Du verwendest einen veralteten Browser. Es ist möglich, dass diese oder andere Websites nicht korrekt angezeigt werden. Du solltest ein Upgrade durchführen oder einen alternativen Browser verwenden.
Mit Mythen aufgeräumt: "Man dehnt die Saiten vor" oder ähnlich
Wayne interessiert das?! Man kriegt doch hier im Board bei der Aufnahmeprüfung als erstes eingetrichtert, dass das System E-Gitarre als einziges auf der Welt so komplex ist, dass es sich durch schnöde naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Gesetzmäßigkeit nicht beschreiben lässt…?!
Ich kenne das auch nur als "Schlupf rausziehen" ...
Mache das regelmäßig von Anfang an, mit Gefühl nicht mit Gewalt, und die neuen Saiten sind dann fast sofort stimmstabil.
Ergänzend vielleicht auch interessant: Ich benutze zu 95% Steinbergers mit Double-Ball-End Saiten, d.h. da gibt es überhaupt keine Wicklungen, aus denen man überschüssigen Raum herausziehen könnte. Dennoch mache ich die typische "Saitendehnung" beim Aufziehen von neuen Saiten jedes Mal, weil die Ball Ends auf beiden Seiten oft erst dann in die korrekte "Endposition" innerhalb der Halterung gerutscht sind. Danach ist die Stimmung komplett stabil.
genau: solange die Bezeichnungen Vibrato- und Tremolosystem seit ewigen Zeiten lustig nebeneinander genutzt werden, ist es mir persönlich nun wirklich egal, ob ich beim Aufziehen und Recken der Saiten den "Schlupf rausnehme" oder die "Dehnung reinbringe".
Früher hatte ich jedenfalls immer gebrauchte Saiten (Nylon-Konzertgitarre) bei Konzerten als Ersatz dabei, weil die die Stimmung schneller als neue Saiten hielten, wenn mal eine kurz vorm Konzert gerissen war. Erfreulicherweise ist die Qualität der Saiten (Nylon/Carbon/Stahl) m.E. seit vielen Jahren deutlich gestiegen, deshalb kann ich mich kaum noch an gerissene Saiten in misslichen Situationen erinnern.
das System E-Gitarre als einziges auf der Welt so komplex ist, das es sich durch schnöde naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Gesetzmäßigkeit nicht beschreiben lässt…?!
Unsinnig ist dagegen der naturwissenschaftliche Zugang. Aus zwei Gründen:
1. nehmen naturwissenschaftliche Disziplinen den Menschen aufgrund seiner unterschiedlichen und subjektiven Wahrnehmungen aus der Gleichung, aufgrund des Bedürfnissses der Naturwissenschaften, eine objektive Realität herzustellen. Wer so ein Bedürfnis hat, kann nicht damit leben, dass es eine objektive Realität nicht gibt. Nicht einmal physikalisch.
2. Eine Gitarre ist tatsächlich ein komplexes System, dass aufgrund seiner nichtlinearen Dynamik ein Verhalten aufweist, das im Rahmen der physikalischen Theorie-Bildung als deterministisches Chaos bezeichnet wird und dessen Verhalten deswegen nicht prognostizierbar ist.
Meine Meinung ist, für einen Musiker ist dieser Naturwissenschaftliche Zugang nutzlos. Aber auch physikalisch stillt dieser Zugang das Bedürfnis jener Menschen, die an ihrer Illusion einer objektiven Realität verzweifelt festhalten wollen, auch nicht. Darum sind solche Diskussionen sinnbefreit.
Da es sich bei solchen Fragestellungen lt. Deiner Wahrnehmung um eine Aufnahmeprüfung handelt, rechtfertigen solche Diskussionen aber immerhin die Anwesenheit der Moderatoren, weil dieses Thema massive Spaltungstendenzen hat.
ich mache das auch so, seit vielen Jjahren
neue Saiten unter Zug aufziehen, Wicklungen so wenig wie möglich, die meisten meiner Gitarren haben auch Locking Tuner (ist aber unerheblich da das keinen Unterschied auf die Stimmstabilität ausmacht wenn man die Saiten korrekt aufzieht, der Saitenwechsel mit Lockingtuner geht halt nur etwas schneller)
Dann auf Zielstimmung stimmen, Saiten mit Gefühl und Bedacht ziehen, dann Stimmung überprüfen und wieder auf Zielstimmung bringen, das wiederhole ich ein paar mal bis sich beim Nachziehen nichts mehr tut.
Mache ich das aber nicht, und ich spiele ein paar Noten mit ein paar Bendings, dann ist die Gitarre sofort danach aus der Stimmung und ich muß dann sowieso wieder nachstimmen. also dauert es länger und ist nerviger wenn ich das oben angeführte kurze Prozedere nicht mache
das ist kein Mythos sondern einfach eine Best-Practice aus dem Gitarristen-Alltag
Interessant wäre da auch die Frage, ob man beim kompletten Saitenwechsel alle Saiten mit dem Saitenschneider wegknipst und die neuen Saiten aufzieht, oder ob es einen Unterschied macht, eine Saite nach der anderen einzeln auszutauschen. Das habe ich in meiner Anfangszeit so gemacht, wenn ich meinen Stimmstern vergessen hatte oder kaputt . So hatte ich beim Stimmen ja immer noch die Referenz der anderen Saiten. Gibt es dazu unterschiedliche Denkansätze?
das kommt ganz darauf an würde ich mal sagen.
Bei meinen Floyd Rose und Gitarren mit Freischwebenden Tremolos mache ich es üblicherweise so, das ich eine Saite nach der anderen wechsle. zum einen wegen dem Federzug und das das Tremolo ggf nicht aus den Bolzen springt (ist mir nämlich schon früher nicht nur einmal passiert )
Bei meinen Gitarren mit fester Brücke gebe ich üblicherweise alle Saiten runter.
das bei "nur" Saitenwechsel
wenn ich der Gitarre ein "Grosses Service" gebe, sprich Komplettreinigung, Griffbrett ölen usw, dann gebe ich üblicherweise immer alle Saiten runter.
fürs Stimmen hat das bei mir keine Auswirkung da ich immer mit Stimmgerät stimme
Ich mache das immer so, solange ich nicht das Griffbrett reinige, um das Saiten-Federngleichgewicht bei meinen Floyd Rose Gitarren beizubehalten. (99% meiner Klampfen). Ansonsten kurbelt man sich später einen Wolf, wenn man das System komplett neu in's Gleichgewicht bringen muss. Alternativ kann man das Vibrato in der korrekten Nullposition blockieren. Um den kompletten Prozess zu vereinfachen, dehne ich die Saiten dann auch gleich einzeln mit. Auch bei den Double-Locking Systemen geht die Stimmung pro Saite dabei merklich runter.
Man kann sich auch bei Steve Vais Guitar Tech den Prozess ansehen...
Hab gerade nachgeschaut ... ich bin jetzt seit etwa 11 Jahren im Forum dabei ... Bevor ich im Forum mitgelesen habe, wusste ich nicht
daß man Pickups wechseln muss, damit man eine super Gitarre bekommt
daß man den Halsspannstab immer wieder nachdrehen muss
daß man das Griffbrett mit so Zitronendinges einölen muss
daß man Saiten nach dem Aufziehen dehnt
daß man die Potentiometer vor dem Einbau ausmessen muss
daß man eine Gitarre kaput machen muss, damit sie gut ausschaut
dass man eine Gitarre auch anders stimmen kann als normal
dass man über Themen heftigst diskutieren kann, die einem das Gitarrespielen total verleiten
Vor Forumszeiten waren der dauernd gedrehte Halsspannstab, die Raffinerie für Griffbrettöle, das Dehnen, das Umstimmen und das Diskutieren auch schon bekannt... Den Spannstab habe ich bisher nur bei 2 von meinen ca. 25 Instrumenten, die damit ausgestattet sind, (etwas) bewegt. Griffbrettöl benutze ich seit 40 Jahren nur extremst selten (vielleicht 1x alle 10 Jahre/Instrument), "Dehnen" oder "Lose Rausholen" habe ich schon bei meiner ersten Gitarre (1975) von meinem Lehrer gelernt, Umstimmen damals auch (damals wurden Kottke, Fahey und die britischen DADGAD-Picker populär, schon Peter Bursch weist darauf hin). Das Gesabbel hat aber zugenommen, vorher gab's in meinem Umfeld zu wenig Gleichgesinnte, obwohl ich doch schon seit den 70s Spotllight und das Fachblatt gelesen habe. Übrigens hat Spotlight in den 80s schon Instrumente technisch vermessen. Und das dann wieder weggelassen, weil's zwar interessant ist, aber sehr wenig konkrete Aussagen über den Sound extrapoliert werden konnten. Nicht, weil man nicht vieles messen kann, sondern weil "Klang" halt immer noch eine Nummer komplexer ist.
Nur Kratzer an Gitarren hießen damals "Beschädigungen" und nicht "relic".
btt: Nylon oder Darm kann man tatsächlich wirkungsvoll dehnen, bei allen Saiten - egal, on Nylon oder Metall - geht es aber, gerade nach dem Neuaufziehen, vorrangig darum, "die Lose herauszuholen".
Das bin sicherlich ich aber inzwischen lass ich das von rothaarigen Jungfrauen bei Vollmond machen. Ich kann mich ja schließlich nicht um alles kümmern...
Lieber TO, jeder der halbwegs Ahnung von Physik hat, zerpflückt deine Thesen, so dass nicht viel übrig bleibt. Damit machst du dich zum Affen... was ja erstmal keinem schadet und man könnte das auch unkommentiert lassen. Was die ganze Sache - in meinen Augen - so unsympatisch macht, dass es hier Leute gibt, die solchen Aussagen vertrauen und befolgen. Hatten wir schon neulich Mal, als es um die korrekte Verkabelung einer Gitarrenbox ging und der Fragende dadurch nur bis zu Resignation verunsichert wurde.: https://www.musiker-board.de/threads/mesa-boogie-user-thread.209369/post-9596627
Ich hab auch eine These: oft ist die Größe des Egos indirekt proportional zur Fähigkeit der Selbstreflexion der eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse.
Nur weil kein Physiker die (E-)Gitarre bis zum letzten, kleinen hörbaren Unterschied mit physikalischen Gesetzmässigkeiten beschriebt bzw. modelliert, heißt das nicht, dass das nicht möglich wäre. Nur übersteigt ...
1. der Aufwand dafür oft den tatsächlichen Nutzen (Das Ganze muss ja auch irgendwer bezahlen. Meistens tun es auch Gesetze oder Formeln die auf gewissen Vereinfachungen beruhen, weil das Ergebnis zwar nicht 100% korrekt ist aber für eine bestimtme Anwendung genau genug) und ...
2. z. B. richtige oder falsche (wie die des TO) Thesen, experimentell bestätigt oder widerlegt werden können.
Also ein bischen mehr Vetrauen in die Physik. Außerdem sollte man bei jeder Formel (oder Gesetz), bei der es bis zur allerletzten Kommastelle passen soll, deren Grenzen bzw. die Vorraussetzungen und Vereinfachungen unter der sie gilt, kennen.
Also ich bin kein Physiker, Gottseidank, aber ich weiß, dass Gitarrensaiten hergestellt werden indem man dickeren Draht zu dünnerem Draht streckt. Und dann wird die aufgezogene Saite noch einmal gedehnt, also verformt? Wenn das so ist, warum verformt sie sich am Anfang und dann nicht mehr? Das wäre dann keine Physik sondern Magie.
Weil es eine Vereinfachung ist, zu sagen, dass ein Material elastisch ist oder plastisch. Kein Material ist zu 100 % nur elastisch oder 100 % nur plastisch. Das stimmt zwar weitestgehend aber eben nicht vollständig.
Meine Schuld: Ich habe Western und E-Gitarren, ansonsten nur eine Ukulele mit Kunststoffsaiten. So habe ich die ganze Zeit Metall-Saiten gemeint, ausschließlich. Ein Kommentar zu Kunststoff später.
Bei den verschiedenen Werkstoffen gibt es eine sogenannte Elastizitätsgrenze. Solange die Belastung /Dehnung noch unterhalb dieser Grenze bleibt, kehrt der Werkstoff bei Entlastung in seine Ausgangsform zurück. Wird er darüberhinaus belastet findet eine bleibende Verformung bis hin zum Bruch statt. Das gilt für jegliche Form der Belastung, also Zug, Druck und Biegung gleich.
Bei Kunststoffen wie Nylon gibt es aber noch einen zusätzlichen Effekt. Sie können bei dauerhafter Belastung wie bei einer gespannten Saite auch unterhalb der Elastizitätsgrenze mit der Zeit eine Verformung erfahren. Das nennt man Spannungsrelaxation.
Danke, das mit Nylon war mir nicht klar. Ich meinte die ganze Zeit Metall, aber hätte das im Thread schreiben sollen. Als ich Nylon-Saiten auf die Ukulele gespannt habe, dachte ich echt, irgendwas ist kaputt: Saiten, Mechaniken... habe gedreht wir bekloppt und nach kurzer Zeit war die schon wieder verstimmt - das war genau der Effekt.
Nachtrag: Nein, hätte ich alles nicht schreiben müssen, ich war ja extra ins E-Gitarren-Forum gegangen, gestern, also ging es nie um Nylon! Aber wurscht, war ganz interessant.
Bei den Diskantsaiten ist es eigentlich primär das "Setzen" an der Mechanik und Anpassung an die Winkelung, bei den Basssaiten setzt/streckt sich die äussere Wicklung auch noch etwas.
Ist ähnlich wie bei einer Antriebskette am Fahrrad oder Motorrad, die grösste "Streckung" erfolgt am Anfang, wenn das Material noch neu ist, da es nach der Produktion nicht durch Zug belastet wird, nach dem "Dehnen" wird es erstmal weniger und kurz vor Tot wird es wieder mehr.