Ich mache das jetzt seit circa 2 Jahren. Mit unterschiedlicher Besetzung. Früher waren wir zu dritt (2 Gitarren und eine Sängerin) Seit letzten Sommer bin ich nur noch mit der Sängerin unterwegs. Das ist jetzt zwar nicht "allein", aber eben im Stile eines Alleinunterhalters.
Ich bin kein besonders begnadeter Sänger, mein Gesang gefällt und ist akzeptabel aber eben nicht wirklich 1A.
Zum Glück mache ich das mit einer Sängerin die absolut spitze ist.
Wir spielen auf Geburtstagen, Hochzeiten, oder bei Dorf- und Stadtfesten meistens im Vorabendprogramm, da es Tischmusik ist und keine Tanzmusik.
Ich benutze eine Westergitarre (eine Crafter) und als kleines Highlight und Eyecatcher eine Yamaha Silent Konzertgitarre. Dazu koppele ich einen Marshall Akustik-Amp mit einem Amp von Hughes & Kettner (ausbalanciert klingt das ganz gut) und ein kleines Mischpult wegen der zwei Mikros und zum Einschleifen von Backingtracks via MP3. Eine PA leihen wir uns nur bei Bedarf bei einem Freund aus. Aber i.d.R. reicht das für eine Beschallung bei Saalgrößen für ca. 100 Personen aus. Ein Effektgerät (ausser einen Looper, dazu komme ich später) nutze ich nicht. Nur Chorus und Hall vom Marshall. Ab und an kommt auch ein Stück vor wo ich eine Bluesharp dazunehme (z.B. wurde schon mal was von Dylan gewünscht).
Meistens fange ich an, ein paar Instrumentals zu spielen. Fingerstylegeschichten und/oder Blues - in etwas geringerer Lautstärke. Da kann sich das Publikum schon mal drauf einstellen, dass es gleich losgeht, ich spiele mich warm und überwinde die wohl normale Nervosität. Wir spielen dann um die 90 Minuten.
Je nach Publikum und Ort ändert sich das Set. Es kommt auch schon mal vor, dass ich alleine beginne. Dann folgt ein recht gemischtes Set - hier singt dann überwiegend die Sängerin - hier und da bei einem Refrain machen wir das auch zweistimmig. Das geht über Scorpions, U2, Tracy Chapman, Rihanna, Duffy, Adele, Fugees (Killing me softly) aber auch deutsche Titel von Rosenstolz und Silly (nur um einige Beispiele zu nennen). Den erste Teil spielen wir meistens komplett ohne Backing Tracks (akustisch ca. 70% des Sets). Älteres Publikum hört dann auch schon mal "Something Stupid" eben zweistimmig. Aber wie gesagt, das variiert - wir ändern auch mal das Set während des Gigs - je nach Stimmung (auch unsere Stimmung). Irgendwann macht sie dann eine Trinkpause und ich mache etwas mit meinem Looper, stelle dieses Gerät quasi vor, was man damit alles machen kann - interagiere mit dem Publikum. Dann dient die Gitarre auch als Percussion-Intrument. Da gibt es viele Beispiele bei der Tube, wo ich mir übrigens auch viele Anregungen herhole.
Die Looper-Geschichte sorgt für einen OHO-Effekt und unterhält schlicht und ergreifend.
Irgendwann nehme ich meine Yamaha Silent und spiele, statt wie original mit einer E-Gitarre, mal 'ne Instrumental-Schnulze, z.B. von den Shadows oder Spotnicks. (Apache, FBI, Amapola oder Johnny Guitar kennt fast jeder - nur nicht übertreiben, ein, maximal zwei Titel reichen). Natürlich mit Backing Tracks. Dann im Anschluss meistens eine Ballade mit der Silent-Gtiarre, die ich dann noch umhabe, hier singt die Sängerin wieder.
Das ginge auch mit der Westerngitarre, aber das ist dann auch etwas Effekthascherei und ich werde manchmal hinterher sogar gefragt, was das denn für ein Instrument sei. (Ich will jetzt keine Werbung machen und arbeite nicht für einen Hersteller ;-), aber man muss sich eben was einfallen lassen um das Publikum zu überraschen. ("So eine Gitarre habe ich ja noch nie gesehen"). Oder ich habe auch schon mal mit einem Kazoo (am Mundharmonikahalter) zur Gitarre eine Melodie getrötet. Kommt alles eigentlich ganz gut, wenn man es überzeugend macht und natürlich fleißig geprobt hat.
Dann folgen mit der Westerngitarre einige Titel mit Backing Tracks. Zum Schluss natürlich noch was mit Power.
Die Resonanzen sind durchweg gut. Meines Erachtens kommt die Vielseitigkeit des Programms gut an. Wir spielen das auch nicht einfach so runter, sondern ich erzähle auch mal was zu den Titeln. Wichtig ist auch ein guter Gesang. Die Sängerin treibt einem schon mal gerne die Gänsehaut auf's Fell. Ich sag mal so: Du kannst Dir den A*** abspielen und noch so ein guter Instrumentalist sein, aber es steht und fällt alles mit dem Gesang. Es ist auch nicht tragisch, wenn es zwischen den Titeln mal ein paar Sekunden länger dauert, weil der MP3-Player eingestellt werden muss (bei Änderung des Sets während des Gigs - vorher konfiguriere ich den Player nach der Setlis).
Ich habe schon Alleinunterhalter erlebt, die zu Backing Tracks kilometerlange Solos in Lichtgeschwindigkeit gespielt haben. Aber das geht nur einen Song gut. Dann wird auch das langweilig.
So machen wir das eben.
Neben regelmäßigem Proben (für mich auch fast tägliches üben), ist das Sichten von Titeln auch sehr zeitaufwändig. D.h. ich suche ständig nach Unplugged-Versionen bekannter Stücke, aber auch mal weniger bekannter Stücke, wenn sie denn eingängig sind. Dazu gehören auch Songs aus bekannten Filmen. Texte finden sich immer im Netz und die Musik bastele ich mir aus Vorlagen so zusammen, dass es passt. Hier berücksichtige ich natülich die Lieblingstonarten der Sängerin. Wir haben auch schon sehr viele Titel geprobt und dann nach mehreren Proben wieder verworfen.
Bei privaten Anlässen frage ich im Vorfeld nach bestimmten Wünschen, die wir dann einüben und einbauen. Auf einem Geburtstag haben wir auch mal den Wunsch nach "Atemlos" erfüllt (haben wir mit Backing-Track gemacht und ich habe einfach die Gitarrenakkorde dazu geschrammelt). Das war ok, ist aber kein Bestandteil unseres Sets und wird es nie werden. Das üben war schon grausam ;-).
Ach ja - ergänzend: Wir werden meistens mündlich weiterempfohlen und kommen so zu unseren Gigs. Oft auch nach einem Gig angesprochen. Die Gage variiert nach Art des Auftritts. Aber das ist in der Regel nicht viel. Der Spass an der Sache und überhaupt öffentlich spielen zu dürfen ist die eigentliche Triebfeder.