Ich finde es
großartig, dass Leute Ü40 Lust und Motivation haben, Klavier zu lernen.
Man sollte sich dabei bewusst machen, dass gewisse Dinge schneller gehen als bei Kindern - z.B. Erfassen von logischen Zusammenhängen - , andere dagegen länger dauern können, z.B. motorische Dinge oder auswendig lernen.
Erwachsene sollten aber genau die Vorteile davon nutzen, also das analytische Denken und die Zusammenhänge zu anderem Wissen, was wir schon haben.
Vielleicht nützen Euch ja die folgenden Tips etwas:
- immer kleine Abschnitte üben.
Das kann ein Takt sein, oder wenn es sehr schwierig ist, nur ein Akkord oder drei Töne. Dann den nächsten Akkord dazu. Später zusammenbasteln. Die Geduld haben Kinder oft nicht, die wollen irgendwie immer von Anfang bis spielen
es hilft aber sehr.
- Immer das spielen was man kann bringt überhaupt nichts.
Immer beim Üben analysieren: Warum klappt die Stelle noch nicht? Welcher Finger, welche motorische Feinheit ist es? genau die wird dann geübt. so gezielt wie möglich.
Nicht sich um die Schwierigkeit drücken, sondern genau die angehen! Das ist üben.
- so langsam üben, dass man ohne Fehler spielen kann
nochmal: kleine Abschnitte.
man kann auch einen Takt spielen, kurze Pause (1 Sekunde oder so) machen, Finger auf den Tasten lassen. Weiterspielen.
- effektiv üben
Das Gehirn lernt besser in kleinen Portionen mit Wiederholung. 20 min an einer Übung sind zuviel.
Besser 5 min, dann was anderes, dann nach 15 .. 20 min nochmal. Am nächsten Tag nochmal. Dann ist es schon etwas gefestigt.
Es gibt Untersuchungen, welche Zeitintervalle besonders effektiv sind, das hängt mit der biochemischen Speicherung im Gehirn zusammen (vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeit). Es lohnt sich, sich hier mal zu belesen. Ich fand dazu "Denken, Lernen, Vergessen" von F. Vester super aufschlussreich.
- gezielt üben
Immer überlegen, was genau muss ich hier üben, damit ich effektiv vorankomme.
Am nächsten Tag wird das Gelernte erstmal wieder weg sein. Das ist normal! Besonders bei Bach. Nach ein paar Tagen wird das dann.
- nochmal, weil es so wichtig ist: Langsam üben.
So langsam und in so kleinen Stückchen, dass es ohne Fehler geht.
Bei technisch schwierigen Stellen auf die Lockerheit achten.
Mein einer Prof sagte: Schnell wird es dann von alleine. Und er hatte recht!! Wenn man die Stelle in langsamem Tempo korrekt und muskulär locker drauf hat, geht es dann manchmal irre schnell, dass man es auch im Tempo spielen kann.
Wenn man merkt, dass es ungenau wird, wieder langsam üben.
- und generell zum Lernen: Nicht zu lange / zu schwere Stücke auswählen. Erfolgserlebnisse!
Ein guter Lehrer kann auch mal Stellen für Euch vereinfachen. Wenn irgendwas noch gar nicht geht, kann man oft ein-zwei Töne weglassen / transponieren und kann das Stück dann erstmal spielen. Ihr spielt ja nicht vor einer Prüfungskomission, die jeden Ton kontrolliert. Musik machen und dabei Freude haben ist wichtig. Das ist für mich effektiv, s.o.
- Geduld haben
Klavierspielen ist sehr komplex. Neben der neu zu erlerndenden Motorik muss man die Musik erfassen, vorausdenken, gleichzeitig kontrollieren und korrigieren.
Das sind viele Vorgänge parallel, die sich automatisieren müssen. Dazu braucht es Zeit und viele korrekte (!) Wiederholungen.
Wie oft üben Turner ihre Bewegungsabläufe ... und die machen noch nicht mal Musik dazu
Das sind erstmal die wichtigsten meiner langjährigen Erkenntnisse
, die mir für Erwachsene Laien einfallen.