und man hatte weniger sich querstellende dabei als es bei Klassenunterricht gewesen wäre.
Letztlich kommt es auf das Konzept an, dass dahinter steht.
Ich hab beispielsweise äußerst erfolgreichen Blockflötenunterricht in Klassenstärke in einem Praktikum gesehen:
An einer Gesamtschule in der 5. und 6. Klasse haben die Kids Musikunterricht bekommen, in dem ein großer Teil des Schuljahres als Blockflötenunterricht konzipiert war.
Der Hintergrund war, dass die Kinder dann ab der 7. Klasse die Möglichkeit hatten Bläserklassen als Schwerpunkt zu wählen. Und natürlich haben viele Kinder die Schule danach ausgesucht, weil sie das eben machen wollten.
Entsprechend hoch war die Motivation, weil sie eben wussten: Ich lerne jetzt zwei Jahre lang Grundlagen im Notenlesen und im Umgang mit einem Instrument und gemeinsamen Musizieren mit anderen und dann kann ich Querflöte, Horn, Tuba, Posaune, Trompete, Klarinette lernen, weil die Erwachsenen mir dann vertrauen, dass ich auch mit einem 1000€+ Instrument ordentlich umgehe und mich in die Klasse einfüge, keinen Quatsch mache und weiß, wie so eine Probe abläuft.
Für die Schule ist es quasi ein Testlauf: Wer schon mit der Flöte nicht ordentlich umgeht, sie kaputt macht oder die Proben ständig stört, der bekommt dann eben auch keine Leihtuba von der Schule und muss etwas anderes wählen.
Aber es ist für die Lehrperson unheimlich anstrengend mit 30 Kindern Blockflöte zu spielen. Der ganze Ablauf muss ritualisiert sein, zügig, keine Langeweile, klare Regeln wer wann spielt und wann nicht und die Lautstärke ist extrem hoch. Aber wenn solche Konzepte im Hintergrund stehen, mag das sinnvoll sein.
Ich persönlich möchte das nicht machen.
Ich unterrichte aktuell als studierter Musiklehrer parallel an einem Gymnasium und einer Gesamtschule, habe auch schon mehrere Jahre den Musikunterricht an einer Grundschule übernommen und bin froh, dass ich die Möglichkeit habe an einer der Schulen mit Keyboards zu unterrichten, wo jeder Schüler mit Kopfhörer hören kann, so dass es leise im Raum ist, wenn sie üben.
Bei der anderen Schule freue ich mich, wenn wir demnächst einen Klassensatz iPads rein für die Musik bekommen, wir haben bereits kleine Midi-Keys, die wir anschließen können.
Dann lassen sich jede Menge cooler musikalischer Dinge realisieren. Aktuell ist es kompliziert, weil zwar einige Schüler eigene iPads haben, aber man kann nicht immer davon ausgehen, dass genug vorhanden sind um in Klassenstärke zu arbeiten. Das ist sehr kursabhängig und ich plane meinen Unterricht nicht so, dass ich mit einer meiner 9. Klassen was mit iPads mache und mit den anderen in den Computerraum gehe und am Rechner arbeite. Das ist doppelter Aufwand, den ich mir spare, wenn ich einfach mit allen in den Computerraum gehe. (da brauche ich nur
eine Projektidee + Arbeitsblätter + Anleitungen + Auswertung etc..)
Klassenmusizieren generell ist keine einfache Sache, insbesondere, wenn es um mehr als reines Musizieren geht (was in der Schule eigentlich IMMER der Fall sein sollte).
Mal als Beispiel was ich meine: Musizieren mit Idee/Konzept dahinter: Mit meinen 6ern lernen wir gerade über die Wirkung, die Musik auf uns haben kann. In dem Zuge haben wir Dur und Moll kennengelernt und die Kids haben dann auf Instrumenten "fröhliche" und "traurige" Lieder komponiert und musiziert. Anschließend haben wir geguckt, warum es bei manchen Liedern klar war, dass sie fröhlich/traurig klangen, wohingegen das bei anderen Stücken nicht eindeutig war. So haben wir auch gleich noch die Bedeutung der Terz für Dur/Moll mitgelernt. D.h. das Musizieren war Mittel zum Zweck. Klar werden sie dann auch sicherer im Notenlesen/-schreiben und mit rhythmischen Dingen, aber das ist mehr so ein Nebenschauplatz. Wichtiger ist die eigene Erfahrung (!) durch das Musizieren: "Ich kann ein Musikstück mit einer Intention komponieren. Wenn ich eine bestimmte Wirkung erhalten will, kann ich bestimmte Regeln einhalten, die mir dabei helfen. Fröhlich und traurig sind zwei grundlegende Extrema, die zu einem guten Teil an einen einzigen Ton einer Tonleiter geknüpft sind (nicht nur, wir haben z.B. auch darüber gesprochen, dass langsame Stücke eher traurig wirken)." Und wir haben auch noch Tonleitern und Vor/-Versetzungszeichen nebenher gemacht.
DAS ist ein Unterrichtskonzept.
"Ich drücke wem eine Flöte in die Hand und wir machen zusammen Musik" ist KEIN Unterrichtskonzept.
Vernünftige Lehrpläne (die die Schulen im Falle vom Fach Musik recht frei selbst festlegen können) haben solche Konzepte und Ideen und Anregungen. Nicht jede Schule macht das, nicht jede Lehrperson kann/möchte das und im Fall vom Fach Musik ist es leider so, dass es durch den massiven Mangel an studierten Musiklehrern auch viele Quereinsteiger, Leute mit Zertifikatskursen oder Lehrer gibt, die fachfremd unterrichten müssen, die dann solche Konzepte gar nicht umsetzen können, weil ihnen entsprechende Qualifikationen, Denkweisen oder schlichtweg die Zeit fehlt.