Das ist eine Jazzgitarre, bei uns früher auch als Schlaggitarre bekannt, die in der ehemaligen Tschechoslowakei, wo sie gebaut wurde, nach ihrem Vorbild als "Džibsonka" (eigentlich "Gibsonka") bezeichnet wurde. Sie stammt von der Firma CREMONA aus
Luby, früher Schönbach, dem böhmischen Teil des Musikwinkels mit einer jahrhundertealten Tradition des Geigen-/Musikinstrumentenbaus. Aus Schönbach kamen nach dem Zweiten Weltkrieg Gitarrenbauer ins fränkische Bubenreuth, wo sie Firmen wie Framus und Höfner und viele andere begründeten.
Die in Luby verbliebenen tschechischen und deutschen Gitarrenbauer schlossen sich zu einer Genossenschaft zusammen, die aber nach ein paar Jahren verstaatlicht wurde, die Firma CREMONA. Danach stellten sie für die Firma CREMONA, n. p., LUBY Gitarren her, teilweise noch in ihren alten, privaten Werkstätten. Die Bezeichnung bedeutet CREMONA, Nationales Unternehmen/Volksbetrieb, Luby, das Modell heißt 465.
Ende der Fünfzigerjahre wurde die Produktion industrialisiert, ihre Bedeutung sank aber immer mehr, weil inzwischen elektrische Gitarren gefragt waren, die von anderen Firmen gebaut wurden. Die Firma wurde übernommen und 1962 zerstörte ein Feuer noch große Teile des Firmengebäudes, Viele Arbeiter gingen in Rente, es mangelte an Nachwuchs und so verlor CREMONA an Bedeutung. 1992 wurde das Unternehmen von der Firma
Strunal Schönbach übernommen, die den Ortsnamen immer noch als Qualitätsmerkmal im Namen trägt.
1968 übersiedelte auch der Gitarrenbauer Alfred Bräuer mit seiner Familie nach Bubenreuth. Er wird oft als ein Erbauer dieser Gitarren genannt, mir ist aber nicht klar, ob und woran man seine Arbeit erkennen kann. Weil diese Gitarren wahrscheinlich von (vielen) verschiedenen Handwerkern gebaut wurden, haben sie sicher nicht immer dasselbe Aussehen. Die Instrumente aus den Anfangsjahren sollen noch aus Massivholz gebaut worden sein. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass es sich um solide Instrumente aus dem gehobenen Bereich handelt, für die immer noch eine gewisse Nachfrage besteht. Vor allem in den Ländern des früheren Ostblocks werden sie für ihre Qualität geschätzt. In unseren Nachbarland werden sie im vierstelligen Euro-Bereich angeboten, ich finde also, dass sie - je nach Zustand - auch das Zehnfache dessen kosten dürfen, was Du dafür bezahlt hast. Wie groß die Nachfrage bei uns ist, kann ich nicht beurteilen.
Die Zahl 1065 auf dem Gitarrenzettel bezeichnet meiner Ansicht nach den ursprünglichen Preis in tschechoslowakischen Kronen, der von Staats wegen einheitlich vorgeschrieben war, 3555 dürfte die Seriennummer sein. Das Produktionsdatum ist 1959, Srp. könnte für den Instrumentenbauer stehen, aber das kann ich nur vermuten.