Mit den Spannungsspitzen beim Hochladen meinte ich lediglich das, was hinter dem Elko ankommt. Normalerweise führt das Einschalten des Amps dazu, dass die Leelaufspannung der Sekundärwicklung oder die gleichgerichtete Spannung nach dem Röhren/Halbleitergleichreichter in die Schaltung abgegeben wird.
Der Elko hängt parallel zur Schaltung und bei ihm eilt der Strom der Spannung um 90° voraus. Wenn der leer ist, dann kommt auch keine Spannung an der Schaltung an, wenn man mal extremst steilflankige Transienten außer Acht lässt (für die ist die Induktivität billiger Elkos zu hoch, aber anderseits sind die meisten Dioden dafür eh zu langsam).
Der von dir geschilderte Effekt tritt also eigentlich nicht auf.
Sobald die Elkos sich aufladen entsteht ja eine gewisse Last, die dazu führen, dass die Spannung etwas abnimmt und somit nicht mehr die Leerlaufspannung zur Verfügung steht. Dieses Absinken kann z.B. auch beim E-Chord bei Röhrengleichrichtern beobachtet werden und wird hier ja auch gerne genutzt, da sich dadurch das Verhalten des Amps in Rücksicht auf die geringere Versorgungsspannung ändert.
Wenn der Elko voll ist (also Uelko = Ueff * Wurzel(2)), dann ist die Last (korrekt: Der Laststrom) des Netzteiles an sich, also ohne die angeschlossene Schaltung zu berücksichtigen, Null. Der Leckstrom des Elkos kann auch vernachlässigt werden.
Das von dir angesprochene SAG hat primär etwas mit dem Innenwiderstand des Netzteils zu tun und nur sekundär mit dem Elko dahinter, der definiert nur die Zeitkonstante. Das ist eine andere Baustelle und beim Einschalten relativ irrelevant, das Aufladen dauert halt bei größerem Ri dementsprechend länger
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Ozillationen im Versorgungskreis entstehen auch gerne zwischen einzelnen Stufen in der Vorstufe sofern diese die gleiche Phase aufweisen und sind natürlich ein Problem. Allerdings ist das Problem dann weniger bei den Glättungselkos zu finden als viel mehr bei den Koppelkondensatoren zwischen den beiden Stufen oder der Phase des Signals. Eine schöne Ozillation tritt z.B. dann auf, wenn man bei einem Gegentaktverstärker Primärwicklungsanschlüsse des Ausgangsübertragers falsch herum anschließt (Sollte man allerdings niemals bei einem 50 Watt Verstärker mit einer 2x12 Box probieren
)
Das ist ebenfalls eine andere Baustelle. Betrachtet man eine Schaltung als fertig entwickelt, so kann man Oszillaition im Vorstufenbereich durch Verkopplung ausschließen. Das von dir geschilderte Problem mit dem AÜ ist auch eher ein entwicklungstechnisches und hat nichts mit dem Gegentaktverstärker zu tun, das geht auch mit Eintaktern. Ob da was schwingt oder nicht, das hängt nur davon ab, ob man sich eine Mitkopplung oder eine Gegenkopplung gebaut hat...
Was genau meinst du mit Ecken in der Anodenspannung? Bei genügender Glättung durch Elkos und Siebdrossel dürften doch gar keine vorhanden sein, da Elkos für einen kantigen Verlauf doch viel zu träge sind, oder?
Anodenspannung, nicht Betriebsspannung. Du verwechselst da was...
Das mit der Spannungsveränderung ist durchaus messbar. Nehmen wir mal an, dass ein Trafo im Leerlauf eine bestimmte Spannung liefern kann. Sobald ein bestimmter Strom davon allerdings genutzt wird sinkt die Spannung ab. Trafos liefern unter Last weniger Ausgangsspannung.
Das ist klar, sie stellen ja eine Spannungsquelle mit Innenwiderstand dar. Dass in Gitarrenverstärkern teils relativ hochohmige Trafos verbaut werden, das ist auch bekannt. Ich habe ja auch nicht geschrieben, dass es unter keinen Umständen zu einem Defekt kommen wird sondern, dass es hier sicher NICHT zu einem Elkodefekt kommen wird, weil keiner die Endröhren rauszieht. Abgesehen davon hat Mesa die Standbyschalter in der Regel hinter dem Ladeelko, daher muss dieser für die volle Leerlaufspannung unter Berücksichtigung der Netzspannungsschwankungen spezifiziert sein. Meines Wissens hat Mesa da immer 2x400V oder 2x500V Elkos in Reihe drin, und 800V/1000V reichen auf jeden Fall...
Wenn ich also die komplette Endstufe abschalten würde, dann würde der Amp folglich weniger Strom ziehen und somit würde sich die Spannung, welche genutzt werden kann erhöhen. Da Vorstufenröhren aber so genutzt werden, dass sie keinen variable Ruhestromreglung wie z.B. Endstufenröhren haben würde ein höhere Anodenspannung dazu führen, dass sich der Arbeitspunkt der Röhre ändert. Das ist ja auch der Grund weshalb man beim Verstärkerdesign die Versorgungsspannung der Anoden mit einkalkuliert und ansonsten bräuchte man ja auch keine Load-Lines vom Hersteller.
Loadlines....ich bekomm nen Anglizismenpickel
Dass die Lastgerade etwas nach oben wandert, das ist schon klar, aber es ist relativ irrelevant, da der Anodenstrom nicht nennenswert ansteigt und somit die Verlustleistung auch nicht nennenswert ansteigt, eben nur linear zur Spannung. Die ECC83 haben zwischen Anode und Kathode in der Regel eine Spannung um Ub/2 bei um 1mA Strom. Wenn man mit 400V oben reinfährt, dann liegen an der Anode noch ca. 200V an, bei 1mA ergibt das 0,2W Verlustleistung und die ECC83 darf - wenn ich mich recht erinnere - 1W pro Anode verheizen. Da kannst du lange kurbeln, bis die glüht. Die Sache mit dem relativ konstanten Strom ergibt auch, dass du die ECC83 bei 1mA ca. von 250V bis 350V ohne Änderung der Schaltung betreiben kannst, darüber sollte man den Anodenwiderstand verdoppeln...
Die Betriebsspannungsglättungselkos sind eigentlich auch nicht das Problem, die sind meist stark genug dimensioniert und werden außerdem hochohmig geladen, die spielen einfach irgendwann Zenerdiode...
MfG OneStone