Ich möchte dir einen interessanten Artikel verlinken, der die E-Gitarre aus physikalischer Sicht betrachtet. Hier der Link:
http://www.elektronikinfo.de/audio/elektrogitarre.htm#Sound
Mir kam der Text in den Sinn, da du den Klang vorrangig am Korpusholz festmachst, aber zum Beispiel den Hals komplett vernachlässigst.
Die von Dir verlinkte Homepage taucht hier im Board immer wieder mal auf, wenn mit "Mythen aufgeräumt" werden soll. Das ist für mich grundsätzlich ein sympathischer Ansatz und so habe ich die Erläuterungen von Herr Caspari zu diversen Themen (auch HiFi) gelesen. Manches klingt schlüssig, manches amüsant, manches trifft aber auch einfach nicht zu, z.B.:
- Der Korpus selbst ist im Vergleich zum Hals sehr dick, weshalb das Holz des Korpus' im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung bei Solid-Body-Elektrogitarren keinen nennenswerten Einfluß auf den Klang hat.
- Verschiedene, im Gitarrenbau übliche Harthölzer kann man klanglich nicht unterscheiden
- Auch ist es absoluter Unsinn, daß sich der Lack bei Solid-Body-Gitarren klanglich auswirkt.
Bzgl. des ersten Punktes müsste eine Gibson Flying V 76 genauso klingen wie eine Gibson Explorer 76: Dieselben Hölzer, dieselbe Hardware, dieselben Pickups. Trotzdem führen abweichende Form und Masse des Korpus zu unterschiedlichen akustischen Sounds, die sich auch im verstärkten Klang niederschlagen.
Auch klingt meine 84er Explorer aus Erle bei gleicher Korpusform ganz anders als eine aktuelle Explorer aus Mahagoni (Punkt 2).
Unterschiede zwischen zwei baugleichen, aber unterschiedlich dick/hart, oder gar nicht lackierten Hölzern sind definitiv hörbar. Das ist Kernwissen jedes Gitarrenbauers (Punkt 3).
Er denkt da einfach sehr technisch-theoretisch, da kennt er sich aus, hat aber offenbar wenig Praxiserfahrung (als Musiker?) mit dem, wovon er da schreibt. Eine Beispiel dafür auch diese Aussage:
- Sie müssen aber nicht unbedingt gleich einen neuen Verstärker kaufen, wenn Sie mit Ihrem nicht zufrieden sind. Betreiben Sie ihn einfach im linearen Bereich (d.h. ohne Verzerrung), sofern die Laustärke ausreicht, und überlassen Sie die Erzeugung der Oberwellen einem vorgeschalteten Effektgerät
Aber vielleicht doch noch mal zur Ausgangsfrage:
Ich möchte für einen "guten, sauberen" Metalsound vor allem auf die Bedeutung der Anschlagshand hinweisen: Akkurates, kraftvolles Picking ist meiner Meinung nach der Schlüssel zu einem guten Sound. Zumindest für Rhythmus-Arbeit und Riffs kann man eigentlich nicht zu fest anschlagen. Allerdings kontrolliert und kombiniert mit einer guten Dämpfungstechnik der Hand am Steg.
Bei Metal-Einsteigern fällt mir of auf, wie "zart" sie anschlagen und dann versuchen, dies durch mehr Gain zu kompensieren. Das führt aber eben nicht zu einem kompakten, druckvollen, sauberen Sound.
Deshalb: Fleißig die rechte Hand trainieren. Dann holte man eigentlich aus jedem Amp mit halbwegs genügend Zerre (und die bietet heute eigentlich jeder Rock-Amp) einen brauchbaren Metal-Sound heraus.