Das VRX ist ja nun auch ein schlechtes Beispiel für ein LA. Es ist fest gewinkelt und entspricht auch sonst eher nicht der für LAs nötigen Physik. Die Hochtöner empfinde ich als unterdimensioniert. Das 928 ist da übrigens nicht wirklich besser, weils entsprechend höher trennt als das 912.
Wie schonmal geschrieben gibt es auch enger strahlende LAs bzw. umkonfigurierbare. Aber ein LA im Allgemeinen ist kein Allheilmittel. Dazu stilisiert es das Marketing hoch, weil man damit mehr Umsatz erzielen kann. Der Anwender lässt sich davon blenden, dass man für den Großteil der Anwendungen nur eine Sorte Box braucht. Die ist aber reell betrachtet teuer und man braucht sehr viele davon. Möchte man pegelmäßig ein gutes Doppel-12er Direktstrahler-Top ersetzen, braucht man schon drei Doppel-8er LA-Tops, von denen jedes so viel kostet wie das Doppel-12er Top. Und genau deswegen ist das Ganze lukrativ für die Hersteller. Der Anwender, der nun großflächig auf Kompakt-LAs setzt, muss sie an den Mann bringen. Da wird geworben mit "modernster Technik", "Innovation", besserem Klang und was nicht noch alles. Da werden mehrseitige Briefe an die potentiellen Kunden geschickt, warum nur ihr LA die Beschallung richtig bewältigen kann. Es ist völlig verständlich, warum der Veranstalter ob und gerade wegen eigentlichem Desinteresse an Beschallungstechnik, dann auch nach LAs fragt oder darauf besteht. kompakt-LAs haben dazu oft noch den Nachteil, dass die 6"er oder 8"er in den kurzen Arrays, in denen man sie oft antrifft, kaum Tiefmitten liefern und schlecht an die Subs ankoppeln (die ja oft nicht mitgeflogen werden, was da aber eigentlich ein Muss ist). Allerdings haben sie wie auch schon beschrieben den Vorteil, im Hochtonbereich einen geringeren Klirranteil zu haben.Ich rede hier von "echten", breitbandig zylinderwellenstrahlenden LAs. Also kein VRX, kein d&b Q, kein dB DVA etc.
Generell macht es aber durchaus Sinn, möglichst wenige verschiedene Boxenmodelle am Lager zu haben, um flexibler reagieren zu können. 100 LA-Tops machen für viele Firmen mehr Sinn als 10 12/2er, 10 Doppel-12/2er, 20 15/2er, womöglich alle noch jeweils mit nur dazu passendem Sub etc.
Dass LAs nur Vorteile bei mehr als 3000 zu beschallenden Gästen haben, unterschreibe ich nicht. Wenn es um Rock'n'Roll-Beschallung geht, stimmt das schon, wobei man ab 1000 Leuten ruhig über LA nachdenken darf, aber von Fall zu Fall abwägen muss. Wenn ich aber 500 sitzende Leute auf einer großen Fläche beschallen muss, und zwar mit Akustikmusik oder gar nur als Hintergrundbeschallung, kommt es nicht darauf an, überall dicke Kelle zu haben, sondern auch vorne einigermaßen leise spielen zu können und hinten trotzdem noch Verständlichkeit zu haben. Das bekommt man mit LAs deutlich leichter hin. Dazu müssen sie aber
a) funktionieren
b) richtig geflogen und ausgerichtet
und
c) lang genug sein
All das sind Faktoren, die man einhalten muss, sonst bringt ein LA hier genau gar keinen Vorteil (außer eben evtl. geringere Verzerrungen im Hochtonbereich).
Und ja, viele Veranstalter merken entweder nicht mal, was für einen Mist der Technikanbieter seines Vertrauens da baut (teilweise lebensgefährliche Konstrukte etc.) oder aber wissen es schon, denken aber dass alle so arbeiten bzw. haben Angst, dass andere noch mehr vermurksen. Auch der Preis spielt eine Rolle. Für 1000 Euro weniger spielt es keine Rolle mehr, wie der Sound ist, über den man sich letztes Jahr noch beschwert hat.