@morino47
Du bleibst recht knapp in Deiner Bemerkung.
Ich hole mal etwas aus: Es ist nämlich ganz meine Meinung: Wer wirklich lernen will, ist autodidaktisch genauso erfolgreich, Autodidaktik ist sogar die Grundvoraussetzung.
Doch jedesmal wenn ich das behaupte, treten massenhaft Leute auf den Plan und streiten vehement mit mir, dass ein echter Lehrer nicht ersetzbar ist.
Um es zu konkretisieren - es ist nur ein spezielles emotionales Element, das ein Lehrer aus Fleisch und Blut (noch) besser vermitteln kann.
Zum Glück sind auch einige meiner eigenen Schüler der Meinung, mich zu brauchen, denn recht oft mache ich Tutorials oder Mitspielmaterial, das am Ende aus irgendwelchen Gründen garnicht genutzt wird. Eigentlich schade, aber vielleicht auch die letzte Rettung für menschliche Lehrer?
Allerdings gibt es auch genau die Fälle, die oben stehendes Beweisen.
Es gibt ja nicht nur diesen Artikel, es gibt unzählige Lehrvideos und ich bin ja auch nicht ganz unschuldig dabei.
Einmal erklärt (was schreibe ich gerade ? - vieles ist inzwischen hundertfach erklärt) müsste man es theoretisch nie wieder tun, wenn der pfiffige Schüler das alles findet und anwendet.
Durch das stark reglementierte Korsett der Musikschule habe ich schon einige male erlebt, dass mein Unterricht viel zu kurz greift und nicht auf die eigentlich gewünschten Inhalte eingehen kann, die YT bietet. Gern überspringen motivierte Schüler ganze Entwicklungsphasen oder Inhalte (Notenlesen Pflicht? Mit vertrackten Popularrhytmen im Anfangsunterricht anfangen? usw.) durch das Erlernen mittels Youtubes und kommen dann mit einer "Vorbildung" in den Unterricht, in dem es unmöglich ist der wahnsinnig viel aufgebrachten Zeit irgendwie zu entgegnen.
... Das funktioniert nur dann super gut, solange Lehrer und Internet Hand in Hand gehen.
Das heißt aber auch, dass der Lehrer alles kennen muss, was dem Schüler so über den Weg läuft, oder dass der Schüler nur das ansieht, was der Lehrer empfiehlt.
Genau das ist aber
nicht die Natur des Internets und entspricht auch nicht dem Lernen. Es wird das gelernt, was man unter den gefundenen Sachen am spannendsten findet. Aber die Flexibilität des ergänzenden menschlichen Unterrichts darf dann keine Grenzen haben, was den Rahmen der Musikschule absolut sprengt. Ohne entsprechend wahnsinnigen Enthusiasmus bei der Anpassung von meiner Seite würden wir uns einfach auseinander - lehren und lernen.
Deshalb sehe ich die Sache auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Diesem Typen wollte ich zuerst eine reinhauen! Dann haben mich die Schlußbemerkungen besänftigt. Trotzdem funktioniert das nur unter vernünftigen und vertrauensvollen Bedingungen.
Um nicht so abstrakt zu bleiben: Der Schüler (im Vormusikschuljahr) findet zuerst keine Akkordeonvideos, sondern Klavierstücke. Fis Dur! Er lernt wie ein Besenkter in einer Woche 3 aktuelle Songs - fast perfekt mit der rechten Hand, denn links wird es ja im Video auf Tasten erläutert. Er kommt in den 3er Gruppenunterricht und will unbedingt seine Fähigkeiten demonstrieren.
Ich hatte ein vergleichsweise langweiliges Triostück in der Tasche. Das konnte ich natürlich vergessen. Alle mussten sich nun mehrfach seine Songs anhören und fanden die auch super toll.
Also Flexibel sein! Ich wußte vorher natürlich nichts davon und musste improvisieren. Nun ... aber Fis Dur!!! Wenn jemand Bass spielen soll, sind die Knöpfe auf dem 48 Bass Akkordeon garnicht vorhanden.
Wer soll jetzt in den sauren Apfel beißen und Bässe spielen? usw. Ich habs dann transponiert, aufgeschrieben, Stimmen gemacht und sie haben es dann auch glorreich aufgeführt. Aber die Lust bei dem Vorprescher schwand sofort enorm, als ich mit der neuen Tonart kam - auch klar.
So ... ich muss los. Sorry verfrüht beendet hier.