Do Re Mi ... warum??

  • Ersteller Burndown
  • Erstellt am
Der wichtige Unterschied ist, daß Du die Silben singen kannst, bei Zahlen ist das eher schwierig.
Warum? Nichts spräche dagegen, Zahlen zu singen. Bis auf die Sieben alle einsilbig, also warum soll das nicht gehen? Zur Not singt man eben "Siem" ;)
Und die Zahlen bis fünf können Kinder schon sehr zeitig.

Die Notennamen sind doch am Ende auch nichts anderes als Silben, haben aber wenigstens noch eine logische Reihenfolge im Alphabet. Damit könnte man genauso arbeiten.
Ich definiere einfach eine "relative C-Dur-Tonleiter" und habe genau das gleiche wie die relative und absolute LaSiDo.

Ich vermute, viele Musiker machen "intern" genau das - wenn man ein Stück hört, erfasst man es erstmal in C-Dur/A-Moll [oder einer anderen Tonleiter, die man durch sein Instrument am besten kennt] und transponiert nur bei Bedarf.


Ich glaube auch nicht, dass ein Kleinkind eine völlig abstrakte Silbe wie La, Lö oder Do besser erfassen kann als eine Zahl oder einfach einen Ton.
Wenn ich mit Kindern singe, dann sowieso mit Text. Ich singe vor, die singen nach. Wozu dann DuDiDö oder noch abstraktere Handzeichen?

Die Vertreter der Methode postulieren ja, dass Kinder diese Handzeichen oder die Silben erfassen und umsetzen könnten.
Nur müssten sie dann ja trotzdem lernen, die Intervalle singen zu können. Zum Beispiel lernen, dass von Re nach La das gleiche Intervall ist wie von Si nach Do (oder wie auch immer).

Da fände ich es schon sinnvoller, für Intervalle feste Handzeichen zu haben. Dann ist es wirklich relativ, und man könnte eine Melodie von einem zum nächsten Ton "zeigen".
Dabei fällt mir ein, dass eine Musiklehrerin gerne mit den Händen einen Abstand gezeigt hat, also ob es nach oben oder unten geht und wieviel ungefähr. Das würde dem entsprechen.

Bewegungen oder Handzeichen entsprechen dem "ganzheitlichen" Lernen. Es hilft Kindern Musik zu visualisieren
Finde ich gerade nicht. Ich erfasse bei den Silben nicht, ob La höher ist als Di, auch an den Handzeichen nicht. Es ist völlig abstrakt, könnte genauso MiSolFaDoSi gehen und die Handzeichen könnten auch anders sein. Warum zeigen bei Re die Finger nach oben, bei Fa der Daumen nach unten? Wenn schon schiene es mir logisch, die Halbtonschritte irgendwie gleich aussehen zu lassen, also die III nach oben zur IV zeigen zu lassen. Oder hab ich da was nicht verstanden? Warum ist der Grundton eine Faust und nicht eine Fläche? Immerhin der Leitton zeigt nach oben.

Man könnte aber für die Kinder an einer großen Notenzeile langfahren - auch wenn vielleicht die tiefere Bedeutung der Noten nicht klar ist, sollten Kinder verstehen, was nach oben / unten bedeutet und ob es ein kleiner oder großer Sprung ist. Das ist viel besser optisch / haptisch zu erfassen, und das ließe sich auch sehr leicht körperlich vermitteln. Vielleicht sogar mit einer Treppe oder eine Sprossenwand mit fünf Sprossen. Das ist doch viel visueller und greifbarer als ausgedachte Silben und Handzeichen, die man später sowieso nicht verwenden kann.

(Denkbar wären auch elektromechanische Spielzeuge wie steckbare Noten auf einer Notenzeile, die dann beim Anschlagen mit der Tonhöhe klingen, in die man sie gesteckt hat. Das wäre 1:1 visuell und haptisch. Aber das geht jetzt vielleicht in eine andere Richtung.)

Wie schon gesagt, sind mir die Vorteile alles zu viel Behauptung, es scheint keine Evidenz zu geben. [P.S: Hier wenigstens etwas über die Verbreitung von "sight singing"-Systemen in US-Bundesstaaten]

Ich versuche ja wirklich offen dafür zu sein, aber je mehr ich lese, desto fragwürdiger scheint mir die Solmisation.

In Ländern, wo man sowieso das absolute Solmi-System verwendet (wobei wir beim Ausgangspunkt des Themas wären), würde ich das anders sehen. Das wäre dann wie das oben beschriebene "relative C-Dur".
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum? Nichts spräche dagegen, Zahlen zu singen. Bis auf die Sieben alle einsilbig, also warum soll das nicht gehen?
... und die ersten drei gleich mal mit dem Diphdong "ei": "Kinder, wir bleiben möglichst lange auf dem Vokal "a" und wechseln erst ganz am Schluß zu einem halbgeschlossenen "i".
Also da ist mir Do - Re - Mi schon lieber. :cool:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Also wenn das jetzt ein Argument für die Solmisation sein soll, dann muss ich passen ;)
 
Nichts spräche dagegen, Zahlen zu singen.
Damit die Kinder in der Grundschule dann die Rechenaufgaben vorsingen können?

Diese Lernprozesse laufen beim Kleinkind völlig unbewusst ab, und genau da wird bei der Solmisation angesetzt. Die Kinder haben dann die relativen Tonbezeichnungen ganz von selbst intus, da geht es nicht um bewusstes Erfassen eines Sachverhaltes.

Viele Grüße,
McCoy
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Damit die Kinder in der Grundschule dann die Rechenaufgaben vorsingen können?
Fühlst Du Dich irgendwie persönlich angegriffen, dass Du so unsachlich reagierst?

Ich muss Dir doch eigentlich nicht erklären, dass man die Töne einer Tonleiter von 1 aus nummeriert.

Die Kinder haben dann die relativen Tonbezeichnungen ganz von selbst intus
Dass man Kindern irgendwelche beliebigen Silben zu Tönen beibringen kann, ist mir schon klar.
Nur wozu, wenn es mit nichts verknüpft ist, man es später nicht verwenden kann, und es zwei Möglichkeiten gibt (Notennamen und Zahlen) die man genausogut verwenden könnte, die aber allgemein etabliert sind und eben dadurch viel eher einem ganzheitlichen Lernen entsprechen? (Natürlich nur, falls man den Ansatz überhaupt für sinnvoll hält).

Die Behauptung ist doch, dass es für die musikalische Entwicklung der Kinder extrem nützlich sein soll. Ich hätte gern Belege dafür, die ich aber nicht finde.
- Durchgesetzt hat es sich offensichtlich seit Jahrzehnten nicht.
- Meine eigene Erfahrung als Kind ist negativ, aber das ist natürlich eine zu kleine Stichprobe.
- Ich habe jetzt relativ ausführlich dazu gelesen und nachgedacht.
Ich versuche wirklich offen zu sein, weil ich solche Konzepte an sich spannend finde.

Von den Verfechtern der Methode werden diejenigen, die den Sinn bezweifeln, schlechtgemacht, siehe oben, und jetzt fängst Du auch so an. Warum?
 
Zuletzt bearbeitet:
Nichts spräche dagegen, Zahlen zu singen. Bis auf die Sieben alle einsilbig, also warum soll das nicht gehen?

Aus meiner Sicht spräche dagegen (gegen Zahlen), dass es ja auch Begriffe für die hoch- und tiefalterierten Stufen geben muss.

Beispiel: das um einen Halbtonschritt erhöhte La hieße dann Li, erniedrigt Lo.
Wie macht man das mit Zahlen? Sichs und Sochs? :ROFLMAO:

Und die Silben sind doch ein Problem: Nicht unbedingt im Deutschen (da ginge ja "Siem", wie Du vorschlägst, oder "Sieb").
Aber was macht man in Italien mit Quattro, Cinque, Sette oder in Portugal mit Quatro, Cinco, Sete...
Gut, die könnte man auch verstümmeln, aber wäre dann eben nicht nur eine Ausnahme, sondern derer drei, d. h. über 40 %.

Grundproblem bleiben aus meiner Sicht aber vor allem die Hoch- und Tiefalterationen, die man ja auch in Silben unterbringen muss.
Und da unterscheidet sich selbst in romanischen Sprachen das relative und absolute Solfège:
Absolut z. B. La#, sprich "La dièse" (fr.), aber realtiv Li bzw. Lab, sprich "La bémol" (fr.), vs. "Lo".

Viele Grüße
Torsten


Edit:

Fühlst Du Dich irgendwie persönlich angegriffen, dass Du so unsachlich reagierst?
Ich hatte "Rechenaufgaben vorsingen" eher als lustigen Gegenentwurf zum Klischee des "Namen-Tanzens" aufgefasst und glaube nicht, dass @McCoy bleidigt ist.


Ich muss Dir doch eigentlich nicht erklären, dass man die Töne einer Tonleiter von 1 aus nummeriert.
Solche Systeme gibt es ja auch, z. B. in der Chinesischen bzw. Chevéschen Ziffernnotation oder der verwandten revolutionären (na ja...) Ziffernschreibweise von Jean-Jacques Rousseau.

Aber in den real existierenden Ziffern-Notationen geht man bei Tonleitern eben nicht immer von der 1 aus:
Bei Rousseau ist jedenfalls die 1 nicht immer der Grundton, denn Moll-Tonleitern beginnen mit 6 (vgl. La).
Im Falle von Rousseau ist sein aus seiner Sicht "weit überlegenes" System (er wollte damit die klassische Notenschrift ablösen) immerhin offenbar so unverständlich, dass sogar ein dem Usernamen nach promovierter Musikwissenschaftler in Wikipedia völligen Blödsinn schreibt incl. komplett falscher Transkription. Ach, da wollte ich auch schon lange mal nachhaken bzw. korrigieren. Aber man kommt ja zu nix.

Je weiter man von einfachsten Kinder- und Volksliedern abkommt, desto unlogischer/ausnahmenbelasteter wird es.

Viele Grüße
Torsten
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Auch wenn die Solmisationssilben ursprünglich vom Johannes-Hymnus, also aus dem Lateinischen, abgeleitet sind (siehe Fußnote unten), so haben sie sich doch zuerst in Italien etabliert, und im Italienischen wurde das eher unsangliche "Ut" bald durch das sanglichere "Do" ersetzt.
Es ist gerade die Anhäufung von Vokalen und weichen Anlauten, die diese Silben so schön singbar machen. Genau das ist ja auch die Stärke des Italienischen, was z.B. dazu führte, das Italienisch lange Zeit die dominierende Sprache für Opern-Libretti war, auch außerhalb von Italien.
Wenn man mal jemanden gehört hat, der diese Tonsilben gut beherrscht und bei Sofège-Übungen mit großer Geschmeidigkeit und Virtuosität handhabt, dann hört und spürt man, welche Vorteile diese Silben für Sänger haben können. Da kann Deutsch nicht annähernd mithalten, und unsere Zahlwörter können es gleich gar nicht.

Was die suggestive Wirkung von sinnvollen Handzeichen angeht spürt jeder, der mal unter einem guten Dirigenten spielen konnte. Bekannt ist auch das bei Chorleitern weit verbreitete, ja eigentlich übliche Heben der Hände bei einem länger erklingenden Akkord, z.B. bei Schlussakkorden mit Fermate. Das soll verhindern, ass der Chor auf dem langen Akkord absinkt. Auch wenn das nicht immer 100-%tig funktioniert - es hängt ja auch von der Qualität des Chores an sich ab -, wirkt es doch meistens genau in diesem Sinn. Diese Art Handzeichen haben zwar nichts mit Solmisation zu tun, aber auch bei diesen konnte ich beobachten, dass sie gut funktionieren wenn es jemand wirklich gut beherrscht (und sie zur Situation und zum Kontext passen - meiner Beobachtung nach eher beim Singen mit Kindern und Laien).

Wie gesagt habe ich mich selber nicht darin vertieft. Mir war der Aufwand, die Solmisation, vor allem aber die Handzeichen zu lernen zu groß vor dem Hintergrund, dass sie mir bei meiner Unterrichtstätigkeit in den Fächern Klarinette und Saxophon zu wenig hilfreich erschienen.


*)
Johannes-Hymnus:
Ut queant laxis / resonare fibris
mira gestorum / famuli tuorum
solve polluti / labii reatum
Sancte Iohannes.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Es ist gerade die Anhäufung von Vokalen und weichen Anlauten, die diese Silben so schön singbar machen.
Ja, das natürlich auch!
Ich sage nur "Drrrrrei!!!" oder "Tssssswei!" :)
Deutsch klingt in fremden Ohren oft wie ausspuckt: "Sti-hille Nacccchhhhttttt" (aufwischen!).

Wie gesagt habe ich mich selber nicht darin vertieft. Mir war der Aufwand, die Solmisation, vor allem aber die Handzeichen zu lernen zu groß vor dem Hintergrund, dass sie mir bei meiner Unterrichtstätigkeit in den Fächern Klarinette und Saxophon zu wenig hilfreich erschienen.
Och, im Klarinetten- und Saxophonunterricht haben sich "Handzeichen" doch auch bewährt: nämlich wie man diesen oder jenen Ton greift. :D
 
  • Haha
Reaktionen: 1 Benutzer
Damit die Kinder in der Grundschule dann die Rechenaufgaben vorsingen können?

Diese Lernprozesse laufen beim Kleinkind völlig unbewusst ab, und genau da wird bei der Solmisation angesetzt. Die Kinder haben dann die relativen Tonbezeichnungen ganz von selbst intus, Da geht es nicht um bewusstes Erfassen eines Sachverhaltes.

Viele Grüße,
McCoy
Ich stell es mir allerdings als extrem schwierig vor, die Melodien bei absoluter Solmisation mit den korrekten Silben zu singen (ist ja schon bei relativer eine Herausforderung).
 
Ich stell es mir allerdings als extrem schwierig vor, die Melodien bei absoluter Solmisation mit den korrekten Silben zu singen (ist ja schon bei relativer eine Herausforderung).
Es geht bei dieser Lehrmethode ja aber auch explizit um relative Solmisation.
Absolut heißen ja (bei uns) die Töne anders, die Römer haben allerdings dann ein Problem, wie auch schon mehrfach kritisiert.

Ich merke mir jedenfalls Melodien als Melodie und nicht als Silbenfolge. Das ist für mich viel eingängiger. Und denke dann auch in Intervallen, allerdings akustisch und nicht "rechnerisch".
Das ist wie beim Morse-Alphabet: Man muss akustisch denken, nicht in Punkten und Strichen, sonst dauert die "Übersetzung" zu lange.

Viele Grüße
Torsten
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
dass es ja auch Begriffe für die hoch- und tiefalterierten Stufen geben muss.

Beispiel: das um einen Halbtonschritt erhöhte La hieße dann Li, erniedrigt Lo.

Da sind wir aber schon weit weg von dem, was man mit Kindern machen kann, die noch keine Zahlen können (Dreijährige?).

Natürlich habt Ihr Recht, dass man die Do-Re-Mi schön singen kann. Ich hatte es aber nicht so verstanden, dass es da um die Schönheit des Klangs geht, sondern um ein System, was den Kindern irgendwie einen musikalischen Lernvorteil bringen soll.

Ich kann das in Brasilien gut nachvollziehen. Da ist es nämlich genau das, was wir hier mit "C-D-E" usw. machen würden, nämlich die Töne der C-Dur-Tonleiter, nur relativ. Das finde ich sinnvoll.
Was die suggestive Wirkung von sinnvollen Handzeichen angeht spürt jeder, der mal unter einem guten Dirigenten spielen konnte. Bekannt ist ...
Vollkommen richtig. Da ich eine Weile Orchesterdirigieren studien durfte und später ganz anständige Laienchöre geleitet habe, kann ich das gut nachvollziehen. (Ob ich ein "guter Dirigent" war, weiß ich aber nicht ;) )
Ich hätte aber mit den Solmisations-Handzeichen dort nichts anfangen können, sondern viel eher mit Gesten, die das musikalische Geschehen irgendwie abbilden. Dass man einem Chor damit eine Melodie beibringen kann, dafür bräuchte es mMn jahrelanges Training der Handzeichenerkennung mit den Choristen, mal abgesehen von dem oben schon mehrfach erwähnten ungelösten Problem der Modulationen.

Aber was meint Ihr, warum es sich nicht durchgesetzt hat außerhalb gewisser Regionen? In der DDR z.B. wurde es ja schließlich reichlich unterrichtet.
 
Aber was meint Ihr, warum es sich nicht durchgesetzt hat außerhalb gewisser Regionen? In der DDR z.B. wurde es ja schließlich reichlich unterrichtet.
Du blickst zu allgemein auf dieses Thema.

Im Bereich der elementaren Musikerziehung werden relative Solmisationssysteme nach wie vor verwendet und erfreuen sich auch einer gewissen Beliebtheit und Verbreitung. Da wir aber an den Musikschulen in Deutschland Methodenfreiheit haben, wird man dabei verschiedene solcher in der Anwendung Methoden finden, auch in unterschiedlicher Tiefe in der Anwendung, und auch Kolleginnen und Kollegen in diesen Fachbereichen, die nichts dergleichen nutzen.

Je weiter man voran schreitet oder sich sogar professionell orientiert als Musiker, desto unwichtiger und weniger relevant werden diese Systeme. Bei Profis im konzertierenden Bereich ist mir noch keine relative Solmisation bei einer Probe oder gar Aufführung begegnet. Sänger nutzen so etwas aber schon mal beim Üben und Solféges.

"Durchgesetzt" oder "nicht durchgesetzt" ist also relativ zu betrachten und je nach Bereich und Ebene zu differenzieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zunächst einmal muss ich mich bei allen Teilnehmern für diese rege Diskussion bedanken, ich hatte mit zwei drei Antworten gerechnnet... egal...

Wieso komisch?
Bei relativer (!) Solmisation ist Do einfach der Grundton jedweder Dur-Tonleiter.

weiter...

okay... ich hatte ja schonm mehrmals erwähnt dass in romanisch sprechenden Ländern, wie hier, relative Solmisation durch ist...
aber, wie säh' denn relative Solmisation denn jetzt mit Kirchentonleitern aus?
Lydisch, Myxolydisch, Dorisch etc... das macht doch überhaupt keinen Sinn da mit relativem Do - Re - Mi anzukommen..??

Ich möchte trotzdem einfach nochmal daran erinnern, dass hier Solmisation nicht irgendeine Theorie für Kinderliedchen ist, sondern die gängige Musiksprache, das 'Alphabet' von Musiktheorie...
ich könnte auch andersrum fragen: warum hat sich anderswo C - D - E durchgesetzt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte trotzdem einfach nochmal daran erinnern, dass hier Solmisation nicht irgendeine Theorie für Kinderliedchen ist, sondern die gängige Musiksprache, das 'Alphabet' von Musiktheorie... aber warum??
Echt? Welche musiktheoretischen Werke nutzen denn (relative) Solmisation? (ich kenne da wohl zu wenige).
Dass französische Werke natürlich von do, ré, mi, ... sprechen, ist trivial. Das sind einfach die Tonbezeichnungen in dieser Sprachen und es gibt keinen wesentlichen Unterschied zu c, d, e, ...


okay... ich hatte ja schonm mehrmals erwähnt dass in romanisch sprechenden Ländern, wie hier, relative Solmisation durch ist...
"Durcher" als in nicht romanisch sprechenden Ländern?


aber, wie säh' denn relative Solmisation denn jetzt mit Kirchentonleitern aus?
Das ist eine gute Frage.
Einfach gesagt: "klassisch" nutzt man sie genau so, wie man Kirchentonleitern normalerweise lehrt:
Ausgehend vom Tonvorrat do, re, mi, ... startet jede Kirchentonleiter auf einer anderen Stufe.

Dazu muss man sagen, dass die Kirchentonleitern ursprünglich wirklich auf diese Töne beschränkt waren. Das heißt, es gab kein G-Dorisch o. ä.
Und "Grundtöne" hatte man ursprünglich auch nicht, sondern Finalis, Repercussa, usw. also eigentlich nicht alles einfach 1:1 in die heutige Welt übertragbar.

Wie dem auch sei, bei den Kirchentonleitern gibt es zwei unterschiedliche Solmisations-Ansätze:

"Klassisch:" Kein Unterschied zu absoluten Tonhöhen:
Ionisch (Dur): do, re, mi, fa, so, la, ti, do
Aeolisch (natürlich Moll): la, ti, do, re, mi, fa, so, la
Mixolydisch: so, la, ti, do, re, mi, fa, so
Dorisch: re, mi, fa, sol, la, ti, do, re
usw.

"la-bezogen bzw. do-bezogen", also la als Grundton für Geschlecht Moll, do als Grundton für Geschlecht Dur:
Mixolydisch: do, re, mi, fa, so, la, tu, do
Dorisch: la, ti, do, re, mi, fi, so, la

Mit "Geschlecht" meine ich, dass sich die Kirchentonleitern in die beiden Geschlechter Dur und Moll kategorisieren lassen - im Grunde geht es um große oder kleine Terz (3. Stufe), siehe portugiesisch tom maior/menor.
Also Start mit do für Dur-artige, Start mit La für Moll-artige, den Rest erledigen Tonalterationen (analog Vorzeichen/Versetzungszeichen), oben fett und rötlich hervorgehoben.

Ich muss allerdings zugeben, in der Praxis nie etwas damit zu tun gehabt zu haben.

Viele Grüße
Torsten
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 5 Benutzer
Dass französische Werke natürlich von do, ré, mi, ... sprechen, ist trivial. Das sind einfach die Tonbezeichnungen in dieser Sprachen und es gibt keinen wesentlichen Unterschied zu c, d, e, ...
Deshalb könnte man ja das gleiche mit "relativem C-Dur" genauso machen. Nur dass die Vokale schöner klingen.

Ich sehe ja wirklich die gute Absicht dahinter. Nur ist es eben nicht schlüssig. Es soll für Kleinkinder sein, die noch nicht richtig zählen oder C-D-E sagen können. Andererseits soll es Alterationen abbilden, braucht bei Modulationen eine Analyse vorher, die Vokalumdeutung bei # und b sind nicht eindeutig und und und.

Ich finde die Idee an sich schon sinnvoll, wenn man zB auf dem Klavier Töne spielt und mitspricht, dass man dann nicht sagen muss "Kreuz 11" und "Bee 13". Da könnte man dann eben "fi" und "lu" sagen / denken. Ist schneller, klingt auch schöner, erfordert aber das totale Automatisieren des Systems, denn wenn ich erst nachdenken muss und übersetzen, dann bin ich doch wieder langsamer als wenn ich b13 sage.

Ich müsste mir praktisch ein zweites Tonbenennungssystem verinnerlichen, nur wegen der schönen Vokale.

Wie es bei Kirchentonleitern und deren Modi praktisch funktionieren soll, ist mir auch nicht klar. Ja, es gibt natürlich die beiden Varianten oben. Nur erfordert das so viel Denkarbeit, dass mir das Aufwand-Nutzen-Verhältnis nicht attraktiv erscheint. Zudem müsste man noch x Varianten definieren. Ist zum Beispiel eine alterierte Tonleiter über C und eine do re mi, eine do ru mu oder gar eine ti du ru (nämlich als Cis-Melodisch-Moll).

Also wer Lust auf Kopfakrobatik hat, kann das ja alles mal definieren. Ich wäre gespannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Fühlst Du Dich irgendwie persönlich angegriffen, dass Du so unsachlich reagierst?
Ich meine das absolut sachlich. Wenn man Kindern im Vorschulalter zuallererst beibringt, daß Zahlen Töne bezeichnen, dann werden sie später in der Grundschule im Matheunterricht beim Anblick von Zahlen Töne im Kopf haben. Das ist aber für den Matheunterricht nicht sehr produktiv. Deshalb halte ich es für sinnvoll, dafür andere Bezeichnungen zu nehmen.

Kinderbewußtseine sind leere, unbeschriebene Blätter. Was da zuerst eingetragen wird, hat die Chance, ein Leben lang drin zu bleiben und bildet die Grundlage für weitere Entwicklungen. Wenn man da ein relatives Tonnamensystem einpflanzt, dann haben sie das drauf, wenn sie dranbleiben, und können es später mit Alterationen etc. verfeinern. Das wäre dann deren erstes Tonsystem, das absolute Tonnamensystem wäre dann z.B. beim Instrumentalunterricht das zweite System. Beherrscht man beiden Systeme, ist man meiner Einschätzung nach gut gewappnet für spätere komplexere musikalische Aufgaben.

Deshalb könnte man ja das gleiche mit "relativem C-Dur" genauso machen.
Genauso habe ich es gemacht:
Ich habe ja nie relative Solmisation gelernt. Als Jugendlicher habe ich aber alle harmonischen Wendungen immer von C-Dur aus gedacht und mit den deutschen Tonnamen gesungen. Eine Doppeldominante habe ich z.B. immer mit den Tonnamen d, fis, a, c gesungen, auch wenn z.B. die Tonart As-Dur war. Das ist dann letztlich dasselbe wie relative Solmisation, nur mit deutschen Tonnamen. Ich hatte nie Probleme damit, daß sich die beiden Systeme vermischen.
Aber ich wäre froh, wenn ich als Kind schon ein relatives System gelernt hätte.

Viele Grüße,
McCoy
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
  • Haha
Reaktionen: 1 Benutzer
Der Duden kennt es, deklariert es aber als selten:

1688122438247.png

https://www.duden.de/deklination/substantive/Bewusstsein

Viele Grüße,
McCoy
 
... deklariert es aber als selten:
Und das wohl zurecht. :)

Aber ich meinte eigentlich gar nicht die sprachliche Pluralform, sondern die Tatsache, daß man diesen Begriff, dieses Phänomen wohl überhaupt selten in einer Mehrzahlform meint.

Aber bevor ich mich jetzt in einen Wirbel hineinschreibe höre ich lieber auf ... :)

Thomas
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Naja, in Brasilien zumindest ist ja bspw. Bossa Nova voll von 7er, 9er, 11er und 13er Akkorden... und jeder Akkord wird natürlich benannt!
(Funk kommt dagegen mit drei Tönen und einem schlechten Sänger aus!)

auf portugiesisch klingt das dann so:
Sí menor com setima sustenida, oder Sol maior sobre Do, oder Si bemol com setima sustenida sobre decima terceira diminuída...
oder:
Lócrio = Do - Re(b) - Mi(b) - Fa - So(b) - La(b) - Si(b)
Lídio = Do - Re - Mi - Fa(#) - Sol - La - Si

geht natürlich, ich find's nur komplizierter...
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben