Grundsätzlich ja, Frage ist nur, wieviel man denn nun zurückschrauben sollte.
Hat man zuwenig Ego, ist man der Bückling, wenn andere das konsequent ausnutzen... soll jetzt nicht heißen, man solle seinen Kopf unbedingt durchsetzen, aber wenn die anderen einem nicht mal die Freiheit lassen, hat man ja schon verloren und muss dann entweder den Sklaven machen oder seinen Hut nehmen.
Das ist ne schwierige Sache. Ich habe ganz zu Anfang mal versucht die Band komplett demokratisch zu leiten und aufzubauen und musste dann festellen: Es funktioniert einfach nicht.
Es wurde sabotiert, genöhlt, gemeckert und am Ende hatten wir halt keine Songs und dann war die Probe wieder rum und alle gingen Heim. Motivation...Hallo? Wo bist du? Oh da hinten in der Ecke hast du dich versteckt, du kleine billige H***...Wer bezahlt dich eigentlich? Und wer ist dein Zuhälter?
Wieso? Weil die allermeisten Menschen, gerade jüngere, damit nicht umgehen können. Oft gibts überall sozialen Druck, der Chef auf der Arbeit nervt zB Drummer oder Gitarrist X und in der Musik wollen sich die Leute dann nix sagen lassen. Das wird aber in der Regel umso schlimmer, je demokratischer es ist. Demokratie erfordert dass die Leute sich nicht hintergehen und keine Machtspielchen gespielt werden. Das ist aber nahezu unvermeindlich, weil sich trotz der Demokratie, einer oft wie der Dumme fühlt.
Sprich zwei sagen sie wollen den Song spielen, einer sagt nee er mag dass und das nicht und einem ist es egal. Zugunsten der Demokratie fühlt sich in vielen Fällen dann der, dems nicht gefällt wie der Dumme. In sehr vielen Fällen wird dann ein kalter Konflikt entstehen, sprich es wird sabotiert und gebockt, auch bei Stücken die völlig ok sind für alle. Es geht dann nur noch um's Ego und nicht um die Musik. Und auch bei uns gabs da noch keine zwei Songs da ging das schon so ab. Ich hab an der Stelle einfach Erfahrungen gesammelt und bemerkt, hier muss man was tun.
Man mischt für das Allgemeinwohl einfach die Verhältnisse die es gibt. Einer gibt den Ton an und gibt gleichzeitig den anderen genug Freiheiten - soweit das eben musikalisch geht, es sei den es handelt sich um ein Singer/Songwriter Projekt. Das wird dann auch gespielt und wer sich dagegen auflehnt kann bitte einfach gehen. So hat sich das Set auf einmal nicht nur verdoppelt und dann vervierfacht sondern es gibt mehr als genug Songs wo früher immer Mangel war. Plötzlich, weiss man nicht mehr was man spielen soll, weil es so viel gibt. Plötzlich musst du planen, was du spielst, wo du früher auf 2 Songs rumgegurkt bist. Und zum großen Staunen: Allen macht's Spaß. Kleine Ego Eskapaden gilt es durch schnelle Aussprachen zu regeln. Wenn man ein Problem hat, nicht lang drum herumreden und schon kann man wieder Musik machen. Zu einem gewissen Teil ist das mit der Gegenwehr aber auch sehr wichtig. Wer will in einer Band spielen wo nur Zombies ohne Gegenwehr spielen, die nicht ihre Meinung sagen? Das kann auch sehr wichtig sein. Man muss nur das Gespür haben und die Kenntniss um zu wissen: Ist das jetzt konstruktive Kritik oder handelt es sich hier um einen kalten Konflikt (Sabotage und schmollen etc.). Einfach nachfragen hilft bei einem kalten Konflikt oft nix. Die Person tut so, als wär nix und sabotiert fröhlich weiter. Hier hilft es nur wenn man dann als Band richtig redet.
Wie oft habe ich erlebt dass ein Musiker in meiner Band nen Song erst total scheiße fand. Meistens sind es dann genau die Leute die dann den Song X ständig spielen wollen wenn er richtig grooved, ausgebaut ist und Struktur hat. Warum? Weil ich ihm halt Platz gegeben habe im Song. Er hat seine Parts die wichtig sind und ohne ihn klingt der Song total leer. Auch wenns 8tel sind oder sonstwas. Und so sind wir wieder eine Band. Ohne den anderen klingts kacke. Am Anfang dachte er vielleicht noch: Soein scheiß, er füllt den Song aus, da kann ich nichts machen!!! So ein verdammter Hurenbock, was ist mit meinem Basserego? Was erzähl ich jetzt meiner Freundin wenn ich heimkomme: BABY, HEUT WAR DER BESTE TAG MEINES LEBENS: ICH HAB HEUT NUR 8TEL GESCHRAMMT, YEAHH - und jetzt gleich schramm ich dich im 3/4 Takt...
Und darum kann es mit einem Leader sehr gut funktionieren, es beschleunigt den Bandprozess und dass was alle wollen: Musik machen. Zusammen grooven. Leader sein heißt nicht, andere einengen, sondern nur, das ganze lenken und vor allem: Dinge richtig erkennen.
Kritik kann total geil sein. Mir wurde mal vorgeworfen: DU spielst immer nur deine billigen Tempos und deine billigen Akkorde. Ich hab mir das zu Herzen genommen, klar war ich erst angepisst. Was is rausgekommen? Aus der Motivation es mal anders zu probieren, hab ich die Person eines besseren belehrt und.... viele, interessantere Songs geschrieben und mal andere Anschläge verwendet. Es ist alles eine Frage, wie man mit etwas umgeht.
Das können die allermeisten Musiker gar nicht. Deswegen müssen sich die meisten auch erst daran gewöhnen, so offen miteinander umzugehen. Auch ich musste mich daran total gewöhnen. Es ist Nashrakh sagt, man darf nicht zu pussig sein, aber auch nicht zu egozentrisch. Der Mittelweg ist optimal, für alle in der Band.
Deswegen schau genau, ob du die Probleme vielleicht nicht nur in die nächste Band mitnimmst. Ich meins ernst und nehms mir nicht übel