the flix
HCA PA-Technik
Um mal auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: Du kannst weder per EQ Verzerrungen entfernen, noch deren Entstehung einfach verhindern.nimmt man mit den global EQ rücksicht auf den klirrgrad von lautsprechern?
Das erste sollte direkt klar sein. Die Verzerrungen entstehen zum absolut überwiegenden Anteil in den Lautsprecher-Chassis, also hinter jeglichem EQ. Leider sind Lautsprecher immer noch das technisch schwächste Glied in der Wiedergabekette. Elektronik lässt sich mit vernachlässigbaren Klirrfaktoren produzieren (< -80 dB / 0.01 %), Lautsprecher sind selbst bei moderatem Einsatz schnell über der Grenze von -40 dB / 1 % und im Betrieb am Maximum auch schnell mal bei -20 dB / 10 % und darüber.
Man könnte davon ausgehend versuchen, vor dem Lautsprecher den Bereich abzusenken, der am meisten Verzerrungen erzeugt. Dazu muss man aber erst einmal wissen, wo dieser liegt. Per Gehör ist das quasi nicht auszumachen. Denn man hört ja nicht den Bereich, der verzerrt, sondern die Verzerrungen selbst. Ein Beispiel: Ein Lautsprecher erzeugt bei 1 kHz sehr viel Verzerrungen 3. Ordnung (K3). Das heißt, zu einem 1 kHz Signal kommen Anteile bei 3 kHz dazu. Ein anderer Lautsprecher erzeugt bei 1.5 kHz sehr viel Verzerrungen 2. Ordnung, was ebenfalls zu zusätzlichen Signalanteilen bei 3 kHz führt. Das "mehr" bei 3 kHz kann man vielleicht heraushören, aber ohne Messung hat man keine Chance zu beurteilen, welche Grundfrequenz denn dafür verantwortlich ist. Denn Absenken muss man logischerweise auf der Grundfrequenz, also bevor die Verzerrungen entstehen.
Selbst wenn man die Kenntnis über das Verzerrungsverhalten des Lautsprechers hat, ist ein statischer EQ als Gegenmaßnahme nur wenig geeignet. Denn damit verbiegt man sich ja automatisch den Frequenzgang und zwar dauerhaft. Verzerrungen hängen aber wiederum vom Pegel ab, sprich sie sind nur relevant, wenn es auch wirklich laut ist. Da sich in der Musik und gerade live laut und leise ständig abwechseln (Stichwort Crestfaktor), ist eine statische Entzerrung keine Option.
Mögliche Lösungen werden dann sehr kompliziert: dynamische EQs oder Limiter mit Side-Chain-EQ. Mit einem dynamischen EQ kann man die Absenkung in Relation zum Pegel setzen, sodass nur abgesenkt wird, wenn es auch laut wird, also viele Verzerrungen entstehen. Ein Limiter mit Side-Chain-EQ kann das Limiter-Steuersignal (Side-Chain) per EQ so verbiegen, dass er empfindlicher auf Signale im kritischen Bereich reagiert. Wenn also ein Signal kommt, dass viel Pegel im kritischen Bereich hat, greift der Limiter früher und verhindert, dass die Box zu verzerren beginnt.
Diese Methoden sind für den einfachen Anwender im Grunde nicht umsetzbar. Man muss aufwändige Messreihen der Lautsprecher durchführen, um derartige Schutzfunktionen sinnvoll implementieren zu können.
Das ist schlussendlich ein Punkt, der günstige Systeme von denen mittlerer und schließlich höchster Qualität unterscheidet: was passiert, wenn es laut wird. Das hängt zum einen an der Qualität der Chassis und Treiber selbst ab, zum anderen aber auch an ausgefeilten Schutzfunktionen, die man erst bei hochqualitativen Systemen findet. Und es wird am besten auch nur im direkten Vergleich deutlich, da unser akustisches Erinnerungsvermögen sehr eingeschränkt ist.
Mit einem globalen EQ auf "gehörte" Verzerrungen zu reagieren, ist mehr Notbehelf, als sinnvolle Maßnahme. Im Grunde hilft nur, ein größeres/bessseres System zu verwenden. Prinzipiell sind dem aber leider auch Grenzen gesetzt. Wie schon gesagt, Elektronik ist bis kurz vorm Clip quasi verzerrungsfrei, Lautsprecher (Elektro-Mechanik) erzeugen mit steigendem Pegel stetig steigende Verzerrungsanteile.
Was mit bei günstigen System aber auch schon aufgefallen ist, ist eine Abstimmung mit zu hohen Frequenzen ansteigendem Frequenzgang. In Erinnerung ist mir hier z.B. die EV ZLX12P geblieben. Das mag bei ersten Anhören mit produziertem Material und geringen Pegeln noch "gut" klingen (da sind wir wieder bei Fletcher-Munson), funktioniert aber laut so gar nicht mehr.
Nicht ganz vergessen darf man auch den Faktor Abstand. Mit steigendem Abstand werden die Höhen zunehmend durch atmosphärische Effekte gedämpft. Bei großen Systemen und dementsprechenden Abständen wirkt sich das deutlich aus. Umgekehrt kann es daher Sinn ergeben, Lautsprechern, die für die Beschallung auf kurze Distanz verwendet werden, eine Absenkung der Höhen aufzuprägen, um eine ähnliche Klangcharakteristik zu erhalten, wie man sie weiter weg erlebt.
Mit Musikmaterial zu testen, dass man gut kennt, ist immer sinnvoll. Für das angesprochene Phänomen kann es aber nachteilig sein, stark produzierte Stücke mit geringem Crestfaktor zu verwenden. Denn diese klingen auch schon bei geringen Pegeln "laut". Sprich, man empfindet es als laut, auch wenn der Lautsprecher noch gar nicht an seinen Grenzen spielt, weil es gar keine Peaks gibt, die ihn an selbige bringen. Daher kann es einen Mehrwert bringen, auch mit Stücken mit hohem Crestfaktor gegenzuhören, die vielleicht leiser empfunden werden, auf Grund ihrer Peaks aber den Lautsprecher eher an seine Grenzen bringen. Irgendwas mit dominatem, nicht komplett komprimiertem Schlagzeug finde ich dafür am geeignetsten. Kick und Snare sind die Signale, welche auch live in der Regel die größten Peaks erzeugen und somit die höchsten Anforderungen an Lautsprecher stellen, was die korrekte Wiedergabe von Peaks darstellt.mit ekelig meine ich zb. sowas: