Akkordeon: ehrlich und pur vs. Elektronik

  • Ersteller Klangbutter
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Nicht gerade meine musikalische Komfortzone, aber kreativ und interessant würde ich das schon nennen und sehr weit vom üblichen Image des Akkordeons entfernt.
 
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Erinnert mich an mein aktuelles Projekt, nur dass ich da Bach spiele und eigentlich nicht im Vordergrund stehe.
 
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Ja, darüber habe ich mich sehr gefreut, aber trotzdem steht die Musik im Dienst des Schauspiels und wird oft gnadenlos abgebrochen. Es ist absolut kein Konzert.
 
Uwe Steger als "ramponierter Engel" ist, obwohl er meist mit seinem Instrument am Rande sitzt, der eigentliche Star des Abends – herausragend!
Das sagt doch alles!
 
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Irgendwie fiel mir gerade dieser Faden wieder ein, als ich eine Diskussion über ChatGPT las.

Darin hieß es, welche Mittel gibt es, die junge Generation davon zu überzeugen, dass es sich doch lohnt, selbst etwas zu lernen als die Aufgaben leicht und bravourant von der KI lösen zu lassen?
 
"Zum Jahresende 2022 wird von ersten mit der Erprobung des Chatbots befassten Lehrkräften an Schulen und Hochschulen das bisherige Überprüfungssystem von Lernleistungen mittels Hausaufgaben und Referaten in Frage gestellt: So berichtet die Informatikerin Katharina Zweig von der Erfahrung, dass ChatGPT „deutlich besser schreibt als die Mehrzahl meiner Studierenden in den letzten Jahren.“

Das reine Lernen und Wiedergeben von Informationen kann die KI wahrscheinlich schon besser als die meisten Menschen.
Das heißt für mich, dass wir mehr schauen müssen / können, was wir besser können als Software.

welche Mittel gibt es, die junge Generation davon zu überzeugen, dass es sich doch lohnt, selbst etwas zu lernen
Was eine KI erledigen kann, dafür kriegt man im Job nichts mehr bezahlt.
Wenn ich z.B. an meine Kindheit denke, da gab es Leute am Bahnhof-Infostand, die haben in beeindruckender Geschwindigkeit Zugverbindungen aus dem Kursbuch rausgesucht. Was machen die heute?
Man muss also schon Dinge lernen, aber weniger Fakten, mehr Fähigkeiten.

Mehr Sorgen macht mir die Informationsfrage. So eine KI kann Fake News in beeindruckender Qualität und Menge produzieren. Bald wahrscheinlich auch Fotos, Filme und Audio. Oder echte Filme mit falschem Ton unterlegen. Wie kann man noch wissen, was wahr ist und was nicht? Mit sowas kann man sehr einfach Dinge wie Sturm auf das Capitol produzieren.

Was die Musik angeht, gibt es wahrscheinlich auch schon Kompositionssoftware. Wenn ich die aktuellen Titel im Radio so höre, denke ich manchmal auch, dass das alles von ein und derselben KI stammt ;)
 
Man muss also schon Dinge lernen, aber weniger Fakten, mehr Fähigkeiten.
... das fasst eigentlich im Prinzip alles zusammen :D Tatsächlich finde ich genau das aber in den Ausschnitten von Lernplänen, mit denen ich konfrontiert werde, fast überhaupt nicht ... (1, 4, 5 und 6 Klässler sehe ich hier gerade) Was die Erfahrung mit Musik angeht: ein Kind, das "talentiert" ist, also einen persönlichen Zugang zu und Freude an Musik hat, braucht von der Überlegenheit der "echten" Musik überhaupt nicht überzeugt zu werden, so mein Eindruck. Die haben das drauf, bevor sie ein Instrument anfassen. Ich wollte meinen inzwischen erwachsenen kids ein E-Piano anschaffen, die haben sofort dankend abgelehnt und sich ein "richtiges" Klavier gewünscht, weil man das "besser fühlt". Die waren da noch keine Jugendlichen ... und das beobachte ich auch bei den späteren Würfen, ein E-Instrument wird gerne mal durchgedaddelt, nachhaltig haben die nur Spaß an physischen Klangerzeugern. Fand ich verblüffend, aber sehr beruhigend, rein evolutionsmäßig ;) Das lässt sich offenbar auch auf alle anderen Erlebnisgebiete übertragen, in denen Ki, E- und Comp mit menschlichen Fähigkeiten und Mechanik konkurrieren, nur ist der Aufwand für Erwachsene, da eine reizvolle Umgebung zu schaffen, schon ein wenig höher. Lohnt aber.
 
Ich bitte darum, hier beim Akkordeon-Thema zu bleiben - alles andere Allgemeine ist sicher in einem separaten Thread außerhalb des Akkordeon-Forums besser aufgehoben (z. B. im bereits erwähnten ChatGPT-Thread) - dann bleibt auch der Radiergummi im Mäppchen ;). Vielen Dank!
 
Man muss also schon Dinge lernen, aber weniger Fakten, mehr Fähigkeiten.

Naja, Fähigkeiten, mit dem Balg umzugehen und die Finger im feinsten künstlerischen Sinne unter Kontrolle zu bringen oder die Fähigkeit, das Ergebnis aus einem Bot zu locken?
Auch Musik produzieren (egal mit was) macht Spaß.

Wenn ich die aktuellen Titel im Radio so höre, denke ich manchmal auch, dass das alles von ein und derselben KI stammt ;)
Ja - da gibt es tonnenweise Diskussionen drüber.
Mir gings halt nur um die gleiche Situation:

Mit Keyboard und KI kommt man einfach und schnell zu adäquaten Ergebnissen.
Fürs Lernen und Üben am Akkordeon braucht man ein Leben lang, strengt sich an und es kommt irgendwie vergleichseise nur wenig Output in persönlicher Qualität. Und man kann beobachten wie es unserer Gesellschaft zunehmend egal wird. Selbst in klassischen Kreisen und renommierten Häusern wird Schnittke jetzt mit Digitalakkordeon gespielt. In der Philharmonie gibt es iPads für die Noten. Es dringt überall ein.


Ich wollte meinen inzwischen erwachsenen kids ein E-Piano anschaffen, die haben sofort dankend abgelehnt und sich ein "richtiges" Klavier gewünscht, weil man das "besser fühlt".

Solche Reaktionen habe ich ehrlich gesagt selten erlebt. Dann sind Deine Kids irgendwie schon künstlerisch erzogen.
( Im Gegensatz zu Dir :D :D :D )
 
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Ich glaube, da kann man keine Grenze zwischen "gut" und "elektronisch" ziehen. Wo will man da anfangen?
Celibidache meinte, man könnte ein Konzert eigentlich gar nicht aufzeichnen, weil der eigentliche Geist der Musik verlorengeht. Mag sein, dass man die Atmosphäre eines Konzerts nicht wirklich einfangen kann, aber ohne Aufnahmen wären wir alle um Dimensionen ärmer.

Und beim Intrument ... ich spiele viel lieber auf dem richtigen. Aber ich hätte wohl niemals improvisieren gelernt, wenn ich nicht lautlos hätte üben können. Immer das Gefühl, die Nachbarn hören zu ... Von abends/nachts üben mal ganz abgesehen.

Ich bin dankbar für die Möglichkeiten, die mir die Elektronik bietet. Aber ein echtes Instrument möchte ich nicht missen. Und das geht sicher vielen so. Ob das weniger sind als früher ... keine Ahnung, ob das nur ein Gefühl ist oder verlässliche Zahlen.

Preislich ist es beim Akko ja ganz interessant - ein digitales ist nicht unbedingt billiger. Beim Klavier/E-Piano ist das schon anders.
 
Fürs Lernen und Üben am Akkordeon braucht man ein Leben lang, strengt sich an und es kommt irgendwie vergleichseise nur wenig Output in persönlicher Qualität
wenn du damit Anerkennung von außen meinst, das braucht nicht jede/r. Man kann sich nicht mehr wünschen, als etwas Kreatives für sich zu haben. Auch ohne den Drang, es zu präsentieren.
 
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Akkordeon: ehrlich und pur vs. Elektronik​

Der Titel impliziert ja daß Elektronik per se nicht ehrlich und pur sein kann, ist das so?
 
Preislich ist es beim Akko ja ganz interessant - ein digitales ist nicht unbedingt billiger. Beim Klavier/E-Piano ist das schon anders.

Nur dazu: das sehe ich anders.
Ein gutes Klavier, einen guten Flügel oder ein gutes (akustisches) Akkordeon hat man praktisch sein Leben lang.
Digitale Instrumente hingegen "simulieren" ja nur ein Original-Instrument und alleine der technische Fortschritt bedingt, dass man die "digitalen Krücken" sehr regelmäßig austauschen muss.

Nach 50 Jahren mit seinem Klavier relativieren sich die Anschaffungskosten, wenn man in dieser Zeit mindestens 10 Digitalpianos verschlissen hat.
Ja, natürlich gibt es Wartungskosten, aber prinzipiell hat man an einem (guten) akustischen Instrument länger Freude.

Übrigens gelten diese Aussagen nur für elektronische/digitale "Simulationen" - klassische elektromechanische Instrumente wie Rhodes, Hammond, Clavinet sind auch Originale, die ihren Wert behalten.

Das hat aber mit "Ehrlichkeit" alles nichts zu tun.
Es ist eher laienhaftes (Un-)Verständnis, zu glauben, bei "elektronischen" Instrumenten ginge grundsätzlich alles automatisch und man müsse nicht mehr spielen können.

Viele Grüße
Torsten
 
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Es ist eher laienhaftes (Un-)Verständnis, zu glauben, bei "elektronischen" Instrumenten ginge grundsätzlich alles automatisch und man müsse nicht mehr spielen können.
Würde ich zustimmen.
Trotz allem geht es ja aber in die Richtung:
"Bot, erzeuge mir einen Lovesong, mit meinem und ihrem Namen, Klavierbegleitung, meiner Stimme und folgende Begebenheit.
Ballade..."

10 Sekunden später ist er da.


Anderes Beispiel, ich habe versucht, Schlagzeug zu spielen, es klingt dann laut, unbeholfen und obwohl ich gute Koordination und Rhythmus habe, ist es unsauber und grob.

Auf dem Akkordeon kriege ich ganz passable Drumsolos hin.

Irgenwie hilft mir die Maschine gewaltig.

Und ich sehe ehrlich nicht ein, warum ich mich nun jahrelang mit Schlagzeug üben beschäftigen soll.

Klar ist dass nochmal anders und auch anders befriedigend, aber lohnt es?

Wer benutzt noch Karte und Kompass - und wenn ja warum?

Ist es gefährlich, wenn man das nicht mehr kann?
(Ich kann es noch, weiß aber die Antwort nicht)
 
Ein gutes Klavier, einen guten Flügel oder ein gutes (akustisches) Akkordeon hat man praktisch sein Leben lang.
Digitale Instrumente hingegen "simulieren" ja nur ein Original-Instrument und alleine der technische Fortschritt bedingt, dass man die "digitalen Krücken" sehr regelmäßig austauschen muss.

Nach 50 Jahren mit seinem Klavier relativieren sich die Anschaffungskosten, wenn man in dieser Zeit mindestens 10 Digitalpianos verschlissen hat.

Ich glaube nicht, dass Du hier für das Klaiver mal nachgerechnet hast.

Ich habe mein Roland RD-600 vor über 10 Jahren gebraucht gekauft. Außer ein paar Tuben Zweikomponentenkleber und einem Verstärker hat mich das seither nichts gekostet.
Ich konnte damit mehrmals problemlos umziehen, ich konnte es auf Muggen und Parties mitnehmen.

Rechne mal das Klavier dagegen. Das hat mich den fünffachen Preis in der Anschaffung gekostet (obwohl nicht mal ein teures Klavier) plus 200 Transport, der Klavierstimmer soll jährlich sein Geld bekommen, ein Umzug wäre nochmal ähnlich. Irgendwann stehen auch mal Reparaturen an.
Wenn ich nachts üben wöllte bräuchte ich eines mit Silent-Funktion oder eine Übekabine.

Also bei mir stehen in 10 Jahren ca. 800 Euro gegen ca. 5000. Und das wird auch in 50 Jahren mit 10 Digitalpianos nicht anders sein.
Ich möchte beide Instrumente nicht missen. Nur wenn ich die Qual der Wahl hätte, aus Geld- oder Platzgründen, wäre die klar.

Beim Akkordeon seh ich die Preise eher gleichwertig. Aber da ist der Markt auch viel kleiner.

Anderes Beispiel, ich habe versucht, Schlagzeug zu spielen, es klingt dann laut, unbeholfen und obwohl ich gute Koordination und Rhythmus habe, ist es unsauber und grob.

Auf dem Akkordeon kriege ich ganz passable Drumsolos hin.
Na klar, wenn es nur um die Erzeugung einer Aufnahme geht, braucht man sich mit dem Spielen eines Instruments nicht aufhalten. Geht mir genauso.
Trotzdem macht Schlagzeug spielen ganz anders Laune als wenn man es mit dem Akkordeon macht. Für den Spieler sowieso, für das Publikum auch.
Reale Instrumente und ihre Spieler werden nicht aussterben. Einmal weil die Tätigkeit an sich Freude macht - und das unterscheidet es von Karte und Kompass, wo es nur um den Zweck der Orientierung geht - und weil "live" einfach was rüberkommt, was eine Aufnahme nicht bringt.
Und ich sehe ehrlich nicht ein, warum ich mich nun jahrelang mit Schlagzeug üben beschäftigen soll.
Nur weil es Spaß macht. Einen anderen Grund gibt es nicht.
Warum beschäftigen sich Leute mit Fußballspielen? mit Stricken? Sicher nicht hauptsächlich wegen des Endergebnisses.

Als Studiomusiker wird es aber sicher schwerer sein in Zukunft. Oder als Korrepetitor, wenn die KI den Sänger oder Instrumentalisten locker fluffig begleiten kann.

Andererseits kann man dann vielleicht mit einem virtuellen Miles Davis, Django Reinhard und Astor Piazolla zusammenspielen. Sogar in einer "Band" ;)
Oder statt eine Mahler-Sinfonie nur zu hören, kann man mal selbst dirigieren. Das wäre schon was ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
und weil "live" einfach was rüberkommt, was eine Aufnahme nicht bringt.

In Musical (!) Theatern wird seit langer Zeit Halb- oder Vollplayback gespielt. Es gibt nur noch eine Hand voll Musiker, oft hinter Glas - mehr als Alibi.
Ich weiß es weil ich einer von denen war / bin.

Die Leute interessiert es nicht, bezahlen hohe Ticket Preise für diese Shows. (Siehe @Bernnt s Faden)
Ich meine nur - es geht nicht nur um Aufnahmen - auch um Live Events.
 

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