Aus der Sicht eines Gitarrenlehrers mal ein paar Gedanken an Anfänger!

  • Ersteller Nappi (PoA)
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Das ist doch mehr ne Ausrede.
eieieieiei...jetz weiß ich endlich warum die bei mir schlange standen, ich Wartelisten hatte und nie Werbung machen mußte. Es war meine "Ausrede" die dafür gesorgt hat das die Eltern mich untereinander weiterempfohlen haben und die hiesige Grundschule mich für ein halbjähriges Musikprojekt in einer 4ten klasse angefragt hat, was ich auch mit großer Freude erfolgreich gemacht habe. Es war meine "Ausrede" die dafür gesorgt hat das die Kids dieser Klasse am Ende des Jahres (4te Klasse) eine super Aufführung hingelegt haben. Es gab einen Drummer, eine Bassistin, eine Gitarristin, die vorher noch nie ein Instrument in der Hand hatten und sehr gut das Wickielied gespielt haben, während der Rest der Klasse gesungen hat als gäbs kein morgen mehr. Alle als Wickinger verkleidet, in einem , im Kunstunterricht, gebauten Wickingerschiff. Mit der Lehrerin der Klasse bin ich heute verheiratet;O) Die Kids dieser Klasse sprechen mich noch heute darauf an und bedanken sich für diese schöne Zeit. Eine sehr erfolgreiche Ausrede, oder?
 
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Ich hab noch nie wen getroffen der nach einem halben Jahr über ganze griffbrett spielen kann. Konnte er auch nicht... Man erinnert sich selbst gar nicht richtig wie lange das dauert...
Es war meine "Ausrede" die dafür gesorgt hat das die Kids dieser Klasse am Ende des Jahres (4te Klasse) eine super Aufführung hingelegt haben. Es gab einen Drummer, eine Bassistin, eine Gitarristin, die vorher noch nie ein Instrument in der Hand hatten und sehr gut das Wickielied gespielt haben, während der Rest der Klasse gesungen hat als gäbs kein morgen mehr....
Um sowas gehts hier doch gar nicht...
Der Threadopener hat kritisiert dass er Leute in Unterricht kriegt, die nach 5 Jahren noch keinen Ton auf den Brett zuordnen können, obwohl die schon 5 Jahre bei nem Lehrer waren
Und da frag ich dich... können das deine Kids nach einer gewissen Zeit?
 
können das deine Kids nach einer gewissen Zeit?
Hatte ich doch schon geschrieben. zB..zeig mir mal alle A oder Fis, was auch immer.

Auf der tiefen E und A Saite auswendig lernen, dann die Oktavfingersätze nutzen. Das konnten die alle, bis auf die Grundschulband. Da war keine Zeit für sowas. Timing, Arrangment, wie eine Band klingen war wichtiger. Hatte ja immer nur 2 Std pro Woche dafür, in der Schule. Die Bassistin und die Gitarristin sind nebenher noch ein Std die Woche zu mir gekommen. Aber auch da hab ich das gelassen. Da gings nur ums sichere spielen zu einer rhytmischen Referenz. Wenns um Griffbrettgeographie geht hat sich das mit dem Oktavfingersatz sehr bewährt, als "Eselsbrücke". Habs mir aber immer mal wieder chromatisch benennen lassen, Saite für Saite. Ist ja auch kein Hexenwerk. Das hab ich aber bei den Kleinen nie gemacht. So ab 10/12J hat das Sinn gemacht, für die wo auch absehbar war das sie länger bleiben, das Interesse geweckt ist, mehr zu lernen, es zu vertiefen. Ich habe es unsere "Sprache" genannt, die wir brauchen um noch durchzublicken was wir da tun. Das hat immer Akzeptanz und Einsicht gefunden.
 
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mein Gott, du machst da aber ein Problem draus`. Komisch, für andere Instrumentalisten stellt sich die Frage eigentlich gar nicht, irgendwie ist doch klar, daß man die Töne auf seinem jeweiligem Instrument kennen muß. Bei der Geige oder dem Kontrabass, um bei Saiteninstrumenten zu bleiben, ist es doch ähnlich wie bei der Gitarre, sogar noch einen Tic schwieriger, da es keine Bünde gibt. Bisher hab ich da nicht feststellen können, das diese Musiker/innen sich da überhaupt einen Kopf drum machen:engel:, die wissen das.
 
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Im Übrigen glaube ich schon, daß die meisten "grossen" Gitarrist/innen, wissen oder wussten, was auf dem Griffbrett so angesagt ist. Das alles ist nicht zu verwechseln mit Notenlesen können, das ist ein ganz anderes Feld.
Da bin ich mir so wie du auch sicher, dass die legendären Gitarristen genau wissen, welche Bünde sie greifen müssen, damit was Vernünftiges raus kommt.

Das heißt aber nicht, dass sie bewusst in Noten denken, sondern vielmehr, dass sie die Shaps verinnerlicht haben.

Meiner Einschätzung nach gibt es zwei gänzlich unterschiedliche Arten von Musikern:
- Die einen beherrschen Noten und die Zuordnung am Instrument und spielen perfekt vom Blatt, die findet man in diversen Orchestern.
- Die anderen haben ständig eigene Ideen und driften beim Nachspielen, das zur Inspiration für die eigene Improvisation wird, ständig in eigene Ideen ab und sind daher im Noten lesen und Zuordnen der Noten am Instrument wenig versiert.
- Dann gibt es natürlich auch jene, die beides perfekt beherrschen. Das sind sicher nicht Jimi Hendrix oder Keith Richards, Steve Lukather oder Al DiMeola, zum Beispiel, in jedem Fall.

Aus diesem Grund bin ich überzeugter Autodidakt geblieben, Noten lesen is killing my inspiration, etwas salopp formuliert. Und wenn ein Gitarre Lehrer meint, Noten beherrschen und aufs Instrument übertragen ist DIE Formel zum Erfolg, hat er seinen Schülern nur das halbe musikalische Universum erschlossen.
 
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Die Musiklehrerin unserer Kinder hat mir eine spannende Geschichte über einen Schüler erzählt, der vor vielen Jahren bei einem anderen Lehrer Schlagzeugunterricht erhalten hat. Allerdings ging es dort nicht um typische Rhythmen, sondern nur und ausschließlich um Improvisationen.

Motiviert war er nie wirklich, hat den Unterricht jedoch mitgemacht. Dann hat die Lehrerin unserer Kinder für eine Bigband einen Schlagzeuger gesucht. Hier ging es jedoch darum, Noten vom Blatt zu lesen und tatsächlich den geforderten Rhythmus zu spielen. Ohne Improvisation.

Vor der ersten Probe war er weiterhin so "nichtmotiviert" wie sonst auch, eine Weile später jedoch Feuer und Flamme, weil es für ihn eine Herausforderung war, auch mal Dinge zu spielen, die eben auf dem Blatt stehen und nicht das, was einem da so durch den Kopf geht. Der Schüler, der jetzt erwachsen ist, spielt jetzt wohl weltweit in diversen Projekten.
 
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Ich hab noch nie wen getroffen der nach einem halben Jahr über ganze griffbrett spielen kann. Konnte er auch nicht... Man erinnert sich selbst gar nicht richtig wie lange das dauert...
Dann hast Du nicht genug geübt.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Das heißt aber nicht, dass sie bewusst in Noten denken, sondern vielmehr, dass sie die Shaps verinnerlicht haben.
Und genau so ist es, habe ich auch weiter oben angesprochen.

Das scheint auch hier ein Problem zu sein, nämlich der Wissenstand über die eigene Erfahrung hinaus.

Es wird eifrig aus einem begrenzten Erfahrungsschatz heraus geschrieben, doch es wäre ungemein hilfreich,
den eigenen Horizont durch das Lesen und Anhören von Interviews mit Gitarristen zu erweitern.

Wer das tut wird nämlich genau das Thema Shapes immer wieder hören.
 
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Das heißt aber nicht, dass sie bewusst in Noten denken,
geht ein bißchen vom Thema weg, aber trotzdem, bei mir ist es wichtig, daß ich weiss von wo aus ich starte und wo ich hin will.
Wenn es dann um Improvisation geht, laufen die Finger einfach, mal so, mal so. Da das ja alles sehr schnell geht, bleibt ja i.G. keine Zeit,
sich klar zumachen, welche Noten man da im einzelnen spielt. Es sind halt z.T. quasi automatisierte Abläufe, die ich dann aber auch variiere:rolleyes:.

Das sind sicher nicht Jimi Hendrix oder Keith Richards, Steve Lukather oder Al DiMeola, zum Beispiel, in jedem Fall.
die beiden ersten spielen oder spielten sehr aus dem Bauch heraus, Steve Lukather kenn ich gar nicht so genau. Bei Al DiMeola
würde ich sagen, daß er ein sehr fundiertes Wissen hat, was theoretische und auch praktische Dinge in Sachen Musik angeht. Aber bei dem Tempo, das er vorlegt, wird er dann auch nicht in Noten denken, sondern ähnlich agieren wie ich, nur technisch wesentlich besser als z.B. ich:redface:. Um beim Thema zu bleiben, alle 4 kennen sich bestens auf dem Griffbrett aus:rolleyes:.
 
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... Aber bei dem Tempo, das er vorlegt, wird er dann auch nicht in Noten denken, sondern ... alle 4 kennen sich bestens auf dem Griffbrett aus:rolleyes:.
Tempo ist hier durchaus ein Stichwort - und genau da kommen die Shapes bzw. Lagen vehement ins Spiel.

Ich glaube, niemand wird Leutchen wie Satriani, Petrucci & Co. absprechen wollen, dass sie fundierte Kenntnisse hinsichtlich Noten/Notenlesen/Modes etc. haben.

Beide haben allerdings - ebenso wie Dave Davidson, Alex Skolnick, Joe Haley, Dean Lamb, Nuno Bettencourt oder Jeff Loomis - in Interviews schon zu Protokoll gegeben, sich nicht nach Noten sondern fast ausschließlich nach Shapes über das Griffbrett zu bewegen.
Z. B. Davidson und Haley sagen beide, über fundierte Noten-/Notationskenntnisse zu verfügen, die ihnen aber letztlich "nur" den Startpunkt vorgeben und die Vermittlung an die Bandkollegen erleichtern; "in Action" bleibt keine Zeit, sich über Notenfolgen, Intervalle u. ä. zu kümmern - ausschlaggebend ist die Lage und ins Muskelgedächtnis eingeprägte Fingersätze.

Mir geht's genauso: Ich finde die Töne auf dem Griffbrett, denke aber primär erstmal an darauf aufbauende Shapes, die "antrainiert" sind.
Erst wenn ich - um z. B. Skalen bewusst zu brechen - aus diesen Mustern rausgehe, mache ich mir Gedanken über die Noten/Tonleiter - was kann da wo passen (oder eben grad nicht passen 😉).
Man muss allerdings in meinem Fall auch immer dazu sagen, dass ich zu 85-90% nicht für Soli etc. "zuständig" bin, sondern hauptsächlich in Riffs denke.
 
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Ich halte es für sinnvoll sich daran zu orientieren, was die großen Helden da auf der Gitarre veranstalten. Wie sie aber dahin gekommen sind oder warum sie können, was sie können ist jetzt für mich persönlich kaum relevant, da ich weder je in der Lage war, so viel zu spielen (und damit auch immer zu üben...) wie diese Leute, noch habe ich ansatzweise deren Talent/Gabe, die Ding auch umzusetzen. Ob die oder ich, nun alle Theorie beherrschen oder nicht, erreichen werde ich dieses Level wohl trotzdem nie. Es ist einfach ein Äpfel-mit-Birnen-Vergleich!

Am Ende geht es doch darum jeden Spieler da abzuholen und zu helfen, wo er gerade ist. Da ist mir der Ansatz von @Groebi sehr symphatisch! Alles zu seiner Zeit und in einem Maße, das Spaß (und auch Spaß durch Erfolg), die treibende Kraft bleibt.
Das habe ich zum Glück in meiner Jugend auch genauso erleben dürfen und hatte in der Schule(!) einen Musiklehrer, bei mir dieses "RocknRoll-Gen" vor nun über 40 Jahren getriggert hat, in dem er mit uns zusammen Beatles Songs gespielt hat und uns mit Tonleitern, Quinten Zirkel und Carmina Burana in Ruhe gelassen hat.
Nichtsdestotrotz hat er auch viele Mitschüler auf "seinem" Weg genauso "verloren", wie auch seine konservativen Vorgänger!
Das aus "spontaner" Motivation (boa cool, E-Gitarre möcht ich ich auch spielen können...), "intrinsische" Motivation (...das mache ich jetzt auch, weil ich darauf Bock habe...) wird, ist IMO ein ziemlicher "Glücksfall", wo eine Reihe begünstigende Faktoren zusammenkommen müssen: Selbstdisziplin, Ehrgeiz, Begeisterungsfähigkeit, Musikalität, positives Umfeld, guter Lehrer, ...
Sind diese Faktoren in Summe und Kombination nicht ausreichend vorhanden, ist "...der kennt nach 5 Jahren ja nicht mal die Töne auf dem Griffbrett" allenfalls ein Symptom dafür, dass da grundsätzlich was schief läuft.
Dieses Symptom abzustellen, wird an den Ursachen aber nicht unbedingt etwas entscheidend ändern.
 
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Auch das hab ich mir zu Herzen genommen. Ich hatte zu der Zeit das Glück in einem, bis unter das Dach, offenen, 3stöckigen, Fachwerkturm(quadratisch) zu leben, aus dem 16jhdt(!). Ich habe dann die Einganslampe gegen eine "Drachenlampe" ausgetauscht und überall auf dem Weg zur DAW, weitere Drachenlampen und diverses MIttelalterzeugs, angebracht. Wandteppiche, Bilder in alten Rahmen usw. Es ging eine alte knarzende Treppe nach oben und unten im Eingang hat mein alter, zotteliger, Hirtenhund die KIds schon begrüßt. Ich hab die so in ein "Harry Potter" Millieu gesetzt, mit gutem Sound, guter Technik und natürlich einer Menge Spass beim "arbeiten". Mein DAW Platz war zugekleistert mit alten Bildern meiner Blueshelden, die ganze Etage war Blues und Gitarre. Mein Hund hat sich dann oft dazugelegt, was nochmal für ein behütetes , gemütliches, ruhiges Ambiente, trotz ACDC Alarm;O), gesorgt hat. Selbst die Eltern waren immer gerne dabei. Meine Bude hätte auch in Weißlauf stehen können. Die Skyrim Fans unter euch wissen sicher sofort was ich meine:)
 
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... ich meinte mit positiven Umfeld zwar eher z.B. Eltern, Freunde,..., die einen ermutigen, bestätigen und unterstützen, aber eine Unterrichts-Kulisse, die "Street Credibility" vermittelt, ist bestimmt auch hilfreich. :giggle:
 
Aus diesem Grund bin ich überzeugter Autodidakt geblieben, Noten lesen is killing my inspiration, etwas salopp formuliert. Und wenn ein Gitarre Lehrer meint, Noten beherrschen und aufs Instrument übertragen ist DIE Formel zum Erfolg, hat er seinen Schülern nur das halbe musikalische Universum erschlossen.

Am Ende ist doch die Frage: Wie komme ich dahin, wo ich hin will - also die Musik zu spielen, die ich spielen möchte.

Wir wissen ja inzwischen, dass es verschiedene Lerntypen gibt, deshalb wird es auch nicht DEN einen Weg zum Glück geben.
Noten, Tabs, Shapes, youtube-Filme sind am Ende alles nur verschiedene Möglichkeiten, Musik aufzuzeichnen und wiederholbar zu machen.
Manches geht von Anfang an ganz einfach, wird aber irgendwann mühsam (Film, Tabs), anderes erfordert etwas Lernarbeit, eröffnet dafür hintenraus mehr Möglichkeiten.
Letztlich führen x Stunden Aufwand irgendwann dazu, dass man das spielen kann, was man will oder eben nicht.

Man sollte nur aufpassen, dass man sich nicht seine Faulheit schön redet - ich will es keinem unterstellen, aber "Noten lesen killt meine Inspiration" könnte auch sehr gut eine Ausrede sein. Der Zusammenhang zwischen lesen lernen und dadurch unkreativ werden ist mir jedenfalls nicht klar ;)

Fakt ist, dass effektives Lernen irgendwann auch Konzentration und geistige Arbeit erfordert. Ob man die Arbeit nun besser in Hören, Shapes, Arbeit am Instrument, Transkriptionen steckt oder auch einen Teil Musiklehre (Noten, Harmonielehre) investiert, ist immer die eigene Entscheidung und hängt vom Lerntyp, Musikstil, Motivation und Ziel (Hobby, Fun oder "ernsthafter") ab.

Schaden kann es nie, etwas dazuzulernen, eventuell erschließt man sich dadurch auch ganz andere Quellen.

Zu wissen, welcher Ton wo auf dem Griffbrett ist, das finde ich schon sehr wichtig. Wichtiger als Noten zu können.
Aber auch da, wer nur nach Tabs spielt oder es sich irgendwo abguckt, kann auch eine Menge Spaß haben. Kommt immer drauf an, was man will. Und wenn man merkt, dass man irgendwas braucht, dann lernt man es eben, besser spät als nie.
 
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Eines ist mir in den Jahren in denen ich mit Unterricht und diversen Dozenten zu tun hatte aufgefallen. Diejenigen die zuerst den "Hendrix" gemacht haben und später für sich entschieden haben die Klassik noch mitzunehmen, klangen an beiden Baustellen besser. Die, die zuvor Jahre in der Klassik verbracht haben, um dann irgendwann den "Hendrix" zu lernen und zu spielen haben sich mit dem "Hendrix" deutlich schwerer getan. Ich kann nur einen Dozenten benennen, aus der Zeit für die ich sprechen kann, der aus der Klassik kam und beides sehr gut und authentisch im Griff hatte. Den Bach in der KIrche, wie auch den R&R auf der Bühne.
 
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Man sollte nur aufpassen, dass man sich nicht seine Faulheit schön redet - ich will es keinem unterstellen, aber "Noten lesen killt meine Inspiration" könnte auch sehr gut eine Ausrede sein.
Das sind so typische Stereotype: Dinge die man selbst als wichtig erachtet, jemand anderer aber als unwesentlich betrachtet, als Ausrede hinzustellen, um die eigene Position zu rechtfertigen. Mag ja sein, dass manche Faulheit vom Spielen abhält. Auf mich trifft das nicht zu.

Der Zusammenhang zwischen lesen lernen und dadurch unkreativ werden ist mir jedenfalls nicht klar ;)
Das sind für mich Charaktertypologien. Ich meine aber nicht, dass man dadurch unkreativ wird, sondern dass die Talente in zwei unterschiedliche Richtungen gehen. Wenn man die jeweils falsch fördert, aufgrund unflexibler und dogmatischer Lehransätze, killt man die Motivation.

Ein Beispiel aus meiner Wahrnehmung zur Veranschaulichung, was ich meine:
Zwei Brüder, beide mit langjährigem Unterricht:
Der eine sitzt stundelang an den Partituren, übt intensiv am Ausdruck und beim Vorspielen sitzen die Stücke perfekt. Er kann perfekt Noten lesen und vorbildlich schnell aufs Instrument übertragen, hat aber noch nie eine eigene Nummer geschrieben. Es interessiert ihn nicht, er meint, keine Einfälle zu haben.
Sein Bruder verliert nach wenigen Minuten die Geduld an den Partituren, hat durch das kurze Anspielen aber einige Inspirationen bekommen und schreibt lieber ein paar neue Nummern, anstatt die Vorgabe zu üben. Vor dem Vorspielen quält er sich dann doch irgendwie durch das Stück durch, es ist dann aber nicht wirklich alles originalgetreu, da sind einige Stellen mehr interpretiert, als noten-like. Er hat bereits zig Nummern geschrieben.

Bemerkenswert ist, dass die beiden Brüder sind, bei gleicher Sozialisation aber stark unterschiedliche Charaktäre haben. Faul sind beide nicht.

Zwängt man den Charakter-Typus 2 aber in ein enges klassisches Lehrkonzept, verliert man ihn. Ich hatte tatsächlich einige Charakter-Typen 1 in einigen meiner Bands, die bei Eigenkompositionen keine Ideen einbringen konnten. Sie brauchten jemanden, der ihnen Ideen liefert und in Noten schreibt. Das betrifft jetzt nicht nur die Gitarre, auch bei Bläsern - Trompete, Sax, Querflöte um konkret zu sein - hab ich diese Erfahrungen gemacht.
 
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Wenn man die jeweils falsch fördert, aufgrund unflexibler und dogmatischer Lehransätze, killt man die Motivation.
Na klar, da hast Du vollkommen recht. Das hat doch aber mit der Unterrichtsmethode zu tun, und nicht, ob man Noten lernt oder nicht.

Allerdings habe ich schon von so einigen gehört, dass sie keine Noten lernen, weil das ihnen zu unkreativ ist. Und ich bin zu 100% sicher, dass a) sie Noten lernen könnten, b) es nicht ihre Kreativität killen würde und c) es ihnen deutlich mehr Möglichkeiten geben würde. Einer davon wollte sogar studieren (eine Seiteneinsteigermöglichkeit zur Instrumentallehrer-Ausbildung) und ist genau deswegen abgelehnt worden, weil er keine Noten kann.

Klar geht vieles ohne Noten. Was ich meinte: man sollte sich die geistige Offenheit bewahren, wenn man merkt, dass die fehlende Notenkenntnis einen musikalisch beschränkt, dass man es dann lernt. Und nicht Noten schlecht reden ("Noten sind schlecht für Kreativitität").

Also logisch, immer auf den Schüler eingehen, und wenn da ein Widerwille ist, dann gerne ohne Noten und von mir aus - denn darum ging es ja eigentlich hier im Thread - auch ohne Wissen, welcher Ton auf welcher Saite ist.

Deine Brüder sind ein spannendes Beispiel. Beide sind ohne Zweifel begabt und sollten das machen, was sie motiviert. Noten sind ja nur ein Hilfsmittel. Wenn Bruder B es aber nicht schaffen würde, seine Ideen für sich oder andere aufzuschreiben, wäre es für ihn sicher auch eine Motivation, Noten zu lernen.

Ich kenne auch zwei Musiker, die vom Musikmachen leben und keine Noten können. Da läuft viel über Aufnahmen und Harmoniesymbole. Beide sind super musikalisch und spielen cooles Zeug und haben auch für sich eine Variante gefunden, Ihr Zeugs zu notieren. Aber in manche Gigs/Bands kommen sie damit eben nicht rein. Sie wissen das und haben da trotzdem irgendeine Blockade.
 
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Das hat doch aber mit der Unterrichtsmethode zu tun, und nicht, ob man Noten lernt oder nicht.
Vielleicht auch mit Techniken, wenn man Improvisation als Technik versteht. Letztlich bleibt es eine Frage der Prioritäten, die man setzt. Vom Blatt spielen versus kreativ Improvisieren sind die beiden Pole.

Und zwischen Noten lesen können, Noten schnell lesen können und vom Blatt spielen können steckt eine Menge an Übung und damit Zeit.

Natürlich sind viele Lehrer stolz darauf, wenn es ihre Schüler weit bringen, das bringt auch Reputation und ermöglicht teurere Stundensätze. Aber viele Schüler wollen gar nicht so weit, sondern ein Hobby mit einem überschaubaren Übe- und Zeitaufwand.

Und ich würde darauf wetten, dass viele in diesem kreativen Hobbybereich # und b nicht auf Anhieb auf dem Griffbrett verorten, sondern über den gedanklichen Umweg bzw Zwischenschritt der ganzen Noten. Also wissen, wo ein C und ein D liegt, aber das C# oder das Des von der Lage des Ganztons gedanklich rauf bzw runter verschieben.

Und nicht Noten schlecht reden ("Noten sind schlecht für Kreativitität").
OK, aufgrund Deiner Argumentation formuliere ich das um: strenge Formalismen killen Kreativität.
 
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Und zwischen Noten lesen können, Noten schnell lesen können und vom Blatt spielen können steckt eine Menge an Übung und damit Zeit.
Das ist auch ein wichtiger Punkt, finde ich.

Die Zeit und Energie, die man in ins Musikmachen investiert, ist ja begrenzt.
Das war mir früher nicht so klar, aber je älter ich werde, desto eher denke ich drüber nach.

Wenn man zielgerichtet üben will, dann kann man sich fragen, wie komme ich am schnellsten dahin, wo ich hin will.
Ist natürlich nie 100% vorherzusehen, aber danach kann man schon auswählen, was man übt.

Wenn ich die nächsten 2 Jahre voraussichtlich nie nach Noten spielen werde und andere Wege habe, um mir Notizen zu machen und mit den Kollegen zu kommunizieren, dann ist es wahrscheinlich vergeudete Zeit.
Genauso mit den Noten auf dem Griffbrett.

Von Zeit zu Zeit muss man das halt mal wieder überlegen, was gerade das Beste zum Üben ist. Da kommt natürlich auch der Lehrer ins Spiel, der kann das meistens besser einschätzen.
Wahrscheinlich geht es Euch ja auch so, dass Ihr eher zuviel Zeugs habt, was Ihr gern noch spielen/üben wollt, und man eher Dinge abwählen muss.

strenge Formalismen killen Kreativität.
Ich versteh immer noch nicht so richtig, was Du meinst ...
Bach zB ist sehr streng formal, aber darin total kreativ.
Und wenn ich Blues spiele, dann will ich auch in der Form korrekt sein, Chords, Scales usw. müssen stimmen. Also erstmal den Stil wirklich verstehen, was grenzt Blues von Jazz von Metal ab usw.
Aber natürlich kann man es auch übertreiben, insofern hast Du sicher recht ;) Der Spaß und die Kreativität sollten immer im Vordergrund stehen. Dazu macht man das ganze ja schließlich.
 
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