@nasi_goreng hat jetzt zwischenzeitlich mir ein paar Gedanken vorweggenommen, die ich dann noch mal unterstreichen kann…
Dann will ich auch mal feedbacken…
Ganz allgemein möchte ich anmerken, dass dieser Track sich zunächst mal sehr „harmlos“ anhört, tatsächlich aber eine ziemliche Herausforderung darstellt. Das langsame Tempo macht zwar die Fähigkeit auch in Lichtgeschwindigkeit spielen zu können, völlig entbehrlich, allerdings steht man dennoch vor der Herausforderung, den eher „unspektakulären“ Track mit spannendem und interessanten Material zu versehen. Das große Thema ist hier Phrasierung. Pausen, Melodik und Rhythmik sind hier IMO wichtig für ein interessantes Solo. Da „vorzudenken“ und gezielt/bewusst Spannung aufzubauen, ist IMO schwieriger, als gut eingeübte Pentatonik Licks abzufeuern…
Die große Gefahr ist dann, das man den langsamen Track (der dadurch auch noch vergleichsweise lang ist) eher „random“ mit Tönen auffüllt und „düddeld“.
Der zweite Punkt ist der hier für „Blues“ etwas ungewöhnliche Turnaround. Der macht den Track zwar IMO wesentlich interessanter, als es bei einem „typischen“ Moll-Blues Schema ist. Doch funktioniert hier das bewährte Blues Lick Arsenal (auch wieder) nicht und der eine oder andere Mitstreiter schien mir dann doch etwas lost angesichts der ungewöhnlichen Akkordfolge.
@-N-O-F-X-
0:00 - 2:18 Das hat mir sehr gefallen. Zwei Durchgängen mit sehr ansprechenden, unterschiedlichen Sounds. Der erste noch laidback, mit einem starken Eingangsstatement, dann die Überleitung zu den geschmackvollen Doublestops, großer Vortrag!
Der zweite Druchgang etwas offensiver und „klagender“. Bei all dem perfekten Vortrag finde ich dann die einzige etwas „blaue“ Note die sich IMO bei 1:44 eingeschlichen hat, sogar sehr sympathisch! Es ist schließlich auch nur ein Jam. Chapeau!
@Anfängerfehler!
2:20 - 4:36 Als „zum-ersten-Mal-hier-Mitmacher“ höre ist hier etwas „Zurückhaltung“ und „Understatement“, was aber natürlich verständlich ist. Die Solo Spur hätte durchaus das eine oder andere dB mehr vertragen können, denn die muss sich nicht verstecken! So muss man schon sehr genau lauschen, um die Ideen und Melodien mitzubekommen und da sind viele gute dabei! Ein paar Bendings sind hier und da ganz leicht schepp und es sind eher noch viel zu viele Töne. Mehr Mut zur Pause! (…was im 2. Durchgang dann auch kommt…). Insgesamt ein toller Einstand, der super ins „Format“ passt.
@m0m07
4:38 - 6:49 Auch ein Neueinsteiger (?), was ganz toll für diese MuBo-Aktion ist!!
Der gewählte Sound wirkt schon fast wie ein Vergrößerungsglas (was hier gar nicht schlecht ist!) und deckt aber die „Baustellen“ auch wenig verzeihlich auf. Etwas Hall/Reverb hätte ich hier spendiert, um dem Sound etwas die „Kante“ zu nehmen.
Auch ich höre da ziemlich viel out of tune! Ich meine zu hören, dass Du Dir nicht so zu 100% sicher warst, welche Töne/Scalen/Tonleitern zu diesem Track eigentlich wirklich passen. Da sind dann eine Reihe von Bends dabei, die klingen nach der Suche nach der richtigen oder einer „besseren“ Note, finden die aber dann auch nicht wirklich und bleiben dann teilweise „zwischen Stühlen“. Vielleicht ist es auch der oft gemachte Einsteiger Fehler, nicht klar zwischen Bending und Vibrato zu unterscheiden.
Slides und auch Bendings sind Töne der Melodie! Die müssen genauso „sitzen“, wieder die „normal“ gegriffenen und gespielten Noten. Etwas ganz anderes ist es, einer Note durch Finger Vibrato mehr Ausdruck zu verleihen. Da moduliert idR den stehenden Ton (verzieht ihn aber auch nicht!). Daher ist eine klare Entscheidung gefordert! Entweder man zieht zum nächsten Ton oder nicht, aber keine halben Sachen. Soll der Ton etwas Dramatik bekommen, kann den Ton modellieren, bleibt aber bei dem Ton bzw. kommt immer wieder auf ihn zurück.
Wenn diese Ungenauigkeiten/Unsicherheiten beseitigt sind, wird das was.
@hack_meck
6:52 - 9:08 hack_meck hat seinen eigenen Stil. Der ist nicht ohne Ecken und Kanten, aber idR. wohl durchdacht. Hier höre ich mehr Improvisation und weniger „Licks extracted & stolen“ als sonst. Auch der Anteil an Zerre im Sound ist höher als gewohnt. Mann entwickelt sich halt auch weiter…
Wenn HD600 hier auch was „out of tune“ hört, meint er bestimmt das eine oder andere etwas “schludrige“ Bending. Hier ist der Grad zwischen Albert King und gequälter Katze manchmal schmal. Muss man aufpassen…
Ansonsten ist/war hack_meck bei diesem Jam meine große Inspiration - zwar nicht unbedingt dieser Jam, aber zurückliegende…
@InTune
Selbstreflexion:
Der Track ist anspruchsvoll, ich hatte wenig Zeit zum Vorbereiten/Einspielen und wollte auch nicht verkacken… was tun?
hack_meck hat in einigen Jam gezielt Akkorde/Arpregien eingesetzt; das sollte eine sichere Bank sein, um keinen harmonischen Bockmist zu verzapfen; dann kam noch hier im Faden die Bemerkung das der Turnaround wohl etwas Blues untypisch ist; ja, stimmt, aber was wird da eigentlich gespielt? Uff, F ist da drin, und C…; da bleibe ich schön bei den Akkorden und bin fein raus… normalerweise verliere ich beim Improvisieren schnell den Überblick, über welchen Akkord ich gerade spiele. Dieser Track ist so langsam, dass ich da ganz gut mitgekommen bin und habe mich dann auch beim Improvisieren über die I- und IV-Stufe gezielt in den Akkord Shapes aufgehalten. Ich fand es eigentlich immer irgendwie etwas „lame“, statt eine „richtige“ Melodie zu entwickeln, einfach die Akkorde zu wiederholen, aber hier hat das Spass gemacht, weil es so gut funktioniert hat…
Beim zweiten Turnaround hat mich dann doch etwas mein Selbstbewusstsein verlassen, weil mir dann tatsächlich nichts viel besseres eingefallen ist, als im Prinzip das Thema von 1. Durchgang noch mal zu wiederholen. Damit das möglichst niemand merkt, habe ich den dann seeehr verhalten gespielt. Fürs nächste Mal: Egal welchen Mist man spielt, immer mit erhobenen Haupt!
@HD600
11:22 - 13:36 Der Sound ist auch hier sehr “trocken“. Ich hadere auch etwas mit dem „Gain Level“, der gerade so am Break Up ist, aber dem Ton dennoch irgendwie kaum hilft zu „singen“. So klingt es dann wenig dynamisch. Harmonisch das alles durchaus ok, auch Pausen sind da, aber es will kein richtiger „Flow“ aufkommen. Das liegt vielleicht daran, dass viele Phrasen durch ein Slide/Hammer-On eingeleitet werden, was dann auf Dauer etwas überstrapaziert klingt. Da wäre weniger mehr. Ansonsten eine solide Basis.
@JoeBeaulais
13:38 - 15:50 Die Beiträge von JoeBeaulais sind für mich immer besonders spannend, weil die für mich immer so gut zu „relaten“ sind. Ich finde mich mich da ganz häufig wieder.
Leider geht der Einstieg etwas unter, da die Solospur auch hier ein gutes Stück leiser als beim Vorgänger abgemischt ist. Zusammen mit dem Reverb gerät der Beitrag so ein gutes Stück in den Hintergrund, wo er überhaupt nicht hingehört!
Schöne Licks und Überleitungen und auch den Turnaround (meist) geschickt umspielt. Der Beitrag hätte mehr „Standing“/Präsenz verdient.
@redstrat95
15:54 - 18:09 Auch hier Entscheidung für einen sehr trockenen Sound, der aber eben auch nichts beschönigt… Die Ideen für die Melodien und deren Phrasierung sind interessant; auch die Pausen gut gesetzt. Was mir aufgefallen ist, ist das Vibrato. Im Prinzip gut eingesetzt/platziert, in der Ausführung aber recht „eirig“, was HD600 wohl sogar als out of tune identifiziert. Hier mal etwas mit Intensität und Geschwindigkeit experimentieren. Fast alle Töne habe ein sehr ähnliches Vibrato erhalten, das IMO etwas over the top ist.
Wie immer bei einem Feedback: Lest heraus, was ihr nachvollziehbar und hilfreich findet. Wo ihr anderer Meinung seid, lasst euch nicht von mir beirren!!