Musik auf Lehramt - Segen oder Fluch?!

  • Ersteller Kreacher90
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Inklusion bedeutet für mich nicht zwangsweise die physische Präsenz in einer Regelschule bzw. gar im selben Unterrichtsraum. Diese Lesart von Inklusion wäre für mich viel zu kurz gesteckt, zu oberflächlich, zu einfältig... Sowas ist im gegenwärtigen Schulsystem auch nicht zu leisten und schon gar nicht einer ohnehin schon am Limit seienden Lehrkraft noch zu allem anderen oben drauf zu laden.
Ein Sonderpädagogikstudium hat seine Berechtigung. Niemand sollte sich anmaßen,
Inklusion ist nur ein Hilfsbegriff und bedeutet Abwesenheit von Aussonderung. Bezogen auf Deine „Präsenz in der Regelschule“ (was soll da überhaupt der Begriff „Regel“?) bedeutet Inklusion, dass die eine Schule für alle Kinder offen sein muss. Ohne Wenn und Aber. Die physische Präsenz muss ermöglicht werden! Damit beginnt es.

Damit ist (häufiger Irrtum) nicht unbedingt jederzeit derselbe Unterrichtsraum gemeint, das würde manchmal den Lehrer oder auch Schüler (ja!) überfordern (was heutzutage leider passiert). Eine Schule für alle hat natürlich weiterhin Klassen, d.h. unterschiedliche Lerngruppen, die aber z.B. für bestimmte Themen eher temporär und vielfältig zusammengestellt werden. Die momentan vorherrschende Klassenbildung nur nach Alter ist ja merkwürdig starr. Das hat doch jeder als Schüler schon selbst erlebt.
Inklusion (Abwesenheit von Ausgrenzung) bedeutet also vor allem eine völlig andere Organisation von Schule. Das ist kein Zauberwerk.

Ein „Sonder“pädagogik-Studium (heißt das überhaupt noch so?) ist eine vertiefte Ausbildung in Pädagogik, Psychologie und therapeutischen (begleitenden) Techniken. Und vermittelt ein vertieftes Wissen über mögliches SoSein von Menschen, das im Hinblick auf gleichberechtigte Teilhabe möglicherweise (wenn von dem Menschen gewünscht) auszugleichen ist.
Dies Wissen, diese Ausbildung, sollten eigentlich heutzutage alle Lehrer bekommen.
 
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Inklusion ist nur ein Hilfsbegriff und bedeutet Abwesenheit von Aussonderung.
Besser als die doppelte Verneinung finde ich die "Einbeziehung" aller ins gesellschaftliche Leben.
bedeutet Inklusion, dass die eine Schule für alle Kinder offen sein muss. Ohne Wenn und Aber.
Ist das die offizielle Definition? oder Deine?

Dies Wissen, diese Ausbildung, sollten eigentlich heutzutage alle Lehrer bekommen.
Wenn sie inklusiv unterrichten sollen, sollte das selbstverständlich sein, dass die auch eine Ausbildung dafür bekommen.

Ich bin nicht sicher, ob wir hier alle von der gleichen Bedeutung des Begriffs "inklusion" reden.
 
Ist das die offizielle Definition? oder Deine?
Beides.
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Besser als die doppelte Verneinung finde ich die "Einbeziehung" aller ins gesellschaftliche Leben.
Naja, wenn ich sie einbeziehen will .. habe ich sie ja vorher ausgesondert - und das soll eben nicht passieren.

Also „Behinderte sind auch Menschen“ ohne „auch“,

Besser noch „Menschen“.
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Zum Thema zurück; Lehramt Musik, Segen, Fluch.
Schönes Beispiel von heute, warum es vielleicht ein Segen ist, Musiklehrer an einer Schule zu sein:

 
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Damit unterstellst du gleichzeitig, dass es allen Kindern, die aufgrund ihrer Andersartigkeit (und bevor jetzt @Aynsley gleich wieder bellt - das ist hier nicht wertend gemeint) sich in Regelschulen schwer(er) tun und deshalb in Sonderschulen unterrichtet werden, dort schlecht erginge, man sie nicht als normal ansähe.

Nein, ich unterstelle nichts, ich mache Dich darauf aufmerksam, daß Kinder bzw. Schüler einzigartige Menschen sind (wenn Du willst, jeder für sich andersartig), und wer den Lehrerberuf ergreifen will, darf nicht erwarten, Schüler nach seinem Wunsch auszuwählen, sondern seinen Unterricht so zu gestalten, daß er das Interesse möglichst vieler Schüler weckt.

Der Lehrerberuf, egal welches Fach, ist weder Fluch noch Segen, aber es ist ein anspruchsvoller Beruf, den nicht jeder Mensch ausüben kann.

Gruß, Bjoern
 
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Ein Sonderpädagogikstudium hat seine Berechtigung.
[...]
Da stellt man sich vor, die Lehrkraft könne ja ein paar Wochenenden 2, 3 Abendkurse zum Thema Inklusion machen und dann läuft das schon mit der Inklusionsklasse.... Na dann, Prost Mahlzeit!
Ich kann zwar beispielsweise perfekt erklären, warum und wie sich unregelmäßige Verben sprachwissenschaftlich entwickelt haben - im alltäglichen Schulbetrieb ist dieses Wissen aber nicht relevant.
Da muß man ja nur noch 1 + 1 zusammenzählen. Die Gymnasiallehrer werden darin ausgebildet, perfekt erklären zu können, "warum und wie sich unregelmäßige Verben sprachwissenschaftlich entwickelt haben" (1) (pars pro toto), aber von Inklusion haben sie keine Ahnung. Klar, die zwei Pädagogik-Proseminare, die man im Lehramtsstudium braucht, kann man ja auch in der Pfeife rauchen. Vielleicht sollten die angehenden Gymnasiallehrer die Zeit, die sie an der Uni mit der sprachwissenschaftlichen Erklärung der Entstehung unregelmäßiger Verben vergeuden, besser in pädagogische Studien und in pädagogische Praxis investieren, z.B. Inklusion. Denn: Pädagogische Fähigkeiten braucht man im Lehrberuf, sprachwissenschaftliche Erklärungen der Entstehung der unregelmäßigen Verben aber nicht. Die sprachwissenschaftlichen Studien dagegen könnte man ja privat an ein paar Wochenenden an 2-3 Abendkursen abhandeln, wenn es einen interessiert.

Viele Grüße,
McCoy


________________________
(1) in der Formulierung steckt ja schon der Wurm drin: Unregelmäßige Verben haben sich ja sich ja nicht sprachwissenschaftlich entwickelt. Vielmehr wird deren Entstehung in der Sprachgeschichte sprachwissenschaftlich untersucht.
 
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nichts halbes und nichts ganzes darstellt
Ja aber das kannst du nicht der Inklusion anlasten, sondern allenfalls der Tatsache dass der gute Ansatz der Inklusion ja mitnichten von den (Dir ja deutlich verhassten) "Links – Grünen" umgesetzt wird, sondern spätestens nach dem nächsten Regierungswechsel von genau denen, die mit den "Links-Grünen" nicht so viel am Hut haben. Die da aber mindestens genau so ideologisch rangehen und damit den guten Ansatz diskreditieren und ihn dann bis zur (mindestens klammheimlich willkommenen) Disfunktionalität pervertieren.
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seinen Unterricht so zu gestalten, daß er das Interesse möglichst vieler Schüler weckt.
Was anderes als Inklusion ist das also.
 
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Also ich habe ja weder eine Ahnung, was in der Uni und im Ref pädagogisch vermittelt wird, noch wie Inklusion funktionieren kann.

Aus meiner Außensicht ist das natürlich nichts, was man hopp hopp über drei Abendkurse vermitteln kann (und das wird vermutlich auch nicht so sein). Es wird ganz oft Einzelfallbetreuung bedeuten, weil die Anforderungen bestimmt sehr unterschiedlich sind. Kinder, die anders sind, werden ja auch jetzt betreut. Ob und wie man die personellen Ressourcen da evtl umlagern kann, also dass Sonderpädagogen mit an den Normalschulen sind, weiß ich nicht.
Viel hängt sicher auch vom guten Willen und einem gewissen Kraftakt der Lehrerschaft ab, von der Art der Schule, der Klientel, extra finanziellen Ressourcen usw.

Ob Inklusin besser ist, damit haben sich Leute mit mehr Ahnung von der Materie beschäftigt. Persönlich halte ich das für ein gutes Ziel, was aber im Detail schwierig umzusetzen ist, weil viele Lehrkräfte eh schon am Limit sind. Und die Anforderungen in einer nicht inklusiven Klasse sind ja mittlerweile auch schon gewaltig, die ist ja mitnichten homogen, sondern hat wahrscheinlich auch schon 30-50% Kinder mit besonderen Anforderungen.

Jedenfalls denke ich nicht, dass mit Schlagworten wie "links-grün" usw. der sachlichen Debatte ein Gefallen getan wird.
 
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Jedenfalls denke ich nicht, dass mit Schlagworten wie "links-grün" usw. der sachlichen Debatte ein Gefallen getan wird.
So ist das.
Mit solchen Zuschreibungen sind wir auch weit weg vom Thema und inmitten einer im Board unerwünschten "politischen Diskussion".

Soweit ich sehe, wurden zu dem zuletzt eingeführten Aspekt "Inklusion" noch keine konkreten Erfahrungen aus dem Musikunterricht beigetragen, was eine Fortsetzung rechtfertigen könnte.

Also, bitte zurück zu Gedanken zum Studium der Musik auf Lehramt oder aus dem Alltag gewonnenen Einsichten als Eltern, Schüler oder der mit dem Studium angestrebten Tätigkeit als Musiklehrer.

Gruß Claus
 
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Ist das die offizielle Definition?

Ergibt sich schon aus diesem Artikel. Als Teil der UN sollten wir uns da schon dran halten, es sei denn wir wollen Trumpel sein. :)

Jedenfalls denke ich nicht, dass mit Schlagworten wie "links-grün" usw. der sachlichen Debatte ein Gefallen getan wird.
Danke!

Passend zum Thema:
Im Hinblick auf Inklusion muss ein Mensch, der Musik unterrichten möchte, natürlich auch überlegen, ob er ein wenig Fortbildungsbereitschaft in diese Richtung hat. Es ist halt nicht damit getan ein paar Kindern einen Liedtext vorzusetzen. Es bedarf selbst bei einer "normalen" Stunde schon geplante Differenzierung: Silbenkennzeichnung im Text (LRS), vereinfachte Arrangements ... im Umgang mit körperlichen Einschränkungen habe ich keine Erfahrung, aber sowas muss man auch mitdenken. Für Zweitsprachler sollten Fachbegriffe präsent im Raum sein...
Hinzu kommt natürlich die "Hilfestellung on the fly" - Rhythmen durch Bodypercussion unterstützen, verschiedenste Methoden um Texte zu sichern ...

Das sind Sachen, die man als Schulabsolvent nicht kennt. So etwas lernt man im Studium theoretisch kennen. Souverän damit umgehen kann man eigentlich erst nach den ersten 1-2 Jahren im Beruf.

Aus meiner Sicht ist das Thema Inklusion im Musikunterricht zwar präsent, aber es ist weniger aufwendig wie in anderen Fächern. Wer ein Problem mit dieser Form der Arbeit hat, sollte auf keinen Fall in die Grundschule gehen. Aber auch sonst den Berufswunsch hinterfragen.
 
Was anderes als Inklusion ist das also.

Als pädagogischer Laie sehe ich die Sache eher pragmatisch.
Als Vater erwarte ich von den Lehrern nicht, daß sie meinem Kind besondere Aufmerksamkeit schenken (das ist ja meine Aufgabe), es reicht, wenn mein Kind 1/25-tel der Aufmerksamkeit bekommt, die der ganzen Klasse (mit 25 Kindern) geschenkt wird.

Aber ich erwarte von einem Lehrer, daß er eine ganz besondere Aufmerksamkeit seinem eigenen Unterricht schenkt. Denn ob das eine oder andere Kind aufmerksam zuhört oder voll besorgt an sein krankes Kaninchen denkt, kann der Lehrer nicht beeinflussen. Wie aber der Lehrer seinen Unterricht gestaltet, das hat er in der Hand, dort hat er den größten Spielraum und daran kann er fortlaufend arbeiten.

Gruß, Bjoern
 
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Aus: Das Kita Handbuch:


Neben der Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt nimmt der Begriff der Partizipation (Teilhabe) in der Inklusions-Diskussion einen breiten Raum ein. Voraussetzung für eine gelungene Teilhabe ist es, zunächst die Bedürfnisse eines Kindes zu erkennen. Dazu gehören alle Bedürfnisse in der Pflege und Betreuung, in der Bildung und in der Erziehung sowie die Teilnahme an allen Gruppenprozessen.
Neben guten Rahmenbedingungen, einem vielfältigen Netzwerk oder stabilen Unterstützungssystemen ist die Haltung der pädagogischen Fachkraft zur inklusiven Pädagogik besonders wichtig. Die pädagogische Haltung ist Voraussetzung für die Fähigkeit zur Gestaltung von Situationen und Prozessen, also für das professionelle Handeln. Nur dann werden eine gemeinsame Betreuung, Bildung und Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung, aus verschiedenen Kulturkreisen und sozioökonomischen Verhältnissen im Sinne von Bildungsgerechtigkeit möglich.


Ein wichtiges Ziel ist, dass die Kinder selbst erkennen, dass sie zusammen mehr erreichen als jedes allein, und dass jedes Kind etwas zur Gemeinschaft beitragen kann. Auf diese Weise lernen alle Kinder frühzeitig, sich selbst und andere in ihrer Individualität zu achten und zu akzeptieren. Durch die Motivation zum gemeinsamen Spiel werden die Leistungsbereitschaft und die Selbstwirksamkeit aller Kinder als bedeutsamer Teil der Gruppe gestärkt.
sozioökonomischen Verhältnissen im Sinne von Bildungsgerechtigkeit möglich.
Ein wichtiges Ziel ist, dass die Kinder selbst erkennen, dass sie zusammen mehr erreichen als jedes allein, und dass jedes Kind etwas zur Gemeinschaft beitragen kann. Auf diese Weise lernen alle Kinder frühzeitig, sich selbst und andere in ihrer Individualität zu achten und zu akzeptieren. Durch die Motivation zum gemeinsamen Spiel werden die Leistungsbereitschaft und die Selbstwirksamkeit aller Kinder als bedeutsamer Teil der Gruppe gestärkt.
 
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wurden zu dem zuletzt eingeführten Aspekt "Inklusion" noch keine konkreten Erfahrungen aus dem Musikunterricht

Zum Thema zurück; Lehramt Musik, Segen, Fluch.
Schönes Beispiel von heute, warum es vielleicht ein Segen ist, Musiklehrer an einer Schule zu sein:

Gospel Train: Benefiz-Chorkonzert in der Laeiszhalle
Die Schule, um die es in dem Beitrag geht, ist m.W. eine Stadtteilschule (in HH bis Abitur führend) und arbeitet inklusiv (seit 2012).
 
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Habe mir den Beitrag angesehen - einfach Klasse, das Engagement. Und die Jugendlichen sind ja auch begeistert dabei.
 
Als jemand, der zur selben Zeit wie Kreacher90 das Lehramtstudium angefangen hat, aber danach in der Universität geblieben und in die Wissenschaft gewechselt ist (ich habe demnach mit 15 Jahrgänge interagieren können, als Student, als auch als Dozent oder wissenschaftlicher Mitarbeiter), einige (anekdotisch-evidenz-basierte untermauerte) Gedanken:

Das Musikniveau stetig gesunken und "monotoner" geworden: Gab es früher Aufnahmeprüflinge mit vielen verschiedenen Musikintrumenten als Hauptfachinstrument, die ihr Instrument schon vor Studienbeginn gut beherrschten und auch ein gesundes Maß an Kenntnissen in der Musikgeschichte/-systematik mitbringen, so sind die heutigen Fähigkeiten sehr, sehr beschränkt. Die eigene Gesangsstimme ist sehr schlecht entwickelt (es wurde scheinbar wenig gesungen), die allermeisten melden sich mit Gesang und Klavier an, was sie wiederum auch gefühlt sechs Monate nottdürftig draufgeschafft haben. Bei uns im Bereich sind wir mittlerweile froh, wenn überhaupt wer mal Schlagzeug vorspielt, oder ein Blasinstrument. Ganz böse formuliert würde ich behaupten, viele Aufnahmeprüflinge finden Disneyfilme toll, können Lieder daraus irgendwie nachsingen und meinten, sie könnten dann Musik auf Lehramt studieren.

Es gibt immer weniger Bewerber: Während Aufnahmeprüfungen ursprünglich dafür da sind, zu selektieren, sind sie mittlerweile nur dafür da, zu prüfen, ob überhaupt Potenzial da ist. Einige Universitäten haben sie auch bereits abgeschafft. Es ist demnach keine Frage, ob die Prüfung zu schwer sei, oder wie sie gestellt werden muss, damit wirklich nur die genommen werden, die auch in Zukunft hervorragende Lehrer werden. Es ist schlichtweg keine Auswahl mehr da, in der Folge, dass überspitzt formuliert eigentlich jeder Musiklehrer werden könnte, wenn er denn will.

Das Studium ist nicht pädagogisch genug ausgelegt: Vieles was man im Studium lernt, kann man im Musikunterricht schlecht/schwer/gar nicht umsetzen. Viele andere Fächer (z.B. Naturwissenschaften, in meinem Fall Biologie) haben viel einfachere und dabei auch hervorragende Konzepte mit Forschendem Lernen etc.. In Musik ist man viel schlechter gestellt. Natürlich kann man auch viel kreativer werden (Musikmachen mit Fruity Loops, Garageband, wir schreiben Rap), aber man muss ehrlich sein und auch die Vorbereitungszeit beachten, die um ein vielfaches größer ist als in einigen anderen Fächern. Dass das beste Konzept auch aufgrund des Niveaus der Schülerschaft auseinanderfliegen kann, müsste auch genannt werden: Klar ist Bodypercussion und kreative Arbeit ala "Wir machen einen Tanz" oder "Wir schreiben einen Rap" noch etwas, was die meisten Schüler mitnehmen kann. Aber ist das wirklich die Lösung? "Bespaßung" auf Kosten anderer musikalischer Themen (beispielsweise die Musikgeschichte oder Instrumentenkunde oder auch Harmonielehre um einfach zu zeigen, was für eine kompositorisch hohe Kunst auch Musik sein kann). Gerade diese Aspekt ist in der Pädagogiklandschaft stark gespalten in "Wir müssen den Kindern Spaß am Musik vermitteln" und "Musik ist ein ernstzunehmendes Fach im Land der Dichter und Denker und deshalb dürfen wir nicht auf Harmonielehre und Musikgeschichte etc.pp verzichten".

Die Wertschätzung für Musikunterricht ist schwach ausgeprägt: Natürlich ist es für das Kind besser, in Deutsch oder Mathematik gut zu sein; dann ist es den Eltern auch egal, wenn mal es in Musik eine Fünf nach Hause holt. Im Idealfall sollte aber auch Musikunterricht ernstzunehmen sein. Ungemein schade.

Gründe woran das liegen könnte, ist hier im Thread zur Genüge diskutiert worden. Dass andere Aspekte auch reinspielen (z.B. Arbeitslast und Ansehen der Lehrer heutzutage, Elternhaus, Wertschätzung von Musik allgemein in der Gesellschaft, Befinden der Schüler heutzutage hinsichtlich Motivation/Aufmerksamkeitsspanne/etc., die Institution Schule und dessen Probleme), würde den Rahmen hier doch ordentlich sprengen.

Im Übrigen finde ich es sehr schade, dass Kreacher90 hier doch so "hart" angegangen wird, da seine Erfahrungen sich mit den Erfahrungen meiner Kommilitonen decken, die jetzt im Gegensatz zu mir im Schuldienst sind und mir auch zum Teil ähnlich resigniert über die momente Situation berichten. Seine Kritik am Schulsystem damit zu kontern, (hm wie formuliere ich das so kurz und knapp wie möglich) man müsse sich einfach mehr anstrengen, um "das Feuer der Schüler zu wecken" (so ist jetzt mein knappe Zusammenfassung) empfinde ich doch als unfair. Wer nicht glaubt, dass das Schulsystem momentan krankt und an vielen Stellen schlichtweg nicht funktioniert, dass massenhaft Lehrer ins Burnout gehen oder den Job schmeißen, dem empfehle ich einige Reportagen auf YouTube, oder vielleicht auch selbst mal sich persönlich ein Bild von Schulen heutzutage zu machen. Denn leider hat sich der damals ehrbare Lehrerjob in eine von der Gesellschaft nicht mehr genügend gewürdigte Arbeit gewandelt mit den momentan sichtbaren Folgen.
 
Grund: Rechtschreibfehler korrigiert
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da seine Erfahrungen sich mit den Erfahrungen meiner Kommilitonen decken, die jetzt im Gegensatz zu mir im Schuldienst sind und mir auch zum Teil ähnlich resigniert über die momente Situation berichten. Seine Kritik am Schulsystem damit zu kontern, (hm wie formuliere ich das so kurz und knapp wie möglich) man müsse sich einfach mehr anstrengen, um "das Feuer der Schüler zu wecken" (so ist jetzt mein knappe Zusammenfassung) empfinde ich doch als unfair. Wer nicht glaubt, dass das Schulsystem momentan krankt und an vielen Stellen schlichtweg nicht funktioniert, dass massenhaft Lehrer ins Burnout gehen oder den Job schmeißen, dem empfehle ich einige Reportagen auf YouTube, oder vielleicht auch selbst mal sich persönlich ein Bild von Schulen heutzutage zu machen. Denn leider hat sich der damals ehrbare Lehrerjob in eine von der Gesellschaft nicht mehr genügend gewürdigte Arbeit gewandelt mit den momentan sichtbaren Folgen.

🙏
 
Ich teile die Darstellung von @Midside umfassend, nur die Einschätzung
Im Übrigen finde ich es sehr schade, dass Kreacher90 hier doch so "hart" angegangen wird, da seine Erfahrungen sich mit den Erfahrungen meiner Kommilitonen decken, die jetzt im Gegensatz zu mir im Schuldienst sind und mir auch zum Teil ähnlich resigniert über die momente Situation berichten.
das @Kreacher90 deshalb hart angegangen wird, weil er (ähnlich wie viele andere (u.a. auch ich😉)) bestimmte Erfahrungen gemacht hat, teile ich überhaupt nicht. Wegen seiner Erfahrungen wurde er hier überhaupt nicht kritisiert.

Es ging ja dann auch um die Frage, welche konstruktiven Konsequenzen ziehen wir aus diesen, unseren Erfahrungen? Und da hatte @Kreacher90 initiativ m.E. (ich sag’s mal salopp) eher rückwärts gewandtes (politisches) zu bieten.
Dass der Musikunterricht nämlich vor allem strukturell nicht in eine leistungsorientierte Schule passt, hast du, @Midside ja dargestellt („..Elterninteresse ..“). Davon sollten wir ausgehen.

Die Frage hier im Thread „Fluch oder Segen?“ provoziert die Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung des Musikunterrichts in der Schule. Das wird natürlich schnell politisch, was hier zu Recht nicht erwünscht wird.
 
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Nachdem ich jetzt eine Nacht drüber geschlafen habe, möchte ich das etwas relativieren oder auch "leicht zurückziehen". Ich finde diese Diskussion hier hart, aber im Vergleich, wie Diskussionen heutzutage bei verschiedenen Themen geführt werden (emotional anstatt sachlich und differenziert) noch fair. Klar denke ich nicht, dass jeder mit Samthandschuhen angefasst werden möchte. Positiv finde ich dennoch, dass das Thema hitzig diskutiert wird, weil uns doch alle das Ganze irgendwie am Herzen liegt (vor allem, wenn es um die Kinder/Zukunft des Landes geht). Dass die Politik momentan in diesem Feld (wie auch in gefühlt allen anderen Feldern) ein bisschen an der Realität vorbeiarbeitet, ist glaube ich jedem klar.

Nochmal back-to-topic: Musik machen ist toll und es gibt sehr viele sehr gute Konzepte, die alle Schüler mitnehmen und auch in Inklusionsklassen funktionieren. Momentan habe ich das Gefühl, es geht in eine Breitenbildung zugunsten aller Schüler; damals im Musikunterricht hat man, wenn man ein Musikinstrument spielt, sich ohnehin eine 1 im Zeugnis gesichert und trägt die ganze Klasse durch den Unterrichtskonzept.
Meiner Meinung nach müssten alle musikalischen Akteure zusammen an einem Strang ziehen; beispielsweise müssten im Zuge der Differenzierung die Musikschulen die Spitzenförderung übernehmen, und die Musiklehrer "für die breite Masse" da sein. Im Rahmen von JeKi/Jekits meine ich auch, dass es Kooperationen zwischen allgemein bildenden Schulen und Musikschulen gibt. Nur inwieweit die gepflegt werden (Geld ist momentan knapper denn je) und wie großflächig das ist, weiß ich gerade nicht.
 
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Apropos „Spitzen“: meine jahrzehntelange praktische Erfahrungen ist, das die „Spitzen“ ihren Stoff anfordern und dafür vor allem Freiraum brauchen. Dies „mein Kind langweilt sich, der ist bestimmt hochbegabt“ kommt nur, wenn es an Angeboten und Freiraum fehlt.
Und da liegt m.E. die Chance im Musikunterricht, dass dort der Freiraum da ist und dass es - obwohl (weil) die Schüler und Schülerinnen so unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen - in ein gelungenes „Ganzes“ münden kann und sie (die Sch.) viel über sich und das Lernen lernen.
Hier agiert der Lehrer eher als Lern-Organisator, der die Schüler und Schülerinnen unterstützt, sich vielfach gegenseitig zu helfen. Die Lehrer geben Impulse, schauen/hören einfach mal zu (schwer für Lehrer😉) und geben Input, wenn es erforderlich ist.
Musik machen, das Erlernte direkt umsetzen, was für ein Spaß. (nicht beSpaßung)l
Die unterschiedlichen Ausgangslagen und Fähigkeiten aller kommen zum Tragen.

Und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem anderen „Fächern“ (z.B. IT, Deutsch, Physik)? Kann da auch zusammenwachsen, was für die Schüler und Schülerinnen musikalisch/kulturell vielleicht schon längst in der Luft liegt?
 
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Da stimme ich dir zu, Musikunterricht ist derart formlos, dass man wirklich guten Unterricht konzipieren kann, der alle mitnimmt und alle gleichermaßen fordert.

In den anderen Fächern herrscht glaube ich eine Art von Differenzierung. Während im Fach Musik der Unterschied zwischen jedem einzelnen Schüler der Grad der Fertigkeiten* ist (wie spielt man ein Instrument, wie musikalisch ist man etc.), ist das Ausschlaggebene in den anderen Fächer der Grad des Intellekts. Da beschränkt sich glaube ich die Differenzierung darauf, dass die Leistungsstarken mehr und schwierigere Aufgaben lösen um beispielsweise im Test die gleiche Note zu bekommen wie die anderen (zumindest war es damals in meiner Laufbahn an einer Gesamtschule, wo ich als Gymnasiast in Sekundarstufe1 (7.-10. Klasse) mit Haupt- und Realschüler bei einigen Fächern zusammensaß (Geschichte, Musik und sowas), und den gleichen Test bekommen haben, wobei die Hauptschüler weniger leisten mussten um auf eine Vier zu kommen). Wie das mit den praktischen Fertigkeitenvorsprung in den anderen Fächern aussieht weiß ich leider nicht. (Theaterspielen im Deutsch z.B.. Dass wer in Chemie brilliert, weil er zuhause einen Bunsenbrenner und Geräte hat, führt glaube ich nicht zu so einem starken Vorsprung wie in Musik. In Informatik habe ich leider keine Ahnung, aus Anekdoten von früher nehme ich wahr, dass Cracks in Informatik ohnehin immer unter "dem Radar des Informatiklehrers geflogen sind")).

*interessanterweise weiß ich gar nicht, ob es Schüler gibt, die stark im Musikunterricht sind, aber kein Musikinstrument spielen, also z.B. Noten lesen können, sich gut in Musikgeschichte auskennen usw.. Solche Personen würden glaube ich stark aus dem Raster fallen
 
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