Ist die Gitarre für mich das falsche Instrument?

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Moin Zusammen,

ich schiebe gerade mal wieder Frust und verliere so langsam die Lust am Gitarre spielen/lernen.

Musik mache ich seit fast 50 Jahren (Klavier, Keyboard).
Gitarre spiele ich nun seit 2017 und seit 2019 mit Lehrer. (Davor mit music2me)
Ich versuche möglichst jeden Tag eine Stunde mit Plan zu üben. Die Übungen und den Fortschritt halte ich in einer Excel-Tabelle fest.
Soweit so gut.

Aber Songs wie z.B. Glasgow Kiss (Introteil) oder das Solo von Bon Jovi - Runaway bringt mich völlig an meine Grenzen und ich werde da einfach nicht besser.
Glasgow Kiss hat 207bpm - ich schaffe maximal 160 sauber zu spielen. Bon Jovi ca.150 bpm machbar - bis auf den Legatoteil am Ende... da max. 115 bpm.
Auch andere Sachen - z.B. Last Resort Intro... auf Originaltempo 2-3 Mal sauber und dann verhaken sich meine Finger. Auch gut - das Solo von Accept mit Fast as a shark (ca. 140bpm - ich gerade mal 60-65)

Mein Lehrer sieht meinen Fortschritt zwar ganz anders als ich - aber es frustet ungemein, wenn die eigene Erwartungshaltung ist, dass ich solche Songs nach der Zeit locker spielen können sollte oder zumindest viel näher am Zieltempo dran sein sollte.

Ich meine Erwartung da einfach zu hoch oder kämpfe ich da gegen Windmühlen, weil ich nicht den richtigen Zugang zur Gitarre finde?
 
Wie viel Zeit pro Tag investierst du denn in die Gitarre?
Wie ist das denn mit hohen Geschwindigkeiten auf dem Klavier? Vielleicht sind auch einfach hohe Geschwinigkeiten nicht so dein Ding?
Generell ist es natürlich gut, an den eigenen Schwachstellen zu arbeiten, aber man kann und sollte ihmo auch ruhig an den Dingen arbeiten, die man gut kann, um diese so richtig zur Geltung zu bringen.
Machst du denn auch manchmal Sachen, die einfach Spaß machen und nicht irgendeine Art von Übung? Z.B. Jammen auf nen langsamen Blues oder sowas?

Für mich ist es z.B. gar nicht sooo erstrebenswert, hohe Geschwinidgkeiten zu erreichen. Da muss man lange dran arbeiten und des Ergebnis ist dann relativ kurzlebig. Wenn man ein paar Tage nicht an dem Stück übt, fällt die Geschwinigkeit direkt wieder. Ein bisschen wie beim Muskelaufbau. Ich geh auch nicht ins Fitnesstudio :D
 
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Ich glaube, dass nicht Deine Fähigkeiten und Deine Fortschritte an der Gitarre Dein Problem sind, sondern Deine wie auch immer geartete Erwartungshaltung.

Ich komme auch von den Keyboards und habe Gitarre später als quasi Zweitinstrument gelernt (allerdings überhaupt nur autodidaktisch). Sowohl die Fingermotorik als vor allem auch das Denken sind zwischen den beiden Instrumentenarten völlig unterschiedlich. Für mich sind hauptsächlich die Ausdrucksmöglichkeiten an den Saiten gegenüber den Tasten faszinierend, weshalb ich auch Synthesizer über Gitarre spiele. Verglichen mit Gitarristen bin ich sicher grottenschlecht an der Gitarre, aber es macht mir einfach Spaß und ich bin deshalb (mit mir) zufrieden.
 
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Naja, was heißt das falsche Instrument. Machst du denn sonst gute Fortschritte und macht es dir Spaß? Wenn ja, dann bleib dabei, finde deine Nische und hab Spaß dabei. Manche Menschen sind einfach nicht dafür gemacht schnell(er) zu spielen. Ich werde in meinem Leben auch nicht mehr der ein schneller Shredder. Dafür würde ich aber behaupten liegt mir das Rhythmusspiel gut und ich konzentriere mich vermehrt darauf. Klar wäre es schön mal so ein richtig schnelles Solo Note für Note abzureißen, aber mir geht es da wie dir... ich verhake mich da auch einfach sehr oft. Du bist also nicht alleine, bleib einfach am Ball, spiele und übe das bei dem du Fortschritte merkst und nicht das, das dich frustriert.
 
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Ich denke ebenfalls, dass deine Erwartungen an dich selbst einfach zu hoch sind.
Ich spiele schon viele Jahre Gitarre und habe meine Stärken an der Rhythmusgitarre. Ich spiele zwar ebenfalls gerne Solo, habe da aber durchaus Limits im Tempo und mich damit einfach arrangiert indem ich Soli nicht original, sondern in meinem Stil interpretiere.
Hab Spaß am Spielen, an dem was klappt und verbeiss dich nicht zu sehr im Tempo.
 
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Beim Lesen hab ich mich gefragt, wozu spielst Du Gitarre und wo bleibt für Dich der Spass an der Sache?
 
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Kurz und knapp: Deine Erwartungen sind zu hoch.

Mir scheint, dass Dein Ansatz etwas zu technokratisch ist (siehe Excel-Tabelle zur „Leistungsmessung“) und somit die Freude am Musizieren zu kurz kommt. Und Freude am Spiel ist meines Erachtens wesentlich erstrebenswerter als kalte technische Perfektion und BPM-Orgien.

Nur als Anregung: such Dir - gerne auch mit Hilfe Deines Lehrers - bewusst „langsamere“, dafür aber ausdrucksstarke Songs aus. Lass Dir Zeit beim Erlernen, damit das Muskelgedächtnis die nötige Routine bekommt und Du den Song auswendig spielen kannst.
Dann stelle den musikalischen Ausdruck in den Mittelpunkt: wie phrasiert der Original-Gitarrist? Wie fühlst Du den Song oder das Solo? Genauso? Anders? Dann entwickle Deine persönliche Interpretation…

Ich habe vor gut zehn Jahren - mit Anfang vierzig - angefangen, um ein Gegengewicht zum Stress im Job zu haben. Der Leistungsgedanke spielt(e) ganz bewusst keine Rolle. Hat nur bedingt geholfen, aber das ist ein anderes Thema.
Ich werde „Sultans of Swing“ niemals aufs Orginaltempo bringen, obwohl Mark Knopfler mein persönlicher Gitarrengott ist. Na und? Spiele ich den Song eben auf 75% der Originalgeschwindigkeit und habe Spaß dabei. Nur letzteres ist wichtig!
 
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Die Frage hat doch mit dem gefühlten Fortschritt nichts zu tun?!

Glaubst du, dass du theoretisch auf der Gitarre die Musik (oder die Parts davon) die du magst, spielen könntest? Gibt dir das Instrument die gewünschten Ausdrucksmöglichkeiten? Liegt es dir ergonomisch?

Wenn ja, dann glaube deinem Lehrer bezüglich deines Fortschritts und werde geduldiger mit dir selbst. Oder kläre mit ihm, wie du effizienter üben könntest.

Wenn nicht, hast du ja schon genügend musikalische Grundlagen, mit denen du weitermachen kannst. Du musst ja nicht Gitarre lernen, wenn es dir keinen Spaß macht…

Warum wolltest du denn noch Gitarre lernen? Ich frage, weil ich von Gitarre auf Tasten wechsle, und natürlich auch so meine Frustmomente habe…

Viel Spaß und Erfolg,
glombi
 
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Bei solchen Fragen denke ich mir immer "Musik ist doch kein Leistungssport" ...

Und so nebenbei ... langsamer, weniger Töne GUT spielen, ist oft anspruchsvoller als möglichst viele Töne pro Zeiteinheit reinzupacken ...
Das ist - normalerweise - auch befriedigender, macht mehr Freude ...

Von Freude am Spiel zu haben kann ich da aber gar nichts rauslesen ...
 
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Wie viel Zeit pro Tag investierst du denn in die Gitarre?
Normalerweise gut eine Stunde am Abend, es sei denn es ist Bandprobe oder so. Aber in der Woche mind. 3-4 Abende. Und das ist auch eine richtige Übungsstunde und nicht rumgedaddel.
Am Wochenende auch ne Stunde Übungen + 2-3 Stunden spielen was ich will - eigene Songs, etc. etc.

Ja, natürlich ist das Gitarrespielen kein Leistungssport und mir macht das auch Spaß - zumal ich endlich die Gitarre bei meinen eigenen Songs selber spielen kann. Aber ich möchte halt auch mal schnellere Dinge spielen können und hab das Gefühl, dass ich an meiner mentalen oder physischen Grenze angekommen bin - und das macht mich unzufrieden.

Ich bin schon jemand, den das weiterkommen befriedigt und sind wir mal ehrlich - wenn man auf einmal etwas schafft, was vorher nie funktioniert hat - da ist und fühlt man sich doch supergut und glücklich.

Freude am spielen ist da - aber sobald ich dann wieder mal ein einem Lauf oder so hänge, der einfach nicht funktioniert - weil zu schnell - bin ich auch inzwischen schnell genervt und dann ist die Freude eben nicht mehr da.
Nur in seiner Wohlfühlzone zu spielen ist sicherlich für jeden gut, der keine weiteren Ziele hat oder mit seinem Können zufrieden ist. Und da bin ich noch nicht.
 
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Kurz und knapp: Deine Erwartungen sind zu hoch.
Auch meine Meinung (stellvertretend auch die Meinung der Anderen).
Wenn du das Niveau erreichen willst, musst du eben üben. Mein letzter Gitarrenlehrer sagte mal so schön " jetzt weisst du wie es geht, aber das üben kann ich dir nicht abnehmen".
 
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Eine Sache hab ich noch vergessen.
Es macht halt keine Spaß, wenn man Songs mit bzw. nachspielt und dann meist das Solo weg lassen muss oder anders improvisiert. Es geht mir sicherlich nicht darum, jeden Ton genau nachzuspielen - aber der Kern eines Solos muss auch wiedererkennbar sein/bleiben.

Noch ein gutes Beispiel: The power of Love - Huey Lewis and the news.... kurzer schneller Lauf oder nen Arpeggio im Solo... bekomm ich nicht hin. Und ja - das frustet und das hat für mich nichts mit Leistungssport zu tun.
 
Nur in seiner Wohlfühlzone zu spielen ist sicherlich für jeden gut, der keine weiteren Ziele hat oder mit seinem Können zufrieden ist. Und da bin ich noch nicht.
Da bin ich bei dir, aber wenn du schon 50 Jahre Klavier spielst, dann bist du erstens wohl schon recht alt (um die 60), was etwas mit "der Mechanik" macht (ich darf das schreiben, ich bin Ü60) und hast zweitens 45 Jahre ausschließlich ein Instrument gelernt, dessen Bewegungsabläufe sich von der Gitarre deutlich unterscheiden.
Ja, natürlich ist das Gitarrespielen kein Leistungssport und mir macht das auch Spaß - zumal ich endlich die Gitarre bei meinen eigenen Songs selber spielen kann. Aber ich möchte halt auch mal schnellere Dinge spielen können und hab das Gefühl, dass ich an meiner mentalen oder physischen Grenze angekommen bin - und das macht mich unzufrieden.
Ich bin auch für viele Sachen, die ich spielen möchte, zu langsam. Schade, ist aber keine Katastrophe. (Ins Konzertprogramm kommen die dann gar nicht oder in geänderter Version.)
Freude am spielen ist da - aber sobald ich dann wieder mal ein einem Lauf oder so hänge, der einfach nicht funktioniert - weil zu schnell - bin ich auch inzwischen schnell genervt und dann ist die Freude eben nicht mehr da.
Nachvollziehbar, aber da musst du einfach die Realität anerkennen: Es ist schwierig, nach 45 Jahren Klavier andere Bewegungsmuster zu trainieren. Wenn ich mich als Gitarrist ans Klavier setze, ist's auch Mist. Und: Ich spiele in der Regel akustische Gitarre und mit Fingern. Mit dem Plektron und dann auf der E-Gitarre ist 's auch nicht besser.
 
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@Person
Glaub mal, ich übe konzentriert und mit Plan - sagt selbst mein Lehrer. Und ich weiß auch - Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aber wenn man ein Jahr später immer noch am gleichen Tempo hängt und immer noch bei den gleichen Songs wie vor einem Jahr die Solos nicht spielen kann - dann geht so langsam der Spaß zur Neige.
 
Nur in seiner Wohlfühlzone zu spielen ist sicherlich für jeden gut, der keine weiteren Ziele hat oder mit seinem Können zufrieden ist. Und da bin ich noch nicht.
Was mich betrifft ... natürlich entwickelt man sich auch in der "Wohlfühlzone" weiter, wenn man dranbleibt, und wird auch schneller - was bei mir eher Nebeneffekt ist, nicht Ziel. Das Ziel ist BESSER zu werden, nicht vorrangig schneller.
Aber eben ruhig, locker und stressfrei ... es ist eine Entwicklung, und die braucht Zeit, wie jede Entwicklung ...
 
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Hi Mathias,

Dein Thema triggert mich enorm, weil ich so viele Parallelen zu mir entdecke. Durch diese Täler bin ich auch gegangen (bzw befinde mich gerade darin).
Aber der Reihe nach:
ich schiebe gerade mal wieder Frust und verliere so langsam die Lust am Gitarre spielen/lernen.
Hehe... normal und kein Grund zur Sorge :)
Musik mache ich seit fast 50 Jahren (Klavier, Keyboard).
Gitarre spiele ich nun seit 2017 und seit 2019 mit Lehrer. (Davor mit music2me)
Dann bist Du ungefähr mein Jahrgang ('64) und hast auf Deine alten Tage (genau wie ich) nochmal zur Gitarre gegriffen. Bei mir kommt noch der Umstand hinzu, dass ich ne schwere Behinderung habe (die sogen. Glasknochenkrankheit) und normales "Üben" eigentlich ne extreme Anstrengung ist. Aber auch ich habe zuerst mit Klavier angefangen und dann so im Alter von 14 mit der Gitarre. Ist dann leider eingeschlafen und ich habe erst mit der "Corona-Krise" wieder zur Gitarre gegriffen. Nun, mit viel Freizeit und auch bißchen Lebenserfahrung aber mit Nachdruck. Also erst mal Hut ab für deinen Elan!
Ich versuche möglichst jeden Tag eine Stunde mit Plan zu üben. Die Übungen und den Fortschritt halte ich in einer Excel-Tabelle fest.
Soweit so gut.
Das gefällt mir schon mal sehr gut! Strukturiertes Vorgehen, analytische Ausarbeitung und sinnvolle Planung der Übungssessions. Schon mal das ist die halbe Miete. Ich mache es auch so. Wichtig ist m.E. auch, dass du dich so oft wie möglich selbst aufnimmst. Nicht nur auf Audio, sondern auch auf Video und dir dass ansiehst. Es ist einfach ein enormer Unterschied in der Wahrnehmung, wenn du selber spielst gegenüber dem, wenn du dich selber spielen hörst. Du wirst auf andere Dinge fokussiert sein. Im Video siehst du dann nochmal zusätzlich, wo du vielleicht komische, unergonomische Bewegungen machst, aber auch wie deine Körperhaltung, deine Spannung und dein Gesichtsausdruck ist. Wirkt es verkrampft, stimmt was nicht.
Aber Songs wie z.B. Glasgow Kiss (Introteil) oder das Solo von Bon Jovi - Runaway bringt mich völlig an meine Grenzen und ich werde da einfach nicht besser.
Glasgow Kiss hat 207bpm - ich schaffe maximal 160 sauber zu spielen. Bon Jovi ca.150 bpm machbar - bis auf den Legatoteil am Ende... da max. 115 bpm.
Auch andere Sachen - z.B. Last Resort Intro... auf Originaltempo 2-3 Mal sauber und dann verhaken sich meine Finger. Auch gut - das Solo von Accept mit Fast as a shark (ca. 140bpm - ich gerade mal 60-65)
Nun geht's an die Details. Und da musste und muss ich auch noch viel dazu lernen! Für mich stellt sich das so da:

Schnell spielen ("shredden :)) ist NICHTS was man so einfach in einem linearen Lernschritt lernen kann (Also langsam üben, dann immer ein Tacken schneller...). Nein, es sind wirklich multiple Lernschritte nötig, ergonomischer Plektroneinsatz, minimale Fingerbewegungen, eine detaillierte Analyse der "Up-Down-Strokes" und vieles mehr. Das hört sich jetzt mega kompliziert an, aber so schwer ist es gar nicht.
Ich habe einen kleinen Vorteil, denn ich hatte mein Leben lang mit Verhaltens- und Lernbiologie zu tun. Ich habe also Lernverhalten bei Säugetieren studiert und konnte dort einiges mitnehmen.
Einer der wichtisten Maximen ist: VERMEIDE FEHLER.

Was bedeuet das nun für dich, wenn du Glassgow Kiss lernen willst? Du wirst es langsam üben und nach und nach versuchen, schneller zu werden. Was passiert dabei? Du wirst es lernen. Langsam. Aber langsam ist (vom Tempo betrachtet) einfach falsch. Du lernst es also "falsch" und hoffst, dass es mit der Zeit "richtiger" (schneller) wird. Probiere es mal mit der "Salamitaktik". Teile es auf in Parts von maximal 7 Tönen. Versuche diese erst langsam dann aber im richtigen Tempo zu spielen. Auch wenn's noch "schmutzig" klingt. Dann die nächste "Salamischeibe",...usw.

Denn es ist ein Lernprozess, den dein Gehirn durchmachen muss. Schnelle, wirklich schnelle Tonabfolgen überhaupt zu erkennen und dann noch die wirklich gut zu imitieren und in (manuelle) Fingerbewegungen umzusetzen.

Du solltest also zwei Dinge tun. Das Ganze Ding langsam üben um die Ergonomie deiner Bewegungen zu überprüfen. Up-Downstrokes, welcher Ton auf welcher Saite und auf welchem Bund fällt mir am leichtesten. Gleichzeitig aber auch winzige Parts schnell "dahinschludern" um zu checken "passt das so" auch wenn Speed drauf ist? Denn ggf. musst du da nochmal was umstellen.
Mein Lehrer sieht meinen Fortschritt zwar ganz anders als ich - aber es frustet ungemein, wenn die eigene Erwartungshaltung ist, dass ich solche Songs nach der Zeit locker spielen können sollte oder zumindest viel näher am Zieltempo dran sein sollte.
Denke da hat dein Lehrer recht. Eben weil er dich auch aus seiner Perspektive sieht (Stichwort Videoaufnahme machen). Denke auch, dass du grosse Fortschritte machst.

Ich meine Erwartung da einfach zu hoch oder kämpfe ich da gegen Windmühlen, weil ich nicht den richtigen Zugang zur Gitarre finde?
NEIN! Und ich finde das auch sehr schade, dass viele Antworten hier in diese Richtung gehen.

Meine Einstellung: Habe grosse, habe größte Ziele! Und staune, wie weit du kommst!

Wir beide werden wohl nie mit der Gitarre auf einer Bühne stehen und ein Publikum unterhalten müssen. Das kann auch ein Vorteil sein, wir sind frei im Kopf. Ich Wahnsinniger versuche mich gerade an dem Song von Joe Satriani "If I could fly". Angefixt durch das wunderbare Video von YOYO und weil ich den Drive des Songs einfach so sehr mag. Ich sah das zum ersten Mal 2020 und dachte... woa, schaffst du nie!


View: https://www.youtube.com/watch?v=LuLN5EGQbTM

Aber ich will es halt einfach! Und mittlerweile spiele ich die ersten 3 Minuten so leidlich auch nur noch knapp 20% unter Tempo. Und es wird halt jeden Tag ein Stückchen besser. Noch Welten von der Präzision von Yoyo entfernt, aber so ist es halt, wenn sich alte Männer mit extrem fleissigen, chinesichen Teenagern messen... :))

Also lange Rede... mach weiter, die Gitarre ist das richtige Instrumen und sei ehrgeizig ohne Ende!

lg Perkeo
 
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Aber wenn man ein Jahr später immer noch am gleichen Tempo hängt und immer noch bei den gleichen Songs wie vor einem Jahr die Solos nicht spielen kann - dann geht so langsam der Spaß zur Neige.
Dann wäre meine Idee, erstmal Stücke auszusuchen, die du in überschaubarer Zeit realistisch komplett schaffen kannst. Das gibt dann erst mal ein Erfolgserlebnis.

Die Sachen, die nicht klappen wollen, muss man auch mal eine Weile zur Seite legen können. Wenn man da nach etwas Pause wieder rangeht, ist man oft überrascht, was man durch andere Sachen und vielleicht auch die unbewusste Beschäftigung an Fortschritten gemacht hat.

Glaub mal, ich übe konzentriert und mit Plan - sagt selbst mein Lehrer.

Ja gut, dann weißt und berücksichtigst du das eh schon. Dann ist Gitarre wohl wirklich nichts mehr für dich.

Gruß,
glombi
 
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Das Führen von Tagebuch ist eines der wichtigsten Hilfsmittel beim Lernen. Immer wenn ich das Gefühl habe zu stagnieren blättere ich zurück und staune, womit ich mich noch vor einem Jahr gekämpft habe.

Das Gedächtnis ist da kein verlässliches Mittel. Das Lernen ist komisch. Sobald man etwas gelernt hat wird es wertlos weil man vergisst wie sehr man sich abgemüht hat.

Ansonsten scheint das hier eher eine Frage der Motorik/Sport/Muskelgedächtnis zu sein und nicht Musik. Daher würde ich eher da nach Lösungen suchen.

Von dem wenigen Sport das ich betreibe weiss ich folgendes: Man braucht Anpassungsreize. Sonst stagniert man auf dem erreichten Niveau. Der Körper braucht ein Signal, dass er die Muskeln für die neue Herausforderung umbauen muss. Muskelgedächtnis zu trainieren kann wie Radfahrenlernen ein Aha Erlebnis sein aber meistens ist es ein frustrierend langwieriger Prozess wie asiatische Kampfsportler wissen.

Daher würde ich es zusätzlich zu langsam und perfekt gelegentlich Tempo hoch und drauflos ohne Rücksicht auf Verluste einstreuen. Dann noch etwas Zeit damit Muskel und Hirn die notwendigen Umbauten vornimmt. Das wird einen wohl bis dahin bringen wie einem Talent, ja Talent bringen kann. Nicht jeder hat das Potenzial 100 m Weltrekordsprinter zu werden.

Ansonsten, ich persönlich habe nie verstanden warum man etwas was andere perfekt vorgelegt hat schlechter nachspielen will und dabei auch noch so viel Energie investiert. Wenn ich etwas nachspiele schaue ich was ich davon "klauen" kann und sobald ich meine alle Informationen die ich verwerten kann/will rausgesaugt zu haben verliere sofort das Interesse. Hören und genießen ja, selbst nachspielen? So gut wie das Original wird es nie und das Leben ist ohnehin zu kurz. Braucht es denn Youtube voller Mona Lisas? Wohl nein aber bei "Sultans of Swing" scheint es nicht genug zu geben.
 
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Von dem wenigen Sport das ich betreibe weiss ich folgendes: Man braucht Anpassungsreize. Sonst stagniert man auf dem erreichten Niveau. Der Körper braucht ein Signal, dass er die Muskeln für die neue Herausforderung umbauen muss. Muskelgedächtnis zu trainieren kann wie Radfahrenlernen ein Aha Erlebnis sein aber meistens ist es ein frustrierend langwieriger Prozess wie asiatische Kampfsportler wissen.

Daher würde ich es zusätzlich zu langsam und perfekt gelegentlich Tempo hoch und drauflos ohne Rücksicht auf Verluste einstreuen. Dann noch etwas Zeit damit Muskel und Hirn die notwendigen Umbauten vornimmt. Das wird einen wohl bis dahin bringen wie einem Talent, ja Talent bringen kann. Nicht jeder hat das Potenzial 100 m Weltrekordsprinter zu werden.
Exakt! 100% d'accord.
 
Nur in seiner Wohlfühlzone zu spielen ist sicherlich für jeden gut, der keine weiteren Ziele hat oder mit seinem Können zufrieden ist. Und da bin ich noch nicht.
Davon war nie die Rede. Auch ich nehme Unterricht und stelle fest, dass neue Nummern heute deutlich schneller sitzen als früher. Ich habe zudem durch die Bank beobachtet, dass sich mein erreichbares Tempo langsam aber sicher steigert. Viele Songs spiele ich mittlerweile auf Orignaltempo, obwohl ich mir dies lange nicht vorstellen konnte.

Perfektion habe ich aber noch lange nicht erreicht. Werde ich auch nie.
Aber Schwamm drüber, das ist meine private Baustelle.

Fakt ist:
  1. Du bist frustriert, weil Du Deiner Meinung nach nicht schnell genug vorankommst - trotz steter Leistungsmessung, strukturierter Herangehensweise und Unterricht.
  2. Die Fremdwahrnehmung ist komplett anders - und dabei beziehe ich mich primär auf Deinen Lehrer, denn nur er erlebt Dich in Natura.
Ganz nüchtern betrachtet hast Du nun zwei Möglichkeiten:
  1. Bleibe bei deiner Anspruchshaltung. Dann wird - je nach Temperament - irgendwann die Gitarre aus dem Fenster fliegen / in der Box stecken / in Flammen stehen / … Es besteht aber zweifelsohne auch die Chance, dass Du damit Erfolg hast. Ob dabei aber Frust und Freude in gesundem Verhältnis stehen, wage ich zu bezweifeln.
  2. Nimm die Einschätzung von Außen an und reduziere Deine Ansprüche. Dann wird sich der Erfolg - und damit die Freude am eigenen Können - früher oder später einstellen. Und zwar mit deutlich weniger Frust und nachhaltigerer Freude als bei Option 1…
Letztlich kannst und musst nur Du entscheiden, was Dein Weg ist. Der derzeitige scheint aber nicht wirklich passend zu sein. Sonst hättest Du diesen Thread nicht eröffnet…
 
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