Analoge elektrische Orgeln im heutigen Kontext

zu Yamahas Electone Orgeln steht im WIKI folgender MIST:

"Das japanische Unternehmen Nippon Gakki fertigte seit 1887 Orgeln. Es besaß aber keine Erfahrung mit der Tonerzeugung durch Transistoren, die in den 1930er Jahren in den USA durch elektro-mechanische Orgeln wie die Hammondorgel in Gebrauch gekommen war. 1952 entsandte daher Genichi Kawakami (川上源一), damals Leiter des 1987 in Yamaha umbenannten Konzerns, Ingenieure in die USA, um sich mit Transistortechnik vertraut zu machen.[4]"

Das ist natürlich völliger Quatsch! Die additive Synthese der Hammond und Lowrey Orgeln der 1930er Jahre hatten mit Transistortechnik gar nichts zu tun. Dazu nur mal der WIKI Artikel über Transistoren:
"Im Jahr 1934 ließ der Physiker Oskar Heil den Aufbau eines Feldeffekttransistor patentieren, bei dem es sich um einen Halbleiter-FET mit isoliertem Gate handelt.[5] Die ersten praktisch realisierten Sperrschicht-Feldeffekttransistoren JFETs mit einem p-n-Übergang (positiv-negativ) und einem Gate als Steuerelektrode gehen auf Herbert F. Mataré, Heinrich Welker sowie parallel dazu William Shockley und Walter H. Brattain aus dem Jahr 1945 zurück.[6] Der Feldeffekttransistor wurde somit historisch vor dem Bipolartransistor realisiert, konnte sich damals aber noch nicht praktisch durchsetzen. Damals wurden diese Bauelemente noch nicht als Transistor bezeichnet; den Begriff „Transistor“ prägte John R. Pierce im Jahr 1948.[2]

Die Tonradgeneratoren der Hammond Orgeln hatten ganz grob gesagt mechanische Zahnräder und Magnettonabnehmer (das kann man alles nachlesen) zwecks Tonerzeugung. Diese Sinustöne mußten dann noch verstärkt werden, um sie durch Lautsprecher hörbar zu machen. Die Verstärkung erfolgte durch zeitgemäße Röhrenverstärker.
1952 konnte sich also gar kein Japaner in den USA bei den Orgelherstellern mit Transistortechnik vertraut machen. Mir ist völlig unklar, wie man so einen Mist schreiben kann, ohne das (im WIKI, in den Artikeln "Transistor" und "Hammond Orgel") gegenzuprüfen. Das ist einer der Gründe, warum ich WIKI generell NICHT vertraue.

Mit Transistortechnik wurde bei Hammond erst ab Mitte der 1960er Jahre gearbeitet. Diese Orgeln sind aber eher dem "Heimorgeltyp" zuzuordnen...
 
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1952 konnte sich also gar kein Japaner in den USA bei den Orgelherstellern mit Transistortechnik vertraut machen.
*Klugscheißermodus ein*
Dass die Japaner sich bei den Orgelherstellern mit der Transistortechnik vertraut gemacht haben, steht da ja auch nicht... ;)
*Klugscheißermodus aus*

Aber ansonsten hast Du natürlich recht, "Transistoren um 1930 in den Hammondorgeln" ist doppelter Nonsens.

Ich finden den Klang total schrecklich.
Naja, die GX-1 klingt hier tatsächlich etwas "cheesy". :cool: Sie wurde in dem Video aber auch "ungeschönt" ohne jegliche Effekte gespielt...

Bei ABBA z. B. passte sie aber bestens in den Sound, sehr prominent zu hören z.B. in den Intros von "Does Your Mother Know" oder "Lay All Your Love On Me".
Benny Andersson soll die GX-1 - zwischenzeitlich restauriert - wohl noch heute besitzen.

Ich denke aber, dass die GX-1 ohnehin generell klanglich besser im Schlager- oder Pop-Bereich funktioniert, als im Rock.

Gruß

Michael

Michael
 
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Was mich noch einmal interessieren würde wäre die Weiterentwicklung der Hammond und Transistor Orgeln. Waren diese nicht im Prinzip die Grundlage für Synthesizer die wir heute nutzen? Es ist ja meist immer so das etwas neues aus etwas altem entsteht.
 
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Na ja, bin kein Tiefkundiger, aber einer Hammond arbeitet man doch mit den Zugriegeln additiv, d.h. man ändert den Sound durch hinzufügen von Fußlagen per Drawbar. Beim klassischen Synth dagegen subtraktiv, d.h. eine vorhandene Wellenform wird per Filter ausgedünnt... gut additive Synths gab es auch, aber eben nicht die Klassiker wie Moog, Arp, etc. Die Orgel als Vater der Synths würde ich nicht so sehen.
 
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Die Orgel als Vater der Synths würde ich nicht so sehen.
richtig, denke ich. Der schwere mechanische Tonradgenerator wurde gegen einen aus Transistoren ersetzt, der nur noch 12 Halbtöne erzeugte, die dann durch Frequenzteilerschaltungen bis zu 7 Oktaven erzeugten. Die Synthese blieb additiv, entweder über Zugriegel oder Festregister oder beides. Beispiel wäre die beliebte VOX Comboorgel oder Farfisa Compact, spätere Heimorgeln.
Die erste reine Transistor Orgel wurde vom deutschen Physiker Dr.Böhm entwickelt, behauptet WIKI. Interessant daran ist, das diese sowohl additiv wie subtraktiv arbeitete.
Mein damaliger Biopauker baute Anfang der 1970er Jahre eine Böhm Orgel, das war was für Alleinunterhalter, aber nix für mich. Gab mir aber Einblick in Tastaturkontakte, Boards und kilometerlange Einzelkabel zu jedem der neun (?) Tastenkontakte bei drei Manualen.
 
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Was mich noch einmal interessieren würde wäre die Weiterentwicklung der Hammond und Transistor Orgeln. Waren diese nicht im Prinzip die Grundlage für Synthesizer die wir heute nutzen?
Wie auch taxman und AchimK schon so richtig schrieben: Nein.

Die in den 60er Jahren langsam aufkommenden Analogsynthesizer (prominentestes Beispiel sicherlich ab 1964 der modulare Moog, ab 1969 dann die ersten kompakteren Geräte, z. B. der EMS VCS 3, der Minimoog kam 1970) arbeiteten in der Regel mit spannungsgesteuerten Einzeloszillatoren, welche je nach gespielten Ton auf der Klaviatur die entsprechende Tonhöhe ausgaben. Deshalb waren diese Synthesizer auch noch monophon, das änderte sich erst ab etwa Mitte der 1970er Jahre, als die Synthesizer dann mittels Mikroprozessor eine digitale Tastenabfrage vornahmen und die polyphon gespielten Töne den jeweiligen Oszillatoren zuordnen konnten.
Auch die weitere Klangformung war anders, wie auch durch meine Vorredner schon beschrieben.

Allerdings kamen etwa ab 1972 die Stringmaschinen auf den Markt, welche technisch noch wie Orgeln funktionierten. Sie stellten per Einzel(ton)oszillator(en) und Frequenzteiler permanent alle Töne zur Verfügung, welche entsprechend vollpolyphon spielbar waren. Allerdings wurden keine Sinus(ähnlichen) Einzeltöne erzeugt, sondern hochtonreiche, streicherähnliche Klänge, dessen Ein- und Ausschwingverhalten in engen Grenzen ebenfalls eingestellt werden konnten. Dazu kam noch das berühmte Triple-Delay und man hatte ein Gerät, das technisch sehr "orgelverwandt" war, aber klanglich eher in Richtung Synthesizer ging.
Auch das Bedienkonzept über eine Art Zugriegel hatten einige Hersteller implementiert (bei den Instrumenten, die ich hier habe z. B. Logan/ Hohner String Melody, Elex K-4, Hohner String Performer).

Eine mir bekannte Ausnahme im Bereich der Synthesizer war der Polymoog, welcher 1975 auf den Markt kam. Dieser funktionierte im Rahmen der Klangerzeugung (Oszillatoren) vergleichbar wie Stringmaschinen oder Orgeln, die Klangformung - also Filter, etc. - war aber größtenteils wie bei anderen Synthesizern dieser Zeit.

Gruß

Michael
 
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Wie ist eigentlich die korrekte Spielweise an einer elektrischen Orgel?

Von der Logik würde ich sagen die simpelste Art wäre fiktiv aus einem Gesangsbuch gespielt auf dem oberen Manual die Melodie, unten die Akkorde und im Pedal den Grundton. Wäre das so korrekt?
 
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oberen Manual die Melodie, unten die Akkorde und im Pedal den Grundton.
im Prinzip ja, besonders bei Spinettorgeln mit versetzter 44 Tasten Architektur. Wenn ich bei einer Vollorgel 2 x 61 Tasten habe, kann ich auch beides auf einer Tastatur spielen und die zweite für eine andere Registierung nutzen, zum schnellen Wechsel zwischen 2 Sounds...
 
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Ich denke aber, dass die GX-1 ohnehin generell klanglich besser im Schlager- oder Pop-Bereich funktioniert, als im Rock.
Wenn man bedenkt, dass die GX-1 sehr lange die Allzweckwaffe von Keith Emerson war, darf man da Zweifel anmelden.;)
 
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Gut, der Einsatz der "Allzweckwaffe" von Keith Emerson bei ELP mag eine Ausnahme darstellen. Wenn ich mir aber andererseits den Output von ELP seit dem Einsatz der GX-1 ab etwa 1977 anhöre, hatte dieser sich m. E. von ihrem ursprünglichen musikalischen Oevre schon ziemlich weit und unvorteilhaft entfernt...
 
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Sicher, die drei ersten Studio LPs und die Live "Pictures" waren sicherlich der kreative Höhepunkt von ELP. Das dreifach Live Album danach habe ich auch noch, das ist aber leider schlecht gepresst. Das Vinyl wurde immer dünner...
 
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Das Vinyl wurde immer dünner...
Genau wie der musikalische Anspruch... :devilish: :p

Aber im Ernst: Es sind in dieser Zeit (ca. ab Mitte der 1970er) ja auch viele andere Bands und Künstler etwas "weichgespülter" und kommerzieller geworden, mit mehr oder minder gutem Erfolg.
Sicher wird dazu der damalige Zeitgeist, aber aus meiner Sicht wohl auch die damals "explodierenden" technischen/ elektronischen Möglichkeiten der Studio- und Musikinstrumententechnik beigetragen haben.
 
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Sicher wird dazu der damalige Zeitgeist, aber aus meiner Sicht wohl auch die damals "explodierenden" technischen/ elektronischen Möglichkeiten der Studio- und Musikinstrumententechnik beigetragen haben.
Das denke ich auch. Mit den ganzen technischen Hilfsmittel konnte eben nach und nach jeder Musik machen, oder etwas das sich nach Musik anhört. Davor war professionelle Musik wirklich den Profis vorenthalten die ihr Instrument nach vielen Jahren harter Arbeit beherrscht haben. Heute kann im Prinzip jeder ohne Noten lesen zu können Musik machen. Wobei die logische Konsequenz daraus ist eben das die Musik in der Komplexität zumindest im Mainstream Pop massiv abgenommen hat.

Ein simpler Four Chord Song mit Begleitautomatiken ist eben keine große Kunst mehr zu spielen im Vergleich zu einer Jazz Improvisation wo man sich zur gleichen Zeit ohne Hilfen um alles kümmert. Auf der anderen Seite ist es ja auch gut wenn die Hürden zum musizieren geringer sind. Zugegeben ist es auch eine hohe Kunst etwas ganz simples nicht so klingen zu lassen.
 
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Ich sehe keine allgemeine Verschlechterung der Musik.

Abgesehen von Geschmacksfragen.

Dua Lipa und viele andere, klar, modern produziert, aber spätestens bei den Akustikversionen merkt man die Qualität.
Und gegen four chord songs ist doch auch nichts zu sagen.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Heute gibt es einfach weniger Ausreden für schlechte Produktionen.
 
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Wobei ich mit meinem Post allerdings explizit die Zeit ab der Hälfte der 1970er Jahre meinte. Ab da haben die Profis im Studio und mit neuen elektronischen Instrumenten und Effekten mehr technische Möglichkeiten gehabt und der Kommerzdruck und ein geänderter Massengeschmack haben das übrige dazugetan. Da hat sich so mancher Musiker in etwas merkwürdige musikalische bzw. klangliche Richtungen entwickelt...

Ähnliches passierte dann noch mal in den frühen 1980ern, als dann die Digitalsynthesizer mit ihren z. T. sehr "cheesigen" Klängen aufkamen.

Aber generell hast Du natürlich Recht, heutzutage können schließlich auch Leute ohne große instrumentale (oder gesangliche) Fertigkeiten ohne Weiteres Musik machen.
Steigert die Vielfalt, manche davon sollten es aber lieber bleiben lassen... :cool:
 
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Effekte sind für mich auch ein musikalischer Ausdruck (bzw können es sein, wenn gut gemacht)

Und der Computer ist ein Instrument :) (wenn gut gemacht)

Aber ich glaube darum streiten wir gar nicht.

Ich will nur sagen, ich mag am liebsten Singer / Songwriter als "Stil", und wenn jemand mit einfachen Mitteln viel ausdrücken kann, ist das für mich das größte.

Eva Cassidy zB hat nur nachgesumgen, spielt sehr reduziert, macht aber traumwandlerisch sicher alles richtig.
 
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Da hat sich so mancher Musiker in etwas merkwürdige musikalische bzw. klangliche Richtungen entwickelt...
Wobei das ja gut ist. Musik ist Kunst und wenn sich jeder exakt an die Vorgaben der Theorie halten würde, dann würde ja niemals Klänge entstehen die noch nie jemand gespielt hat.
 
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Genau, das ist ja für Psychedelic als Stilrichtung zB wichtig.
 
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Ich hatte alles natürlich auch sehr von meinem geschmacklichen Standpunkt aus beschrieben. :cool:

Natürlich muss sich Musik weiterentwicken, und es ist gut, dass zahlreiche Künstler dies vorantreiben und auch immer die aktuellen Möglichkeiten der Studio- und Instrumententechnik erforscht und genutzt haben.
Ich finde dieses Thema auch äußerst interessant und es ist z. B. immer spannend, sich zeitgenössische Aufnahmen im Kontext der damals vorhandenen Möglichkeiten anzuhören.

Und sicher hat auch - losgelöst von der ganzen Technik - jede musikalische Stilrichtung ihre Berechtigung. Man muss ja nicht alles selbst mögen...
 
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Und auch die heutigen "guten" Musiker freuen sich über Weiterentwicklung der Technik, haben sie doch früher in Summe anderthalb Jahre Zeit damit verbracht, Tonbänder zurückzuspulen. :)
 
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