Leuteleuteleute...
Also zur Zeit, da brennt die Luft, da steppt der Papst im Kettenhemd, da tanzt der Baer...
Dank Jobwechsel bin ich vollstbeschaeftigt. Mehr als das und die Martin-Tour war auch nicht hilfreich, was meine Arbeitsbelastung angeht. Ich hab' immer noch einen halbfertigen Fabrikbericht auf dem Rechner...
Aber den unterbreche ich mal um eine Kurzmeldung abzufassen, denn Meister Binh hat mir mein 814-Paerchen geschickt.
Fuer die, die es noch nicht wissen: Ich habe bei meinem Gitarrenbauer in Saigon ein Paar Gitarren bestellt, jeweils eine stark modifizierte Taylor 814c und eine Taylor 814cN, wobei Taylor sind die gar nicht mehr, nur noch ein bisschen von der Optik her. Intern aber sind die ganz anders und mit meinen eigenen kleinen und grossen Verbesserungen.
Idee war es, ein Paar Gitarren - Nylon- und Stahlsaiten - zu haben, die sich so weit wie es geht aeusserlich aehnlich sehen... ein Geschwisterpaar sozusagen.
Und Binh hat das gut hinbekommen. Deckenholz ist Zeder, schoen feinjaehrig und mit gerader Maserung, Zargen und Boden sind Ovangkol (leider nicht ganz so stark gemasert, wie ich erhofft habe), der Hals mit Fensterkopfplatte ist Mahagoni, Griffbrett und Steg Ebenholz. Eingefasst ist das Ganze in Abalone und geflammten Ahorn.
Von der ganzen Verarbeitung kann man nicht meckern. Binh baut handwerklich solide, aber diesmal zu solide. Ich denke mal, dass er noch nicht so viel mit Ovangkol gearbeitet hat und dementsprechend Zargen und Boden eher auf der sicheren Seite dimensioniert hat. Neben der sehr massiven Zarge hat er auch noch "side Braces" eingeleimt. Das ganze fuehlt sich an, als koene man damit Tennis spielen. Oder Baseball. Auf jeden Fall haette ich es gern etwas weniger massiv gehabt. Binh kann das, denn die Gitarre, die er zuvor muer mich gebaut hat, eine OM35/45 Variante, war schon fast zu fragil. Aber, wie gesagt, ich gehe mal davon aus, dass Binh Ovangkol (noch) nicht so einschaetzen kann, wie Palisander, Mahagoni, Koa oder Ahorn...
Die einzigen Maengel, die mir aufgefallen sind, sind eine etwas zu kurze Flutung der Kopfplattenfenster der Stahlsaitengitarre, denn die E und e' - Saiten touchieren ganz leicht das Holz und ein etwas zu flacher Halswinkel. Binh kann HAelse setzen, das hat er bei allen anderen meiner Gitarren bewiesen, auch bei der Nylonsaiten-Schwester, aber der Halswinkel der Stahlsaiten-Schwester ist einen Hauch zu flach.
Aber, ganz ehrlich, das ist Jammern auf hoechstem Niveau. Ich bin halt bislang von Binh und seinen Bauten so verwoehnt worden, dass mir solche Details umso schmerzhafter auffallen. Bei "Fabrikgitarren" waere mir das wohl noch nicht mal aufgefallen.
Von der Bespielbarkeit gibt es nichts zu meckern. Leider hat Binh die letzten Feinheiten meiner Bestellung wohl nicht so 100% verstanden (wer weiss auch schon, weiss ein Compoundgriffbrettradius auf Vietnamesisch heisst?) aber das, was er geliegert hat, spielt sich sauber, leicht, fluessig... diesmal brauchte ich auch genau gar nichts am Setup aendern, alles passt "direkt aus dem Koffer"
Klanglich kann ich noch nicht viel sagen. Ein Freund in Saigon meinte, die Nylonsaiten-Schwester sei nicht ganz so gelungen, aber er hat sie mit den falschen Saiten in der falschen Stimmung gespielt. Ich habe Binh einen Satz Hannabach "Rot" mitgegeben und ihm gesagt, dass die Gitarre auf D-d' gestimmt wird, also 2 Halbtoene tiefer. Mein Freund hat die aber auf E-e' gestimmt und gespielt und da hat der extreme Zug der Hannabach wohl etwas vom Klang weggenommen. Auf D-d' gestimmt, klingt die Gitarre gut, spricht schnell an, ist gleichmaessig ueber alle Saiten und dank des tieferen Korpus' stimmt's auch um das tiefe D herum noch mit dem Klang.
Die Stahlsaiten-Schwester ist in meinen Ohren etwas zu neutral. Ich wollte etwas "handfestes", was zwischen einer Dread und einer 000 liegt, das tut es auch ... aber bislang hatten Binh's Gitarren eine "Seele", einen "Charakter" ... und der ist irgendwie nicht so wirklich da. Liegt vielleicht auch an den Saiten, daher wird sobald wie moeglich auch auf meine EXP16 gewechselt.
Aber auch hier: Jammern auf hohem Niveau, denn die Binh schlagen jede Fabrikgitarre in ihren Preisbereichen und spielen durchaus in der klanglichen, qualitativen und haptischen Liga mit, die man sonst gemeinhin nur Custom-Gitarren mit entsprechendem Preisschild nachgesagt hat.
Fotos kommen spaeter...