch, viel mehr konnten auch dort die meisten nicht dazu sagen.
Als ich nun unter Gitarristen nachfragte, erhielt ich eine ganz andere Resonanz:
Alle kannten Jimi Hendrix als Gitarristen, mit vielen konnte ich dazu Gespräche führen, mit einigen auch längere Diskussionen. Aber letztendlich hab ich's auch nicht anders erwartet. Wer länger Gitarre (richtig, leidenschaftlich, nicht so trantütig) spielt, der kommt mittel-/langfristig irgentwas mit Jimi Hendrix zu tun, normalerweise.
Allerdings sagten wenige, dass sie finden, von Hendrix direkt beeinflusst worden zu sein...
Also: Je mehr man mit Musik zu tun hat (Ich zähl Techno einfach provokanterweise mal nicht zu Musik, eher zu "Krach"
), desto eher kennt man Hendrix, desto mehr kennt man Hendrix. Gitarristen natürlich eher.
Aber, back to Topic. Nun meine Meinung.
Ich glaube, Hendrix hat so viel für die Musik-, noch eher für die Gitarrenwelt getan wie kaum ein anderer. Er hat die Endstufenzerre als einer der ersten (der erste?), im Gegensatz zu den früheren Gitarristen, die diese Verzerrung als störend ansahen, nützlich gefunden und auch bewusst eingesetzt. Heute werden in Transistor Amps extra Overdrive Kanäle eingebaut, um den Sound zu erzeugen, den man vor Hendrix mit den Röhrenamps eigentlich nicht haben wollte
...
Weiterhin natürlich zahlreiche Effekte (WahWah - Pedal, Volume - Pedal...), die er experimentell einsetzte. Er hat als Schwarzer, damals noch oft diskriminiert und als Linkshänder sich durchgesetzt und für Weiße gespielt. Und nicht zuletzt hat er die Strat berühmt und unsterblich gemacht...
Jimi Hendrix hat meine Vorstellung eines Strat Sounds geprägt. Wenn ich ne Strat in die Hand bekomm, schalte ich zuerst auf Bridge PU, Overdrive an, zack, da isser, der tolle Hendrix Sound.... Er ist eigentlich auch der Grund, warum ich mir ne Strat Kopie gekauft hab
Dass ich manchmal den linken Daumen in Fuhrmannsgriff Manier einsetze, hab ich allerdings eher von Farin Urlaub, höchstens n bisschen verstärkt von Hendrix, als ich an einigen Hendrix Stücken spielte... Auf jedenfall hatte er seinen Einfluss auf mich, zB. steht er für mich bildlich für die gelebten späten '60er, so wie ich sie mir vorstelle und auf Video's sehe und von Erzählungen höre...
War halt n Klasse Typ
Und nicht zuletzt finde ich die Soli einfach signifikant, mitreißent. Ich fand Solis, die gute Struktur haben, zum Song passen usw... schon immer besser als diese High-Speed Solis von irgentwelchen Metallern (will jetzt hier niemanden gerichtschätzen). Und das konnte Hendrix mMn richtig gut. Außerdem war er quasi das Ur-Bild einer Rampensau, eines Gitarristen auf der Bühne, mit Solis mit den Zähnen gespielt, hinterm Rücken usw.
Ich dachte eher, dass es NOCH MEHR wären.
Find ich irgendwie ein bisschen wenig
Da ich schon die musikalische Ignoranz meiner Mitschüler mit einer Musikalischen Genre-Vielfalt eines Tauben kannte, hab ich's nicht anders erwartet. Aber soweit ich das verstanden hab, tut das auch nichts zur Sache, da die alle eh kein Instrument spielen, was die Gitarre miteinschließt ;D
Dass mit der Zeit immer weniger Gitarristen direkt beeinflusst werden, ist letztendlich auch klar. Allerdings hätte ich auch ein paar mehr erwartet...
Schöne Grüße