Klangunterschied zwischen Halb- und Ganztönen bei Akkordeons

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morino47
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Hallo zusammen,

angeregt durch eine Bemerkung in einem anderen Faden möchte ich folgende Problematik zur Diskussion stellen: bei Piano-Akkordeons haben abhängig vom gewählten Register die Halbtöne (cis,dis,fis,gis,ais) einen leicht anderen Klang als die anderen Töne (Ganztöne). Das gilt mehr oder weniger für jedes Fabrikat und soll dem Vernehmen nach daran liegen, daß die Halbtöne oft auf anderen Stimmstöcken liegen als die Ganztöne. Dieser Effekt ist unerwünscht.

1. Frage: gibt es diesen Effekt auch bei Nicht-Cassotto-Instrumenten?

2. Frage: kann man durch geeignete Nacharbeit am Stimmstock (oder vielleicht anderswo) diesen unerwünschten Effekt reduzieren oder sogar beseitigen?

3. Frage: gibt es einen vergleichbaren Effekt auch bei Knopf-Akkordeons?

Viele Grüße

morino47
 
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1. Frage: gibt es diesen Effekt auch bei Nicht-Cassotto-Instrumenten?
Im Prinzip nicht, denn da sitzen alle Stimmstöcke auf der gleichen Ebene.

Es kann aber dennoch ein Unterschied hörbar sein. Und das liegt daran, dass häufig die Hebelverhältnisse zwischen Halbtönen und Ganztontasten nicht gleich sind und damit ein unterschiedlicher Klappenhub der Tonklappen entsteht, was dann häufig den Klang beeinflusst, weil der Klappenhub nicht optimal weit offen ist.


2. Frage: kann man durch geeignete Nacharbeit am Stimmstock (oder vielleicht anderswo) diesen unerwünschten Effekt reduzieren oder sogar beseitigen?

Man kann am Ausgang des Cassottoschachts eine schmale Abdeckleiste anbringen, die dafür sorgt, dass weniger Schall direkt austreten kann und mehr oder weniger nur reflektierter Schall aus dem Cassottoschacht austreten kann - dann verringert sich der Effekt drastisch.

Oder alternativ kann man die Registerschalter direkt vor den Cassottoschacht anordnen und durch eine entsprechend großzügig dimensionierte Montageleiste den Cassottoschacht so weit abdecken, dass praktisch kein Schall unreflektiert austreten kann - verringert den Unterschied auch sehr deutlich.

Allerdings muss man hier auch ganz klar dazu sagen, dass das selbstverständlich den Gesamtklang ebenfalls verändert! Also muss man im Enfeffekt hier immer abwägen, was einem wichtiger ist und entsprechend den Schwerpunkt setzen.

Oder bildlich gesprochen, wenn man alles was den Schall behindert ausräumt, so dass dem Schall nichts im Wege steht, hat man einen optimalen Wirkungsgrad - das ist in etwa wie wenn man mit weit offenem Mund singt... das klingt dann sehr stark nach "aaaa". Wenn man nun aber eben partout ein "ooo" oder "uuu" singen möchte, dann hilft alles offene nichts, dann muss man den Mund zumachen und den Schall drosseln.

Und genauso siehts beim Akkordeon aus. je nachdem welchen Gesamtklang man anstrebt, räumt man Hindernisse (und damit potentielle Absorber, Diffusoren und Reflektoren ) aus dem Weg ... oder baut die absichtlich ein. Und je nach dem was einem wichtiger ist, muss man halt auf der anderen Seite Zugeständnisse machen ... und eben Unterschiede im Cassottoklang hinnehmen...

Wenn man einen knarzigen, trockenen oder "offenen" Klang haben will muss muss man zusehen das die Obertöne mitkommen... und baut entsprechend offen. Wenn man eher einen flötigen eher "geschlossenen" Klang haben will baut man tiefer in den Schacht hinein ... und entsprechend muss man im einen Fall eben deutlicheren Unterschied der beiden Stimmstockpositionen in Kauf nehmen.

Wenn dann noch zusätzlich unterschiedliche Hebel- und damit Klappenöffnungsverhältnisse dazukommen, wird der Unterschied nochmals deutlicher. Das kann man bei sehr vielen Instrument gut beobachten. Denn es gibt viele Instrumente, (insbesondere die sog. "Kompaktausführungen") wo man aus Platzgründen ab und zu einen der Ganztontasten auf den Halbtonstimmstock auslagert. Meist sind das die "E " oder "F" Töne. Und weil die aber den Drehpunkt der Ganztontasten haben und die Clavishebellänge der Halbtontasten, führt das dazu das der Ton ein deutlich anderen Klappenhub hat und der Ton klingt dann meist deutlich wahrnehmbar anders.

3. Frage: gibt es einen vergleichbaren Effekt auch bei Knopf-Akkordeons?

Da ist der Effekt sogar mitunter noch schlimmer. Knopfinstrumente haben bei relativ kompakter Bauhöhe sehr oft sehr viel mehr Töne als Tastenakkordeons. Und das führt dazu das im Cassottoschacht nicht zwei, sondern drei Stimmstöcke sitzen!

Und eigentlich müsste jetzt der Effekt sogar noch viel deutlicher auffallen...

...weil aber die Knöpfe so den Stimmstöcken zugeordnet sind, dassder jeweils nächste Ton auf dem nächsten Stimmstock sitzt, wechseln sich die drei Stimmstöcke ständig ab, so dass das dann nicht so drastisch auffällt wie wenn man schwarze und weiße Tasten auf zwei verschiedene Stimmstöcke legt.... Das Ohr wird hier also n bissl überlistet!
 
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Beim Nicht Cassotto Instrument kann der Effekt extrem sein.
Ich kenne es von der Lucia so.
Da klingen die schwarzen Tastentöne (plus E und ich glaube auch H) wie aus nem anderen Instrument: recht gedämpft und mehr wie „ooo“ , die weißen offen wie „aaa“
Ursache ist in dem Fall der Registerapparat, der genau vor diesen Stimmstöcken liegt.
Ich habe das für mich so gelöst dass ich das gesamte Verdeck mit Alufolie innen belegt habe.
Die Töne klingen jetzt alle nach „ooo“
Natürlich sind dann auch alle entsprechend gedämpft aber wenigstens gleich. (Die hinter dem Registerschalten sind ohnehin gedämpft)
Und schlecht klingt das nicht.
 
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Danke Euch, @maxito und @Malineck.

Stimmstockposition und Registermechanik sind bauartbedingt festgelegt und wohl nicht nachträglich zu ändern.

Nachträglich eine weitere Öffnung des Schallweges herauszuarbeiten, scheint mir auch nicht praktikabel.

Gibt es aber jemanden hier, der schon einmal versucht hat, mit einer Leiste den Cassottoschacht teilweise abzudecken, um die unerwünschten Klangunterschiede zwischen Halb- und Ganztontasten abzumildern? Welche Erfahrungen gibt es dazu?
 
Das würde mich auch interessieren, oder vlt gibt es sogar Fotos, wie sowas aussieht?
 
Gibt es aber jemanden hier, der schon einmal versucht hat, mit einer Leiste den Cassottoschacht teilweise abzudecken, um die unerwünschten Klangunterschiede zwischen Halb- und Ganztontasten abzumildern? Welche Erfahrungen gibt es dazu?

Ja, den gibt es .
Es ist ja zum großen Teil in meinen Entwicklungen schon umgesetzt worden . Spitzenspieler haben mir bestätigt, daß durch meine Entwicklung erfolgreiche Verbesserungen, wonach ihr sucht, erreicht wurden. Im Forum wurde hierüber klar und ausführlich berichtet. Im Akkordeon-Magazin - Ausgabe 1 Jahrgang 2022 ist ebenfalls .
Mehrmals habe ich angeboten, dieses neu entwickelte Akkordeon auszuprobieren. Das Interesse hieran ist gleich Null. Umso unverständlicher ist es für mich, wenn hier diese Fragen gestellt werden.

Maxito hatte ganz ausführlich über seine Erfahrungen mit meinem Instrument im Forum berichtet. Morigol hat es selbst auch ausprobiert und ebenfalls die Berichte hierüber ins Forum eingestellt.

Ich kann nicht verstehen, weshalb hier dieses Desinteresse dieser Neuentwicklung entgegen gebracht wird.

Auf die Frage von Morino 47 und von Malineck einzugehen, kann ich bestätigen, daß es auch Möglichkeiten gibt, an Standard-Akkordeons Verbesserungen vorzunehmen.

Gruß
Manfred
.
 
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Kann man an einem vorhandenen Akkordeon prinzipiell nachträglich durch Manipulation an den Stimmstöcken oder dem Cassotto-Schacht die Ganz-Halbton-Klangunterschiede abmildern oder beseitigen? Wie stellt man das an? Kann oder will denn wirklich niemand hier im Forum hierauf eine konkrete Antwort geben?

Eine Antwort des Inhalts „ich weiß es, aber ich verrat‘s euch nicht“, hilft mir nicht weiter. Es geht mir auch nicht darum, wie ein Akkordeon neu konstruiert werden müsste, damit das Problem nicht auftritt. Es geht mir schlicht um die Optimierung eines vorhandenen Akkordeon, etwa so, wie das vor einiger Zeit @kevdacc mit der Optimierung seiner Borsini im Bassteil hier ausführlich beschrieben hat, nachdem er den entscheidenden Tip mit der Innenraumlackierung erhalten hatte.

Viele Grüße, morino47
 
Hallo Morino47,
Eine Antwort des Inhalts „ich weiß es, aber ich verrat‘s euch nicht
wenn Du das so aus meinem Schreiben entnommen hast, war es mit Sicherheit nicht meine Absicht ,hier mit Infos zurück zu halten. Diesen Vorwurf weise ich entschieden zurück. Wenn ich hier im Forum nicht so ausführlich mich in Schriftform beteilige, hat das ganz andere Gründe. Ich brauche mich wohl nicht dafür zu schämen, dass ich in der Zeit als andere Kinder in meinem Alter das Glück hatten, eine Schule besuchen zu können, ich 3 Jahre kriegsbedingt meine Kindheit in einem Internierungslager hinter Stacheldraht im Ausland verbracht habe. Ich habe also mit 1.5 Jahren Volksschule mein Leben gestalten müssen. Von meinen Eltern wurde ich in dieser Zeit getrennt.

Deshalb halte ich mich hier im Forum in Schriftform bis auf das Notwendigste zurück.

Und jetzt zum eigentlichen Thema:
Man kann am Ausgang des Cassottoschachts eine schmale Abdeckleiste anbringen, die dafür sorgt, dass weniger Schall direkt austreten kann und mehr oder weniger nur reflektierter Schall aus dem Cassottoschacht austreten kann - dann verringert sich der Effekt drastisch.
Ich möchte Dich an meine Einladung vor Jahren erinnern als Du den 1. Erlkönig bei mir angespielt hast. Womit wurde der Halbton im Cassotto angepaßt? Durch die von mir eingebaute Umlenkung (Leiste s. Maxito) der Halbtöne. Wie oben von Maxito beschrieben.

Wie man jetzt im Einzelnen mit unterschiedlich konstruierten Akkordeons Verbesserungen erzielen kann, müßte von Fall zu Fall noch bauart bedingt überprüft werden.

Weshalb ich den 2. Erlkönig nochmal total neu gebaut habe, beruht darauf, soweit als möglich die bekannten Kompromisse zu verbessern. Wie weit dieses Ziel erreicht wurde, entscheiden letztendlich die Spieler.

Gruß
Balg (Manfred)
 
Mir stellt sich jetzt die Frage, ob ich diese 'Gleichmacherei' aller Töne überhaupt haben möchte.

Gerade die leichtenUnterschiede im Klang machen ein Instrument lebendig. Das trifft eigentlich auf alle akustischen Instrumente zu.
Ich kenne diese extremen Unterschiede bei Geigen, Gitarren... Überall, wo der identische Ton auf unterschiedlichen Saiten, in dann unterschiedlcihen Lagen gespielt werden kann, klingt der ziemlich anders.

Bei elektronischen Instrumenten klingen erst mal alle Töne gleich und sind nur in der Tonhöhe verschieden.
Die Hersteller dieser Instrrumente wenden jede Menge Energie auf, um genau diese Unwägbarkeiten eines akustischen Instruments in die elektrischen hinneinzubekommen.

Da ich aber auch nicht minutenlang auf einem Ton herumorgle um zu hören, ob der vielleicht nicht richtig stimmt, oder anders klingt, sondern musiziere, ist mir der Einzelton völlig egal, solange das Gesamtbild stimmt.
 
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Mir stellt sich jetzt die Frage, ob ich diese 'Gleichmacherei' aller Töne überhaupt haben möchte.

Gerade die leichtenUnterschiede im Klang machen ein Instrument lebendig.
Danke :hail:. Genau SO sehe ich das auch, und auch wenn man aus der Position des Spielers heraus die Unterschiede vielleicht hören mag (mich stört das nicht im geringsten, weil ich's eben nicht anders kenne), verlieren sich diese über die Distanz heraus fürs Publikum ohnehin, d. h. meiner Meinung nach gibt's überhaupt keine Notwendigkeit, hier das Rad neu erfinden zu müssen...
 
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Ja, bei mir auch so. Ich hab mir das mal angeschaut mit Cassottoerweiterung. Und auch mal mit nem Pappstreifen provisorisch angebracht. Habs gleich wieder ab :D
Zumindest bei M Morinos macht es nicht so den Sinn, weil die ja absichtlich mit dem offenen Verdeck ohne Register im Weg und diesen etwas kürzeren Cassottoschacht. Damit sie so klingt wie sie halt mal klingt. (Die V hat sogar nen etwas kürzeren Schacht als die VI. Die klingt also besonders offen.
Und da es diese Art Klang sonst kaum gibt, wäre diese Art Tuning keine Verbesserung. Eher ne Angleichung an den jetzigen Trend. Aber dafür brauchts wiederum keine M Morino, find ich.
Ne das passt schon alles. Wenn Verbessern dann in Spieltechnischen Dingen, Leichtgängigkeit, ggf Luftverbrauch, unnötige Geräusche. Aber nicht in der Klangcharakteristik.
 
Das sind zwei verschiedene Poster
Meine Frage wollte ich generell verstanden wissen, sorry, hätte ich vielleicht klar ausdrücken sollen. Wenn in einem Solokonzert
eine Passage einchörig mit geringer Lautstärke gespielt wird stört es mich als Zuhörer schon wenn die komplette Halbtonreihe stark abweicht, bei mehrchöriger Registrierung und vollen Händen ist es sicherlich wurscht. Als Hersteller würde ich mich jedenfalls bemühen diesen Mangel möglichst gering ausfallen zu lassen. Scheinbar ist es vielen aber egal :nix:
 
Wenn in einem Solokonzert
eine Passage einchörig mit geringer Lautstärke gespielt wird stört es mich als Zuhörer

Dann hast du ein ausgesprochen feines Gehör! Gratulation! Als Zuhörer ist mir das bisher nicht gelungen diese Unterschiede gezielt zu erhören - dazu ist mein Gehör einfach nicht fein genug differenzierend. Als Zuhörer bin ich bislang nur in der Lage einen Summenklang , also quasi den Durchschnittsswert der verschiedenen Teilklänge des Akkordeons zu erfassen.

und auch wenn man aus der Position des Spielers heraus die Unterschiede vielleicht hören mag
Als Spieler geht ´s mir unterschiedlich. Es gibt Zeiten, das nehme ich das nicht wahr und spiele und es gibt aber auch Tage da nehme ich die Unterschiede wahr und dann irritiert mich das bisweilen schon, weil mir dann mitten im Spiel auffällt, dass der Ton ganz anders klingt und dann kommt kurz der Gedanke: "nanu, was war denn das grad eben?" .. und irritiert mich im Spiel und lässt mich dann bisweilen kurz unsicher werden.

Mir stellt sich jetzt die Frage, ob ich diese 'Gleichmacherei' aller Töne überhaupt haben möchte.
Und genau das ist jetzt der persönliche Anteil und das ist nun halt von Mensch zu Mensch verschieden.

Einer meiner Hauptstimmungsmacher meinte mal, ihm gefällt das , wenn der Ton nicht in allen Lautstärken exakt gleich ist und er damit Unterschiede produzieren kann. Er meinte, er findet es Klasse, dass die gleichen Töne mal super ineinanderklingen und das andere mal sich n bissl mehr "reiben". Und das obwohl er beim Stimmen extrem pingelig ist bezüglich Abweichungen und einen sehr hohen persönlichen Ergeiz hat ein wirklich so gut wie möglich sauber gestimmtes Akkordeon abzuliefern.

Und deswegen kann es dann auch nicht DAS eine Ziel der Stimmung geben, eben weil die Erwartungshaltung der Spieler an Klanggleichheit und Konstanz unterschiedlich ist.

Und auch mal mit nem Pappstreifen provisorisch angebracht. Habs gleich wieder ab :D
Das ist, wie ich schon weiter oben geschieben habe, nicht nur in einer Richtung funktionierend: Sobald ich am Cassottoschacht die Geometrie ändere , äbdere ich auch am Klang was mit! Ein Effekt allein ist nicht zu haben! Und mitunter hat man halt nur die Wahl, welchen Kompromiss man bevorzugt. Und die Morino der M Serie ist diesbeüglich halt auch relativ extrem. Eben dewegen weil die Stimmstöcke teilweise fast schon außerhalb des Cassottos abstrahlen ergibt das den markanten Klang... Ändert man das klingts anders und bei der M Serie fällt das dann halt besonders deutlich ins Gewicht und der Klang ändert sich deutlich. Bei einer Supita oder ähnlichen ist das nicht so auffällig, weil da die Chöre von Haus aus schon tiefer im Cassotto sitzen. Da bewirkt sich so ein "Klangegalisator" eine wesentlich weniger auffällige Klangänderung.
 
Dann hast du ein ausgesprochen feines Gehör
Mein Gehör ist durchschnittlich und ich nehme es wahr. Und da ich weiß, daß das Gehör vieler Musikhöhrer viel besser ist gehe ich davon daß andere es auch hören. Das Publikum in unserem Kulturhaus besteht noch dazu (gefühlt)großenteils aus Musiklehrern die ALLES! hören, jeden Ton, besonders wenn er abweicht :D
 
dass der Ton ganz anders klingt
Es gibt stärkere Einflüsse auf den Ton als den bauart bedingten Unterschied zwischen Ganz- und Halbtönen. Wenn ich stärker am Balg drücke oder ziehe, ändert sich die Tonhöhe minimal oder auch stärker. Gleichfalls kann ich mit Balgdruck die Einschwingphase eines Tones ändern. Mache ich ein Finger-Vibrato, reagieren die Töne unterschiedlich. Der Einfluss des Spielers ist größer als die angedachten ideenreichen technischen Maßnahmen am Instrument. Es ist besser, den Spieler zu optimieren als das Instrument.

Und ja, ich würde @morigol Recht geben:

Gerade die leichtenUnterschiede im Klang machen ein Instrument lebendig. Das trifft eigentlich auf alle akustischen Instrumente zu.
Ich kenne diese extremen Unterschiede bei Geigen, Gitarren...
Der Geigenbauer Martin Schleske verkauft nach eigenen Aussagen verschiedene Geigentypen: Schülergeigen, Amateurgeigen, Profi-Geigen, Solisten-Geigen. Die charakterstarken Solisten-Geigen haben absolute Stärken, dafür nimmt man ausgesprochene Schwächen in Kauf. Ein guter Solist, sagt er, kommt damit zurecht und bringt das Instrument zur Geltung. Die meisten scheitern daran. Manchmal springt ein widerborstiges Springpferd einfach höher. Man muss es halt zu nehmen wissen.
 
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Da muss ich @Bernnt zustimmen. Bei Instrumenten wie Violinen ist es relativ einleuchtend, dass die reine Tonerzeugung und der Umgang mit instrumentellen Eigenarten Teil des Spiels ist und eine Violine umso mehr Möglichkeiten bietet je origineller sie klingt.
Beim Akkordeon steht eher die Erwartungshaltung, dass es gefälligst ähnlich einem Klavier oder noch extremer einem Keyboard komplett gleich zu klingen hat, der Balg eher ein Ärgernis darstellt, der diese Illusion stört und man einfach die Töne korrekt abspulen braucht.
(Extrem gesprochen :) )
Vielleicht kommt das noch aus der Zeit, als Akkordeon eigentlich eine Art mobiles Behelfsinstrument war, um unterwegs, auf Schiffen etc. ein "richtiges Instrument" bloß zu ersetzen.
Seit M3 ist das ggf sogar wieder aufgelebt, da man ja vorwiegend Akkordeonfremde Literatur nun endlich sogar polyphon nachbilden konnte.
Ne... :) Das Akkordeon hat sehr viele Macken, Ecken und Kanten, vlt ähnlich einer Violine und die gilt es ja als Spieler gezielt zu nutzen, um eben nicht diese "Gleichklangmusik" zu praktizieren.
In der Volksmusik wird interessanterweise genau das so gelebt.
 
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Hallo zusammen,

da haben wir ja eine interessante Diskussion. Und eine solche Diskussion lebt ja nicht davon, dass alle einer Meinung sind.

So wie ich es verstanden habe, gibt es zu dieser Fragestellung zwei konträre Meinungen. Erstens, Klangunterschiede zwischen Halb- und Ganztontasten machen ein Akkordeon charakteristisch und lebendig/ farbig. Zweitens, solche Klangunterschiede stören beim feinen und ggfls. polyphonen Spiel.

Zum ersten Punkt kann ich aus meiner Sicht anmerken, dass die Klangunterschiede beim vollgriffigen und mehrchörigen Spiel sicher untergehen. Das ist dadurch zu erklären, dass dieser Klangunterschied i.d.R. nur bei Cassotto-Instrumenten im 8'-Chor auftritt, beim mehrchörigen Spiel also durch die anderen Chöre überspielt wird. Wer also überwiegend Musik mit diesen Charakteristiken macht, für den spielen solche Klangunterschiede keine Rolle. Unter welchen Umständen ein Akkordeon farbiger oder charakteristischer klingt, wenn es die fraglichen Klangunterschiede hat, im Vergleich zu einem in diesem Sinne perfekten Instrument, lasse ich dahingestellt. Ein Blindtest könnte hier Aufschluss geben, ist aber wohl nicht realisierbar.

Im zweiten Punkt fühle ich mich bestärkt, dass es durchaus Umstände gibt, z.B. einchöriges 8'-Spiel auf einem Cassotto-Akkordeon, bei denen solche Klangunterschiede auffallen oder sogar stören. Da ich selbst meistens für mich alleine spiele ohne nennenswertes Umgebungsrauschen, höre ich als Spieler diese Unterschiede sehr wohl. Auch im kleinen (kammermusikalischen) Kreis höre ich diese Unterschiede, und offenbar geht es nicht nur mir so. Ob es sogar als störend empfunden wird, überlasse ich gerne jedem Einzelnen. Mich aber stört es gelegentlich.

Beispiel: in der Eingangspassage zum Czardas von Monti, wenn ich bei einer großen Abwärtsbewegung eine (venezianische) Rückung spiele - in der Abwärtsbewegung vom A-Dur-Lauf auf B-Dur rücke und wieder zu A-Dur zurückkehre - und dabei das wichtige b etwas matter klingt als das a. Beim vorgesehenen Tempo ist da auch mit dem Balg nichts zu machen. Natürlich muss man diese Rückung nicht spielen, und es ist dann immer noch der Czardas von Monti. Aber reizvoll ist es schon.

Dass solche Halbton- Ganzton- Klangunterschiede auch bei anderen Instrumenten auftreten, ist klar und werden dort auch wegzuoptimieren versucht. Extremes Beispiel: mir hat erst vor Kurzem ein Pianist erklärt, dass ihn an seinem Bechstein-Flügel stört, dass die Halbtöne minimal anders klingen als die Ganztöne. Wie das, fragte ich, da die Saiten doch unmittelbar nebeneinander liegen und sonst auch keine unterschiedlichen Gegebenheiten der Saitenlagerung vorliegen. Antwort war, dass die Hämmerchen-Mechaniken sich minimal unterscheiden, und das verursache die Unterschiede. Dieser Pianist sucht sich nun ein anderes Instrument.

Ich stimme ja zu, dass, wie oben erwähnt, die allermeisten Unzulänglichkeiten im Unvermögen des Spielers liegen, sprich im Gesamtpaket Spieler-Instrument-Musikstil-Zuhörer sind die Ganzton-Halbton-Unterschiede nur ein nachrangiges Qualitätsmerkmal. Aber Optimieren muss eben an mehreren Stellen erfolgen. Oder hat man schon mal gehört - schlechtes Beispiel -, dass man an einem Auto den Scheibenwischer nicht optimiert, solange der Fahrer nicht perfekte Regenreifen montiert hat.

Viele zu optimierende Akkordeongrüße

morino47
 
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Aber ein Vibrationsgeräusch, das erst ab 210 km/h auftritt, interessiert einen Fahrer, der höchstens mal 180 fährt, nicht.
 
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