Handelsblatt schrieb:
Jetzt bereitet der Piano-Hersteller in Hamburg die erste Innovation seit Jahrzehnten vor: einen selbstspielenden Konzertflügel.
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Aus New York kommen weitere Ideen, die die Investition für Paulson attraktiv machen könnten: Vor einem Jahr hat Steinway eine kleine Firma übernommen, die elektrische Spielwerke für Flügel baut. In Hamburg stehen bereits erste Exemplare des Modells „Spirio“ in den Werksräumen. Wenn sie fertig sind, sollen sie per Smartphone-App gesteuert Musik spielen – wie das Pianola der 1930er-Jahre, nur perfekter, nach Vorgaben großer Pianisten.
Konkurrent Yamaha hat ähnliche Modelle bereits im Angebot, auch Nachrüst-Sets sind im Handel. Der kleine deutsche Klavierbauer Sauter stattet bereits jeden zweiten Flügel, der in die USA geht, mit der Technik aus.
So innovativ finde ich das gar nicht. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Freiburger Firma
Welte-Mignon (u.a.) Steinwayflügel mit einer Reproduktionsmechanik bestückt, die das Klavierspiel großer Pianisten ziemlich perfekt reproduzieren kann.
www.welte-mignon.de schrieb:
Dieses Instrument benutzte als Tonträger wiederum Lochstreifen aus Papier, die sogenannte „Klavierrolle“ und war eine Gemeinschaftsentwicklung von Edwin Welte und Karl Bockisch.Damit war es möglich, das einmal eingespielte Spiel eines Pianisten weitestgehend originalgetreu wiederzugeben. Dieses technische Wunderwerk war damals eine Sensation und erlaubt uns heute noch mit den wenigen gut erhaltenen Instrumenten eine authentische Wiedergabe dieser Aufnahmen.
Daß man das heute mit digitaler Technik machen will, ist nur logisch, allerdings sind andere Firman da schon um Jahrzehnte voraus. Z.B. bietet Bösendorfer das
digitale Reproduktionspiano schon seit 30 Jahren an: Zuerst mit dem Computerflügel (1985), seit 2005 dann mit dem CEUS und seit 2010 mit dem disklavier E3. Das Handelsblatt hat als Wirtschaftsmagazin wohl die Aufgabe, Euphorie für Steinway zu schüren.
Herbie Hancock 1988 am Bösendorfer Computerflügel (Münchner Klaviersommer):
Aus Musikersicht finde ich es auch gar nicht so interessant, welcher potente Finanzier nun hinter dem ganzen Unternehmen steht. Wichtig ist nur,
daß da jemand steht, der dafür sorgt, daß diese tollen Instrumente weiterhin von hochbegabten und bestens ausgebildeten Klavierbauern produziert werden können. Dem Instrument hört man es am Ende nicht an, ob das Unternehmen, von dem es hergestellt wurde, an der Börse notiert ist oder nicht.
Viele Grüße,
McCoy