Altes Radio zu Verstärker?

  • Ersteller Metal93
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Also, das ist tatsächlich eine "Jubilate S" aus dem Jahre 1955. Da es E-Röhren verwendet, liegt definitiv kein Allstromgerät vor!

Das Schaltbild einer "Jubilate 7" ist hier zu finden. Bis auf die Endstufenröhre, die in der "Jubilate S" noch eine EL41 war, dürfte dieses Schaltbild sehr ähnlich dem der "Jubilate S" sein.

Einen entsprechenden Adapter vorausgesetzt, kann man eine Elektrogitarre durchaus anschließen. Einen Betrieb mit dem Lautsprecher des Gerätes sollte man jedoch vermeiden, da dieser viel zu weich aufgehängt ist. Nach ein paar begeisterten Power-Cords dürfte hier schnell ein irreparabler Schaden entstehen und das wäre schade!

Also: Betrieb ja, aber ein paar Bastelarbeiten sind in jedem Fall zu machen (Adapter, Anschluß für externen Lautsprecher mit einer Impedanz von 4,5 Ohm).

Da einige Arbeiten am geöffneten Gerät durchgeführt werden müssen, ist das keine Aufgabe für einen Gelegenheitselektroniker oder geneigten Bastler! Im Inneren können Gleichspannungen bis zu 350 Volt auftreten, die aufgrund eines fehlenden Entladewiderstandes auch noch lange nach dem Abschalten an den Ladeelkos anliegen kann.

Solche Spannungen können unter Umständen tödlich sein!! :eek:

Im Zweifelsfall gilt also: Finger wech!!!

Ulf

ps: Hier noch ein schönes Bild eines solchen Schätzchens.
 
Da es E-Röhren verwendet, liegt definitiv kein Allstromgerät vor!
Diese Logik erschließt sich mir nicht. Theoretisch ließe sich ein Röhrenradio auch so bauen, das seine Betriebsspannung der Netzspannung entspricht und der Netztrafo entfallen kann. Bei Geräten mit Netztrafo handelt es sich um Wechselstromgeräte, bei Geräten ohne Netztrafo und ohne Gleichrichter natürlich um Gleichstromgeräte. Lässt man aber nur den Netztrafo weg und lässt den Gleichrichter drin, dann hat man ein Allstromgerät.


Soweit erkennbar, könnte der Anschluss für einen Schallspielplatter da sein, die sind aber so entzerrt, dass keine andere Quelle (z.B. ganz neumodisch ein iPod) angeschlossen werden könnte.
Fast richtig. Diese Buchsen wurden im Röhrenradio-Zeitalter sehr oft verwendet. Damals gab es lediglich Kristalltonabnehmer, die heute nur noch bei Standalone-Plattenspielern zu finden sein sollten. Die wurden in ihren mechanischen Eigenschaften so abgestimmt, dass sie schon von Haus aus in etwa die von der RIAA genormte Entzerrung mitbrachten. Obendrein lieferten sie ein relativ lautes Signal. Deshalb hatten Röhrenradios nur Hochpegeleingänge. In Deutschland blieb das bis über das Ende des Röhrenzeitalters hinaus so. Ich habe einen Transistor-Heimempfänger aus den Siebzigern, der bereits über eine DIN-Buchse verfügt, und diese ist sowohl für Plattenspieler als auch für Tonbandgeräte vorgesehen. Sogar bei HiFi-Komponentenanlagen wurde das gern so gehandhabt.

Die Japaner dagegen rüsteten ihre HiFi-Plattenspieler bald mit magnetischen Tonabnehmern aus und boten auch Verstärker und Receiver an, die die entsprechenden Anschlüsse hatten. Hier hatten die Deutschen im wörtlichen Sinne den Anschluss verpasst und erst mit erheblicher Verspätung ihre Geräte auf den aktuellen Stand gebracht. Ein großer Nachteil der keramischen Tonabnehmer liegt darin, dass sie eine erheblich größere Auflagekraft erfordern, wodurch die Schallplatten schneller verschlissen werden. Und die in den Tonabnehmer eingebaute Entzerrung stimmt auch nicht hundertprozentig genau. Beim magnetischen Tonabnehmer wird diese Entzerrung vom Verstärker erledigt, der zugleich das Signal soweit verstärkt, dass es Hochpegelniveau erreicht. Diese Entzerrung lässt sich mit eng tolerierten Bauelementen sehr genau festlegen. Der Kristalltonabnehmer (= keramischer Tonabnehmer = Piezo-Tonabnehmer) stellt also die Billiglösung dar.

Bei den magnetischen Tonabnehmern unterscheidet man zwischen den sehr verbreiteten MM-Systemen (moving magnet) und den exklusiveren MC-Systemen (moving coil), die eine abermals geringere Ausgangsspannung liefern, aber dieselbe Entzerrung verlangen wie MM-Systeme. MM-Systeme haben mitunter eine Resonanzüberhöhung im obersten Hochtonbereich und fallen dann steilflankig ab, während MC-Systeme oft ausgeglichenere Frequenzgänge liefern. Letztere werden allerdings von vielen Verstärkern nicht unterstützt.

Nachdem die Schallplatte vorübergehend ziemlich out war, kamen wieder vermehrt Verstärker und Receiver auf den Markt, die nur noch Hochpegeleingänge hatten. Deswegen gibt es inzwischen Plattenspieler, die einen für MM-Systeme ausgelegten Phono-Vorverstärker (wie er sonst im Verstärker bzw. Receiver zu finden ist) enthalten. Diese lassen sich an einen beliebigen Hochpegeleingang anschließen, wie man es früher mit den Kristall-Tonabnehmern auch gemacht hat. So schließt sich der Kreis. Nur dass die einst so fortschrittliche DIN-Buchse in den Achtzigern praktisch außer Gebrauch kam und auch die deutschen Geräte mit Cinch-Buchsen ausgerüstet wurden. Wobei von vielen einst bekannten Marken, wenn überhaupt, nur noch der Name überlebt hat. Und die wenigen Firmen, die tatsächlich noch in Deutschland produzieren, ob sie nun Dual oder Burmester heißen, sind ebenfalls zu Cinch übergeschwenkt. Ausgerechnet in England gibt es aber eine High-End-Firma, die heute noch auf DIN-Buchsen setzt, weil sie diese Lösung für klanglich überlegen hält.

Ein wirklich altes Radio als Verstärker ist also nur ein Notbehelf. Crunchbetrieb dürfte damit unmöglich sein.

Deiner Aussage zum Sinn und Unsinn des Verbastelns stimme ich zu.
 
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Hi,

Diese Logik erschließt sich mir nicht. Theoretisch ließe sich ein Röhrenradio auch so bauen, das seine Betriebsspannung der Netzspannung entspricht...

dann darf ich Dir vielleicht helfen. Du musst den Satz ändern:

Da E-Röhren verwendet, wurden die Radios immer als Wechselstromgeräte gebaut.

Gefährlichste Ausnahme: Spartrafos oder Erzeugung der Anoden- und Schirmgitterspannungen direkt aus dem Lichtnetz (Gleichrichter + Siebkette) und Heizung der Röhren aus einem gesonderten Heiztrafo. Gabs alles, ebenso wie Mischbestückungen, also E- und U-Röhren. E-Röhren allein sagen nicht automatisch aus, dass es sich bei einem Wechselstromgerät um ein ungefährliches Radio handelt.

Wurde übrigens auch in den Anfängen der Glotzen gern verwendet (z.B. Rubens, Dürer) und erst mit dem Aufkommen der P-Röhren für Serienheizkreise (dann mit Heißleiter) fallengelassen.

Daher wie schon geschrieben: für Laien Finger weg - Lebensgefahr!

Gruß Michael
 
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Hallo Ulf,

Im Inneren können Gleichspannungen bis zu 350 Volt auftreten, die aufgrund eines fehlenden Entladewiderstandes auch noch lange nach dem Abschalten an den Ladeelkos anliegen kann.

*schmunzel* ein nettes Märchen, welches sich komischerweise immer und immer wieder hält, auch bei Amps. Bitte präzisieren: Du hast völlig recht, wenn der Netzteil ohne Last = Schaltung allein betrieben wird.

I.d.R ist aber der/das? Netzteil immer mit der daran angeschlossenen Schaltung als Verbraucher verbunden und in meinen fast 30 Jahren der Reparaturzeit für Radios und Glotzen habe ich noch nicht erlebt, dass die Ladung in den Elkos solange verbleibt. Selbst hundsordinäre Endröhren, wie z.B. eine EL84 oder gar eine EL95 ziehen ein Netzteil nach dem Abschalten bis auf wenige Volt quasi "leer"; schon allein dadurch bedingt, dass die meist indirekt geheizten Kathoden auch nach dem Ausschalten der Heizer noch eine ganze Weile aufgrund ihrer Trägheit Elektronen emittieren. Da waren hingegen die früher verwendeten direkt geheizten RE-Röhren ganz anders.

Ausnahme (!) wie Du schriebst, wenn kein Verbraucher im Sinne eines "Entladewiderstandes" am Netzteil hängt und Ladungen von Bildrohranoden.

Völlig richtig ist jedoch die / Deine Warnung für Laien, die nicht wissen können, ob ein Verbraucher dranhängt.

Gruß Michael
 
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Um nochmal auf die Verwendung als Verstärker zurückzukommen:

Mit einem Effektgrät vorgeschaltet, dürfte man das Abrauchen von Radio oder Lautsprecher doch verhindern können, quasi das gleiche was ich mache wenn ich die Gitarre an die (moderne) HIFI Anlage anschließe.
 
Tu das. Ich habe den Begriff E-Röhre falsch verstanden. Was sind E-Röhren, U-Röhren und P-Röhren? :confused:

Hallo poor but loud,

E-Röhren kamen 1938/39 auf den Markt. Ursprünglich für Autoradios (dazumals noch Stahlröhren - Telefunken hatte die Entwicklung auf der Welt aufgrund eigener Arroganz gehörig verpennt) entwickelt, hatten und haben sie einen Heizer für 6,3V Heizspannung. Ihre Heizfäden sind i.d.R. parallelgeschaltet; sowohl in Empfängern als auch in Röhrenamps. Beispiel EL84, ECC81, 12AT7, ECC82, 12AY7, usw. usf. Die E-Röhren begannen, ab 1938/39 die A-Röhren (4-Volt-Heizer) abzulösen. Der 6,3-Volt-Heizer hat sich für Wechslstromanwendungen, d.h. parallelgeschaltet und fast immer aus einer Trafowicklung geheizt, international durchgesetzt und wurde und wird bis heute in den Amps eingesetzt.

U-Röhren gibt's auch schon seit Urzeiten, sie waren Röhren für günstiger zu bauende Allstromempfänger. Anno Dunnerkiel gab es neben Wechselstrom-Lichtnetzen auch solche mit Gleichstrom (!) und für diese wurden die Röhren entwickelt, da man ja in Gleichstrom-Lichtnetzen keine Netztrafos verwenden kann. Ausgelegt für relativ geringen, gleichen Strombedarf (0,1A) und in Reihenschaltung (meist mit einem Heißleiter, schon um das ewige Durchbrennen der mit im Heizkreis liegenden Skalenlampen beim Einschaltstromstoß zu verhindern). Sie haben eine relativ hohe Heizspannungen (ca. 18 - 20 und mehr Volt: UEL51 bis zu in den 50 Volt, wenn ich mich jetzt nicht irre.). Sie haben heute praktisch jede Bedeutung verloren; sie sind nur noch für Bastler interessant, wurden aber dazumals vom Einkreiser bis zum Superhet verbaut. Besonders in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren sie weit verbreitet, da Kupfer für Netztrafos schwer aufzutreiben war und man die Netzteile eben billig bauen konnte.
In der damaligen DDR waren diese Röhren in den Radios noch relativ lange im Einsatz (bis Ende der 50er Jahre).

P-Röhren sind ein "modernes" (Start wohl Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre) Derivat der Allstromröhren; speziell wurde sie für die damaligen Fernsehempfänger entwickelt und ihre Heizer wurden ebenfalls in Reihe geschaltet. Sie haben für uns Elektroklampfer jede Bedeutung verloren, werden für Glotzenbastler noch als Ersatz gebraucht.


Die Unterscheidung der E-, U- und P-Röhren ist also die deutsche nach ihrer Heizung. Von Spezialentwicklungen einmal abgesehen, haben die eigentlichen Röhrendaten damit nichts zu tun, also Verstärkung, NF-Leistung, etc.

Es gibt und gab z.B. die ECC82, PCC82, ECF82, PCF82, UL84, UCL11, ECF11, UCF11, ECL11, ECL81, usw. usf.

U-Röhren sind gerade oder eben aufgrund ihres Einsatzes in diesen Allstromradios und der damit verbundenen Gefahr nicht sonderlich beliebt.

Und nochmals und ausdrücklich für alle, wie schon geschrieben:

E-Röhren in einem alten Radio bedeutet auf keinen Fall automatisch ein gefahrloses Anschließen von Gitarren an das Radio!!! Hier herrscht Lebensgefahr, wenn Spartrafos oder gemischte Netzteile verwendet wurden. Das kann ein Laie nicht erkennen - daher am besten Finger weg davon!!!

Selbst wenn ein reiner Wechselstromempfänger vorliegt, ist ein Anschließen einer Gitarre auf keinen Fall zu empfehlen, da die alten Radios i.d.R. keinen Schutzleiteranschluss haben. Unter ungünstigen Bedingungen besteht auch hier ebenfalls Lebensgefahr!!!


So, das musste jetzt so mal raus.

Gruß Michael
 
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Zu spät, Beitrag kann gelöscht werden.
 
wo hast du deinen adapter her?
ich hab kein plan wo ich den herbekommen soll, ebay gibts auch nichts

Hi,

ich habe früher auch über ein Röhrenradio und einen Rocktron Preamp gespielt. Das ganze war an den Plattenspieleranschluss (TA) des Radios angeschlossen. Die Speaker klingen meist wirklich nicht besonders baer für den Hausgebrauch reichts.
Drin rumbasteln würde ich wirklich nicht, wenn man keine Ahnung hat macht man eher was kaputt, ganz zu schweigen von evtln. Gefahren. Aber das wurde schon oben diskutiert.
Wenn du einen preamp oder verzerrer an den TA Eingang anschliesst, sollte das also funktionieren.
Der Stecker den du meinst hat zwei rechteckige Stite und einer ist größer als der andere? Schau mal im Elektronikhandel (Conrad) oder besser im richtigen HiFi Geschäft. etc. Die wissen vielleicht wo man so etwas herbekommt.

ciao Matthias
 
hier http://www.jogis-roehrenbude.de/ mal ein link zu einer Seite die sich mit alten Röhrenradios und Röhrenschaltungen beschäftigt

da könntest du mehr über das Schätzchen erfahren
 
6,3-Volt-Heizer hat sich für Wechslstromanwendungen, d.h. parallelgeschaltet und fast immer aus einer Trafowicklung geheizt, international durchgesetzt
Interessant! Gerade diese Heizspannung wurde nämlich schon in den Kindertagen der Röhrentechnik verwendet. Damals war der Batteriebetrieb gang und gäbe. Die Batterien hatten eine Nennspannung von 6 Volt. Bei neuen Batterien rechnete man mit einer fünfprozentigen Überspannung. Auf die wurden die Röhren dann abgestimmt, damit sie mit neuen Batterien nicht überlastet werden.

Der Onkel will uns demnach sagen, dass sich grundsätzlich jede Röhre für die Neukonstruktion eines Allstromempfängers eignet, Röhren mit E-Bezeichnung aber nie für diesen Zweck eingesetzt wurden?
 

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