Hallo,
seit etwas über einem Jahr versuche ich das Klavierspielen zu lernen und ich bin immer noch nicht über das Versuchen hinaus.
Dennoch ist der Spaß am und mit einem Klavier ungebrochen bzw. um ein vielfaches gestiegen.
Ich klimpere mir einfach irgendetwas zurecht, was sich für mich gut anhört - ich versuche zu improvisieren. Meine Frau
findet meine Improvisationsversuche toll - sie liebt mich eben.
Ich kann aber noch kein Stück vom Blatt spielen bzw. ist das sehr sehr ...... sehr holperig.
Notenlesen kann ich mittlerweile aber die dann auf die Tastatur zu übertragen, fällt mir schwer, da ich leider nicht jeden Tag übe und
dann das Gelernte auch schnell wieder vergessen wird.
Das ich nicht jeden Tag üben konnte, hat viele Faktoren.
Zu Beginn war es die Tastatur des b2 sc2. Ständig blieben einigen Tasten unten hängen und das Üben hat dann keinen Spaß mehr gemacht.
Gerade bei den Noten, die man als Anfänger braucht. Innerhalb von 6 Monaten musste die Tastatur 4 Mal überarbeitet werden.
An dieser Stelle muss ich meinem Klaviervermieter ein großes Lob aussprechen, weil die sich super darum gekümmert haben und
zu keiner Zeit genervt oder unfreundlich waren.
Yamaha hat wohl eine neue Tastatur in der Serie verbaut und das Problem ist bei
yamaha bekannt.
Später habe ich mir einen Tennisarm zugezogen - habe den immer noch, wodurch sich die Übungszeiten ebenfalls stark einschränken.
Der Tennisarm kommt wohl daher, weil ich später zu verkrampft geübt habe. Um überhaupt ein wenig spielen zu können, habe ich die
Übungszeiten verkürzt und mehr Theorie eingebaut.
Was mich dann zu den Büchern von Erich Wolf "Die Musikausbildung" gebracht hat. Das ist für mich teilweise schwer zu verstehen, was
der zu vermitteln versucht. Aber nach mehrmaligem Lesen kommt das Verständnis. Was noch nicht bedeutet, dass man es auch im Kopf behält.
Der Unterricht in der Musikschule gefällt mir sehr gut und macht enorm Spaß. Mittwochs Einzelunterricht mit dem Klavierlehrer und Freitags theoretischer
Unterricht in der Gruppe. Der Klavierlehrer ist eigentlich zufrieden mit meiner Lernkurve am Klavier aber ich kann das nicht ganz nachvollziehen, da
ich der Meinung bin, dass ich mindestens schon ein Stück beidhändig - von mir aus Hänschen klein... - vom Blatt hätte spielen können müssen.
Fakt ist aber auch, dass ich ohne Klavierlehrer und theoretischem Unterricht noch nicht so weit wäre. Vielleicht will ich einfach nur zu viel und zu schnell.
Die Bücher von Jens Rupp und Hans-Günter Heumann habe ich natürlich auch gekauft aber da sind Anfängerstücke drin, die ich nicht kenne und die sich
für mich einfach nur nach "Nichtmusik" anhören - wenn es so etwas überhaupt gibt. Was aber nicht an den Büchern, sondern wohl eher an meiner
Person liegt, ohne erklären zu können warum. Ich mag die Stücke nicht spielen und bekomme Hühnerhaut, wenn ich es versuche.
Ohne die Musikschule hätte aber auch keinen Zugang zu diesen "Anfängerbücher" gefunden. Wahrscheinlich benötige ich noch eine Stufe davor....
das Anfängeranfängerbuch. Es steht zwar alles in den Büchern, aber wie definiert man einen Notenwert? Wie lange halte ich die ganze, halbe, viertel etc..... Note in einem
4/4-Takt bei der jeweils angegebenen Geschwindigkeit? Das steht dort nicht. Es ergibt sich zwar aus Takt/Note und Tempo und dennoch ist das für mich
ein abstraktes Gebilde. Wäre das Metronom nicht eine App, hätte ich bestimmt schon 10 neue kaufen müssen.
Ich gebe nicht auf......
Nachdem feststeht, dass ich dabei bleiben werde kommt die Frage nach einem eigenen Musikinstrument auf.
Von Yamaha bin ich enttäuscht. Neben den oben erwähnten Problemen habe ich das Gefühl, dass einige Tasten nicht richtig auslösen. Mal kommt ein Ton, während man
bei gleichem Anschlag das nächste Mal keinen Ton erzeugt. Immer dann, wenn man mal nicht so kräftig in die Tasten haut aber dennoch mit entsprechendem Druck.
Laienhaft gesprochen, als wenn die Mechanik noch nicht wieder in der Grundstellung ist, um spielbereit zu sein.
Vielleicht tue ich Yamaha damit unrecht, weil es nur eine Einstellungssache ist aber dadurch schaut man sich bei den Mitbewerbern oder Digitalpianos um.
Außerdem ist die Tastatur ziemlich glatt, was auch schon zum Abrutschen der Finger geführt hat. Elfenbein fühlt sich nach meinem Kenntnisstand etwas anders an.
Digitalpianos (Clavinova CLP 785, Roland LX 708) haben mich dann auch noch auf ganz andere Ideen gebracht. Wenn digital, könnte doch auch gleich eine
Workstation (Roland Fantom8, Montage 8,
Korg Kronos) den Part übernehmen, denn die Klaviere hören sich dort auch nicht so schlecht an und man kann viel mehr damit
anstellen, als mit einem Digitalpiano - so die Idee. Dann stoße ich auf Software, mit der man auch die Digitalpianos zur Workstation erweitern kann.
Mit diesen ganzen Konstrukten setzt man sich ans Klavier, setzt die Kopfhörer auf und übt im Silentmodus vor sich hin. Irgendetwas ist wieder nicht richtig.
Warum hört sich das so scheiße an und was fehlt da? Die Lösung habe ich schnell gefunden. Es fehlen die Schwingungen in den Fingern und die mitschwingenden Töne, die man beim
Anschlagen einer Seite erzeugt.
Scheiß auf ein Bösendorfer, wenn es sich im Kopfhörer wie eine Tischhupe anhört und der Klang eines echten Klaviers den eines Samples weit überlegen
ist - selbst wenn es ein Steinway wäre. So habe ich das nächste Problem aufgetan oder die Lösung gefunden. Was können die beiden oben genannten Digitalpianos
und die Workstations leisten? Das LX708 soll die Schwingungen im Klavier simulieren, aber reicht das? Ich werde wohl viel ausprobieren müssen, sobald es wieder möglich ist.
Im Moment möchte ich nicht auf ein akustisches Klavier verzichten und schiele nach deutschen Herstellern. Da fängt es aber auch erst bei über 10.000,- € an.
Was ich aber definitiv nicht wieder in einem akustischen Klavier haben möchte, ist, ein Silentsystem. Das Geld stecke ich lieber in ein höherwertiges akustisches Klavier und
meine Frau bekommt etwas für ihre Ohren, falls ihr meine Improvisation doch nicht mehr gefällt.
Und dann ertappe ich mich dabei, dass ich mich schäme, mir diese Fragen zu stellen, mich überhaupt damit zu beschäftigen ohne auch nur ein Stück auf einem Klavier spielen zu können.
Ist das noch normal?
Gruß Henning