Re-Paul
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Gehört zwar nicht zum Thema, aber da fragt man sich wieder, warum es 1000W Gitarrenendstufen gibt oder ähnliche Monster im Bassbereich.
Der Sinn erschließt sich mir bis heute nicht !
also, ichhab auch mal ne lustige entdeckung gemacht, mein jetziger 130W transistor amp ist ziemlich genauso laut wie mein damaliger 50W röhren amp.
die frage ist, bei dem 130W transen top würde ich meine 100W 2x12er zerhauen, bei voller lautstärke, wenn ich aber meine 50W röhre auf der gleichen lautstärke laufen lasse, dann würde ja rein theoretisch nix passieren oder? woran liegt sowas? (btw: ich hab beides nie ausprobiert aufzu reissen, zu laut )
Siehe Uncle Reaper (Dich gibt es ja noch!)!
Bassverstärker haben höhere Leistungen, damit man den Basston, also tiefe Frequenzen, vernünftig laut hören kann.
Das Gehör ist besonders empfindlich für mittlere Frequenzen, also die, die Gitarren-Töne abgeben. Warum? Hier geht es einfach um die "biologische Verständlichkeit" etwas zu hören.
Für tiefe Frequenzen ist das Gehör viel weniger empfindlich, daher braucht man mehr Leistung eines Bassverstärkers, damit der Basston im mittleren Frequenzgemisch der Gitarre nicht untergeht.
Dazu kommt, daß Tiefton-Lautsprecher auch nicht den Wirkungsgrad erreichen, die die Breitband-Systeme der Gitarren-Boxen haben.
Wirkungsgrad heißt, wenn man z.B. 1 Watt Leistung in einer Box "reinjagt", ist in einem bestimmten Abstand von der Gitarren-Box ein Schalldruck von z.B. 95 dB zu messen.
Gibt man 1 Watt Leistung bei einer Bass-Box rein, so ist der Schalldruck bei gleichen Abstand vielleicht nur 90 dB.
D.h., der Wirkungsgrad ist hier bei der Bass-Box geringer, und man muß vielleicht 2 Watt "reinfahren", um den gleichen Schalldruck zu erreichen, wie bei der Gitarren-Box, die da ja nur 1 Watt benötigt um 95 dB zu erreichen.
Lautstärke ist mehr vom Lautsprecher abhängig als vom Verstärker, was ja viele meinen und nur nach Wattzahlen kaufen, besonders im HiFi-Bereich.
Im HiFi-Bereich mach ich Dir mit einen 10 Watt Verstärker jede 200 Watt HiFi-Box kaputt, zumindestens den Hochtöner! Man braucht nur bis zum Anschlag aufdrehen. Der Verstärker übersteuert (Clipping) und gibt kurzzeitig besonders bei hohen Frequenzen das Mehrfache der Nennleistung ab, was für den Hochtöner meistens tödlich ist!
Daher passen im HiF-Bereich rein leistungsmäßig leistungsstarke Verstärker mit nicht so belastbaren Boxen viel besser zusammen als schwache Verstärker mit hochbelastbaren Boxen. Einen leistungsstarken Verstärker ins Clipping zu fahren (HiFi) ist absolut praxisfremd, wobei man schwache Verstärker leichter ins Clipping "fahren" könnte, wenn man z.B. bei einer Party eine höhere Lautstärke mit eben so einen schwachen Verstärker erreichen möchte!
Die Aussage, die man oft hört, daß eine Box mehr Watt haben sollte als ein Verstärker, ist absoluter Schwachsinn.
Viele meinen auch, daß eine Box leistet, d.h., viele meinen, eine 200 Watt Box ist lauter als eine 100 Watt Box. Auch das ist Schwachsinn!
Der Wirkungsgrad ist da in der Praxis viel wichtiger und auch die mechanische Belastbarkeit. Ein 100 Watt Standard-Auto-Tür-Lautsprecher mit 3" Durchmesser erreicht mit Sicherheit nicht die Lautstärke, die ein 10" 30 Watt Lautsprecher erreichen würde!
Man könnte zwar theoretisch 100 Watt reinjagen, aber da ist die Membrane von der Sicke wohl schon bei 10 Watt weggeflogen...!
Eine Box leistet nicht, sie ist nur mit der angegeben Watt-Zahl elektrisch belastbar.
Ein Verstärker leistet!
Auch haben Wattzahlen absolut nichts mit Klangqualität oder Bass-Stärke zu tun. Man liest immer wieder "mit der Klangfülle von so und soviel Watt"! Lächerlich!
Die Krönung sind für mich immer die Wattangaben bei kleinen HiFi-Anlagen mit 300, 500, 800 oder gar 1000 Watt. Irgendwo klein daneben geschrieben (Maximal- oder Musikleistung). Musikleistung ist nicht definiert (da kann man fast jeden Wert hinschreiben), und die Maximalleistung ist die Leistung, die ein Verstärker eben maximal in Spitzen (kurzzeitige Peak-Maxima) abgeben kann, d.h., bis zum Anschlag aufgedreht, wo er maximal im Clipping ist und somit das hundertfache der eigentlichen verzerrungsfreien Dauerleistung in kurzen Spitzen erreichen kann! Nur was hat das mit der Praxis zu tun? Im Kleingedruckten steht dann irgendwo vielleicht 2x 7 Watt oder 2x 10 Watt Sinus oder auch RMS (das sind die praxisgerechten Angaben, die ein Verstärker dauerhaft bei einen bestimmten Verzerrungsgrad (z.b. 0,1 %) abgeben kann).
Tja, eine auf Laien gemachte Marketing-Strategie, denn die Laien sind nunmal die Masse, egal welches Fach es ist!
Genau wie Megahertz-Zahlen bei Computern, Mega-Pixel bei Kameras, Vergrößerungen bei Ferngläsern, Watt-Zahlen bei HiFi-Anlagen...etc. und was weiß ich noch für Haupt-Kauf-Argumente von "Laien", die wir ja alle in den meisten Bereichen sind.
Erst wenn man sich mit Fach-Themen befasst, merkt man und weiß man, daß sehr vieles doch ganz anders ist, als daß uns Marketing-Strategen weis machen wollen....!
Gruß, Matthias