Arigato. Mal sehen, eventuell schaff ich es, nächsten Monat Unboxingbilder zu posten.
Mal 'n paar Eindrücke nach dem Unboxing und der ersten Inbetriebnahme:
Trotz Kunststoffgehäuse ist der Miniak ziemlich solide gebaut. Im Gegensatz zum Micron sind die Potis und der Data-Knob auch am Gehäuse verschraubt. Die Wheels sind in Metall geführt. Überhaupt ist die ganze Bodenplatte aus Metall. An Anschlüssen fehlen wie schon am Micron eigentlich nur Einzelausgänge und USB To Host - okay, vielleicht noch CV-Buchsen als Ergänzung zu den 1 Zillion Modulationsquellen und -zielen, aber das ist ja nur ein
Virtuell-Analoger. Sogar zwei Pedalbuchsen und MIDI Thru hat er.
Die Klänge sind in Kategorien eingeordnet und auch nur da, und in den Kategorien wiederum sind sie alphabetisch geordnet. Es gibt also keine Bänke und Programmnummern im klassischen Sinne. Interessanterweise kann man auch ganz neue Programme etc. anlegen und speichern und vorhandene löschen, ohne zwingend irgendwas überschreiben zu müssen, die Zahl der belegten Speicherplätze ist also nicht fix.
Die Presets sind teils-teils, also der übliche "Wir prollen mal damit, was der Synth so an Modulationsmöglichkeiten hat, auch wenn der Sound komplett praxisuntauglich ist"-Kram plus die ebenso üblichen Standardverdächtigen à la Jump, Cars und Lucky Man. Ein Jump-Sound auf einem 3-Oktaven-Synth? Egal, gibt ja MIDI In... Inspiration kommt außerdem querbeet von Jarre über Wakeman bis Nitzer Ebb.
Ach ja, MIDI. Der Miniak ist ja multitimbral. Allerdings kann man nur für Part A einen MIDI-Kanal wählen, für die anderen Parts wird von da aufgezählt. Andererseits - wenn man die kleine Kiste wirklich multitimbral über MIDI ansteuern will, sollte man doch eher die Kanäle zusammenhalten, oder? Ist der Übersichtlichkeit sehr zuträglich. Und für Rhythms muß man nicht unbedingt Kanal 10 wählen, zumal der Miniak sich eh nicht an die General-MIDI-Drum-Belegung hält.
Als Klopfgeist geht der Miniak nämlich auch. 99,5% der Rhythms kann man aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vergessen. Ich empfehle, eigene Rhythms zu bauen. Und eigene Drumsounds. Oder den Miniak gleich local off zu schalten und über MIDI einen anderen Drumklangerzeuger anzusteuern. Lustig ist, daß der Miniak einen Quasi-Drummode hat, und zwar mit
allen Programmen (jeweils das mittlere C wird gespielt) als Drumsounds, nicht nur denen in der Drum-Kategorie, und dabei wird der Multimode nicht über Gebühr belastet - im Gegensatz etwa zum Virus, wo man pro Drum einen Part braucht, und dann sind auch 16 Parts ganz schnell alle, wenn man sich z. B. eine 808 bauen will.
Übrigens hat der Miniak eine Art Init-Programm, man muß es nur finden. Nummer 21 unter Comp ("Default"). Wenn man denn selbst schrauben will. Gut, wer zu sehr knöpfeverwöhnt ist, weil er normalerweise an Minimoog (bzw. Clones), Nord Lead u. ä. schraubt, wird sehr schnell die Krise kriegen, denn der Miniak ist zum einen ein Parametermonster, hat zum anderen aber für jeden Parameter eine Menüseite, das Menü ist nicht hierarchisch, sondern sequentiell (kann man alles der Reihe nach durchblättern), und der Data-Encoder ist normalerweise das einzige Bedienelement, das zum Programmieren benutzt wird (auch wenn die Änderungen an den X/Y/Z-Encodern speicherbar sind, so müssen die drei doch erst mit was belegt werden). Erschwerend kommt hinzu, daß das zweizeilige Display eigentlich nur direkt von oben wirklich angenehm lesbar ist. Echtzeitklangschrauben erfordert Vorbereitung (Belegen der immerhin fünf Echtzeitregler außer dem Pitch Bender) und Askese (mehr Controller gibt's nicht). Aber die Wahrscheinlichkeit, daß irgendeine von Numarks Marken in der nächsten Zukunft den Super-Ion in ein größeres Gehäuse mit mehr Reglern baut, dürfte gegen Null gehen, auch wenn Alesis immer noch fleißig den hübscheren, aber hardwaremäßig unterlegenen Micron anzubieten scheint. Stört mich aber herzlich wenig, denn bestimmte Funktionen am Virus und am KS-Rack erreicht man auch nur über Menüs, und das wäre nicht das erste Mal, daß ich einen Synth so programmiere.
Was mich am Miniak (und vorher am Micron) wirklich gereizt hat, sind die Sequenzen. Die sind nämlich in Echtzeit transponierbar, und wenn Latch an ist, spielen sie stur durch und starten nicht bei jedem Tastendruck neu. So was hab ich schon lange gesucht, das war echt nervig, jede Sequenz für jeden benutzten Grundton einmal in der XP-80 abzulegen. Schade ist nur die etwas reduzierte Teilung der Sequenzen: 1/4, 1/2, 1, 2 oder 4 Takte, jeweils im 4/4-Takt, und quantisiert werden kann mit 8, 12, 14, 16, 20, 24 oder 32 Schritten pro Takt. 3/4-, 5/4- und 7/4-Takt geht dann eben nur mit entsprechender Quantisierung und Verzicht auf MIDI-Clock-Synchronisation (es sei denn, man kann die MIDI Clock mit einem externen Gerät umrechnen oder fährt den externen Sequencer gleichermaßen auf 4/4 mit "schräger" Quantisierung). Einen Arpeggiator gibt's dann auch noch, der ist aber nicht programmierbar und hat nur 7 Figuren.
Externes Ablegen geht mittels Sysex Dump, und der ist ausgefuchst. Man kann nämlich nicht nur das gerade gewählte Programm, die gerade gewählte Sequenz, das gerade gewählte Multi usw. dumpen, sondern wahlweise alles, was mit einer Sequenz, einem Multi u. ä. verknüpft ist, gleich mit, etwa die in einem Multi referenzierten Programs, ungefähr so, wie bei Kurzweil sämtliche Dependencies mitgespeichert werden können. Beim Laden von Dumps gehe ich mal davon aus, daß sie auf leere Speicherplätze gelegt werden.
Letzter MIDI-Punkt: Ein Implementation Chart für den Miniak gibt's offiziell nicht, aber ich hab's geschafft, das vom Micron an der Identitätsabfrage von Alesis vorbeizuschmuggeln. Tatsächlich kann man mittels Program Change zumindest am Micron so ziemlich alles umschalten:
- Programs: MSB = 0, LSB = Banknummer
- Patterns: MSB = 1, LSB = 72 bzw. 73
- Setups (das wären beim Miniak die Multis): MSB = 0, LSB = 100
- Rhythms: MSB = 2, LSB = 44 bis 46
Wie sich das auf den Miniak mit seiner ziemlich anderen Speicherstruktur überträgt (immerhin hat er zumindest 1000 Program-Speicherplätze), muß ich noch rausfinden.
Martman