1. Frage: gibt es diesen Effekt auch bei Nicht-Cassotto-Instrumenten?
Im Prinzip nicht, denn da sitzen alle Stimmstöcke auf der gleichen Ebene.
Es kann aber dennoch ein Unterschied hörbar sein. Und das liegt daran, dass häufig die Hebelverhältnisse zwischen Halbtönen und Ganztontasten nicht gleich sind und damit ein unterschiedlicher Klappenhub der Tonklappen entsteht, was dann häufig den Klang beeinflusst, weil der Klappenhub nicht optimal weit offen ist.
2. Frage: kann man durch geeignete Nacharbeit am Stimmstock (oder vielleicht anderswo) diesen unerwünschten Effekt reduzieren oder sogar beseitigen?
Man kann am Ausgang des Cassottoschachts eine schmale Abdeckleiste anbringen, die dafür sorgt, dass weniger Schall direkt austreten kann und mehr oder weniger nur reflektierter Schall aus dem Cassottoschacht austreten kann - dann verringert sich der Effekt drastisch.
Oder alternativ kann man die Registerschalter direkt vor den Cassottoschacht anordnen und durch eine entsprechend großzügig dimensionierte Montageleiste den Cassottoschacht so weit abdecken, dass praktisch kein Schall unreflektiert austreten kann - verringert den Unterschied auch sehr deutlich.
Allerdings muss man hier auch ganz klar dazu sagen, dass das selbstverständlich den Gesamtklang ebenfalls verändert! Also muss man im Enfeffekt hier immer abwägen, was einem wichtiger ist und entsprechend den Schwerpunkt setzen.
Oder bildlich gesprochen, wenn man alles was den Schall behindert ausräumt, so dass dem Schall nichts im Wege steht, hat man einen optimalen Wirkungsgrad - das ist in etwa wie wenn man mit weit offenem Mund singt... das klingt dann sehr stark nach "aaaa". Wenn man nun aber eben partout ein "ooo" oder "uuu" singen möchte, dann hilft alles offene nichts, dann muss man den Mund zumachen und den Schall drosseln.
Und genauso siehts beim Akkordeon aus. je nachdem welchen Gesamtklang man anstrebt, räumt man Hindernisse (und damit potentielle Absorber, Diffusoren und Reflektoren ) aus dem Weg ... oder baut die absichtlich ein. Und je nach dem was einem wichtiger ist, muss man halt auf der anderen Seite Zugeständnisse machen ... und eben Unterschiede im Cassottoklang hinnehmen...
Wenn man einen knarzigen, trockenen oder "offenen" Klang haben will muss muss man zusehen das die Obertöne mitkommen... und baut entsprechend offen. Wenn man eher einen flötigen eher "geschlossenen" Klang haben will baut man tiefer in den Schacht hinein ... und entsprechend muss man im einen Fall eben deutlicheren Unterschied der beiden Stimmstockpositionen in Kauf nehmen.
Wenn dann noch zusätzlich unterschiedliche Hebel- und damit Klappenöffnungsverhältnisse dazukommen, wird der Unterschied nochmals deutlicher. Das kann man bei sehr vielen Instrument gut beobachten. Denn es gibt viele Instrumente, (insbesondere die sog. "Kompaktausführungen") wo man aus Platzgründen ab und zu einen der Ganztontasten auf den Halbtonstimmstock auslagert. Meist sind das die "E " oder "F" Töne. Und weil die aber den Drehpunkt der Ganztontasten haben und die Clavishebellänge der Halbtontasten, führt das dazu das der Ton ein deutlich anderen Klappenhub hat und der Ton klingt dann meist deutlich wahrnehmbar anders.
3. Frage: gibt es einen vergleichbaren Effekt auch bei Knopf-Akkordeons?
Da ist der Effekt sogar mitunter noch schlimmer. Knopfinstrumente haben bei relativ kompakter Bauhöhe sehr oft sehr viel mehr Töne als Tastenakkordeons. Und das führt dazu das im Cassottoschacht nicht zwei, sondern drei Stimmstöcke sitzen!
Und eigentlich müsste jetzt der Effekt sogar noch viel deutlicher auffallen...
...weil aber die Knöpfe so den Stimmstöcken zugeordnet sind, dassder jeweils nächste Ton auf dem nächsten Stimmstock sitzt, wechseln sich die drei Stimmstöcke ständig ab, so dass das dann nicht so drastisch auffällt wie wenn man schwarze und weiße Tasten auf zwei verschiedene Stimmstöcke legt.... Das Ohr wird hier also n bissl überlistet!