Kann es eigentlich passieren, dass sich die Saiten irgendwann nicht mehr stimmen lassen, wenn sie zu alt sind?
Ich würde mal mutig behaupten - nein! ... und wie bereits gesagt, falls doch, reißen sie und das merkst Du dann definitiv.
Auf meiner Kindergitarre sind seit etwa 20 Jahren die gleichen Saiten und wenn ich mal ab und an in meinem Jugendzimmer sitze, dann schnap ich mir die alte Klampfe und die Gitarre funktioniert noch, auch wenn die Saiten alles andere als frisch klingen.
Die meisten, die ich so sehe, stimmen übrigens mit Stimmgerät. Geht wohl schneller.
Oder per Handy-App, da gibt es auch sehr gute, die nicht gleich alle Zugriffsrechte wollen. ... und die sind teils genauer als ein Stimmgerät. Mein letztes Stimmgerät hat mich irgendwas um die 25€ gekostet, die Stimmgeräte-App keinen Cent und die ist werbefrei und braucht kaum Berechtigungen.
Um das eigentliche Thread-Thema nochmal aufzugreifen ...
Ich denke viele Leute hätten oder haben wieder Freude an sowas, allerdings sind da auch oft gleich die gefühlten Elefanten im Raum (oder am Lagerfeuer), also Themen die, wie die Medien immer so schön beschwören, "die Gesellschaft spalten". Also solche heiteren Themen wie Flüchtlingspolitik, Religion, Parteien, Klimakrise, sonstige Politik und alles was den alltäglichen Diskurs in Gesellschaft und Medien bestimmt und immer will man uns glauben machen, dass diese Themen die Gesellschaft spalten. ... und ganz ehrlich, am Lagerfeuer ist sowas eigentlich total egal! Zwischen geschrammelten Akkorden, schiefem Gesang, Stockbrot, Bratwurst und Marshmallows haben solche Themen mal 'ne Pause oder können trotz unterschiedlicher Meinung diskutiert werden, ohne dass man gleich aufeinander los geht.
Am Lagerfeuer sind die Reizthemen relativ egal. Wir sind früher in vielen verschiedenen Kreisen zusammen gekommen und klar, wurden solche Themen auch am Lagerfeuer diskutiert und es gab verschiedene Meinungen, aber zwischen "Lady in Black" (Uriah Heep) nach den ersten zwei 0,5-Liter-Dosenpils und spätestens bei "Basket Case" (Green Day) nach dem keine Ahnung wievielten 0,5-Liter-Dosenpils, sowie drei bis dreizehn Schlücken aus den kreisenden Pullen Sliwowitz, Pastis und Jack D., war das dann sowieso alles völlig egal.
Im Prinzip gilt eigentlich am Lagerfeuer immer der Grundsatz, "uns eint mehr als uns teilt" ... und irgendwie besinnt man sich dann oft wieder drauf.
Das Problem heute ist wahrscheinlich eher, dass man zum einen nicht mehr überall einfach so mal ein Feuer machen kann/darf und andererseits, dass jeder immer und überall ein Handy dabei hat und entweder die Polizei ruft "Hilfe, hier brennt ein Feuer im Feld" oder unschöne Handyfilmchen dreht und ggf. jeden noch so gnadenlos verzerrten Ton über Social Media teilt.
Ich bin ein Kind der 80'er, auf dem "Dorf" groß geworden und erinnere mich da an Lagerfeuerabende ab 1987 beim Zelten nach dem Sportturnier bis in die 2000'er hinein, wobei da allerdings eine ziemliche Veränderung stattfand.
In den 80'ern/90'ern war alles total entspannt und die Devise hieß immer "Wir bleiben so lange wie möglich!", wobei der Kälte mit mehr Klamotten oder einer warmen Decke etrotz wurde, wenn jemand Hunger oder Durst hatte und selbst nix mehr hatte, dann wurde geteilt und die letzten achten drauf, dass das Feuer aus ist oder halten es auf kleinrer Flamme am Leben, wenn jemand durch macht und fährt es morgens wieder hoch.
In den 2000'ern hat sich das dann in den harten Kern geteilt, der ausharren und eine gute Zeit haben wollte und die jüngere Hälfte, die dann angeduselt mit anderen per Handy getextet hat und dann weitergezogen ist oder auf einmal doch lieber angeduselt in Richtung des heimischen Sofas wollte, um da noch nach ein paar Bier auf dem Sofa einzunicken, auch gruppenweise.
Was sich aber ganz stark geändert hat sind die Möglichkeiten ein Feuer zu machen. Hier gab es in den 90'ern und frühen 2000'ern noch teils riesige Lagerfeuer und das nicht nur am örtlichen Seeufer, im Feld oder auf der Waldlichtung, sondern auch hinterm Haus oder auf umbauten Innenhöfen und gerade bei den beiden letzten gab es irgendwie immer die größten Feuer. Anfangs waren da ein paar kleine Bretter und am Ende flogen dann auch mal Paletten, Sperrmüll-Möbel oder auch ganze Sofas auf so ein Feuer - die Partys waren teils legendär. Das war dann schon die Ära in der sich die Message "Bei XY ist wieder ne Gartenparty/Hofparty!" in Windeseile per SMS oder auch per ICQ an den heimischen PC verteilt hat und ruckzuck war der elterliche Garten oder Hof voll und als kleines Gastgeschenk wurde etwas Holz oder alte Möbel mitgebracht. Selbst wenn dann so ein Event mal am See stattgefunden hat oder an einem der Seen in den Nachbarorten, dann waren da ganz schnell mal immer mindestens irgendwas um die 30 - 50 Jugendlichen zusammen.
In den 2010'ern haben sich dann mit dem Erwachsenwerden viele Partys in die Gärten der ersten eigenen Wohnungen und Häuser verlagert und teils verändert. Da loderten dann oft keine riesigen Lagerfeuer mehr, sondern mal eine Feuerschale oder man saß einfach um den Grill herum, aber auf einmal gab es dann eben neben den Gitarren auch Harps, einen Kontrabass, einen Akustikbass, mal eine Mandoline, ein Banjo oder eine Geige und die Musik war auch definitiv besser - sehr zur Freude der ringsum wohnenden Mitmenschen!
Die Runden wurden dann aber auch kleiner, denn die ersten Leute gingen um 22:30 Uhr wieder nach Hause, da Frau und Kind dort warteten oder man am Samstagmorgen wieder arbeiten musste oder man wurde gleich bei der Einladung gebeten, dass der Garten ab 23 Uhr wieder geräumt wird, damit die Kinder ihre Ruhe haben und der Papa am kommenden Morgen nicht total platt ist.
Abgesehen davon haben heute scheinbar viele das Gefühl den anderen/die anderen nicht mehr so zu brauchen, so habe ich das Gefühl und jeder macht so irgendwie sein Ding. Viele altmodische Werte sind auch relativ egal geworden.
Wir hatten zuletzt in den 2010'ern eine nette Freundesrunde, in oft wechselnder Konstellation, was diversen Verpflichtungen geschuldet war, wobei es auch immer einen harten Kern gab und die Aktivitäten haben immer mal gewechselt - Lagerfeuer, Nächte am See, Spieleabende, Kino, Kneipenabende, Konzerte, Filmabende, etc., aber einer der Initiatoren hatte dann seine Beziehung in den Sand gesetzt, weil er öfter lieber sein Ding gemacht hat, als sich mal auf Freundin und Kind einzulassen und als seine Freundin mit dem gemeinsamen Kind weggezogen ist, mussten dann die Freunde als Dauerbespaßungsmaschine her halten und wer dann nicht permanent für den Freund Zeit fand, der stand ganz schnell auf der kritischen Liste, was dann dazu führte, dass sich die Gruppe leider schnell zerfasert hatte und alle gerade neu hinzugekommenen Leute abgeschreckt wurden. Das war dann ganz schnell vorbei. Man sollte eben auch mal akzeptieren können, wenn andere nicht immer Zeit haben ... die können trotzdem immer noch gerne dabei sein wollen, auch wenn es nicht jedes Mal ist. Das "lockere Beisammensein" macht doch gerade den Reiz solcher Runden aus. Alles kann, nix muss! Leben und leben lassen!