Übrigens gefährlich für das Herz ist vor allem die Netzfrequenz, die zu Herzkammerflimmern führen kann. Ein kurzer DC Schlag ist unangenehm, aber nicht gleich gefährlich.
Diese falsche Schlussfolgerung ziehen Viele und er zieht sich als pauschale Behauptung quer durchs Internet. Dabei misachten aber viele den Sachverhalt, dass bei dem Vergleich AC/DC der Effektivwert zugrunde gelegt wird. Nimmt man den Spitzenwert, sieht es anders aus: Entscheidend ist jeweils der Strom zum Zeitpunkt der Kontraktion, was a) die Überlagerung angeht und zu einer Mangelsystole führen kann und b) die Stromstärke/-änderung zum Zeitpunkt der Diastole was Extrasystolen und somit potenzielles Kammerflimmern angeht. Letzteres entsteht eben schon bei 20mA, wenn es Kontraktionen am Herzen auslöst und das können Gleichstrom wie Wechselstrom gleichermaßen leisten. Der Wechselstrom hat nur den "Vorteil" dass er Phasen mit niedriger Stromstärke hat, was die Wahrscheinlichkeit eines Zusammentreffens verringert, wenn man nur eine Welle abbekommt, weil man sofort keinen Kontakt mehr hat. Die Sache ist aber die, dass es eine Krampfgrenze von 10mA (bei Kindern weniger) gibt, aber der man auch bei Wechselstrom einen Draht gfs nicht mehr loslassen kann und damit länger bestromt wird. Damit treten kurzfristig Muskelverletzungen und Nervenschäden auf, mittelfristig biochemische Vergiftungen infolge von Elektrolyse. Das Dumme beim Herzmuskel ist, dass der nicht pausieren kann, um sich zu erholen, sondern in der nächsten Sekunde schon wieder arbeiten soll.
Die ganze Geschichte ist sehr vielschichtig und ich kann nur davor warnen, sich im Netz irgendwas zusammenzulesen und dann als Grundlage für eigenes Arbeiten an Geräten heranzuziehen oder gar weiterzupublizieren. Das tun schon zu viele und verbreiten Halbwissen, das auf zahlreichen Seiten zu finden ist und sogar schon von KI-Bots aufgegriffen wurde.
Aus meiner Tätigkeit im Bereich Cardiomessungen und MRT weiß ich um die Problematik der Strömungen und Messungen im Körper und habe gelernt, dass selbst Ärzte und Fachbücher nicht auf den neuesten Stand waren bzw. Sachverhalte ungenau genug darstellen, dass Viele die Fakten misinterpretieren. Es macht z.B. einen großen Unteschied, ob es sich um Quer- oder Längsströme handelt und wo im Einzelfall die Eintrittsstelle des Stroms ist und wie sie wirkt. Ein hoher Querstrom im einen Fall kann von einer Person an einer Stelle stärker toleriert werden, als ein Längsstrom, ist aber indirekt ein Indiz für eine höhere Spannung, die ihrerseits an anderer Stelle stärker wirken kann. Ganz generell ist es entscheidend zu welchem Strom eine Situation effektiv führt. Längere Blut- und Nervenbahnen suggerieren mehr Widerstand für einen Stromfluss mit entfernten Einspeisepunkten, haben aber nur wenig Einfluss auf den effektiven Widerstand, wenn die Spannungsquelle selber einen hohen Innenwiderstand hat, wie z.B. der Hochspannungsweidezaun. Durch die vom Strom erfasste Masse steigt aber die Wahrscheinlichkeit von Schäden bei örtlich ausgedehnterer Strömung. Da spielen auch Verdrängungseffekte eine Rolle.
Selbst mit körpernahen Phantomen (z.T. auf der Basis von Körperspenden!) ist es nur sehr ungenau vorhersagbar, wie hoch ein Strom in irgendeiner Nervenbahn letzlich genau ist, wenn man irgendwo Spannung draufgibt. Dazu ist das Geflecht zu uneinheitlich und zu unterschiedlich leitend. Bei Tests mit Elektroschockern in den USA stellte sich heraus, dass kleine Positionsänderungen und Drehungen des Tasers / der Nadeln (die geschossen werden!) zu Strömen führten, die um mehr als das doppelte voneinander abwichen. Was man sagen kann, ist dass Schäden an Nerven und Zellen des Myokard bereits ab 5mA beobachtbar waren. Die äußern sich leider nicht unbedingt direkt als beobachtbarer Ausfall oder Auffälligkeit im EKG, sie summieren aber über das Leben hinweg zu Schäden, die auf Dauer selbiges genau so verkürzen, wie Mikroinfarkte infolge von Herzmuskelentzündungen, Arteosklerose oder Plaque durch Covid.
Hinzu kommen potenzielle Schäden im Gehirn. Es gab da mal einen Fall eines Kopfmassagegerätes, in das Wasser eingedrungen war und das auf feuchten Haaren angewendet, zu Kitzeln und dann zu Schwindel geführt hatte. Der schädigende Effekt wurde auch erst im MRT gefunden und mit dem gleichgesetzt, was massiver Alkoholmisbrauch und MET dort langsam und unmerklich anrichten.