Meine Erkenntnis aus diesem Thread ist, das ich langsam glaube zu verstehen, was Ihr meint wenn ihr schreibt: "... Notenbild/Akkordsymbolik entspricht mehr dem gehörten ..."
Für mich scheint es zu Bedeuten das es "wichtig" ist, trotz exakt gleicher Töne, ein andere Akkordsymbolik zu wählen die dem betreffenden Kontext und somit der Funktion dieses Akkordes am ehesten entspricht oder dem betreffenden Skalensystem. So deckt sich das Notierte mehr mit dem gehörten.
Das kann man so sagen. Aber es geht darüber hinaus:
Mit Funktionen kannst du die Wirkung eines Akkordes und seinen musikalischen Zusammenhang beschreiben. Wenn es der Melodieton zuläßt (oder der einfach angepaßt wird...), kann man solche Akkorde als Substitutionen verwenden, man hat bei diversen Harmonie-/Melodieverläufen einfach eine größere Anzahl an Akkorden zur Verfügung.
Bsp. für eine Alltagskadenz:
T - S - T in C-Dur-Akkorden: Cj7/xyz - Fj7/xyz - Cj7/xyz
Weil ich die Funktionen kenne, kann ich weitere, interessantere Akkorde verwenden:
Cj7/xyz - Db/3 - Cj7/xyz => Neapolitaner, klingt sehr exotisch, aber ich liebe ihn...
Fast den gleichen Akkord kann ich aber auch bei folgender Kadenz verwenden:
T - D - T in C-Dur-Akkorden: Cj7/xyz - G7/xyz - Cj7/xyz
Hier wende ich eine Tritonussubstitution auf der Dominante an:
Cj7/xyz - Db7/(b5)xyz - Cj7/xyz - - - (b5) ist nicht notwendig...
Zwei Akkorde, die sehr ähnlich klingen, besonders ohne die b5-Version, und trotzdem haben sie eine unterschiedliche Funktion. - faszinierend. Vor allem, wenn man erweiterte Kadenzen hat, dann wird´s erst richtig interessant.
Und dann gibt´s da noch verschiedene Arten der Mediantik, aber das ist wiederum noch ein Thema, von Pöhlert bis Grabner, auch interessante Substitutionsarten...
Mit etwas Phantasie kann man damit allerhand machen...
Beispiel: 1 b3 #5 würde, wie von MaBa vorgeschlagen, als Ab/C (bzw. Abmaj7/C oder gleich Abmaj7) zu deuten sein, wenn Tonika Cm (oder auch verdurt?) ist. Das würde der Stufe VImaj7 von Harmonisch Moll entsprechen mit Terz im Bass. Ab/C gegenüber von Cm#5 zu bevorzugen erscheint aus diesem Grund sehr logisch. Die Frage ist bloß wie man diesbezüglich bei verdurung der Tonika umgeht, da tue ich mich noch sehr schwer bei Analysen.
Habe ich das soweit erfasst, gibt es was daran auszusetzen oder was noch erwähnenswert wäre?
Hä?!?!? Harmonisch Moll mit der Terz im Bass??? Wo? Schreibe mal die Skala auf, das kapiere ich nicht...
Verduren und vermollen kannst du nach belieben, wenn die Funktion stimmt. Und es natürlich der Melodieton zuläßt, das ist ja immer klar...
Wobei ich mich schwer tat war Cm/b6 wo ich später auch an Cm/b6(om5) dachte. Ich muss aber sagen das Cmb6, in Cm Cmb6 Cm6 Cmb6, durch die Reibung der kl. Sexte und reinen Quinte in diesem Kontext für mehr Spannung sorgt als ohne Quinte
Die Frage bleibt dennoch wie sinnvoll Cm/b6 als Akkordsymbol ist? Bekannt ist mir so ein Akkord bisher nicht, ich könnte mir vorstellen das viele die Quinte weglassen würden, oder gleich einen Cm/b13 interpretieren würden.
Ich denke im Zweifelsfall würde ich Abmaj7/C notieren, wenn ich sicherstellen will das die Reibung der kleinen Sekunde gewährleistet ist, weil durch diese Notierung eine 1U suggeriert wird (was laut Haunschild ja als "verbindlich" gilt). Hm, alles nicht so einfach
In welcher Tonart sind wir denn??? In Eb-Dur, Ab-Dur oder Db-Dur? Ich bin in G-Dur, Freunde...
Wenn G-Dur Tonika ist, ist C Subdominante. Wenn ich diese als Moll-Subdominante umbaue, bin ich in C-Moll. Dann erhöhe ich die Quinte, dann habe ich ein Cm<5, also mit hochalterierter Quinte. Das ist kein Ab/C, beileibe nicht. Das muß man spielen, dann hört man das.
Ein Ab/C(j7) würde eben bedeuten, daß man sich im Eb-Ab-Db-Bereich bewegt. Dann wäre dieser Akkord vermutlich ein Durchgangsakkord, wenn er zur Subdominante ginge, könnte man Db-Dur ausschließen. Wenn er sich gegen die Dominante bewegt, natürlich nicht...
Die Skalenwahl kann durchaus gleich bzw. ähnlich sein, doch die musikalische Sichtweise ist extrem diametral...
Interessanter Gedankengang. Ist es bei einer Tritonussubstituierte-Dominante auch so wenn sie in Grundstellung vorkommt?
Die Tritonussubstitution kann man auch skalisch auslegen. So hat man eine Menge Optionstöne zum Würzen, der Basston ist dann wurscht...
Aber: Funktionstheoretisch bleibt der Akkord eine Dominante, nur der Akkord ist substituiert, die Funktion verliert er freilich nicht!
Die b6 ist im Akkordsymbol wirklich unüblich.
Nanana... Pöhlert geht damit sehr fleißig um, auch sieht man ihn immer wieder in diverser Literatur...
Moll mit b6 klingt auch nach Maj7 und nicht nach Moll.
Das kommt auf den Kontext an. In deinem Beispiel ist das sicher richtig. Wenn der Akkord ein Neapolitaner ist, dann nicht. Dann gibt´s ja auch keine reine Quinte mehr.
Selbst mit nicht. Spiele mal die Kadenz G7-Cm6b-G7, da klingt dann das durchaus nach Moll...
Ich habe die b6 auch nur geschrieben, weil so das Line Clichee erkennbar ist. Man sieht, daß über mehrere Takte der eigentliche Akkord stehen bleibt. Nur diese eine Linie 5-b6-6 bringt etwas Bewegung hinein. Funktional ändert sich dabei aber nichts.
In diesem Fall ist das richtig. Dein Beispiel ist auch sehr verbreitet, diese Line sollte jeder Musiker kennen, weil sie sich praktischerweise auf alle Funktionen anwenden läßt.