Dieses Szenario möchte ich mal etwas zuspitzen, aber ohne überzeugte Fortschritts- oder Digital-Befürworter vor den Kopf stoßen zu wollen. Für mich haben beide - mechanische und digitale (oder digital angesteuerte) - Instrumente ihre Berechtigung. Jede in ihrem Bereich. Erstere werden vermutlich länger ihr Dasein fristen, die letzteren gehören in eine rasante, kurzlebige Zeit.
Bei den neuen Hammond-Orgeln (und deren Klonen) wurde hart daran gearbeitet, in den digitalen Klang - entsprechend alter elektromagnetischer Modelle - alle Unzulänglichkeiten und Fehler (wie Key-Klick, Schmatzen usw.) erneut einzubauen. Erst seit ein paar Jahren ist dies gelungen.
In die Tastatur werden wieder für jeden Ton zehn mechanische Kontakte eingebaut. Der Vorverstärker ist mit Röhren ausgerüstet. Sogar das äußere Erscheinungsbild der 1950er Jahre wird kopiert.
Bleibt abzuwarten, wie lange die digitalen Orgeln und Keyboards die Musikszene bereichern werden.
Von den elektromagnetischen Hammonds, die seit 1934 gebaut wurden, sind noch viele im harten Einsatz.
Die Vinyl-Schallplatten erleben ein Revival aufgrund ihrer Unzulänglichkeiten. Der wenig perfekte, weiche und warme Sound ist wieder gefragt.
In vielen weiteren Bereichen kann man ähnliche Trends beobachten. Der Mensch ist ein unperfektes Wesen und liebt das Unvollkommene.
Umgemünzt auf das Akkordeon bedeutet dies, dass man sich in der digitalen Zukunft irgendwann wieder auf den ursprünglichen, rein mechanischen Sound besinnen wird. In den digitalen Klang wird man Mechanik- und Luft-Geräusche integrieren. In die fortgeschrittene, digital-pneumatisch (oder elektrisch) angesteuerte (Bass-) Mechanik wird man digitale und regelbare Verzögerungen einbauen, um den alten, rein Finger-technisch erzeugten Druckpunkt wieder zu simulieren. Ein digitales- oder digital (teil-) gesteuertes Akkordeon soll ja wieder den Klang eines ursprünglichen, rein mechanischen Instruments aufweisen.
Aber wie lange werden die Hersteller Elektronik-Platinen als Ersatzteile bereithalten? Wann werden die Neuentwicklungen überholt sein?
Von den Musikern so gut wie gar nicht berücksichtigt werden (wie in allen anderen Bereichen auch) längerer Stromausfall, geplante Obsoleszenz (wegen Bereicherung der Hersteller und Händler an Neuverkäufen und Reparaturen) oder ein EMP, ein elektromagnetischer Impuls. Dieser kann entweder auf natürliche Weise, durch einen Sonnensturm, ausgelöst werden. Aber auch elektromagnetische Waffen, z.B. von Satelliten ausgehend, können gezielt gegen Städte oder Länder eingesetzt werden. Wenn dann ALLE digitalen Schaltkreise durchgeschmort sind, wird man Opas mechanisches Akkordeon wieder unter dem Sofa hervorkratzen. Oder aber man muss sich mit dringenderen Problemen beschäftigen.
Mir ist bewusst, dass Digitalisierung und Automatisierung inzwischen in fast allen Bereichen nicht mehr wegzudenken sind und auch gravierende Vorteile bringen. Aber genau deswegen werden die Nachteile (z.B. totale Überwachung und Kontrolle, Datenabruf usw.) ignoriert oder sollen zumindest nicht hinterfragt werden.
Mein Fazit:
Freuen wir uns am Klang, der Langlebigkeit und Robustheit unserer ursprünglichen, mechanischen Akkordeons. Sie werden seit Anfang der 1830er Jahre produziert. Eine grandiose Erfolgsgeschichte.
Die digitalen (oder digital- elektrisch- pneumatisch angesteuerten) werden weder dauerhaft noch wertbeständig bleiben. Für bestimmte Musiker oder Einsatzgebiete können sie jedoch, zumindest temporär, einen großen, hilfreichen Fortschritt bedeuten.
Oder für die Hersteller, wenn sich genügend Käufer davon überzeugen lassen.