Bach und Haltepedal?

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Hi,

zur Zeit von Bach gabs ja noch kein Haltepedal und alle seine Stücke wurden eigentlich auf einem Cembalo gespielt. Wenn man jetzt Bach an einem Klavier spielt, darf man dann das Pedal benutzen?

Es gibt von Liszt Transkriptionen zu den Orgel Peludes und Fugen - und sie wären sehr viel einfach zu spielen, wenn man das Haltepedal benutzen DÜRFTE.

Wenn ich mich nicht verhöre, dann benutzt dieser Spieler das Haltepedal: http://www.youtube.com/watch?v=Qq3rhPivLH0
Auf der CD bin ich mir nicht sicher ob ers benutzt oder nicht (Leslie Howard), der "Hall" könnte auch an der Aufnahme / dem Raum liegen...

Viele Grüße,

Martin
 
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7593 schrieb:
...zur Zeit von Bach gabs ja noch kein Haltepedal und alle seine Stücke wurden eigentlich auf einem Cembalo gespielt. Wenn man jetzt Bach an einem Klavier spielt, darf man dann das Pedal benutzen?
Ist das nicht abhängig von dir? Wer sagt, dass du etwas nicht DARFST? Übst du für ein Vorspiel an einer Musikhochschule für "klassisches" Klavier? Theoretisch müsstest du dein Klavier auch anders stimmen, da die heute gebräuchliche Stimmung zu Zeiten von Bach noch nicht "erfunden" wurde. Klassische Stücke werden ja eher "interpretiert". Natürlich gibt es hier unterschiedliche Ansichten, WIE man das macht. Ich finde eine emotionale, ergreifende Interpretation immer schöner, als eine technisch Perfekte. Das ist aber - wie immer - eine Geschmacksfrage. :)
 
Kann ich nur zustimmen. Es ist eine Geschmacksfrage und der Zuhörer kann entscheiden, ob es ihm gefällt oder nicht. Es ist ja immer die Frage wie weit man die Grnezen der Interpretation ausdehnen darf/muss/kann/soll ;)
Davon ab, gab es schon Anfang des 18. Jahrhunderts Hammerklaviere. Ich selbst kann nur vermuten, ob Bach diese Instrumente kannte, nehme es aber stark an. Leider gibt es wenig Literatur darüber mit welchen Instrumenten die alten Meister komponiert und gespielt haben. Auch das Thema "historische Stimmungen", Geschwindigkeitsangaben usw. wird in der musikhistorischen Literatur eher stiffmütterlich behandelt. Dabei doch ein so interessantes Thema :) Wenn jemand darüber interessante Abhandlungen kennt, dann bitte mitteilen.
 
Ich würde halt gerne wissen, wie ein Bach z.B. heute ein Werk von sich selbst spielen würde. :)
Zum Thema Stimmungen: In einem sehr empfehlenswerden Taschenbuch über angewandte Mathematik, gibt es ein Kapitel, wo genau über dieses Thema (Stimmungen und Bach) eine kleine Geschichte erzählt wird:

http://www.amazon.de/Der-Mathematik...alle-Lebenslagen/dp/3499624265/ref=pd_sim_b_1

In dem Buch geht es nicht primär über Musik/Stimmungen, sondern über (angewandte) Mathematik, aber gerade dieses Kapitel verdeutlicht doch, wie stark Musik und Mathematik dann doch eine Beziehung zueinander haben :)
 
Ja, genau so das meinte ich. Diese Themen tauchen in irgendwelchen Büchern als Kapitel auf. Das Buch kenne ich nicht, kann mir aber vorstellen, dass da u.a. das Pythagoreisches Komma beschrieben wird, oder?

Ich würde halt gerne wissen, wie ein Bach z.B. heute ein Werk von sich selbst spielen würde. :)
Interessant wäre diese Vorstellung alle mal. Würde Bach seine Werke auf modernen Instrumenten spielen? Ich denke Mozart würde sich auch vor einem Synthie nicht scheuen ;)
Ich habe mal u.a. die Pathétique von Beethoven auf einem Hammerflügel gehört. Natürlich hat man´s wieder erkannt, aber es war anders. Aber dieses "anders" war seinerzeit der Standard.
 
Verbotsvorschriften bzgl. der Pedalverwendung bei Bach sind nicht bekannt. Sie würden auch keinen Sinn machen, niemand kann die Einhaltung kontrollieren.
Also: Selbstverständlich kann, darf und sollte man das Pedal benutzen, nämlich immer da, wo es zur Klanggestaltung angebracht ist.

Ich verweise auf diverse Einspielungen von zum Beispiel der Partita 2 von Gould, Schiff, Lisitsa. Dort kann man das Pedal gut hören, im ersten Teil, der Sinfonia. Alles zu sehen bei Youtube.

Abgesehen von der Verwendung des Pedals bei Bach bin ich der Ansicht, dass man es darüber hinaus bei allen Komponisten, bei allen Musiken, bei allen Stilen immer dann benutzen sollte, wann man es für angebracht hält. Genauso, wie man es da weglassen kann, wo man will. Ich begreife die geschriebenen Noten einer Komposition als verbindlich. Die Pedalangaben des Komponisten oder des Herausgebers betrachte ich nicht als Teil der musikalischen Komposition und deshalb als unverbindlich.

CW
 
Ich bin immer wieder fassungslos. Musik ist doch eine kreative Sache, natürlich darfst du Bachs Stücke mit Pedal spielen, du darfst auch alles in
Akkorden spielen, die Geschwindigkeit verdoppeln oder halbieren, du darfst auch mit dem Kopf auf die Klaviatur schlagen wenn du möchtest.
Spiel nicht einfach alles so blind nach wie es da steht, mach deinen eigenen Song draus, das macht Musik doch aus.
 
Ich kann dazu nur sagen, wie ich es halte:
möglichst polyphon spielen, d h. die verschiedenen stimmen ihrem wert nach aushalten und gut phrasieren (steht nicht in urtext-ausgaben, und herausgeber sind arge sünder), so wenig pedal wie möglich zugunsten eines klaren, linearen klanges. Ud nur so schnell, dass man hört, was in der musik vorgeht, ein kanon in der septime ist keine étude, austoben kann man sich an manchen präludien.
Das hausinstrument der familie Bach war das clavichord, da konnten sie alle gleichzeitig üben und spielen. Das cembalo hat übrigens eine längere dämpfungsphase, besonders im nahbereich, dann klingt es sehr bald ab.
Aber ein klavier ist kein clavichord und ein konzertsaal kein wohnzimmer oder eine dachkammer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mod-Paul schrieb:
Ja, genau so das meinte ich. Diese Themen tauchen in irgendwelchen Büchern als Kapitel auf. Das Buch kenne ich nicht, kann mir aber vorstellen, dass da u.a. das Pythagoreisches Komma beschrieben wird, oder?
Das Pythagoreische Komma wird erwähnt. Es geht hier in dem Kapitel primär um das "Wohltemperierte Klavier" von Bach und die dazu gehörende Stimmung, die wohl nicht ganz eindeutig ist. In dem Buchkapitel wird eine Theorie beschrieben, dass Bach selbst in der Verzierung seines Originalskriptes eine Anweisung versteckt hat, wie das Klavier/Instrument zu stimmen ist. Hierbei wird natürlich auch das Grundkonzept der Stimmungen und die Ursache dafür erklärt. Das Buch richtet sich in erster Linie an Mathematikinteressierte, hier sollte man also keine musikwissenschaftliche Abhandlung erwarten, doch dieses Kapitel ist auch für Musiker ganz nett, die sich etwas mit der Mathematik in der Musik auseinandersetzen möchten. Es ist auch recht unterhaltsam geschrieben ;)
 
Hallo 7593,

selbstverständlich darf das Haltepedal auch bei Bach verwendet werden. Ich studiere an einer Musikhochschule und da würde man glaube ich durch die Prüfung rasseln, wenn man es nicht nimmt :D. Im Ernst: Zu Bachs Zeiten kannte man diese Möglichkeit noch nicht, also hat er seine Stücke auch nicht explizit dafür komponiert. Fakt ist aber auch, dass das Haltepedal nicht nur zum Aushalten der Töne da ist, sondern auch schon bei minimalem Druck den Klang verändert. Und damit ist ein Hilfsmittel zur Interpretation von Klavierstücken. Bei Bach findest du viele polyphone Werke, darauf sollte man bei allem gut gemeinten Pedaleinsatz immer Acht geben. Jede Stimme ist eigenständig - verschwimmender Klang macht Bach kaputt, wie ich finde...
 

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