Dauerthema Gesangsfortschritt...

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Liebe alle,
ein paar von euch kennen mich ja aus dem Forum oder vom Vocalstreff, ich habe jetzt eine Zeit lang nur sehr sporadisch mitgeschrieben und -gelesen, weil es bei mir privat einige Umbrüche gab, die mich sehr beschäftigt haben, ABER (und darum soll es hier gehen) ich auch mit meinen Singaktivitäten eine Zeit lang gar nicht wusste (und irgendwie immer noch nicht so recht weiß), wie es weitergehen soll.

Kurz zu meinem sängerischen Background: Ich singe seit 2012 als Chorsängerin im Alt (keine Klassik oder typische Kirchenmusik, sondern leichtere Muse von Pop über Schlager bis hin zu Gospel seit einiger Zeit), seit Mitte 2015 (glaube ich) nehme ich relativ regelmäßig Gesangsunterricht (45 Minuten alle 1-2 Wochen, außer in den Schulferien) und singe auch immer mal wieder in Kleingruppen à 2-4 Sänger im Gospelchor oder habe Miniatur-Soloauftritte bei Gesangsworkshops (alles bei der gleichen Gesangslehrerin, die klassisch ausgebildete Sopranistin und Gesangspädagogin ist).

Mein Dauer- und ewiges Frustthema ist, dass ich angeblich (laut meiner Gesangslehrerin) eine Stimme von mindestens c bis g'' habe, diese Range aber in den von mir einstudierten Stücken nicht so abrufen kann, dass mir ein ordentliches Passagio gelingt. Ich mache in meiner Bruchlage (ungefähr ab b) immer noch schnell zu. Theoretisch und praktisch weiß ich eigentlich wie's geht, automatisieren tut sich bei mir aber nix, immer noch nicht. Zwischen Gesangsunterricht und Chor (einmal die Woche plus etwa vier Workshop-Wochenenden im Jahr) übe ich zwar nicht wirklich konsequent im Sinne von Vocalisen oder Gesangsübungen, weil mir im Alltag oft die Zeit fehlt, aber ich "trällere" relativ regelmäßig bei diversen Tätigkeiten vor mich hin, interessiere mich auch generell für Gesangstheorie und lese zum Thema auch alles, was ich (auch virtuell) in die Hände bekomme. Trotzdem trete ich jetzt seit gefühlt vier Jahren auf der Stelle. Ich habe schon hier und da Fortschritte gemacht (die Stimme trägt insgesamt mehr, mir geht nicht mehr gegen Ende der Phrase die Luft aus und ich habe inzwischen ein relativ stabiles, wenn auch leichtes, Vibrato).

Für meine Begriffe ist das aber viel zu wenig nach nunmehr fast 4 Jahren Gesangsunterricht. Ich weiß gar nicht so recht, was ich erwarte, ich habe nicht den Anspruch, als Solistin mit eigener Combo im Jazzkeller aufzutreten, aber ich würde nun mal so langsam bitte schön gern meine Dauerbaustelle überwinden :igitt:. Ich bin von mir selbst und wahrscheinlich inzwischen auch von meiner Gesangslehrerin genervt und weiß nicht mehr so richtig, wo ich ansetzen und wie es weitergehen soll.

Würde mich über Anregungen, Gedanken, Austausch und ruhig auch Tritte in den Allerwertesten freuen.

Eine relativ aktuelle Hörprobe (wie immer mit Scheißtechnik, wie es einige schon von mir kennen) findet ihr hier: https://www.musiker-board.de/threads/when-we-were-young-adele-cover.694094/

Viele Grüße in die Runde

Nicole
 
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Ich machs kurz:
Scheiss auf die Gesangslehrerin (4 Jahre Unterricht sind genug), geh raus auf die Bretter, such Dir ne Band bzw Musiker.
Lass mal alles Gehirne ala Fortschritte usw weg, und "... lebe Deine Stimme" mit Mitmusikern. Drück Dich aus, und lern davon.

Du hast ne schöne Art in der Stimme (ich weiss es nicht zu erklären), die "ehrlich" wirkt... Aber, Du wirkst unsicher, vllt ist das die eigentliche(re) Baustelle.
Du lernst mEn am ehesten und schnellsten, mit verschiedenen Leuten zusammen etwas zu machen. Wo es keinen Druck oder Zwang gibt.
Jams, Open Stage usw sollten ein leichterer Einstieg sein.
 
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Hallo, Nicole,

ich kann Deine Zweifel ganz gut nachvollziehen... wenn man meint, man kommt nicht vorwärts, dann kann das schon frustrierend sein. Wenn Du aber wirklich an Deinen "Baustellen" arbeiten willst und sie, um im Bild zu bleiben, "abschließen" willst, dann gestatte mir einen kleinen "Tritt in den Allerwertesten": Dann kommst Du um Technik-Übungen nicht herum ;) Du mußt ja nicht stundenlang jeden Tag durchpowern, aber "nur" locker vor sich hin singen wird vermutlich echte technische Probleme nicht lösen. Immerhin hat die Stimme aber so wenigstens leichtes Training.

Du beschreibst die Fortschritte, die Du in den letzten Jahren gemacht hast... ich denke schon, daß Du was erreicht hast. Deine Hörprobe habe ich mir gerade mal zu Gemüte geführt, und ich finde, da ist viel Gutes drin, vor allem in der Tiefe, da ist Deine Stimme richtig schön rund und warm, und Du bringst auch was 'rüber. Natürlich sind auch noch ein paar "Intonationskisten" dabei, ich sehe das aber erstmal sekundär.
Das "etwas-dünner-werden" in den höheren Passagen, vor allem gegen Ende, ist meines Erachtens das Zeichen, daß sich Dein Körper - noch - nicht darauf eingestellt hat, das, was Du in der tiefen Lage schaffst, auch von selbst in der Höhe zu bringen, und das wäre wiederum Übungssache...
Ich habe zur Zeit ein ähnliches Problem (ich komme fast rein aus der Klassik), da ich technisch im Moment auch ein wenig umstelle und auch bei mir das auf Text noch lange nicht immer so läuft, wie ich's gerne abrufen möchte und wie es in den Übungen auch klappt.
Nicht den Kopf in den Sand stecken - weiterüben :D :D :D Das wird noch... (nein, Du willst nicht wissen, wie lange ich schon Unterricht nehme... :D)

Gegebenenfalls könnte es allerdings für Dich hilfreich sein, da Du ja eigentlich keine Klassik singst, zu einer Lehrerin oder einem Lehrer zu wechseln, der auf den moderneren Bereich spezialisiert ist. Die Grundlagen sind bei Klassik und Contemporary sicherlich gleich, aber nicht jeder Klassiker wird Dir auch Modernes vermitteln können und umgekehrt.
Für einen Lehrerwechsel würde auch sprechen, daß Du so gar nicht weißt, wo Du den Hebel ansetzen sollst - auch der Ausdruck "genervt" will mir im Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht soo gefallen. Ein kompletter Neuanfang wäre eine Alternative...

Viele Grüße
Klaus
 
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Fortschritt kommt meist nicht kontinuierlich, sondern in Schüben, er kommt oft unerwartet und oft auch unbemekt. Er kommt nicht planbar und man kann ihn auch nicht erzwingen. Manchmal muss man sehr viel Zeit und harte Arbeit investieren und manchmal muss man ein Thema auch einfach mal eine Zeit weglegen und auf einmal geht wieder was. Schwierig jemandem da etwas zu raten.

Das was ich jetzt schreibe, ist meine höchst subjektive Sicht und ich vermute, viele werden das ganz anders sehen und eine andere und viel zielgerichtetere Herangehensweise bevorzugen.

Meine persönliche Meinung gegen den Frust: Stelle nicht das Ergebnis des Singens in den Vordergrund, sondern den Spass am Singen selber. Ich habe so ziemlich mein ganzes Leben gedacht, singen wäre gar nichts für mich, kein Talent, hört sich alles schlimm an etc. Ich habe trotzdem weiter gemacht, weil ich Gitarre gespielt habe bzw. spielen wollte und mir hat es einfach immer Spass gemacht dazu zu singen. Und das obwohl ich mich für einen völlig hoffnungslosen Fall gehalten habe (ich konnte keine Gitarre nach Gehör stimmen, nicht im Ansatz, habe es einfach nicht gehört, mein "Gesang" war entsprechend). Ich hatte nie das Ziel auch nur jemals eine Silbe vor Publikum zu singen, trotzdem immer weiter gemacht, nur für mich. Und dann war der Fortschritt auf einmal da, unerwartet, ungeplant und nach Jahren (ehrlicherweise wohl eher Jahrzehnten) der Stagnation relativ plötzlich und sich schnell verbessernd. Der einzige Erfolgsfaktor, den ich da erkennen kann ist, einfach immer weiter machen, weil es dir Spass macht und nicht weil du irgendein mehr oder weniger willkürliches Ziel erreichen willst.

Zumindest für Hobbymusiker gilt: Singe, weil du singen willst, weil es dir Spass macht, such dir deine Musik und dein Stücke danach aus, was dir gefällt, pfeif drauf, ob es noch nicht perfekt klingt.

Im unteren Bereich klingt deine Stimme übrigens sehr schön. Was hälst du davon (wenn du es noch nicht tust) so mal als ganz anderen Ansatz, ein Instrument zu lernen und deine Probleme im oberen Bereich und mit der Intonation einfach erst mal zu ignorieren und dich auf diese Weise anders mit Musik zu beschäftigen? Vielleicht ist das auch nur die subjektive Sicht eines Gitarrenspielers: Selber ein Instrument zu spielen oder zu lernen, zu dem man singen kann, hält meines Erachtens auch die Motivation aufrecht, fördert das Gehör und das Rhythmusgefühl in einer Weise, wie ich es mir ohne Instrument kaum vorstellen kann. Die von FerdinandK im anderen Thread gestellte Frage "wo komme ich her, wo will ich hin" ist, wenn man ein Instrument dazu spielt, meist schon mehr oder weniger klar beantwortet. Aber vielleicht sehen Sänger ohne Instrumentenbackground das auch ganz anders.

Lange Rede, kurzer Sinn: lass dich nicht verrückt machen, singe einfach immer weiter und habe Spass dabei. Der Weg ist das Ziel.
 
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ich habe nicht den Anspruch, als Solistin mit eigener Combo im Jazzkeller aufzutreten

Vielleicht ist das der Grund?
Natürlich muss man nicht gleich regelmäßig mit eigener Combo auftreten. Aber wenn du tatsächlich nur für sporadische Miniauftritte als Solistin agierst, aber ansonsten nur im Schutz der Gruppe oder zuhause nebenbei, dann fehlt vielleicht einfach die regelmäßige Herausforderung, die Komfortzone zu verlassen.

Bei mir war es umgekehrt: Ich hatte nur sporadisch GU und zuhause kaum gesungen, aber dafür regelmäßig im Proberaum und auf der Bühne mit Band. Und da ist man gezwungen, zu liefern (und hat zudem die Möglichkeit, sich auszuprobieren). Der GU hat eigentlich nur bewirkt, dass ich das (irgendwann) ökonomischer und unanstrengender machen konnte.

Seit ich keine Band mehr habe und selbst nur noch sporadisch auf der Bühne stehe und meine eigenen, vom Tonumfang eher schmalen Songs singe, habe ich vieles wieder verloren (schätz' ich zumindest).

Ich vermute manchmal, dass man Dinge, die man nicht unbedingt benötigt, sondern nur gerne hätte, auch nicht so gut und so schnell lernt. Der Mensch ist von Natur sehr effzient, was seine Ressourcen angeht.
 
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Ich würde dir auch zu einem Lehrerwechsel raten. Jeder (auch Instrumentalisten) sollte nach zwei, drei Jahren den Lehrer wechseln und sich auf einen neuen Input einlassen, weil es sonst oft zu einer Stagnation kommt. Oder eine Weile ganz ohne Unterricht singen. Nach 4 Jahren solltest du ja wissen, wie das geht. Die Bruchlage sollte man natürlich weiterhin üben, aber in kleinen Schritten, z.B. Glissandi von b-c", dann b-cis", b-d"... und das immer wieder, nicht zu laut und ohne Erfolgsdruck.

Es stellt sich übrigens die Frage, ob du für Popgesang unbedingt ein g" brauchst. Das kommt ja ohnehin nicht vor. Wenn du keine klassische Literatur singst, brauchst du dich wegen deines Tonumfangs nicht zu stressen, da kommt es auf andere Dinge an, und die lernt man ohnehin am besten in der Praxis, sprich beim Musizieren mit anderen, bei Sessions, Band- oder Chorproben, auf der Bühne.
Ich singe in meinem Repertoire allerhöchstens mal ein f" und das ist schon sehr selten. Trotzdem habe ich in mehrstimmigen Songpassagen immer die höchste Stimme, also die, die den anderen Sängerinnen zu hoch ist. Aber die klassische Höhe über die gesamte zweigestrichene Lage kommt einfach nicht vor. Wenn ich übe, dann baue ich die ganz hohen Töne natürlich ein, auf der Bühne würde ich das never ever tun.
 
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Ich finde auch, daß du eine sehr schöne Stimme hast, eine warme Stimmfarbe. Nach oben hin bist du nicht immer ganz richtig im Kopfstimmraum, z.B. bei "when we were young", der Vokal i bei "we", deshalb wird es da flach.

Was mir aber vor allem auffällt ist, daß du - für mein Ohr - ziemlich uninspiriert klingst in diesem Song. Intonation ist da aus meiner Sicht gar nicht das primäre Thema. Nach meinem Gehör öffnest du dich den Emotionen darin nicht. DEINEN Emotionen. Du denkst - und singst - technisch, bzw mit der Erwartung technisch unzulänglich zu sein.

Ich kenne so viele SchülerInnnen, bei denen das genau so ist. Schöne Stimmen, alles gut, kommen jahrelang in den Unterricht... und gehen doch nie den Schritt weiter, sich einzulassen auf die eigene Stimme, deren Ausdruck, deren Eigenart, deren Ausdrucksfähigkeit und Wildheit. Weg von immer schön, immer sauber, immer im sicheren Bereich....

Was dagegen helfen kann ist - das wurde oben schon von anderen geschrieben - ganz viel zu singen. Und zwar in einem Rahmen, der es dir ermöglicht, experimentell zu werden, deine Stimme auszuprobieren in all ihren Facetten. Glaub mir, da geht SO viel MEHR!!! Lass dich von anderen inspirieren, such dir MitmusikerInnen, einen Duettpartner oder Duettpartnerin, was auch immer. Wegen der Freude, dem sich-gehen-lassen, den gemeinsamen Experimenten. Wenn du Spaß hast, aufzutreten wird sich das sicher ergeben, aber erst einmal kann man ja auch einfach so singen und Musik machen, einfach damit du mal den Flow erleben kannst, die Ekstase des Singens.

Singen ist so großartig, es ist Selbst-Hingabe und wenn dir das gelingt sind Technik und Intonation zweitrangig.
 
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Hallo zusammen und vielen Dank schon mal für die vielen Antworten - ich werde jetzt mal versuchen, nach und nach auf das einzugehen, was ihr schreibt, da waren schon viele gute Gedankenanstöße dabei.

@Jakari:
Scheiss auf die Gesangslehrerin (4 Jahre Unterricht sind genug), geh raus auf die Bretter, such Dir ne Band bzw Musiker.
Lass mal alles Gehirne ala Fortschritte usw weg, und "... lebe Deine Stimme" mit Mitmusikern. Drück Dich aus, und lern davon.

"Gehirne" habe ich von dir schon mal in einem anderen Zusammenhang gelesen, zum Hirnen neige ich tatsächlich. Ich würde nicht grundsätzlich sagen, dass 4 Jahre Unterricht "genug" sind, aber 4 Jahre Unterricht, in denen sich am eigentlichen Thema so wenig bewegt, sind definitiv schon zu viel und rausgeschmissenes Geld (auch wenn das nur ein Nebenaspekt ist). Den Versuch, mit anderen Leuten zusammen zu musizieren, habe ich bisher erst einmal unternommen, da war ich auch ziemlich motiviert. Aber da stieß ich - neben der Unvereinbarkeit unserer musikalischen Vorlieben - auch ziemlich schnell auf die von dir erwähnte Unsicherheit, und da habe ich mich auch schwer getan, das zu "liefern", was ich eigentlich kann. Aber das waren auch Leute, die ich aus einem anderen Zusammenhang persönlich kenne und sehr mag, vielleicht nicht die besten Voraussetzungen, um sich in die Musik fallen zu lassen.

Das mit der Verkrampftheit habe ich mir bisher so erklärt, dass eine Stimme ja was sehr Persönliches ist - schief oder scheußlich zu singen, ist irgendwie peinlicher, als ein Stück am Instrument zu vergeigen. Wenn Gesang nicht gut klingt, wird das m. E. viel schneller auf mangelndes Talent geschoben (auch, weil diese unseligen Castingshows suggerieren, dass da draußen unzählige Stimmwunder herumlaufen, die mit ein paar Coaching-Sessions singen können wie Whitney Houston); wenn sich jemand am Instrument verspielt, denkt der Zuhörer eher, dass da einfach noch die Übung und/oder Erfahrung fehlt. Beim Singen geht's irgendwie auch noch mehr um eigene Emotionen, glaube ich. Vielleicht habe ich aber auch eine verschobene Wahrnehmung vom "Gehirne".
Nichtsdestotrotz ist Singen das, was ich machen möchte. Und damit springe ich mal zu dem, was @Abendspaziergang schrieb:

Was hälst du davon (wenn du es noch nicht tust) so mal als ganz anderen Ansatz, ein Instrument zu lernen und deine Probleme im oberen Bereich und mit der Intonation einfach erst mal zu ignorieren und dich auf diese Weise anders mit Musik zu beschäftigen? Vielleicht ist das auch nur die subjektive Sicht eines Gitarrenspielers: Selber ein Instrument zu spielen oder zu lernen, zu dem man singen kann, hält meines Erachtens auch die Motivation aufrecht, fördert das Gehör und das Rhythmusgefühl in einer Weise, wie ich es mir ohne Instrument kaum vorstellen kann.

Ich habe auch schon mit dem Gedanken geliebäugelt, Klavier spielen zu lernen, um mich selbst begleiten zu können. Abgeschreckt hat mich bisher der zusätzliche Aufwand der Stunden, die Kosten und auch, dass ich nicht so richtig wüsste, wo ich ein Klavier hinstellen soll. Gitarre reizt mich eigentlich nicht besonders - auch wenn es das Einfachste wäre, ich habe in der Schulzeit mal eine Zeit lang autodidaktisch Gitarre gespielt und sehr viel geübt. Das ließe sich sicher reaktivieren, auch wenn ich Jahrzehnte nicht gespielt und das Notenlesen fast verlernt habe. Aber wir haben hier sogar eine Gitarre herumstehen, die könnte ich zumindest mal stimmen. Mit Gehör und Rhythmusgefühl (und eigentlich auch mit der Intonation, auch wenn die Hörprobe was anderes suggeriert, aber das hängt mit der Schwierigkeit des Stücks für mich persönlich und falschem Stimmsitz zusammen, glaube ich) habe ich eigentlich weniger Probleme.

Trotzdem liegt für mich der Fokus darauf, dass ich Singen möchte, weil es das ist, was mich fasziniert. Und ich trete (trotz der Unsicherheit, die ich beim Proben und auch in der Gesangsstunde nie ganz ablege) tatsächlich gerne vor Publikum auf, ich finde das Gefühl dazustehen und mit meiner Stimme etwas rüberzubringen, das andere erreicht - also diesen besonderen Moment des "Teilens" mit dem Publikum - unglaublich erhebend und schön. Gar nicht mal so sehr wegen des Applauses danach, sondern wegen des Gefühls währenddessen. Ich genieße das sehr, auch wenn es bisher nur in diesem bescheidenen Rahmen und geschützten Raum stattfand. Beim Auftritt "trägt" mich dann auch irgendwie das Adrenalin, also wohl dieses Gefühl des "Liefernmüssens", von dem @antipasti schreibt.

@Basselch
Dann kommst Du um Technik-Übungen nicht herum ;) Du mußt ja nicht stundenlang jeden Tag durchpowern, aber "nur" locker vor sich hin singen wird vermutlich echte technische Probleme nicht lösen.

Ja, das hatte ich befürchtet. Ich neige einerseits sicherlich dazu, mich zu wenig aus meiner Komfortzone zu bewegen (auch wider besseres Wissen), andererseits fehlen mir auch ganz klar Freiräume fürs Singenüben. Zu Hause bin ich nur sehr selten wirklich allein (und das Haus ist ziemlich offen gebaut, da hallt es ziemlich, wenn ich Gesangsübungen mache). Eine Zeit lang war ich da deutlich radikaler mit meinen Mitbewohnern aka Familie, aber der Mut zur Abgrenzung gegen "Ruhestörungsbeschwerden" hat mich zwischenzeitlich etwas verlassen (vielleicht auch durch den schleichend einsetzenden Frust). So lange ich das Gefühl hatte, dass sich etwas bewegt, konnte ich das irgendwie besser verteidigen. Aber du hast natürlich Recht, von nichts kommt nichts.

@antipasti
Natürlich muss man nicht gleich regelmäßig mit eigener Combo auftreten. Aber wenn du tatsächlich nur für sporadische Miniauftritte als Solistin agierst, aber ansonsten nur im Schutz der Gruppe oder zuhause nebenbei, dann fehlt vielleicht einfach die regelmäßige Herausforderung, die Komfortzone zu verlassen.

In der Gruppe habe ich natürlich einerseits den Spaß daran, mit anderen zusammen Musik zu machen (und ich finde verblüffenderweise viel Gefallen am Gospelsingen, obwohl ich mit den kirchlichen Inhalten nullkommanull anfangen kann, ich mag aber das "Spirituelle" und den Klang), andererseits ist so ein Chor natürlich auch ein relativ autoritär geführtes und hierarchisches Gefüge und ich nur "ein Schräubchen im Getriebe". So eine richtige Herausforderung ist das natürlich nicht, zumal wir da zwei gute Solistinnen haben, die eine musikalische Vorbildung haben - ich neige dann frauentypisch dazu, mich damit zu vergleichen und mir ein eigenes Solo erst recht nicht zuzutrauen.

Das mit der Komfortzone schrieb ich ja oben schon: Mein Ehrgeiz oder Anspruch kollidiert tatsächlich oft mit meiner Bequemlichkeit (oder Konfliktscheu bzw. Scheu, für meine eigenen Belange einzustehen, manchmal auch aus Scham). Als ich mit dem Singen anfing, war das noch etwas anders. Die Stagnation nimmt mir eher noch mehr Wind aus den Segeln und lässt mich kleinmütiger werden. Das beobachte ich aber, ohne bisher den Hintern hochgekriegt zu haben, daran etwas zu ändern. Bei dem einmaligen "Band-Experiment" vor einem knappen Jahr ist es bisher geblieben, ich habe danach nicht mehr großartig weiter gesucht. Vor kurzem habe ich mich wieder mit jemandem unterhalten, der einen Sänger/eine Sängerin für ein Bandprojekt suchte. Dem schwebte aber (wie den Leuten des gescheiterten Bandprojekts) auch eher die rockige Schiene vor. Mich zieht's, wie du weißt, eher in Richtung Jazz und Soul, eventuell auch Chanson (Stücke von Brel, Aznavour und Barbara könnte ich mir gut vorstellen).

Danke für den Anstupser, nach dem Sommer (bis dahin bin ich musikalisch noch ziemlich ausgelastet) sollte ich tatsächlich mal gezielt in diese Richtung suchen. Musikprojekte gibt's hier genug, gibt, glaube ich, sogar eine Open Stage für Jazz und Soul (@Jakari). Ein bisschen befürchte ich, dass dich da den Altersschnitt gewaltig hebe, aber vielleicht ist das auch unbegründet.

@Bell
Ich würde dir auch zu einem Lehrerwechsel raten. Jeder (auch Instrumentalisten) sollte nach zwei, drei Jahren den Lehrer wechseln und sich auf einen neuen Input einlassen, weil es sonst oft zu einer Stagnation kommt. Oder eine Weile ganz ohne Unterricht singen. Nach 4 Jahren solltest du ja wissen, wie das geht. Die Bruchlage sollte man natürlich weiterhin üben, aber in kleinen Schritten, z.B. Glissandi von b-c", dann b-cis", b-d"... und das immer wieder, nicht zu laut und ohne Erfolgsdruck.

Nachgedacht habe ich über einen Wechsel schon länger, weil ich diese Stagnation auch bei anderen ihrer Gesangsschüler beobachte, die ich aus dem Chor kenne. Nach anfänglichen Fortschritten hat sich dort überall so ein gewisses "Plateau" eingestellt. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, das zu schreiben, aber ich merke auch seit etwa einem Dreivierteljahr verstärkt, dass mich ihre "Bilder" und ihr Ansatz nicht mehr so erreichen. Vielleicht habe ich auch selbst "zugemacht", weil es an einem bestimmten Punkt nicht mehr weiterging oder ich es nicht mehr umsetzen konnte. Vor dem Wechsel zurückgeschreckt bin ich bisher, weil diese Lehrerin auch den Chor und die Workshops leitet, also aus einem gewissen Interessenskonflikt heraus. Andererseits sind solche Abhängigkeitsverhältnisse natürlich auch auf die Dauer nix, wenn sie mich selbst nicht weiterbringen. Und der Wunsch, mich mal eher in Richtung Pop/Swing/Contemporary zu orientieren und auszuprobieren, wäre auch eine relativ "unverfängliche" Begründung für einen Wechsel.

Es stellt sich übrigens die Frage, ob du für Popgesang unbedingt ein g" brauchst. Das kommt ja ohnehin nicht vor. Wenn du keine klassische Literatur singst, brauchst du dich wegen deines Tonumfangs nicht zu stressen,

Nein, da hast du Recht. Aber auch Popliteratur kommt (wie man in der Hörprobe hört) ja nun mal nicht ohne einen gewissen Tonumfang aus, eine knappe Oktave ist da definitiv zu wenig, es sei denn, ich verlege mich auf Rappen oder Sprechgesang ;-).

@Shana
Was mir aber vor allem auffällt ist, daß du - für mein Ohr - ziemlich uninspiriert klingst in diesem Song. Intonation ist da aus meiner Sicht gar nicht das primäre Thema. Nach meinem Gehör öffnest du dich den Emotionen darin nicht. DEINEN Emotionen. Du denkst - und singst - technisch, bzw mit der Erwartung technisch unzulänglich zu sein.

Ich kenne so viele SchülerInnnen, bei denen das genau so ist. Schöne Stimmen, alles gut, kommen jahrelang in den Unterricht... und gehen doch nie den Schritt weiter, sich einzulassen auf die eigene Stimme, deren Ausdruck, deren Eigenart, deren Ausdrucksfähigkeit und Wildheit. Weg von immer schön, immer sauber, immer im sicheren Bereich....

Danke, du schreibst mir irgendwie ziemlich aus der Seele. Genauso geht es mir, und ich habe eher das Gefühl, mich da noch weiter reinzuschrauben, statt mich Stück für Stück rauszudrehen aus diesem Thema. Das Komische ist ja, dass meine Gesangslehrerin genau das propagiert - das Singen mit "Leib und Seele" -, das ich aber einerseits von Natur aus durch meine eigene Persönlichkeitsstruktur, andererseits aber auch durch den hohen musikalischen Anspruch, den sie selbst (unterschwellig, ohne das je explizit zu thematisieren) rüberbringt, gar nicht so recht umsetzen kann. Ich habe nie so richtig das Gefühl, mich "fallen lassen zu können", einfach Spaß zu haben, ohne zu bewerten, was da aus mir herauskommt. Das liegt wahrscheinlich primär gar nicht mal an ihr, aber irgendwie verstärkt sich diese Tendenz bei mir eher im Laufe der Zeit, statt einem besseren Körpergefühl und Spaß an der Sache zu weichen. Ich werde immer kontrollierter und schule mein Gehör für all die Fehler und Unzulänglichkeiten meines Gesangs, statt ihn zu genießen.

Außer bei Auftritten, denn da komme ich in den von dir beschriebenen Flow:

die Ekstase des Singens.

Singen ist so großartig, es ist Selbst-Hingabe

Danke fürs Ausformulieren, genauso fühlt es sich bei Auftritten an.
 
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Nein, da hast du Recht. Aber auch Popliteratur kommt (wie man in der Hörprobe hört) ja nun mal nicht ohne einen gewissen Tonumfang aus
Nur eine Nebenbemerkung - vor allem, da du schriebst, die Chansonrichtung reizt dich: Ich habe gerade ein Chanson am Wickel, das geht vom kleinen f bis g'' - da hab ich in keine Richtung die Möglichkeit, viel zu transponieren... zugegebenermaßen kommt das nicht oft vor. Aber immerhin als Gegenbeweis, dass es zuweilen doch nützlich sein kann, die Extreme zu üben... ;)
 
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Das:

 
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Ah, das kenne ich, das ist total schön. Ich habe davon auch schon sehr schöne Coverversionen gehört.

Mir hat es gerade dieses Stück sehr angetan (das Original ist von Barbara):


Das möchte ich auch irgendwann mal singen.
 
Das möchte ich auch irgendwann mal singen.
ja, das mag ich auch sehr.
eigentlich hatte ich Chanson als Genre kategorisch ausgeschlossen (auch, weil mein Franzöisch rudimentär ist). Aber sowas sollte man wohl nie zu laut sagen...
und wer weiß, welche Bereiche der Stimme man dann irgendwann mal braucht...
 
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Also dann muss ich wohl der Rüpel sein ...

Hab mir mal ein Buch über´s Abnehmen gekauft (so ca 19,95€) darin stand frei zusammengefasst auf ca 80 Seiten:
"Scheiß dich nicht so an, friß weniger!"

Das System Leher/Schüler ist ein adaptives, d.h. der Schüler passt sich dem Lehrer an und der Lehrer dem Schüler, oft mal geht es nicht weiter weil es der Schüler nicht zulässt.

Beispiel aus Tennis:
Schüler: "Warum verliere ich jedes Match, ich nehme jede Woche 1h Unterricht und der Fratz aus dem Nachbardorf fegt mich vom Platz"
Lehrer: "Ist das der Fratz, der nun mittlerweile seit 3h an der Mauer übt?"

Wollten wir so Tennis spielen wie Roger Federer wäre es uns klar, das wir dafür (ab dem 3. Lebensjahr) 6-8 Stunden pro Tag trainieren müssten (und nichtmal das würde reichen ...), es ist beim Singen nix anders, wir wollen uns vergleichen mit den weltbesten (via youtube).

Ich hab meine Lehrerin seit 15 (geschätzt) Jahren, viele Jahre ging nix weiter, weil ich einfach nix gemacht hab, ich hab gewartet, dass SIE - MIR das Singen beibringt, aber so funktioniert das nicht. Sie ist auch eine der "Fehler - Kritik" Sorte. Hatte dann ein Jahr mal eine andere Lehrerin (erstere war ein Jahr weg) so eine mit "feel good, konzentriere dich auf deine Stärken, du bist wunderbar so wie du bist" macht für ein Jahr Spaß, aber dann ist mir klar geworden, dass überhaupt gar nix weitergegangen ist, ich hab mich aber dabei wirklich toll gefühlt.

Kritik (Hinweis auf Fehler) ist POSITIV, weil es Aufmerksamkeit bedeutet, Aufmerksamkeit eines Lehrers und es liegt ganz allein an mir was ich daraus mache, ob ich daran arbeite oder mir mir denke, "Na das hätt ma aber auch anders sagen können, so direkt will das jetzt auch nicht wissen, da bin ich jetzt aber böse!". Das Aufschlagen in der Realität ist sehr oft anders als erwarten (eine Enttäuschung) aber es ist doch wunderbar, dass die Täuschung ein Ende hat!

Wieviel übst du? Ist die Antwort < 1h / Tag dann ist das eine Einschränkung die ein Gesangspädagoge auch nicht wettmachen kann, viele Aspekte der Stimme kommen nur bei vielen vielen Stunden, (genau wie beim Laufen, Radfahren, Schwimmen, Tennis, Klavier, ...).

Disclaimer: Noten suchen, Noten kopieren, in Noten blättern, sich über Musik unterhalten, ... zählt NICHT als üben!
Disclaimer 2: Celebration, also das was man schon kann zelebrieren und sich um das drücken wo es drückt ist genau genommen auch nicht üben

Bei deiner Hörprobe klingt das stellenweise wirklich großartig, 500x (3x pro Tag für ein halbes Jahr) und das "stellenweise" kann gestrichen werden.
 
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Also ich bleibe dabei: alle paar Jahre ein Lehrerwechsel oder wenigstens temporär "fremdgehen" mit einem anderen Lehrer kann sehr inspirierend sein. Meinen Schülern lege ich das auch immer nahe. Und für Contemporary braucht man doch keinen jahrelangen Unterricht (es sei denn, man würde sonst nicht zum Singen kommen, aber auch dann fände ich es überflüssig).
 
Ich hab ca 10 Jahre gebraucht um zu erkennen, dass ich in diesem Leben nicht mehr fertig werde.
 
Das ist wirklich nicht vorwurfsvoll gemeint, aber deine Antwort beinhaltet ganz schön viele Ausreden auf wenig Raum ;-) Und ich kenne sie alle von diversen SchülerInnen.

Andererseits schreibst du, du WILLST singen.

Passt das zusammen?

Unterricht ist eine Sache, LehrerInnenwechsel vielleicht auch eine Idee. Und sicher hat mein Vorredner auch recht in seinen Ausführungen über das "üben". Mit viel üben kommen viele recht weit. Aber ich bleibe auch dabei: Diejenigen die viel üben sind meistens auch die, die wirklich viel wollen. Nicht: "Ach es wär so schön, aber ich bin ja nicht richtig begabt...", sondern es sind diejeingen, die sagen: "Yeah, eine Herausforderung, das macht Spaß, her damit".

Und am allerbesten ist beides zusammen.

Etwas zu können hat ja immer auch damit zu tun, wie du dein "Werzeug" gebrauchst. Ich selber bin z.B. eine sehr intuitive Malerin und bisweilen glückt mir eine Bild, das ich selber richtig gut finde. Obwohl ich nichts kann und deshalb alles austeste, was mit den Farben so geht. Ich bin da hemmungslos.

Hemmungslosigkeit kann Technik wettmachen, das ist meine feste Überzeugung, gerade was das singen angeht. Vorausgesetzt!!! du hast eine gewisse technische Grundlage (gegeben bei dir) und ein bestimmtes Maß an Talent (auch gegeben bei dir).


Ich kenne viele SchülerInnen, die reden genau wie du und ich rede mir meinerseits den Mund fusselig, daß sie doch mal was draußen machen sollten usw. Wenn ich mit denen mal eine Duett singe sind sie voller Begeisterung... und doch passiert nix. Selbst wenn sie technisch igendwann richtig gut sind. Darunter sind auch bisweilen echte Talente. Das kann es also nicht sein.

Diejenigen die singen wollen, die singen. Es ist ein innerer Drang.

Alle MusikerInnen, die ich so kenne sind Macher. Ich selbst war und bin auch so. Und das obwohl ich extrem introvertiert bin. Der Drang ist stärker. Ich wollte immer in einer Band singen, Songs schreiben, mich selber ausdrücken. Und neben meiner jeweiligen Hauptband habe ich IMMER MusikerInnen und andere SängerInnen getroffen für diverse Nebenprojekte und mich außerdem noch Stunde um Stunde alleine in Ekstase gesungen. Der Stil war mir egal, ich habe sogar mal in einer in Death Metal Bands vorgesungen, Internet gabs noch nicht, ich hatte auch keine Playbacks als ich angefangen habe, deshalb habe ich Gitarre gelernt und dann Songs gesungen, von denen ich nur die Leadsheets hatte. Egal, die Melodien hab ich mir dazu ausgedacht. GitarristInnen machen es auch so, die frickeln herum wo sie nur können. Und dann Projekte, Projekte, Projekte..... das sind die Leute, die irgendwann richtig was können. Alle anderen sind HobbysängerInnen und bleiben das auch. Das ist auch ok finde ich, aber WARUM dann jammern und nicht einfach das Hobby als solches genießen?
 
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Jetzt hatte ich gerade angefangen, eine Antwort an Ferdinand K. zu schreiben, als dein Posting dazwischenrutschte, Shana ;-). Ich lese mir jetzt beides noch mal durch und lasse es sacken, dann melde ich mich heute Abend noch mal.
 
Ich hab ca 10 Jahre gebraucht um zu erkennen, dass ich in diesem Leben nicht mehr fertig werde.

Ja sicher, fertig ist/wird man nie. Aber selbst wenn ich 5 Stunden am Tag geübt hätte, wäre auch nach 10 Jahren keine zweite Ella Fitzgerald aus mir geworden. Wahrscheinlich hätte ich vor lauter Ödnis eh schon lange vorher das Handtuch geworfen; ich fand Üben immer schon unerfreulich und mache es nur, wenn ich muss. Mir bringt es viel mehr, zu musizieren. Alleine, auf Sessions, mit meinen Bands und Projekten. Ab einem gewissen Zeitpunkt bringt einen das in künstlerischer Hionsicht wesentlich weiter als all die Tonleitern und Vokalisen im stillen Kämmerlein.

Zum Glück hab ich einen Hund, und bei unserer täglichen Morgenrunde mache ich meine Atemübungen, Tonleitern und Glissandi. Damit die Stimme fit und beweglich bleibt. Das reicht dann aber auch, ansonsten mache ich lieber Musik.

Ehrlich, ich bewundere die Übefreudigen und ihre Disziplin. Ich fand Üben immer schon öde und hab die nötige Ausdauer nur schwer aufbringen können. Obwohl ich meinen Schülern natürlich auftrage zu üben !!
 
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Hemmungslosigkeit kann Technik wettmachen, das ist meine feste Überzeugung, gerade was das singen angeht.
Da ist was dran. Und umgekehrt können Hemmungen ganz unheimlich viel kaputtmachen, bzw. eben hemmen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Aber selbst wenn ich 5 Stunden am Tag geübt hätte, wäre auch nach 10 Jahren keine zweite Ella Fitzgerald aus mir geworden.
Die hätte aber auch vermutlich das hijo de la luna nie so schön gesungen wie Du.
 
Also dann muss ich wohl der Rüpel sein ...
Kein Thema, ich mag es, wenn Leute Klartext reden, auch wenn ich selber zum Schwurbeln neige.

Hab mir mal ein Buch über´s Abnehmen gekauft (so ca 19,95€) darin stand frei zusammengefasst auf ca 80 Seiten:
"Scheiß dich nicht so an, friß weniger!"

Das System Leher/Schüler ist ein adaptives, d.h. der Schüler passt sich dem Lehrer an und der Lehrer dem Schüler, oft mal geht es nicht weiter weil es der Schüler nicht zulässt.

Beispiel aus Tennis:
Schüler: "Warum verliere ich jedes Match, ich nehme jede Woche 1h Unterricht und der Fratz aus dem Nachbardorf fegt mich vom Platz"
Lehrer: "Ist das der Fratz, der nun mittlerweile seit 3h an der Mauer übt?"

Wollten wir so Tennis spielen wie Roger Federer wäre es uns klar, das wir dafür (ab dem 3. Lebensjahr) 6-8 Stunden pro Tag trainieren müssten (und nichtmal das würde reichen ...), es ist beim Singen nix anders, wir wollen uns vergleichen mit den weltbesten (via youtube).

Ich hab meine Lehrerin seit 15 (geschätzt) Jahren, viele Jahre ging nix weiter, weil ich einfach nix gemacht hab, ich hab gewartet, dass SIE - MIR das Singen beibringt, aber so funktioniert das nicht. Sie ist auch eine der "Fehler - Kritik" Sorte. Hatte dann ein Jahr mal eine andere Lehrerin (erstere war ein Jahr weg) so eine mit "feel good, konzentriere dich auf deine Stärken, du bist wunderbar so wie du bist" macht für ein Jahr Spaß, aber dann ist mir klar geworden, dass überhaupt gar nix weitergegangen ist, ich hab mich aber dabei wirklich toll gefühlt.

Die Geschichte mit deiner GL habe ich schon mal in einem anderen Thread gelesen, auch deine Selbstkritik. In Bezug auf das Üben (oder in meinem Fall wohl eher Nichtüben ;-)) gibt's da definitiv Parallelen, grundsätzlich habe ich aber nicht die Erwartung, dass mir meine Lehrerin das Singen beibringt - so nach dem Motto: Die weiß ja wie's geht, die wird's schon richten. Ich weiß schon, dass ich da den Dreh kriegen muss und arbeite mich eher daran ab, ihn noch nicht raus zu haben. Ich bin es zugegebenermaßen aus anderen Bereichen nicht gewöhnt, Dinge langwierig zu üben, die ich lernen will. Ich lerne sonst schnell und "von alleine", und wenn ich Fortschritte merke, kann ich mich auch intensiv in Sachen reinhängen (wie zum Beispiel in das Gitarrespielen früher)
Beim Singen läuft da bei mir aber irgendwie ein anderer Mechanismus ab, so als würde ich auf der Leitung stehen. Deshalb lese oder höre ich z. B. im Netz oder offline immer wieder Vlogs oder Artikel zu dem Thema, in der Hoffnung, Beschreibungen zu finden, die mir bei der Umsetzung auf die Sprünge helfen. Irgendwie werde ich nämlich das Gefühl nicht los, dass ich technisch immer noch was falsch mache und das, was mir die Gesangslehrerin erzählt, nicht richtig kapiere oder zwar zu verstehen glaube, aber dann doch falsch umsetze. Ich muss mich z. B. tierisch konzentrieren, die "Röhre" offenzuhalten und den Atem gleichmäßig fließen zu lassen. Genau das soll ja aber angeblich irgendwann leichter werden. Vielleicht probiere ich aber auch immer noch zu viel herum und zu viel Verschiedenes, statt einfach stur zu üben und werde deshalb ganz narrisch.
Mit dem klassischen "Gähn-Bild" kann ich auch nichts anfangen, mir verkrampft sich da der Nackenring und die Halsmuskulatur, und wenn ich auf Anweisung darauf achte, den Kehlkopf unten zu halten, klinge ich ziemlich schnell gepresst. Komischerweise gibt es dann aber wieder Tage, wo es von ganz alleine "flutscht", ich kann das aber nicht so richtig steuern, weil ich nicht weiß und nicht merke, woran es liegt. Das meinte ich mit "Automatisieren". Aber möglicherweise funzt das Automatisieren eben doch über sehr viel kontinuierlicheres Üben, als ich das tue. Vielleicht suche ich einfach vergeblich nach dem Dreh oder dem Moment, wo es "schnackselt", statt mich auf langweiliges, stoisches Üben einzulassen. Gut möglich, dass ich dem aus dem Weg gehe, weil ich wiederholte Abläufe hasse und ziemlich schnell ungeduldig werde. Und dann wird's larifari.

Nicht: "Ach es wär so schön, aber ich bin ja nicht richtig begabt..."
Das denke ich auch nicht. Ich mag's nur nicht, auf der Stelle zu treten und das Gefühl zu haben, ich mache was Grundlegendes falsch oder habe noch immer nicht den Dreh raus, wie ich mich weiterentwickeln kann. Siehe auch oben (ich lerne eigentlich schnell und wenn es vorangeht, hänge ich mich auch rein). Beim Singen gestaltet sich das bei mir halt sehr mühsam.

Alle MusikerInnen, die ich so kenne sind Macher
Ich bin eigentlich auch niemand, der herumjammert und den Kopf in den Sand steckt, wenn etwas nicht gleich so läuft, wie ich's mir vorstelle. In Bezug auf das Singen geht mir die Puste jetzt eher langfristig aus, deshalb suche ich ja neue Impulse und Ideen. Es ist ja das Gute hier, dass so viele Leute mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund schreiben, dass man verschiedene Anregungen kriegt.

Ich nehme an, dass du mit den "Ausreden" vor allem den Abschnitt an antipastis Adresse meinst. Da klinge ich schon defensiv und selbstrechtfertigend, das stimmt. Es beschreibt aber eher den Istzustand, als dass ich das dauerhaft weiter so betreiben will. Sonst müsste ich hier nicht schreiben und mir die Anregungen anderer Leute durchlesen und durch den Kopf gehen lassen, dann könnte ich auch hier zu Hause in meinem eigenen Saft schmoren.

Und dann Projekte, Projekte, Projekte..... das sind die Leute, die irgendwann richtig was können

Dafür fehlt mir tatsächlich (zumindest noch) die Zeit, aber das kann sich ja ändern. Auch wenn es wieder nach Ausreden klingt, aber den "inneren Drang zu singen" (das klingt jetzt ironischer, als es gemeint ist, ich meine es eher wirklich als Zitat) muss ich halt mit meinen sonstigen Rahmenbedingungen in Einklang bringen. Und die sind ein oft nicht so gut planbarer Vollzeit-Freiberufler-Job, 1,5 Teenager (den halben deshalb, weil meine Tochter eigentlich erwachsen ist und nur noch bis zum Studium hier wohnt, aber halt auch noch Zeit und Energie beansprucht) und keinen Partner (bzw. schon einen Mann, aber der ist mit dem Job noch mehr verheiratet als ich) oder Netzwerk, die das auffangen. Die Gesangsleidenschaft Schrägstrich -hobby fügt sich in die verbleibenden Zwischenräume ein. Mit weniger sozialen und beruflichen Verpflichtungen würde da definitiv auch mehr gehen. Immerhin gäbe es nach dem Auszug meiner Tochter einen Raum, in den ich ein E-Piano stellen könnte :)

Aber dieser Tag und die Kommentare hier haben mir immerhin so viel gebracht, dass ich heute 1,5 Stunden lang das Adele-Stück geprobt habe (erst auf Lü, Lo, La, dann auf Text und dann zu einem etwas abgespeckteren Playback, um gleichzeitig das Timing besser zu üben) und nach Open-Stage-Bühnen und Bandprojekten gesucht habe.

Bei deiner Hörprobe klingt das stellenweise wirklich großartig, 500x (3x pro Tag für ein halbes Jahr) und das "stellenweise" kann gestrichen werden.

Danke dir für das Kompliment, ich nehme dich beim Wort: Ich übe das jetzt bis zum Konzert (ist aber kein halbes Jahr mehr, nur noch 34 Tage, aber vielleicht hilft das ja auch schon) jeden Tag 1 bis 1,5 Stunden lang.

Ich finde auch, daß du eine sehr schöne Stimme hast, eine warme Stimmfarbe
Vorausgesetzt!!! du hast eine gewisse technische Grundlage (gegeben bei dir) und ein bestimmtes Maß an Talent (auch gegeben bei dir).

Danke auch dir dafür, und danke an alle, die sich so viel Zeit genommen und Mühe gegeben haben, mir zu antworten!

Nicole
 
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