... und kann man nicht Vorstellungen anderer Menschen einfach mit Respekt begegnen, anstatt diese als Quatsch und Unsinn abzuwerten?
Ich jedenfalls würde niemanden vertrauen, der von seinen eigenen Vorstellungen eine derart hohe Meinung hat, daß er meint, von seinem abweichendes Denken als Unsinn bezeichnen zu können...
Da das auf mich gemünzt war, möchte ich darauf auch direkt antworten.
Ich gebe zu, dass ich in diesem Beitrag die ´Contenance´, die ich mich üblicherweise bemühe zu wahren, auch wenn ich an Postings und Äußerungen deutliche Kritik übe, nicht gewahrt habe, sondern hier recht derb das 432-Hz-Thema abqualifiziert habe.
Das hat aber seinen Grund darin, dass es mir nicht anders möglich ist, als diese ganze 432-Hz und "Sonnenton"-Thematik als Unsinn zu bezeichnen. Es gibt auch Grenzen der Toleranz und auch Grenzen des Respekts, und bei einer derart üblen Pseudo-Esoterik aus der untersten Schublade wie hier sind bei mir diese Grenzen überschritten.
Außer dem völlig subjektiven und diffusen "Bauchgefühl" haben die Verfechter dieser Theorie nicht das Geringste an Beweisen, absolut nichts substantielles aufzubieten, was auch nur das kleinste Detail dieser Theorie untermauern könnte. Treten aber dabei oft und immer wieder mit dem Brustton der größten Überzeugung auf, dass nur ihre Sichtweise und ihre Theorie die `Wahrheit` sei und alle anderen fehlgeleitet. Nur mit dem Fundament in dem "Sonnenton" sei das gute menschliche Maß und die schöne Musik möglich usw.
Anderen, die sozusagen "normal" denken und handeln werden mitunter sogar die größten Vorwürfe gemacht bis hin zur Unterstellung bösartiger und krimineller Handlungen (siehe den Post #31 von
@opa_albin mit dem Zitat zu "Angst, Krankheit und Unterdrückung").
Dem kann und will ich nur in aller Deutlichkeit und ganz energisch widersprechen! Wenn etwas objektiv "Unsinn" ist, will ich es auch als solchen bezeichnen.
Es gibt über die ganze Musikgeschichte hinweg nicht den geringsten Beweis, dass eine Grundstimmung für A=432 Hz zu irgendeiner Zeit und an irgendeinem Ort jemals eine nennenswerte Rolle gespielt hat, wenn überhaupt.
Alte, historische Stimmungen lassen sich ganz gut vor allem mit original erhaltenen Blasinstrumenten und Orgelpfeifen nachweisen, einfach anhand deren Längen (bei Orgelpfeifen war es seit jeher üblich den Tonbuchstaben auf die Pfeife zu gravieren). Auch bei historischen anderen Tasten- und auch bei den Saiteninstrumenten kann man in gewissem Umfang nachweisen, auf welchen Tonhöhen sie stimmbar waren. So besitze ich eine Kopie eines historischen Spinetts, dass ich tunlichst nicht auf A=440 Hz oder gar höher stimme, sondern besser um A=430-435 Hz. Denn durch die höhere Saitenspannung bei höherer Stimmung würde sich das Instrument komplett verziehen und letztlich sogar kaputt gehen.
Es lassen sich also ganz gut die Stimmfrequenzen erforschen, wie sie in der Vergangenheit üblich waren, bevor der Stimmton A=440 Hz normiert wurde. Und da findet sich eine enorme Spannbreite irgendwo zwischen 415 und 450 Hz (wobei man auch noch gelegentlich die Unterschiede zwischen Chor- und Orchesterstimmung antreffen konnte, die sich an ein und demselben Ort deutlich unterscheiden konnte).
Im Grunde lässt sich hinsichtlich der Stimmfrequenz historisch also kaum mehr als ein ´gepflegtes Chaos´ nachweisen. Aber schön musiziert und die Menschen mit ihrer Musik anrühren konnten die Musiker ganz offensichtlich, daran gibt es nichts zu zweifeln.
Ich gebe daher zu bedenken, wer hier ohne "Respekt" auftritt. Ist nicht der respektlos Dutzenden und Aberdutzenden Musikergenerationen gegenüber, wenn er behauptet, nur 432 Hz sei die richtige, weil "natürliche" Stimmfrequenz? Dann haben die praktisch alle an der menschlichen Natur vorbei musiziert.
Ich empfinde genau das als Anmaßung!