Hallo! Ich möchte an der Aktion teilnehmen und habe mich für den T-Style-Bausatz entschieden, der eine nicht ganz klassische Sunburst-Beizung erhalten soll.
Die Idee, eine sunburst-farbene Gitarre zu bauen, trage ich schon seit vielen Jahren mit mir herum. Am Anfang hob ich völlig ab und setzte mir allen Ernstes in den Kopf, ein Wurzelholz-Karneol-Sunburst zu verwirklichen, indem ich die entsprechenden Farbtöne aus deckenden Farben zusammenmische und durch Variation der Helligkeit die Maserung mit dem Pinsel auftrage (also paint flame statt photo flame, hihihi). Zum Glück war ich noch besonnen genug, das Ganze erst einmal zu üben, bevor ich für vielleicht 300 Euro einen Firebird-Korpus kaufe und den dann total verhunze. Also nahm ich ein altes Stück Furnierspanplatte, rührte die Farben an und trug sie wischwaschmäßig auf. Das Ergebnis erinnerte verdächtig an geshredderte Marzipan-Karamell-Torte.
So wird das also nichts.
Ich legte den Plan für diese Sunburst-Variante auf Eis und den Plan für diese Korpusform gleich mit. Nach und nach wuchs mein Interesse an den Fender-Klasssikern. Ich kaufte mir eine blonde, sprich eidotterfarbene Squier Affinity Tele und plante für später den Nachbau einer Telecaster Custom in 3-tone sunburst. Ein "amtlicher" Broadcaster- oder Nocaster-Nachbau müsste natürlich auch irgendwann ins Haus und später vielleicht noch eine Version aus dem dritten Viertel der Fünfziger (cremiger Blondton) sowie eine aus den Siebzigern (weiß mit schwarzem Schlagbrett). Irgendwann sah ich eine Anzeige, auf der eine Telecaster oder eine ihrer Nachempfindungen abgebildet war, natürlich in butterscotch blonde und mit einem gefüllten Whiskyglas in der Nähe, was ja prima harmoniert, auch farblich. Im ersten Moment glaubte ich aber, wesentlich dunklere Zargen zu sehen. Ich erkannte meinen Irrtum, aber irgendwie hatte ich mich in jene Gitarre, die es so gar nicht gab, verliebt: Eine Sunburst-Lackierung, die es ja lange vor der Einführung von Korpusbindings und Palisandergriffbrett schon gab, wie damals üblich mit sehr geringem Rot-Anteil, aber die Zargen nicht so dunkel wie damals und, wenn wir schon mal dabei sind, gleich noch ein Affinity-artiger Steg für eine makellose Korpus-Rückansicht, ferner einteiliger Ahornhals, Kluson-Mechaniken und einschichtig weißes Schlagbrett.
Inzwischen habe ich schon mein zweites Möbelstück farblich restauriert, und das Ergebnis ist um Welten besser als mein Tortensunburstgeschmiere auf der alten Übungs-Spanplatte. Jetzt würde ich gern ausprobieren, wie weit man mit der übrig gebliebenen Beize und ein paar Gitarrenteilen kommt. Die Kopfplattenform werde ich mangels größerer Werkzeugausstattung wohl mit einfachsten Mitteln zurechtfriemeln müssen, wobei ich überlege, etwas mehr Holz stehen zu lassen als beim Vorbild und den mittleren Teil etwas bauchiger zu gestalten. Doch halt, erst einmal wühle ich mich durch diverse Umzugskartons, die eigentlich erst nach der Anlieferung der neuen Möbel ausgepackt werden sollten, und suche das benötigte Material zusammen!
Ihr seht, ich lebe momentan wie ein Genie (das sind die Leute, die das Chaos beherrschen sollen
). Hoffentlich taucht auch die Digitalkamera wieder auf, damit ich nicht erst den Film vollknipsen und Papierbilder einscannen muss.
Anschließend möchte ich den Korpus, falls der Kontrast zwischen den vier Korpusflügeln ähnlich erheblich ausfallen sollte wie in der Produktbeschreibung, mit verdünnter Beize stellenweise nachdunkeln und nach dem Trocknen das Sunburst-Finish auftragen. Den Hals würde ich natürlich farblich altern. Vielleicht sollte er etwas mehr ins Eichefarbene gehen als das Original, quasi als farbliches Gegengewicht zum Korpus, der ja stellenweise auch viel dunkler ist als butterscotch blonde. Das betrifft natürlich nur die Halsrückseite und die Kopfplatte; einen einteiligen Ahornhals habe ich ja bislang noch nicht parat. Als Versiegelung denke ich über Lacklasur für die Halsrückseite und Bootslack für den Korpus nach, falls mich nicht noch jemand eines Besseren belehrt.
Sollte die Sunburstmalerei in die Hose gehen, so würde ich auf eine ganz andere Farbgestaltung ausweichen: Weißer Hochglanzlack, einschichtig schwarzes Schlagbrett mit 8 Schraublöchern. Einschichtig deshalb, weil ich diese Version da habe, wie auch eine kleine Auswahl an Tonabnehmern, von denen zwei ihren Weg in diese Gitarre finden werden. Eventuell käme sogar ein splitbarer Firebird-Humbucker am Hals zum Einsatz, sollte er sich in dieser Gitarre wesentlich besser schlagen als die anderen Kandidaten. Ansonsten wollte ich erst einmal die Originalteile verwenden und, wenn sich die Konstruktion bewährt, später einen höherwertigen und für meine Finger optimal passenden Hals (einteilig Ahorn) nebst Kluson-Mechaniken anschaffen. Der Harley-Benton-Steg mit seinen drei chromfarbenen Zylinderreitern ist mir sogar sympathischer als das ursprünglich ins Auge gefasste Squier-Teil. Immerhin verwendete Fender 1958-59 ebenfalls einen dreiteiligen Steg mit Saitenführung durch den Steg.
Das Probedudeln erfolgt auf einem schon etwas mitgenommenen HiFi-Verstärker, der dank Mikrofonbuchse karaoke-fähig ist. Zur Tonformung steht ein Boss OD-2 zur Verfügung. Als Lautsprecher dient ein etwas abgefahrenes Noname-Teil mit quadratischem Ferritmagnet und lufduchlässiger Aluminium-Staubschutzkappe, der einfach auf den Boden gelegt wird. Damit es nicht allzu grätzig klingt, kann ich mit dem 5-Band-Equalizer des Verstärkers die höchsten Höhen herunterregeln.
Was spricht dafür, mich zu nominieren?
Dass die Teile bei jemandem landen, der nur halbtags auf dem zweiten Arbeitsmarkt untergekommen ist und somit mehr Zeit als Geld hat.
Dass diese etwas ungewöhnliche Tele sonst vielleicht nie gebaut wird, weil die Nocaster und die Custom immer noch Vorrang vor allen freieren Nachbildungen haben und selbst deren Finanzierung nicht geklärt ist.
Dass ich endlich einmal zwei Teles mit übereinstimmender Saitenführung im direkten Vergleich spielen und euch berichten kann, wie sich die Fender-Tonabnehmer in so einem Umfeld schlagen und inwieweit man Unterschiede hört, die sich eindeutig an den unterschiedlichen Hölzern festmachen lassen.
Dass ich vermutlich der Erste bin, der diese Hörproben auf solch einer komischen Anlage durchführt. Ich hoffe, dass ich das Ergebnis nachvollziehbar formulieren kann, da das Aufnehmen ohne Mikrofon und eigenen PC etwas schwierig wird.
Dass ich die Gitarre bei Nichtgefallen lieber verschenke als zerschlage und sich sicher jemand finden lässt, der Freude an einer gegen Portoerstattung überlassenen Gitarre hat, die noch dazu nicht von der Stange stammt.
Dass es spannend wird, weil noch völlig offen ist, wie die Gitarre am Ende aussieht.
Dass Ihr vielleicht neugierig seid, wie die Gitarrenbastelei abgeht, wenn es sich bei der ausführenden Person um einen Menschen handelt, der als Kind die Beschriftung eines Damenbindenentsorgungsbeutels vertont hat.
Das war übrigens meine erste Eigenkomposition.
Vielen Dank fürs Durchlesen und für Euer Wohlwollen!
....hier geht's ja zu wie bei den Hyänen am Futtertrog! hahahaha.....
:gutenmorgen:
so muss das sein
Johannes, Du hast Deinen Vorredner irgendwie falsch zitiert. Der Kaffeesmiley kam im Original nicht nach dem Satz mit den Hyänen, sondern erst nach einem weiteren Absatz. Beim Lesen Deines Zitats fragte ich mich schon, welche Hyäne Kaffee trinkt und dabei eine Illustrierte liest.