Vielleicht schrauben ja in ein paar Jahren die Kids die geilsten und aufregensten Sounds an ihren Displays und Digitalpotis zusammen während die anderen ihre Röhren und danach seit Jahrzehnten stehengebliebene Musik aufwärmen.
Ja klar, warum nicht? Ein Beispiel: Die im Metal heute obligatorischen High-Gain-Sounds sind auch erst durch einen (relativ) jungen Typ von Röhrenamps möglich geworden, vielleicht kommt demnächst eine junge Generation Musiker, deren Sounds ausschließlich durch Modeller erzeugt werden, mit denen man den Klang weit über die Grenzen von "klassischen" Amps hinaus verbiegen kann? Und die damit unsere Hörgewohnheiten neu prägen, bzw. ihnen weitere, irgendwann klassische Sounds hinzufügen.
Ironisch finde ich aber - bei all Deiner Ablehnung gegen Röhren und "seit Jahrzehnten stehengebliebene Musik" und Deiner Befürwortung neuer Technologien:
Woran orientiert sich diese denn? Was ist der Maßstab, dem nachgeeifert wird? Richtig: Das Spielverhalten und der Klang von Röhren-Amps ;-) Das MUSS Dir doch paradox vorkommen?
Ich würde der Sache nicht so ablehnend gegenüber stehen.
Nun, ich schrieb in dem von Dir zitierten Text:
"Ich denke, beide Welten werden problemlos nebeneinander existieren, weil beide ihre Berechtigung haben". Und habe mir dabei Seitenhiebe á la "
während die anderen ihre Röhren und danach seit Jahrzehnten stehengebliebene Musik aufwärmen" völlig verkniffen ;-)
Matthias, das ist doch hier wieder ein "Stellvertreterkrieg" für eine Diskussion, die wir an anderer Stelle (Transistor vs. Röhre ...) auch schon geführt haben ;-) Im Prinzip geht es für Dich darum, dass Du neuere Technologien für überlegen hältst und Du selbst - entgegen Deines Rats in die eine Richtung (
"Ich würde der Sache nicht so ablehnend gegenüber stehen.") auf der anderen Seite gerne einen gewissen Spott über die Leute gießt, die an aus Deiner Sicht total anachronistischen Dingen festhalten. Wobei sie dieses ja nicht aus Unwissenheit tun oder um Dich mit ihrer Ignoranz zu ärgern, sondern einfach, weil die "veraltete" Technik für sie
funktioniert. Den Typ Mensch gibt es nunmal. Das sind vermutlich auch die, die nicht alle drei Monate das neueste Handy brauchen ...
Dass solche Diskussionen hier und da Spaß machen, gebe ich zu - dass man irgendwen, der sich nunmal partout an seine Sicht der Dinge klammert, nicht überzeugen, habe ich hier im Forum zumindest schon gelernt ;-)
Aber um noch mal die "seit Jahrzehnten stehengebliebene Musik" aufzugreifen:
Wenn man ernsthaft über die "Probleme" sprechen will, warum viele (nicht alle ...) Gitarristen so wenig aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien sind, dann MUSS man sich klarmachen, was uns geprägt hat. Und das sind nun mal die Gitarrensounds, die Hand in Hand mit der Entwicklung der Pop- und Rock-Musik entstanden sind. Zu 95% eben mit "anachronistischen" Werkzeugen wie Tele, Strat, Les Paul & Co. und Röhren-Amps.
Der eine ist von diesen Sounds von Les Paul, Scotty Moore, Beatles, The Who, Hendrix, Led Zep, Purple, Van Halen usw. heute noch inspiriert und möchte ähnlich klingen, ein anderer ist motiviert, nach etwas neuem zu suchen. Ich sehe da keinen Gegensatz, das soll jeder so halten, wie er will. Und auch, welche Technologie er dafür benutzt!
Die Qualität von Musik jedoch daran festzumachen, ob in ihr auch ja die neuestmögliche verfügbare Technik zum Einsatz kommt ("
... die geilsten und aufregensten Sounds an ihren Displays und Digitalpotis zusammen während die anderen ihre Röhren und danach seit Jahrzehnten stehengebliebene Musik aufwärmen"), finde ich, ähem, ziemlich pubertär.
Ich würde allen, die mit dem Axe nicht so zufrieden sind mal empfehlen, es mit aktivierter Powerampsimulation durch eine Röhrenendstufe zu schicken. Das klingt besser als mein Röhrenamp.
Hm, auch da wieder im Spiel: 'ne veraltete, anachronistische Röhren-Endstufe. Verstößt das nicht gegen ein "digitales Reinheitsgebot"? Aber nicht schlecht: Mit 'nem Röhrenamp in der Kette klingt's dann besser als ein Röhren-Amp.
- sorry, ist klar was Du meinst: Ich wollte zum Abschluss nur auch mal polemisch sein ;-) -