Hi,
ich würde den Schritt definitiv wagen, auch wenn Deine Entscheidung ja eh schon festzustehen scheint.
Ich selbst bin vor nem guten halben Jahr auch von Gitarre auf Bass umgestiegen, oder besser gesagt, ich hab mich in Richtung Bass erweitert. Ich spiel jetzt schon 15 Jahre irgendwelche Klampfen und musste dann feststellen dass ich zZ einfach keine Band als Gitarrist finde, mag es an meinen Ansprüchen oder der relativ geringen zahl an Bands bei mir in der Gegend liegen, whatever. Eine Band die ich bisher immer gemischt habe, suchte einen neuen Bassisten, und ich war gleich dabei
Meine Erfahrungen beim "Umstieg":
- Gitarrist sein hilft sehr viel, rein aus technischer Sicht: gut, die Saiten sind am Bass (meist) etwas weniger, dafür dicker, die Bünde ein bisschen weiter auseinander, aber ansonsten sind sich die beiden Instrumente doch sehr ähnlich. Töne finden etc sollte da kein Problem darstellen, auch an eine eventuelle tiefe H Saite gewöhnt man sich schnell.
Hornhaut kann ich nur bedingt zustimmen, am Anfang hatte ich auch leichte Blasen trotz massig Hornhaut, kommt aber einerseits auf den Bass drauf an und andereseits gewöhnt man sich auch daran recht schnell. Auch Fingerstyle ist gar nicht so fremd, wenn man irgendwann im Leben mal Klassikgitarre gelernt hat. Spezielle basstechniken wie zB Slappen lass ich mal aussen vor.
- Bandmusiker zu sein und mit verschiedenen Bassisten musikalisch schon mal was am Hut gehabt zu haben hilft noch viel mehr, zwar unbewusst, aber irgendwo hat man doch schon mal ne Ahnung was denn ein Bass in der Band überhaupt so treibt.
Wer einen Bass als tiefergestimmte Gitarre ansieht hat zwar irgendwo Recht, aber absolut net erkannt um was es geht.
Ergo: rein technisch sind sich die Instrumente sehr ähnlich, von ihrer Aufgabe und vor allem vom Feeling ne ganz andere Baustelle.
Mein größtes Problem war nicht den Bass technisch zu meistern, sondern zu lernen wie ein Bassist zu denken, nicht wie ein Gitarrist. Das klingt vielleicht saudoof, aber Gitarristen "denken" musikalisch anders als Bassisten es tun.
In meiner Bassband spielen wir momentan eigene Songs und auch komplette Abende nur Cover, gerade bei Cover musste ich oft feststellen: "Halt, ich kann zwar Grundtöne mitspielen, aber der Bass, der spielt doch eigentlich was anderes..."
Als Gitarrist hörte ich sofort raus was zu spielen war, aber der Bass, keine Ahnung, ich hatte noch nie bewusst darauf gehört, und jetzt stand ich da und musste mir alles haarklein wieder erarbeiten, nicht weils technisch undenkbar war, sondern ein komplett anderes Feeling ist.
Auch singen zum Gitarrenspielen war nie ein Problem, auf einmal mit dem Bass den Song gespielt und ich fühlte mich total komisch, ich kannte die Harmonien, ich konnte den Song singen, nur den Song jetzt am Bass zu spielen war schon ein stranges Feeling.
Letztlich habe ich eingesehn, dass ich nach 15 Jahren des Gitarristendaseins wohl nie mehr als ein "bassspielender Gitarrist" sein werde. Dennoch bemühe ich mich dem Instrument und der Musik so bassgerecht wie möglich zu werden.
Ich sehe das Bassspielen für mich einfach als eine Art "Horizonterweiterung".
Viele Gitarristen verstehen ja scheinbar nie dass sie nur ein Teil der Band sind. Beschäftigt man sich mit dem Bass ernsthaft wird einem unvermeidlich klar dass der Bass ein ebenso wichtiger Bestandteil ist.
Wenn man als Gitarrist die technischen Dinge dann schon leichter meistern kann als ein blutiger Anfänger, dann sollte man das auch nutzen. Schaden wirds dir sicher in keinem Fall...
ein bassspielender Gitarrist