Ja, absolut so sehe ich das ebenfalls.
Gäbe es ein Geheimnis, und hätte es jemand aufgedeckt, dann gäbe es im nächsten Schritt auch ein Recht des Künstlers (oder besser: Musikhandwerkers) darauf, dass man ihm gefälligst zuzuhören und geil zu finden habe, was er spielt?
Es gibt, in meiner Welt jedenfalls, nur den Versuch, sein Bestes zu geben. Und das am liebsten so, dass es das Innerste nach außen hin sichtbar macht. Mit musikalischen Mitteln. Dummerweise gibt es Zuhörer, die das, was ich als Künstler von mir gebe, nehmen und bewusst oder unbewusst bewerten, es für sich zulassen oder halt abweisen. Dieses Urteil geschieht nicht unbedingt nach Kriterien, derer sich Zuhörer in der Regel bewusst sind (Musiker einmal ausgenommen).
Also liefert man sich aus, wenn man denn den Mut dazu findet, ohne dass es eine Garantie gibt, dass all die Mühe, die man investiert, auch honoriert wird.
Wenn ich Kriterien aufzähle, die die Aufmerksamkeit des Publikums sinken lassen, dann sind schiefe Töne knapp hinter unsicherem Rhythmus an zweiter Stelle zu finden.
Also: Man kann nur anbieten. Ob es wunschgemäß angenommen wird, kann man niemandem diktieren. Das liegt in der Freiheit eines jeden Zuhörers. Und das ist gut so. Das nennt sich nun einmal einfach "Freiheit".
Deshalb ist die Ursprungsfrage aus meiner Sicht vollkommener Nonsens und die einzigen Dinge, die einen weiter bringen, sind u.a. die, die ich schon ansprach.
@relact: Natürlich ist es Ziel für einen Live-Musiker, alles an einem Stück zu spielen. Im Jazz und in der Klassik ist es ja sogar Gang und Gäbe, ganze Ensembles ohne Overdubs produktionsfertig aufzunehmen. Also eine strikte Trennung von Komposition und Performance. Im Pop und Rock hingegen wird oft der Kompositionsvorgang direkt aufgenommen und hinterher arrangiert. Kann man machen. Aber für mich als Musiker der regelmäßig live vor Publikum spielt, ist es selbstverständlich, Nummern komplett an einem Stück zu spielen. Auch bei den vielen Sessions, die ich besuche, ist es so, dass ohne Netz und doppelten Boden geliefert wird, und zwar ohne jede Probe.
Grüße Thomas
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Nachtrag: Und natürlich gibt es neben den Nuancen, die zwischen Ablehnung und Annahme entscheiden, auch noch ganz andere Kriterien. Man braucht einem Rastafari nicht mit Marschmusik kommen, einem Schlagerfan nicht Progrock, einem Jazzer nicht mit den Böhsen Onkels und... und... und...